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21.05.11 - GutsMuths-Rennsteiglauf

Endlich im Kreis der GutsMuths-Läufer

Nicht nur Läufer aus den Neuen Bundesländern schwärmen einem, wo immer man ihnen begegnet, vom Rennsteiglauf vor. Niemals würden sie am Rennsteig-Wochenende an einem anderen Lauf teilnehmen. Treue ist es, was einen richtigen Rennsteig-Fan auszeichnet. Horst Diele, ein Marathonveteran aus Melsungen (Nordhessen) erzählte mir, er wäre gleich nach der Wende dem GutsMuths-Rennsteiglauf-Verein beigetreten und hätte seither an allen Läufen teilgenommen.

Auch ich möchte endlich mitreden können und  diesen Kult-Lauf unter die Füße  nehmen. Und so ist es der 39. GutsMuths-Rennsteiglauf, der mich adeln wird. Was die Treue zum Rennsteiglauf betrifft, beweist auch dieses Jahr, wo wieder über 600 Teilnehmer bereits zum 25. Mal und mehr auf den Strecken dabei sind (27 zum 35. Mal dabei). Sogar drei Läufer der ersten Stunde haben für heute gemeldet.

Für alle Nichtossis oder alle Wessis: wer  ist Gutsmuths? Johann Christoph Friedrich Gutsmuths war im 18./19. Jahrhundert ein Pädagoge und Mitbegründer des Turnens. Er führte den Gedanken einer geregelten Körperausbildung vor allem der Jugendlichen ein. „Turnvater Jahn“ Friedrich Ludwig Jahn studierte 1807 in Schnepfenthal bei Gutsmuths Leibesübungen. GutsMuths empfahl als Pädagoge die allgemeine Einführung von Gymnastik- und Turnunterricht an ihren Schulen. Nach ihm wurde auch die höchste staatliche Auszeichnung der DDR für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Sportwissenschaft und Sportmedizin benannt, der Gutsmuths-Preis.

Nun zurück zum Laufen. Die meisten nennen den Rennsteiglauf nur im Zusammenhang mit dem Supermarathon von Eisenach nach Schmiedefeld über 72,7km. Aber es gibt auch einen Marathon über 43,5km und einen Halbmarathon über 21,1 km. Die Teilnehmerzahl ist insgesamt schon gewaltig für einen Landschaftslauf, denn auf den drei Strecken starten ca. 11.500 Teilnehmer, insgesamt werden an diesem Wochenende 15.000 Teilnehmer erwartet. Und deshalb kann er sich auch als größten Crosslauf in Europa bezeichnen. Außerdem gibt es noch Wander- und Nordic-Walking-Strecken sowie verschiedene Kinderläufe.

Ich nehme am Marathon teil. Hier die Fakten: Startort ist Neuhaus am Rennweg. Streckenlänge: 43,5 Kilometer, Starthöhe 820 m NN; höchster Punkt 841 m NN; Zielhöhe 711 m NN in Schmiedefeld. Zwischenzeiten werden gemessen bei 18,8km Masserberg, 21,1km Skilift Masserberg, 35km 700m nach Getränkepunkt Dreiherrenstein, 42,195km Schmiedefeld an der Wäscherei und natürlich im Ziel nach 43,5km. Heute starten 2.854 Teilnehmer, davon waren schon 2.719 vorangemeldet.

Ich reise mit meinem Vereinskameraden Markus Laudon am frühen Morgen in Neuhaus an. Von Vellmar nach Neuhaus sind es 207km. Aber da viele Landstraßen dabei sind, benötigen wir 3 Stunden Fahrzeit. Also 4:00 Uhr losfahren und 7:00 Uhr ankommen. Start ist um 9 Uhr so haben wir noch genügend Zeit uns umzusehen und umzuziehen.

Markus läuft hier schon einige Jahre und hat mit seinen Läufen um 3:30 Stunden beachtliche Zeiten gelaufen. Das habe ich heute nicht vor, ich möchte die Strecke und vor allem die Landschaft genießen und viele Fotos auf meinen Chip bannen. Immer wenn ich mit jemanden über den Rennsteiglauf spreche, höre ich: „Du musst unbedingt am Vorabend da sein, denn Rennsteiglauf heißt auch feiern. Pastaparty gibt`s wo anders, hier gibt’s Klöße, Rotkraut, Schweinebraten, Bratwurst. Die Musik ist live und  zum Mitsingen. Und das Bier fließt hier in Mengen.“ Vielleicht feiere ich das nächste Mal mit.

 
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Heute Morgen ist es hier schon sehr angenehm bei 13 Grad, auf 835 m Höhe. Neuhaus ist eine der höchstgelegenen Orte Thüringens und hält auch einen deutschen Rekord. Dies ist der Rekord der längsten durchgängigen Nebelperiode von 242 Stunden oder 10 Tage im Mai 1996. Heute ist die Sicht aber gut und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Die Wetterprognose sagt uns so um die 20 Grad mit Schauern am Nachmittag voraus.

Neuhaus am Rennweg, wie es offiziell heißt,  liegt im Thüringer Schiefergebirge, nahe der Grenze zu Bayern. Viele Gebäude sind mit Schiefer verkleidet. Hier verläuft auch die Wasserscheide zwischen Elbe und Rhein. Die Neuhäuser Geschichte begann schon 1607 durch den Bau einer Glashütte in Schmalenbuche. Der Ort selbst entstand aber erst 1673 als im Wald ein Jagdhaus, das sogenannte „Neue Haus“ entstand. Die Menschen waren mit der Glasbläserei und Porzellanherstellung beschäftigt. Heute gibt es noch viele mittlere und kleine Betriebe, die sich mit technischen Gläsern, Weihnachtsschmuck und Wohnaccessoires über Wasser halten. Neuhaus hat ca. 6.500 Einwohner und ist die größte Stadt am Rennsteig. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig der Stadt. Sehenswert ist die 1892 eingeweihte Stadtkirche die zu den größten Holzkirchen Thüringens zählt. Der Biathlet Mark Kirchner und die Skilangläuferin Manuela Henkel sind hier geboren.

Nachdem wir unsere Startunterlagen abgeholt haben ziehen wir uns um und packen unseren Zielbeutel. Was mir besonders auffällt sind die „Rennsteiglauftypischen Stammläufer“, wie sie Klaus nennt. Die meisten sind Wiederholungstäter und das zum Teil seit Jahrzehnten, denn der Rennsteiglauf gehört zu den wenigen „Produkten“, die die Wende nicht nur überlebt haben, sondern sich auch weiterhin prächtig entwickelt haben.  Ich erinnere mich an einen Zuschauer an der Strecke des Darß Marathon. Er hat seinen Gartenzaun mit seinen gesammelten Rennsteig-Startnummern geziert. ein.

Seit diesem Jahr ist der Startbereich ganz neu gemacht. Es gibt keine Schotterpiste mehr, sondern es ist alles asphaltiert. Von der Bühne klingt volkstümliche Musik, Blaskapelle mit Gesang. Dies ist wohl für die meisten Marathonis ungewohnt wo wir doch sonst immer mit Rockmusik aufgewärmt werden. Ich nenne es Rennsteig-Pop. Rennsteig ist halt was Besonderes. Während wir uns ins Läuferfeld am Startplatz begeben wird noch das Rennsteiglied gespielt und alle singen mit. So jetzt muss gleich der Startschuss kommen. Weit gefehlt, jetzt gibt es den Schneewalzer. Dies ist kein Schreibfehler. Die über 3.000 Starter hänkeln sich ein und es wird gesungen und geschunkelt, ohne Ausnahme. Wer das nicht glaubt, schaut sich die Fotos an. 

 
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Es erfolgt der Startschuss und die knapp 3.000 Läufer machen sich auf den Weg zum Ziel im 43,5km entfernten Schmiedefeld. Es wird heute ein laufendes Auf und Ab geben. Die gesamten Anstiege werden 637 Höhenmeter haben und die gesamten Abstiege werden 706 m, Höhendifferenz gesamt 1.343m. Der höchste Punkt wird die Turmbaude bei Massenberg mit 841m Höhe sein und der tiefste Punkt erwartet uns in Zielnähe in Schmiedefeld mit 622m.

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