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05.08.12 - Gondo Marathon

Doppeldecker vom Feinsten


Übernachtung im Zivilschutzbunker


Das Ziel in Brig-Ried ist direkt am Zivilschutzbunker. Vor dem Bunker stehen die Kleidertaschen und ich kann mir nach 7.10 Std. Laufzeit meinen Schlafplatz im Bunker suchen. Ist schon ein etwas merkwürdiges Gefühl in einem solchen Bunker. Aber keine Angst, die Türen bleiben auf!

Über die Bunker ist eine Schule und in der Turnhalle gibt es „Nachtessen“. Den Abend lassen wir bleifrei ausklingen. Die Nacht im Bunker schlafe ich besser als erwartet. Nur die ewig laufende Lüftung stört etwas. Aber nach einer gewissen Zeit hat man sich an das gleichbleibende Geräusch gewöhnt.

Das Frühstück in der Turnhalle lässt keine Wünsche offen. Derart gestärkt kann der zweite Lauf kommen.


Soweit die Füße tragen


Ich bin nicht sicher, ob ich das Ziel in Gondo als Läufer erreichen werde. Der erste Marathon hat mich ordentlich geschlaucht. Vor allem die Wärme im Rhonetal hat mir zu schaffen gemacht. Mir tut zwar nix im speziellen weh, aber ich fühle mich leer. Ich weiß jedoch, dass ich schon andere Sachen geschafft habe,  stelle ich mich zum Start und sage mir, „Du läufst solange Deine Füße dich tragen“.
Brigitte Wolf gibt wie am Vortag letzte Informationen. Mit Spannung wird der Wetterbericht erwartet. Es soll Gewitter geben. Aber die seien erst ab 14 Uhr prognostiziert. Wissen das auch die Gewitter?

Um 7 Uhr startet der Führende nach dem ersten Tag. In einem Jagdstart folgen ihm die  Verfolger mit weniger als einer halben Stunde Abstand. Und um 7.30 Uhr beginnt der zweite Tag für den Rest des Feldes. Völlig unaufgeregt geht es los.
Geht es?

Ich trabe los. Nach wenigen Metern durch Brig-Ried beginnt schon das Steigen. Ich lasse die anderen laufen und gehe meinen Stiefel. Warum soll ich mich hetzen? Wenn ich laufen kann, dann sollte der Zielschluss um 16.30 Uhr kein Thema für mich sein. Ich horche in mich hinein und es tut mir immer noch nix weh. Dazu fühle ich mich nicht mehr so leer wie am Samstag und so gehe ich die ersten Steigungen locker hinauf.

 
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Die Strecke ist wie am ersten Tag ausgesprochen abwechslungsreich und reizvoll. Durch Wälder, an Felswänden entlang, über Brücken und über Stege, Waldboden, Wiese, etwas Asphalt, auch der Untergrund wechselt. Und immer wieder kann gelaufen werden. Die ersten Meter laufe ich noch verhalten, ungewiss ob meines Zustandes. Aber es geht und ich werde mutiger und lege eine Schippe drauf. Geht doch! Ich bin mir sicher anzukommen. Ein schönes Gefühl.


Ganterbrücke vor, über, hinter, unter uns


Nach der ersten Verpflegung, hier bleiben übrigens auch keine Wünsche offen – Wasser, Iso, Cola, später Bouillon, Apfel- und Bananenstücke, Riegel, Gels, was will man mehr? - können wir weit ins Gantertal voraus schauen und sehen die markante Ganterbrücke. Die Brücke sieht weit vor und hoch über uns sehr imposant aus, ist ja auch die Brücke mit der größten Spannweite in der Schweiz. 
Hoch hinaus wollen auch und so laufen wir bald direkt unter der Brücke hindurch. Wir machen eine Schleife durchs Gantertal. Nur ein Stück haben wir Asphalt unter den Füssen, dann führt uns der Weg durch einen Wald stets steigend gut 200m bergauf, bis wir auf 1600m Höhe kurz erneut auf eine Straße stoßen. Ein weiteres kurzes Waldstück führt uns auf die Straße zum Simplonpass. Die Ganterbrücke liegt nun schon weit unter uns. Wie gesagt, es geht heute wieder hoch hinaus!

 
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Rechtslaufgebot


Rechts neben der Straße laufend, die Autofahrer sind von uns Läufern gut gesichert durch eine Leitplanke, erreichen wir bei KM 13 die Verpflegung Rothwald. Wie an allen Verpflegungsstellen werden auch hier alle Läufer registriert. Man will ja schließlich wissen, wo jemand zuletzt gesehen wurde und ab wo nach ihm gesucht werden muss.

Es geht auf Asphalt steil bergab. Nach Verlust von vorher hart erarbeiteten 150 Höhenmetern nimmt uns ein Waldweg auf und bringt uns zuerst gemächlich entlang der Taferna und dann steil in Serpentinen steigend hinauf zum Simplonpass.

Ein großer Teil der heutigen Strecke führt uns über sogenannte Saumpfade. Auf diesen Wegen wurden über viele Jahre hinweg Waren auf Maultieren hinauf zum und über den Simplonpass transportiert. Eine goldene Nase am Handel verdiente sich Kaspar Jodok von Stockalper. Der Kaufmann, Inhaber des Salzmonopols, ließ den Simplonpass um die Mitte des 17. Jahrhunderts ausbauen.

Mit Brücken und Galerien wurde der Simplon inzwischen wintersicher ausgebaut und gilt heute als der bestausgebaute Passübergang der Schweiz, der jährlich von zehntausenden LKWs  befahren wird. Große Teile der Galerien sind markant beim Aufstieg sichtbar und zeigen den Verlauf der Passstraße.

 
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Reto, mit dem ich einen weiten Teil des Aufstiegs zum Simplon gemeinsam bewältige, erzählt mir, dass der Simplon noch immer als Schießplatz von der Schweizer Armee genutzt wird und dass Napoleon die Passstraße aus strategischen Gründen 1801-1805 befestigen ließ. So wurde sie für seine Artillerie befahrbar.

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Informationen: Gondo Marathon
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