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04.10.15 - Trail Marathon Heidelberg

Stadt, Land, Fluss

Das Heidelberger Schloss ist eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands und das Wahrzeichen der Stadt Heidelberg. Bis zu seiner Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieges (1693) war es die Residenz der Kurfürsten von der Pfalz. Eine im Jahr 1999 durchgeführte archäologische Untersuchung ergab, dass das Schloss in der ersten Hälfte des 13 Jh. erbaut wurde. 1401 wurde die Burg zu einer Festung ausgebaut.  Um seiner Gattin Maria Stuart ein standesgemäßes Hofleben bieten zu können, ließ Kurfürst Friedrich V. 1610 das Heidelberger Schloss durch den Bau des Horkus Palatinus (Schlossgarten) umgestalten.

1386 gründete Ruprecht I. die Universität Heidelberg. Sie ist somit die älteste Uni Deutschlands. Bis 1392 wuchs die Stadt und hatte die Ausmaße der  heutigen Altstadt, die im dreißigjährigen Krieg (1642) genau wie das Schloss in weiten Teilen zerstört wurde. Im Laufe des Erbfolgekrieges wurde Heidelberg erneut verwüstet und im Stil des Barock wieder aufgebaut. Nur das Heidelberger Schloss blieb eine Ruine und wurde sogar teilweise abgetragen, um Holz, Eisen und Steine als Baumaterial zu verwenden. Erst 1890 wurde dann beschlossen, die Ruine zu erhalten, eine Wiederherstellung des Schlosses aber ausgeschlossen. Ein weiteres Wahrzeichen von Heidelberg ist das Karlstor mit der Alten Brücke über den Neckar, mit deren Bau 1786 begonnen wurde.

 
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In 2013 fand in und um Heidelberg der 1. GELITA Trail Marathon statt. Inzwischen wurde die Streckenführung überarbeitet (sie ist jetzt noch „trailiger“) und Start und Ziel auf das Schlossgelände verlegt.  Pastaparty und Startnummernausgabe sind im feudalen Königssaal des Schlosses. 

Ein kleiner Tipp am Rande: Unser Quartier, das Park-und Schlosshotel Atlantic (hört sich teurer an, als es ist),  ist keine 300 m entfernt. Übers Jahr hat Heidelberg mehr Touristen als Einwohner  und an diesem Wochenende kommen auch noch über 1500 Läuferinnen und Läufer dazu, die Geld ins Stadtsäckel spülen.

Den Samstag lassen wir  in der Altstadt bei einem Italiener mit Pizza und einem köstlichen Roten ausklingen. Getrübt wird die Vorfreude auf den Lauf  durch den einsetzenden Regen, der den goldenen Herbsttagen ein Ende macht.

„Stadt, Land, Fluss“ habe ich als Kind mit Begeisterung gespielt und erdkundemäßig einiges gelernt. Gelernt habe ich auch, immer gewinnen zu wollen. Auch auf den Heidelberger Trail Marathon passt dieser Titel genau, denn es geht durch die Altstadt, über Land und entlang des Neckars.

Es ist mein dritter Versuch, diesen Marathon zu finishen. 2013 musste ich wegen akuter Knieprobleme bei Km 29 abbrechen, die eine OP zur Folge hatten. Der 2. Versuch im letzten Jahr war schon kurz nach dem Start beendet, da ich offenbar  zu früh wieder mit dem Laufen angefangen hatte. Diesmal soll es aber klappen.

 
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Nach dem Start geht es bei strömenden Regen durch den Schlosspark, entlang der mächtigen Wehrmauern und schließlich in Serpentinen hinunter in die Altstadt. Dort angekommen, geht es vorbei an der mächtigen Heiliggeistkirche, an der sich jede Menge Andenkengeschäfte befinden. Im Innern der Kirche befinden sich die Gräber etlicher Kurfürsten von der Pfalz. Hinter der Kirche gelangen wir an den Neckar mit der Alten Brücke. Wir laufen durch das Karlstor  mit seinen barocken Rundtürmen aus dem Jahre 1786 hinüber auf die andere Seite des Neckars.

 
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Ein Stückchen geht es flussaufwärts, dann in die steile Hirschgasse. Es ist so steil, dass hier schon der Berggang eingelegt werden muss. Nach diesem ersten kraftraubenden Anstieg erreichen wir hoch über dem Neckar den Philosophenweg. Die Aussicht auf die Altstadt, das Schloss, die Kirche  und der Alten Brücke ist phänomenal. Hier verliere ich viel Zeit, da ich etliche Fotostopps einlegen „muss“.  Trotz des Schweinewetters sind viele (asiatische) Touristen unterwegs, für die die Läufer begehrte Fotomotive sind. 

Am Ende des Philosophenweges wird es merklich steiler, es geht hinauf zum Heiligenberg, auf dem sich die Reste einer alten Burganlage befinden, und erreichen die Thingstätte, ein Amphitheater, das von den Nazis zu Propagandawecken erbaut wurde. Die Wolken hängen so tief, dass man auf den Fotos fast nur Nebel hat. Über 178 Stufen  geht es gewaltig in die Höhe. Am Ende ist der erste von den drei Bergen geschafft. Zum Verschnaufen geht es nun auf schönen Waldpfaden und einigen matschigen Singletrails beständig bergab ins Sieben-Mühlen-Tal.

 
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Hier endet das gemütliche Laufen, denn jetzt beginnt der lange und bisweilen recht steile Aufstieg zum Weißen Stein (548 müNN). Zuerst geht es moderat bergan, dann wechselt der Anstieg auf einen trailigen und steilen Stein- und Wurzelpfad. Es sogar noch mal ein kurzes Stück abwärts, bevor der finale Anstieg zum 1908 erbauten und 23 mtr. hohen Aussichtsturm auf dem Gipfel beginnt. Die Anzahl der Verpflegungsstellen hat man dieses Jahr, wie bei großen Trailveranstaltungen üblich, reduziert. Auch hier gibt es keine. Also versorge ich mich im Biergarten mit einem isotonischen Getränk.

Die nächsten 10 Kilometer zum Neckar in Schlierbach geht es praktisch nur bergab. Zuerst ist noch fast flach, mit jedem weiteren Km wird es aber steiler und trailiger. Kurz vor Ziegelhausen verlassen wir den Wald und laufen auf Asphalt durch den kleinen Ort zur Neckarbrücke und hinüber nach Schlierbach. Bei Km 30 ist dann eine weitere VS mit vielen Köstlichkeiten eingerichtet. Mein linkes Knie schmerzt und um es zu schonen, schleiche ich durch die Straßen von Schlierbach. Zuerst noch auf Asphalt, dann wieder auf einem Forstweg  geht es den Neckarhängen entlang. Noch hat man schöne Ausblicke ins Neckartal, aber bei Km 34 kommen wir in dichten Wald und es geht nur noch auf steilen Pfaden  voran.

 
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Dann habe ich ihn erreicht, den ultimativen Aufstieg bei Km 36, die Himmelsleiter. 270 HöM auf unzähligen unregelmäßigen Stufen glaubt man in den Himmel zu steigen. Ach, wäre ich ein Engel und könnte nach oben fliegen. Oben wär ich König und bräuchte nur noch einen Stuhl. Träum weiter, Wolfram.  Oder quäl dich, du Sau. Schritt für Schritt, Tritt für Tritt geht es in Zeitlupe nach oben. Immer wieder lege ich Verschnauf- und Fotopausen ein.

Dann bin ich am Gipfel, die Qual hat ein Ende. Von hier bis ins Ziel im Schlossgarten sind es nur noch 5 Km. In Serpentinen laufen wir bergab, teilweise auf steinigen und wurzeligen Knochenbrechertrails, durch dichten Wald und dann über die Brücke der Standseilbahn, die von der Altstadt hinauf auf den hohen Königsstuhl führt. Erst etwas oberhalb des Schlosses verlassen wir den Wald. Noch einmal geht es im Zickzack abwärts in den Schlosspark und dann auf die Zielgerade mit Blick auf das Schloss.

Völlig platt durchlaufe ich mit Manni den Zielbogen und freue mich wie ein Schneekönig, dass ich diesen Marathon im dritten Anlauf gefinisht habe. Jetzt geht es ins nicht weit entfernte Hotel, wo ich mir eine heiße Wanne zur Entspannung der arg geschundenen Muskulatur gönne.

Fazit: Dieser Stadt-Land- Fluss-Marathon hat das Zeug zum Klassiker. Jetzt wünsche ich mir nur, dass ich den Lauf bei schönem Wetter noch mehr genießen kann.

 

 

Einen  weiteren Laufbericht mit
vielen Bildern findet ihr hier

 

Marathonsieger

 

Männer

1 Müller, Matthias (GER)  03:14:35  
2 Abel, Kim  03:24:47  
3 Sharpe, Charlie (ENG) 03:25:41  

Frauen

1 Quigly, Aoife  03:49:52  
2 Jakob, Anja (GER) 03:59:04  
3 Kenty, Daniela (GER)  04:03:59

348 Finisher

 

 

 

Informationen: Trail Marathon Heidelberg
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