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22.09.13 - Hochsauerland-Waldmarathon

Dreimal die Wahl

Am  Sonntag habe ich dreimal die Wahl: Die Marathon-, die Landtags und dann noch die Bundestagswahl. Die erste Entscheidung ist gefallen – ich fahre ins Sauerland nach Bestwig.

Der Lauftreff des TUS Velmede-Bestwig richtet nun schon seit 33 Jahren den Ruhrtal Volkslauf und seit 32 Jahren den Hochsauerland Waldmarathon aus. Angefangen hat alles Ende der 70er Jahre, als die Jogging-Welle von Amerika nach Europa und so auch nach Deutschland kam. Der TUS Velmede-Bestwig hat als einer der ersten Vereine 1980 einen Volkslauf veranstaltet. In den Anfangsjahren gab es kaum Läufe und so kamen rund 500 Teilnehmer jedes Jahr nach Bestwig. Jetzt hat sich die Zahl so um die 250 Teilnehmer eingependelt. Neben dem klassischen Marathon gibt es auch einen Halbmarathon sowie drei verschiedene kürzere Strecken, die zum Sauerland Lauf Cup gewertet werden.

Zum Marathon könnte man sagen, klein aber fein. Für nur 22€ Startgeld kann man hier einen kompletten Marathon laufen, für den man sogar 6 Stunden Zeit hat. Also genau richtig für den Marathonsammler und Vielstarter oder für solche, die sich erstmals an einen anspruchvollen Landschafts-Marathon heran wagen. Er ist jedoch nicht flach, denn es müssen rund 1.000 Höhenmeter auf den 2 Runden überwunden werden.

Start und Ziel liegen in Föckinghausen, einer ehemaligen Köhlersiedlung, rund 1km nördlich von Bestwig. Ungefähr  30 Leute wohnen hier rund um den Ferienpark Hollandia. Das erste Bauernhaus entstand 1764 aus der Köhlersiedlung. Durch seine sehr schöne Lage am Wald begann auch schon bald so etwas wie Tourismus. So entstanden aus einer Pension ein Landschulheim und ein Hotel. Seit rund 5 Jahren ist der Besitzer des Ferienparks Hollandia eine holländische Investorengruppe.

Bei der Anmeldung ist heute Morgen noch nicht viel los, denn für den ersten Wettbewerb, den Marathon,  ist Start um 9 Uhr. Die anderen Läufer starten erst später. Die kleine Gruppe der Marathonis beginnt mit der Vorbereitung. Wichtige Frage: Welche Kleidung ist richtig bei 10 Grad und Nebel.

Vorbereitung für den Lauf muss auch der Veranstalter treffen und zwar schon viele Wochen vorher, denn es müssen verschiedene Forstämter und Jagdpächter angeschrieben werden, weil die Strecke durch verschiedene Jagdgebiete geht,  als Läufer sollte man also auffällige Kleidung tragen. Einen Tag vor dem Lauf wird die Strecke kontrolliert und markiert. Viel Arbeit für ein kleines Team.

Heute Morgen ist auch wieder Uwe Laig vom TV Hohne dabei. Wir haben uns schon auf verschiedenen Läufen in diesem Jahr getroffen und so wird auch gleich gefachsimpelt. Im kleinen erlesenen Feld sind heute sonst nur mich neue Gesichter.

 
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Kurz vor dem Start gibt es noch eine kleine Ansprache und mit dem Startschuss geht es pünktlich los. Das Feld von rund 50 Marathonis macht sich auf die Strecke.

Vom Startplatz aus geht es gleich in einer Schlangenlinie über eine Rampe aufwärts. In der oberen Kurve stehen einige Läufer, die später starten werden und klatschen uns zu. Darunter sind auch etliche Dänen (Team Lene og Per), die mit einem Bus angereist sind, um hier mit einer großen Gruppe teilzunehmen.

Kurz danach verlassen wir die Siedlung über eine Wiese Richtung Wald. Schon hier sind die Leuchtpfeile mit den Hinweisen auf dem Boden sehr gut zu sehen. Sie werden uns die ganze Runde begleiten. Es geht abwärts. Leider gibt es keinen richtigen Weitblick, denn es ist sehr nebelig über dem Wald.

 
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Zwischen den Quellflüsschen von Rocken und Aschersiepen geht es jetzt aufwärts in den Fichtenwald. Es kommt der erste steile und lange Anstieg zum 3km entfernten Gemeinheitskopf. Die Läuferschar zieht sich jetzt schon sehr auseinander. Da ich noch schwere Beine von meinem Marathon auf der Chinesischen Mauer habe, gehe ich lieber,  um mir die Kraft einzuteilen.

Ob der Name Gemeinschaftliche Höhe daher kommt, weil wir den Berg als Gemeinheit mehrfach überlaufen müssen, lasse ich mal offen.

Bei km 2,8 haben wir die erste Gemeinheit geschafft. Es wird aber bei dieser einen Gemeinheit nicht bleiben, denn es gibt pro Runde drei Gemeinheiten (Gemeinheitskopf 551,9 ü. NN). Hier gibt es auch die erste Versorgungsstelle, an der wir ganz herzlich begrüßt werden.

Nun heißt es rechts ab in die Wendeschleife zur Nuttlarer Höhe. Auf dem Weg dorthin kommen mir die Marathonis entgegen und so nehme ich mir die Zeit alle zu fotografieren. Der erste der mir entgegenkommt ist André Kraus, der spätere Sieger. Er hat schon in 2011 den Marathon gewonnen. Im Vergleich zur Ergebnisliste gibt es kaum Positionswechsel, obwohl wir erst 5km unterwegs sind.

In leichten Wellen geht es zum Wendepunkt in der Nähe der Nuttlarer Höhe. Hier werden wir freundlich gebeten, einen Kreis zu laufen und ab geht es zurück.

Die in der Nähe liegende Nuttlarer Höhe liegt auf 542m über NN mit einem Grenzstein aus dem Jahr 1801. Von hier gibt es einen der wenigen Ausblicke gen Süden ins Tal der Eimecke, wäre da nicht der Nebel.

Es geht zurück zum Gemeinheitskopf (551,9m NN). Wir sind hier auf einem Teil des Plackweges, der auf der Plackweghöhe, einem Bergkamm oberhalb des Ruhrtales, verläuft. Früher war dies für die Händler mit ihren schwerfälligen Ochsenkarren sowie auch für die Soldaten oder Pilger die einzige Verbindung, die das ganze Jahr passierbar war. Die tiefer gelegenen Wege waren durch die vielen Quellen sehr sumpfig. Aber auch die Plackwege waren nicht ganz sumpffrei und so wurden sie durch abgestochenen Placken (durchwurzelte Soden von Heideland oder Grasflächen) befestigt. Überall im südlichen Arnsberger Wald gibt es kleine Bäche und Moore.

Hier gibt es jetzt nur noch Wald, Wald und nochmal Wald. Die Burgen, Rittersitze, historischen Kirchen und schönen alten Fachwerkhäuser befinden sich alle unten im Ruhrtal.

Es wird auch vermutet, dass auf dem Plackweg ein Teil der Varusschlacht stattgefunden haben soll. Hierbei erlitten römische Legionen, die ein Achtel des gesamten Heeres der Römer waren, eine vernichtende Niederlage. Damit wurde das Ende der römischen Feldzüge zur Vereinnahmung der rechtsrheinischen Gebiete von Germanien bis zur Elbe eingeleitet.

 
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Am Gemeinheitskopf heißt es versorgen, Fotos machen und ab weiter in Richtung Warsteiner Kopf (556,9m NN). Hier laufen wir auf einer Gegenverkehrsstrecke der Marathonis bis zur Bergwacht. Die Sanitäter lachen als ich sage: „Die Bergwacht wacht über die Berge“. Sie haben heute einen ruhigen Tag.

Wir sind am Ausspann. Hier oben im Wald gibt es mehrere Ausspanne, was auf ehemalige Pferdewechselstationen hinweist. Kurz dahinter biegen wir in die große Schleife ab. Es geht nun erst Mal bergab. Aber alle Läufer wissen, wo es abwärts geht, geht es auch wieder aufwärts. Hinter einer Kurve stehen wir plötzlich vor einem Bach, der jedoch zum Durchqueren zu tief ist. Während ich die Stelle fotografiere, biegen zwei Läufer rechts ab, um den Bach über eine kleine Brücke zu überqueren. Ich folge ihnen und muss feststellen, dass die Brücke elend rutschig ist und nur ganz langsam zu überqueren ist. Danach geht es wieder aufwärts über die nächsten Wellen.

Wir kommen an der Budäusbuche vorbei, besser gesagt am ehemaligen Standort. Nach meinen Recherchen war Budäus ein französischer Gelehrter im 16. Jh. Auf der Strecke komme ich mit Sonja Kley und ihrem Mann Detlef, der sie heute auf dem Fahrrad begleitet, ins Gespräch. Wir stellen dabei fest, dass wir den Kyffhäuser Bergmarathon zusammen gelaufen sind.

Es geht mal wieder bergab bis zu einer Spitzkehre in die wir einbiegen müssen. Kurz danach die nächste Versorgungsstelle. Jetzt geht es am Hessengraben über lange gerade Waldwege. Kurz vor km 14 kommen wir an der Hubertusquelle vorbei. Die Quelle wurde nach dem Förster Hubert Schmidt vom Revier Fredfeld benannt sowie auch nach dem Schutzpatron der Jagd dem Hl. Hubertus. Im letzten Jahr wurde der Platz um die Quelle von den „Wöske Schnoadloipers“ restauriert und als Rastplatz für Wanderer hergerichtet.

Wir rasten nicht, denn es geht weiter. Nach einem längeren Bergabstück  weist uns ein Posten auf einen schmalen Pfad. Es geht aufwärts zum Kapellenplatz. Mitten im Wald steht eine kleine Kapelle, an dessen Stelle früher zu Jagdbeginn gebetet wurde.

Bei km 15 gibt es auch eine kleine Allee mit Jahresbäumen verschiedenster Art, die in den letzten 10 Jahren begonnen wurde. An jedem dieser Bäume steht ein Holzschild mit Baumart und Jahreszahl der Pflanzung.
Auf einem geschotterten Weg laufen wir zum Lömecke Turm. Hier und an allen anderen Posten werden unsere Startnummern notiert, es soll keiner im Wald verloren gehen.

 
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Der dunkle Fichtenwald liegt noch teilweise Nebel, der 35m hohe Lömecke-Turm ist fast gänzlich verschleiert. Das neue Wahrzeichen im Naturpark Arnsberger Wald wurde 2008 aus Douglasienstämmen errichtet. Schafft man die 204 Treppenstufen, ist man auf  615m Höhe und hat einen herrlichen Rundblick.

Es geht weiter abwärts in Richtung Ausspann und zur 3. Gemeinheit (Gemeinheitskopf). Km 18,3 und abwärts geht’s. Noch 2,8km und die erste Runde ist vorbei. Am langen Abwärtsstück kommen mir schon viele Marathonis auf dem Weg zu ihrem 4. Gemeinheitskopf entgegen. Der Nebel hüllt leider die Berge immer noch ein. Dann der letzte Kilometer aufwärts über die Wiese und die Rampe runter zum Ziel.

Jetzt das Gleiche nochmal. Ich habe gerade 2,5km der zweiten Runde gelaufen, da kommt mir schon die Nr. 1 André Kraus entgegen.

 
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Bei km 23,9 habe auch ich die letzte lange Gemeinheit (Gemeinheitskopf) geschafft. Jetzt noch einmal in die Nuttlarer Schleife und zurück zur vorletzten Gemeinheit. Hier begegne ich weiteren Marathonis auf dem Weg zum Ziel. Vor mir liegt noch die lange Schleife durch den Wald. Der Wald ist hier sehr abwechslungsreich. Links und rechts des Plackweges gibt es meist Fichtenwald aber auch Buchenhaine, Moorbirkenwälder, Schwarzerlen.

Jetzt ist am Lömecke Turm der Nebel weg und es gibt so manchen freien Blick in den Arnsberger Wald. Auch die Sonne kommt mal für ein paar Augenblicke hervor. In der 2. Runde bin ich mit einigen Wanderern allein im Wald. Die Versorgungsposten sind natürlich auch noch da und man wechselt so manch nettes Wort.

Dann kommen die Schilder 18, 19 und 20 der ersten Runde. Addiert man die 21 km der ersten Runde dazu, weiß man, es ist nicht mehr weit. Über die Wiese und die Rampe runter und es ist geschafft. Wie versprochen, werde auch ich im Ziel persönlich empfangen und erhalte meine heute hart verdiente Medaille nach über 1.000 Höhenmetern.

Zu meiner Überraschung bin ich auch noch 1. in der M 60. Während ich mich mit Volker Fröde, Sieger M65 vom Tus Hamborn-Neumühl unterhalte, warten wir noch auf den letzten Läufer, der deutlich länger als 6 Stunden, was ja das Limit ist, unterwegs ist. Solange wird auch das Zielbanner wird abgebaut. Das ist sportlich äußerst fair. Bei soviel Liebe zum Marathoni wünsche ich den Bestwigern,  dass in den nächsten Jahren mehr zu diesem herrlichen Landschafts- und Waldmarathon kommen. Die Strecke ist nicht leicht, dafür bekommt man Natur pur.

Die Höhenmeter sind vergleichbar mit dem Burgwald-Marathon. Die Versorgung ist sehr gut, man will sogar nächstes Jahr für die Marathonis eine Versorgung mit Bier auf der Laufstrecke organisieren.

Beim Marathon kamen 4 Frauen und 42 Männer ins Ziel. Der 33. Hochsauerland Waldmarathon findet am 28.09.2014 statt.

Siegerliste
Männer
1. André Kraus  LAC Veltins TUS Oeventrop 3:02:36
2. Martin Goretzky  TSV 1860 Rauis  3:17:56
3. Clemens Blaschke KJELL    3:24:45
4. Michael Kiene  100 Marathon Club  3:24:45

Frauen
1. Inge Raabe  Röntgen Sportclub Remscheid 3:29:45
2. Regina Tank  Dortmund   3:17:56
3. Tanja Niedick  TEAM Erdinger Alkoholfrei 4:03:44
4. Sonja Kley  TEAM Erdinger/TSV 1890 5:28:39

 

 

Informationen: Hochsauerland-Waldmarathon
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