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11.07.11 - Al Andalus Ultra Trail

Unbekanntes Andalusien

Sonne und Meer, Stierkampf und Flamenco, stolze Menschen und maurische Pracht, dazu Temperaturen von vierzig Grad - das ist typisch für Andalusien im Süden Spaniens. Wo andere Menschen Urlaub machen, kommt man als Läufer bei einem anspruchsvollen, gut organisierten und gleichzeitig landschaftlich reizvollen Rennen auf seine Kosten: dem Al Andalus Ultra Trail, der in diesem Jahr seine dritte Ausgabe feiert.

Wer kennt sie nicht, Transalpine Run, Ultra-Trail du Mont Blanc oder Zugspitz Ultratrail, die großen und bekannten Trailläufe in Europa? Doch wie steht es um Geheimtipps wie den Al Andalus Ultra Trail - er ist nicht weniger spektakulär!  Wer eine sportliche Herausforderung in einer packenden Umgebung mit familiären Charakter sucht, ist beim Al Andalus Ultra Trail bestens aufgehoben. Insgesamt 220 Kilometer und 5.000 Höhenmeter gilt es in fünf Tagesetappen bei diesem Rennen zu bewältigen.

Nach einem kurzweiligen Flug komme ich am Sonntagmorgen (10. Juli 2011) in Málaga, an der Costa del Sol, im Süden Spaniens an. Zusammen mit Mark, einem Läufer aus England, der bereits im vergangenen Jahr bei diesem Event dabei war, bekomme ich vom Veranstalter einen Bustransfer zum Hotel in Loja. Loja, eine Ortschaft ein paar Kilometer westlich von Granada, ist der Start- und Zielort dieses Rennens. Als ich die Flughafenhalle verlasse, schlägt mir eine warme, um nicht zu sagen, heiße Brise mediterraner Luft entgegen. Um die dreißig Grad zeigt das Thermometer bereits an und es soll noch wärmer werden. Bis zu 45 Grad kann es hier in dieser Jahreszeit werden.

Nach einer 45-minütigen Autofahrt erreichen wir das Hotel Manzanil, in dem alle Läufer und das gesamte Orga Team untergebracht sind. Das Hotel zählt zwar nur zwei Sterne, ist jedoch in meinen Augen völlig ausreichend. Wir sind ja nicht bei einem Luxus Urlaub, sondern bei einem anspruchsvollen Ultra Trail über mehrere Tage.

Die kommenden Tage werden wir Läufer auf komfortable Betten verzichten müssen. Nachdem ich im Hotel eingecheckt habe, erhalte umgehend meine Startunterlagen, inklusive Roadbook und T-Shirt. In der Lobby lerne ich auch Volker aus Deutschland kennen, der bei diesem Lauf als Rennarzt dabei ist. Im Laufe des Tages kommen immer mehr Läufer an. Auch ein paar alte Bekannte sind darunter, wie zum Beispiel Helen aus London, die ich im vergangenen Jahr beim Jungle Marathon in Brasilien kennenlernte. Wir sind schon ein kleines und verrücktes Völkchen und laufen überall in der Welt. Verrückt auf eine positive Art und Weise.

Insgesamt stellen sich in diesem Jahr 66 Läufer aus zwanzig Nationen der Herausforderung Al Andalus Ultra Trail. Läuferinnen und Läufer aus Kanada, Singapur, Island, Korea, Mexiko, um nur ein paar Länder zu nennen. Am Abend findet das Briefing im Hotel statt. Eric und Michelle, die Hauptorganisatoren bei diesem Rennen, stellen uns jede Etappe sehr detailliert vor. Untermalt werden ihre Ausführungen von Bildern, die uns jetzt schon das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Am liebsten wäre ich sofort in meine Laufschuhe gestiegen und losgelaufen in Anbetracht der traumhaften und vielseitigen Landschaft, die uns bei diesem Rennen erwartet.

Bevor es für die meisten Läufer ins Bett geht, dürfen wir uns bei einem leckeren und reichhaltigen Abendessen noch mal stärken. Dort lerne ich auch die drei anderen deutschen Läufer, Frank Bez, Christoph Berndt und Frank Schacht kennen. Um 22 Uhr ist Bettruhe angesagt.

Der Montag (11. Juli 2011) erwartet uns mit viel Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Die erste Etappe, mit 37 Kilometern die kürzeste des gesamten Rennens, steht an.

An diesem Morgen können es alle Läufer entspannt angehen lassen, denn der Start wird erst um 9:45 Uhr erfolgen. Auch an den folgenden Tagen dürfen wir Läufer im Vergleich zu anderen Mehrtagesläufen relativ spät starten. Das ist von Paul Bateson, den Renndirektor, durchaus gewollt. Paul ist ein leidenschaftlicher Trailläufer und ein klasse Typ, der es liebt, einen Lauf so anspruchsvoll und schwierig wie möglich zu machen. Dazu zählen bei diesem Rennen auch die hohen Temperaturen, die um die Nachmittagszeit ihren Höhepunkt erreichen. Das bedeutet: spätere Startzeiten – längeres Laufen bei Hitze. Doch dieser Aspekt gehört einfach zu diesem Rennen dazu wie der Eiffelturm zu Paris.

 
© trailrunning.de 32 Bilder

Wenige Kilometer nach dem Start geht es erstmal bergauf. Nicht so steil, dafür aber lange. Auf breiten Schotterwegen marschieren wir höher und höher. An ein Lauftempo ist für die allermeisten Athleten nicht mehr zu denken. Je höher wir kommen, umso karger wird die Landschaft. Geröll und Sand dominieren immer mehr die Kulisse. Vereinzelte Büsche, die nach Wasser schreien, säumen den Weg. Es ist trocken – wie in einer Wüste komme ich mir. Weit unter mir, im Tal, kann ich noch ein paar Häuser von Loja ausmachen, die immer kleiner werden und schließlich ganz verschwinden. Schon nach den ersten Kilometern läuft der Schweiß in Strömen. Es ist heiß! Glücklicherweise weht mir eine sanfte Brise ins Gesicht und ein paar Wolken türmen sich am blauen Himmel auf. Eine Wohltat bei diesen Temperaturen!

Nach zehn Kilometern wartet der erste von insgesamt drei Checkpoints auf der heutigen Etappe auf uns. Die Kontroll- und Versorgungsstationen befinden sich in der Regel im Abstand von acht bis zwölf Kilometern. Wasser und Elektrolyte werden von freundlichen und sehr engagierten Helfern angeboten. Jeder Läufer muss sich während einer Etappe selbst versorgen, was die Energiezufuhr und die gesamte Verpflegung anbelangt. Der Al Andalus Ultra Trail ist als semi-supported race ausgeschrieben. Du bekommst als Läufer jedoch dein eigenes Equipment inklusive Verpflegung und Wechselklamotten in einem großen Sack von Zielort zu Zielort gebracht. Am Nachmittag, nach jeder Etappe, hat man also sein Gepäck wieder zur Verfügung. An manchen Abenden wird vom Veranstalter auch Pasta und Paella angeboten. Ansonsten ist man bezüglich Frühstück und Abendessen selbstverantwortlich, was ich jedoch nicht als nachteilig empfinde. Vielmehr passt es zum Outdoor-Charakter dieses Rennens, da man auch in Zelten untergebracht ist. Dazu später mehr.

Nach einem langen Aufstieg geht es nun überwiegend bergab auf breiten, sandigen und gut zu laufenden Pisten. Die Umgebung erinnert mich ein wenig an das Outback Australiens, wo ich vor ein paar Jahren mehrere Monate verbringen durfte. Eine spärliche Vegetation, vereinzelte Büsche und Gräser kann ich bewundern, dazwischen die rötlich schimmernde Erde, auf der silbrig glänzende Steine liegen. Es ist ein Privileg hier sein zu dürfen, denke ich mir. Eine faszinierende und gleichzeitig etwas beängstigende Stille umgibt mich. Ich laufe ganz alleine. Normalerweise kann man fast immer einen Läufer vor und hinter sich ausmachen, doch in diesem Augenblick genieße ich es, die traumhafte Umgebung für mich alleine zu haben.

Entlang verlassener Häuser und weiten Feldern geht es die letzten Kilometer Richtung Alhama de Granada, dem heutigen Etappenziel. Dort darf man sich nicht nur über den erfolgreichen Abschluss einer tollen und abwechslungsreichen ersten Etappe freuen, sondern auch über ein paar „kulinarische Köstlichkeiten“, die nach jeder Etappe auf uns Läufer warten. Melonen, Chips, Orangen, Suppe, Schokolade, Kekse und vor allem Cola! Selten zuvor habe ich mich bei einem Lauf so sehr auf eine Cola gefreut wie hier im heißen Andalusien.
Nachdem ich mich gestärkt habe, begebe ich mich in die Sporthalle, in der heute unsere Zelte aufgebaut sind. Die Zweimannzelte sind nicht nur schon aufgebaut, sondern vor jedem Zelt befinden sich auch schon die großen, gelben Säcke mit dem persönlichen Equipment eines jeden Läufers. Das ist Service! Du musst als Läufer jetzt nur noch deinen Schlafsack und deine Isomatte auspacken – und fertig ist das Nachtquartier.

Die Location im Municipal Sports Centre von Alhama de Granada ist gut gewählt. Neben der Sporthalle befindet sich ein Schwimmbad, das geradezu prädestiniert ist für eine kühle Erfrischung. Des Weiteren liegt unsere Unterkunft nur ein paar hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt. Einige Läufer nutzen die Möglichkeit für ein Abendessen, inklusive Kaltgetränk. Die beiden Masseure haben derweil alle Hände voll zu tun, da dieser vom Veranstalter angebotenen Service von vielen Läufern sehr gerne genutzt wird.

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Informationen: Al Andalus Ultra Trail
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