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05.08.17 - Ottonenlauf

002 - mit der Lizenz zum Laufen

So eine Nummer hatte ich noch nicht. Nullnullzwei. Das weckt klare Assoziationen: Mein Name ist Bond... aber hier ist das meine Lizenz zum Laufen. Auf einem langen, wunderbaren Trail. Gut, dass er noch so familiär und gemütlich ist. Von M bekommen wir noch am Vorabend unsere Nummern, auch Nachmelder sind möglich. Und dann den Abend ausklingen lassen mit etwas Hopfentee, und ab in den Kofferraum.

5:45 in Stiege, ein bedeutender Bahnknotenpunkt im Harz. Modellbahner kennen das bestimmt, wegen der Wendeschleife. Der kleine Parkplatz vor dem Bahnhof füllt sich. Auch die Nachteulen werden wach, verlassen die Kofferräume,  der Ottonenlauf ruft! Auf dem Selketalsteig (oder -Stieg) sind es fast 69 km bis Quedlinburg. Ein Ultra; wer unterwegs zusteigt, kann auch 45 und 21 km laufen, verpasst dann aber das wohl schönste Stück.

 

 
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Startnummernverteilung, Zielgepäckabgabe, Briefing sind schnell gemacht. Die Begrüßungen der vielen Freunde dauern schon was länger...

Die nummerierten Ottonen traben los. Ideales Wetter, nicht kalt, trocken, Sonne hinter Wolken, alle sind in bester Stimmung. Kraftvoll und entschlossen werden die Wiesen und Felder durchquert, dann kommt der Wald - mit die schönsten Trails, die ich kenne. Weicher Boden, federnd, Gras, hoch und runter, überwiegend abwärts, was willst du mehr!

Und so geht das weiter, parallel die Bahnstrecke, mal links, mal rechts, mal tief unten. Genauso der Fluss. Naja, hier noch ein Bächlein. Kurze Abschnitte auf Schotter oder Asphalt stören nicht weiter. Und Seen gibt es. Zum Baden, zum Angeln, aber wehe dem, der stehenbleibt. Sofort ist eine Wolke fliegender Untiere mit finsteren Absichten da. Bloß weiter, unser Tempo können die nicht halten...

Technisch problemlos, spezielle Schuhe braucht man nicht, ein Trail zum Einsteigen! Netto laufen die Ottonen bergab, nur zwischendurch, da kommen schon anständig Höhenmeterchen zusammen. Das gilt auch für die Kurzstrecken: nach dem Start ganz anständig hoch, es ist kein Kuscheltrack. An den VPs beste Versorgung, mal mur Getränke, mal volles Programm. Richtige Köstlichkeiten sind dabei, es fehlen nur die Sitzplätze, um in Ruhe zu schlemmen...

Die Landschaft ist klasse. Abwechslung. Natur pur. Kultur auch, da wäre die Bahn, die Orte, alter Bergbau, Aussichten. tausendjährige Ruinen. Alle stimmen überein: hier kann der Rennsteig nicht mithalten. In seliger Freude stürmen wir auf Alexisbad zu. 4 km vorher kommt aber ein prächtiger Anstieg, der ordentlich abbremst. Mit gedämpftem Schwung verpassen wir so keinesfalls einen supertollen VP. Kalorien reichlich und unwiderstehlich. Leckerleckerlecker.

 

 
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Hier steigen dann die "Marathonis" ein. Blaue Schilder. Kein Doppelnull-Läufer dabei. Aber laufen dürfen sie trotzdem. Der härteste Abschnitt folgt sogleich: 6,5 km feinster Trail, aber ganz oben auf der Klippe. Hier hat der Fluss sich tief eingefressen und tolle Steilwände hinterlassen. Mal breit, mal schmal. Stelen, Kreuze, Tempel stehen an markanten Aussichten, unbedingt links raus zum Gucken! Lohnt sich! Da ist auch der Pioniertunnel, 10 Meter durch eine Klippe, Lampe braucht man aber nicht. Drahtseile schützen vor Absturz, es geht senkrecht ab.

In Mägdesprung ist Schluss. Am VP beim historischem Kraftwerk mit vielen alten Maschinen (Eintritt frei) sind wir im Flusstal, die schöne Brücke führt über das Wasser auf die Schattenseite. Kühl ist es und bleibt es auch. Eine Wohltat. Und immer am Wasser lang. Stolze Steigungen lockern alles auf. Bisweilen gibt es einzelne Häuser oder Weiler. Nullnullzwei wird dauernd von Marathonis überholt, manche erkennen mich sogar von hinten und von weitem. Von Langeweile kann keine Rede sein.

Ein gemütlicher VP mit speziellen Köstlichkeiten mitten auf der Wiese, auch mit Dusche, ist seit 7:00 aktiv. Mein besonderer Dank für den herzlichen Empfang. Bitte weiter so. Nicht weit davon überqueren wir wieder eine Brücke und sind auf einem Radweg. Flach. Wer kann, dreht auf, legt den overdrive ein. Hier lässt sich Zeit gutmachen. Auf etwa 10 km, nagelt mich mal nicht fest, geht das so weiter. Das Selketal ist breit und hat viel Platz. Grüne Wiesen und braune Kastanien. Die Miniermotte war schon hier. Scheußlicher Anblick, die kranken Bäume. Aber nächstes Jahr sind sie wieder schön grün... kurz nach dem VP achtet mal rechts oben, auf dem Berg, versteckt zwischen den Bäumen, auf die Burg. Falkenstein. Der Turm ist Symbol für unseren Steig, man sieht ihn nur von hier...

 

 
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Ende des schnellen Teils in Meisdorf, großes Schloss mit Park,  Zelte und Party. Start des HM. Sind aber alle schon lange weg. Gleich nach der Hauptstraße: berghoch. Erst allmählich, dann aber richtig. In den Wald rein bis es nicht mehr höher geht. Das wäre dann der Falkenweg, dem wir nach Ballenstedt folgen. Dies ist nicht mehr Selketal, eher Selkeberg. Also auf die Streckenmarkierung achten! Wo es raufgeht, geht‘s auch wieder runter. Meistens, hier nicht. Auch im Ort nicht. An den Straßenrändern haben nette Menschen Wasser aufgebaut. Bei Hitze einsame Klasse. Heute allerdings zieht es sich zu.

Am Schlossteich nochmals tolle VP. Im Park ein Löwe, hat wohl mit den Ottonen zu tun (jetzt endlich: das waren mal 4 Kaiser, mit dem Löwen im Wappen, so um 950-1000). Der guckt verwundert, denn die Laufstrecke führt in 20 m Entfernung vorbei, Nullnullzwei ist wohl der einzige Besucher heute...

Wer am VP auf das Höhenprofil peilt, weiß, jetzt kommt die finale Steigung. Langer Anlauf. Vom Schlossteich bis Gernrode, nur hoch. Zwei Straßen, mit Posten gesichert, müssen gequert werden. Ein breiter Weg, aber laufbar. Rechts im Gelände hört man Verkehrslärm, die B 185 ... Tolle Aussichten ins nördliche Harzvorland. Leider fieselt es nun. Unter den Bäumen merkt man nicht viel davon. Der Osterteich, ein markanter Wegpunkt, liegt noch weiter oberhalb. Und weil es so schön ist, kurz über die Gleise, noch weiter hoch. Es ist nicht soo steil, aber endlos.

Die VP- Dichte nimmt deutlich zu. Wieder eine Straße. Posten wünschen alles Gute - sehr verdächtig. Dann kommt was, meistens. Klar- erstmal hoch. Oben ein Pfahl, Wegzeichen, dann aber runter bis Bad Suderode. Trail und Schotter, unten dann der Kurpark. Oder so ähnlich.

Drei fröhliche Damen kommen mir entgegen. Auf den blauen Marathonschildern prangen Stempel, einer am andern, sie sammeln sie auf dem Weg. Und schwärmen von der letzten Stempelstelle: Försterblick, mit fantastischem Blick rundherum. Das prüfe ich nächstes Jahr nach!

 

 
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Im Ortskern ein großer VP. Abhaken der Nummern, Kraft tanken, klönen. Die Damen haben Spaß, das steckt an. Noch 5,7 km. Raus aus dem Ort, auf einen Radweg nach Quedlinburg. Bei Sonne und Hitze ist das hier tödlich, deshalb unbedingt an der Bückemühle nachtanken. Die Mädels sind eine Augenweide. Das baut auch auf. Leicht wellig, auf Schotter und Asphalt Richtung Ziel. Nichts hält uns mehr auf, vielleicht noch ein Schluck an den zwei VP, die noch kommen. Postensicherung an der Hauptstraße- größte Vorsicht hier. Nicht mal eben so rüber, bloß nicht. Auf dem Sportplatz dann Schlussspurt oder sowas. Fürs Zielfoto. Sieht ja immer toll aus. Nullnullzwei und Nullneunundzwanzig machen es ruhiger, der Kollege hat sich nämlich ein paar extra Kmchen gegönnt. Ich hoffe, seine Frau verzeiht ihm...

Medaille, Foto, Urkunde, Erfrischung, alles dicht bei. Gepäck abholen, duschen. Kleinbusse fahren regelmäßig 8-9 Läufer weg, es ist ruhig und entspannt  hier. Wer mag, kann am Kiosk Bratwurst kriegen, sie mit Hopfentee runterspülen. Alles da, alle zufrieden.

 

Fazit

Ein Supermarathon. Macht sogar noch mehr Spaß als ein gewisser Kultlauf im Thüringer Wald. Technisch einfach, schnell ist möglich, Kondition ist Pflicht. Ein Extratag für eine Bahnfahrt und für Quedlinburg lohnt sich. Man weiß dann, warum die Ottonen immer wieder herkamen.

So wie ich. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr.

 

Informationen: Ottonenlauf
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