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18.08.13 - Allgäu Panorama Marathon

''Kuhler'' Trail über die Hörner

Ein Panoramaweg führt uns mäßig steigend über das Berghaus Schwaben zum Sattel des Riedberger Horns, etwas unterhalb des Gipfels. Königliche Aussicht bis hinüber zu den Firnfeldern der fernen Schesaplana und Säntis wird ihm nachgesagt. Vor dem Übergang gibt es eine Viehtränke, die in den letzten Jahren immer heiß begehrt war bei uns Läufern, da schon die meisten am kochen waren. Heute ist sie bei wirklich optimalen Läufertemperaturen noch ziemlich verwaist. Erste glückliche Allgäuer Rindviecher stehen hier und schauen unserm Treiben zu. Man muss keine Angst vor ihnen haben. Gefährlich sind nur die Absperrungen, die sie davor abhalten, ebenfalls auf die andere Talseite zu gelangen. Ich bin heute schon vom Start weg mit Dieter unterwegs und er ist hier etwas unvorsichtig und zieht sich einige Wunden am Stacheldraht zu. Aber er ist gut ausgestattet und hat im Rucksack Pflaster dabei.

Bis zu den Grasgehren-Liften (km 19) am Riedbergpass geht es über einen guten Kilometer streng abwärts. Andi empfängt uns als einzelner Cheerleader mit den Puscheln, er hat heute seine Elke alleine auf den Weg geschickt, muss sich für kommende Aufgaben schonen. An der großen Verpflegungsstation kann ich mein erstes richtiges Frühstück einnehmen. Das Angebot lässt kaum Wünsche offen, verschiedene Kuchen, Butterbrote, Obst und, wer es braucht, natürlich auch sportlertypische Nahrung werden angeboten. Die meisten im hinteren Feld des Ultra Trails lassen sich hier Zeit und genießen das reichhaltige Angebot. Allerdings gibt es auch ein Zeitlimit von 3:15 Std. zu beachten.

Nach ausgiebiger Stärkung mache ich mich wieder mit Dieter auf den Weg. Es geht weiter abwärts. Recht unspektakulär beginnt für uns beide ein kleines Abenteuer auf dem nächsten Kilometer. Eine Viererbande Allgäuer Kühe fühlt sich durch unser Sporteln angespornt und jagt blöckend neben uns her. Die Dunkle sieht gefährlich aus und macht sich auch am lautesten bemerkbar. Und je weiter wir laufen, umso mehr Rindviecher gesellen sich dazu. Dabei schließen wir auch zu anderen Läufern auf, es entwickelt sich eine kleine Stampede. „Kuhl“ bleiben, Braune. Wir lassen uns nichts anmerken,  werden auch nicht hektisch und bewegen uns so inmitten von etwa 20 Rindern vorsichtig weiter. Am nächsten Viehgatter endet unser „kuhler“ Trail über die Hörner im doppelten Sinn. Wir verlassen nicht nur die Ansammlung der nervösen Hornträger, sondern sind auch am Ende unserer Hörnertour.

 
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Bis km 22 ist die Ultrastrecke identisch mit der des Marathon. An einer Teerstraße trennen sich die Wege. Bis zur Marathon-Weiche ist jeder Kilometer markiert, danach geht es auf der Ultra-Strecke in Fünfer-Schritten weiter. Mal auf mal ab gelangen wir auf ruppigen Trails durch einen Wald hinunter nach Rohrmoos zur nächsten Wasserstelle. Für Trailrunner folgt der schwierigste Abschnitt: 4 Kilometer Asphalt.

Am Hörnlepass überschreiten wir die Grenze ins österreichische Bundesland Vorarlberg, wenig später erreichen wir am gleichnamigen Gasthof die nächste große Labestelle (km 32). Vom Veranstalter gab es die Möglichkeit hierher Drob bags mit Wechselkleidung bringen zu lassen.

In Riezlern überqueren wir zuerst die Breitach auf einer mächtigen Brücke und wenig später die Autostraße die bis ans Ende des Kleinwalsertales führt. Das Tal ist per PKW nur auf diesem Weg aus Deutschland zu erreichen, es gibt auch wegen seiner geographischen Lage keine direkte Straßenverbindung zum übrigen Österreich. Für uns geht es nach der Überquerung anfangs steil nach oben. Bis zur Söllereckbahn (km 40) sind auf breiten Wanderwegen, meist in der prallen Sonne, auf den nächsten 5 km zusätzlich 440 Hm zu bewältigen. Alleine ist man hier nicht, zahlreiche Ausflügler sind auf ihren Wanderungen unterwegs.

 
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Es ist mittlerweile auch wieder sehr warm geworden, aber noch erträglich. Dieter und ich sind etwas unterhopft, so nützen wir eine der zahlreichen Ausflugslokale zu einem Einkehrschwung. Der Rundumblick auf die Oberstdorfer Berge bis hinauf zum Grünten ist optisch eine Augenweide, was die Entfernung betrifft, aber eher beängstigend. Da hamma no was vor uns.

Der fast 700 Hm lange Abstieg hinunter ins Tal führt überwiegend durch den Wald und ist meist gut zu laufen. Zwischendrin liegt ein etwas schwierigerer steiler Abschnitt mit Stufen und Wurzeln durchsetzt, hier gilt es die Augen offen zu halten. Oberhalb des Freibergsees öffnet sich eine Lücke im Wald und gibt die Sicht frei auf die Heini-Klopfer-Skiflugschanze mit ihrer frei ausragenden Spannbeton-Konstruktion. Die Obersdorfer bezeichnen sie auch gerne als „schiefen Turm von Oberstdorf“. Die Schanze ist ausschließlich in Höhe des Absprungtisches mit Felsankern am Berg befestigt und die drittgrößte in der Welt.

Zweieinhalb Kilometer sind noch im Tal zurückzulegen, bevor wir in der Erdinger Arena bei den Skisprungschanzen eintreffen. Hier wird gesprungen, im Gegensatz zur vorherigen Schanze, wo geflogen wird. Verrückt sind sie alle, denke ich mir, noch mehr als wir. Selbstverständlich wird in der Erdinger Arena auch Gleichnamiges serviert und dankend von mir angenommen. Zum Zeitlimit von 8:30 Std. haben Dieter und ich noch eine Stunde Luft, so bleibt Zeit für eine ausgiebige Pause. Wer will, könnte sich auch massieren lassen.

 
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Nach 15 Minuten packen wir’s wieder an, die härtesten 20 km des Rundkurses liegen vor uns. Unmittelbar nach Verlassen des Stadions steigt die Strecke sofort steil an. Nach zwei Kilometern dreht plötzlich ein Mitstreiter aus Holland unvermittelt um und will den Lauf abbrechen. Alle, die er passiert reden ihm zu. er solle es sich doch noch einmal überlegen. Trotzdem setzt er seinen Rückzug zunächst fort. Ein paar Minuten dauert es, dann rollt er uns wieder von hinten auf. Er hat es sich doch wieder anders überlegt.

Bis zur Gaisalpe (km 65) sind auf vorerst noch meist komfortablen Wegen 500 Hm unterhalb des Rubihorns zu bewältigen mit teilweise herrlichen Ausblicken auf die jetzt gegenüberliegenden Hörner. Im Biergarten der Gaisalpe gönnen wir uns unter schattigen Bäumen noch einmal eine kurze Pause, bevor es an den schwierigsten Abschnitt geht, den Aufstieg zum Sonnenkopf. Ein schmaler, oft rustikaler Single Trail führt uns aber vorerst noch zu einer schönen Aussicht ins Tal und hinunter nach Fischen. Das hier errichtete Kreuz ist natürlich kein Gipfelkreuz, sondern zum Gedenken an einen Musikkameraden errichtet.

Unmittelbar nach der nächsten Wasserstation wird es richtig ernst, der Weg zweigt auf einen Pfad zum Sonnenkopf ab. Der folgende Abschnitt ist der anspruchsvollste des gesamten Ultra Trails und bei den meisten schon berüchtigt. Durch den Wald geht es supersteil auf einem ausgetretenen Pfad nach oben. Im letzten Drittel des Aufstiegs verlassen wir abschnittsweise den Wald, ich habe noch in Erinnerung, dass das Gipfelkreuz dann bald in Sichtweite kommen wird und so ist es auch. Helfer motivieren von oben herunter auf den letzten Metern, dann ist der finale Aufstieg geschafft. Man hat sogar Kanister mit Wasser bis hier herauf geschafft und versorgt uns damit. Die Rundumsicht ist großartig und das Zielbanner in Sonthofen mit ein bisschen Phantasie auch schon zu auszumachen. Fast alle verharren und verschnaufen hier ein paar Minuten und genießen diese herrliche Aussicht.

 
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Vom Gipfel liegen noch 10 km vor uns, aber es geht nur mehr bergab. Vorsicht ist geboten auf dem ersten Kilometer des nachfolgenden Abstiegs, der ist nicht von Pappe und technisch anspruchsvoll. Mit dem harten Aufstieg in den Knochen kann man schnell stolpern. Hab ich schon mit eigenen Augen erlebt. Eine prima Labe erwartet uns bei km 61. Für den langen Downhill genehmige ich mir nochmal eine ausgiebige Stärkung. Ab hier kann man es laufen lassen. Abwechselnd über Schotterwege, Grashügel und Teerstraßen.

 
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Wie immer empfängt uns Orga-Chef Axel Reusch unter dem Zielbanner vor dem Freizeitbad Wonnemar und gratuliert jedem persönlich. Ich freue mich ganz besonders auf mein 3. Allgäuer Steinmännle und werde ihm auch wieder einen Ehrenplatz einräumen. Neben den vielen tollen Antrittsgeschenken wie Rucksack, Stirnband, Schlauchtuch, Pflegeset und noch einigen anderen Leistungen befindet sich auch ein Gutschein für einen kostenfreien Eintritt ins Wonnemar im Antrittsgeld und den werde ich jetzt umgehend einlösen, um wieder auf den Damm zu kommen und für die Heimfahrt gerüstet zu sein.

 
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Bei den drei Hauptbewerben sind wieder weit über 1.100 Läufer ins Ziel gekommen. Das Erfolgsrezept ist ganz einfach: Hier passt einfach alles und dazu ist es noch verdammt schön auf den Überbleibseln der Eiszeit.

 

Den Marathon Laufbericht mit vielen Bildern 
von Anton Lautner findet ihr hier auf Marathon4you.de

 

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Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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