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13.12.09 - Siebengebirgsmarathon

Hot Spot Siebengebirge

Autor: Joe Kelbel

Die Kölner Bucht brach ein. Na gut, vor  40 Millionen Jahren. In den feuchtwarmen Sumpfwäldern der Bucht entstand Deutschlands größtes Braunkohlevorkommen. An der Bruchstelle jedoch stieg Lava aus der Tiefe empor. Mehr als 40 Schlote durchbrachen das Grundgebirge.  Durch mächtige Erschütterungen sprang das Oberflächengestein,  gewaltige Mengen an Schlacken wurden in große Höhen geschleudert und bildeten eine 300 Meter dicke Tuffdecke.

Blickt man von Bad Godesberg über den Rhein auf das Siebengebirge, erkennt man von den 40 Schloten  noch sieben. Markant ist die Silouette des Drachenfels, aus dessen Steinbrüchen die gewaltigen Dome zu Köln, Xanten und Limburg gebaut wurden.

Ungezählt sind die Sagen und Mythen, die sich um das Siebengebirge ranken. Die bekannteste ist die vom Drachen, der vom Drachenfelsen aus die Schiffe auf dem Rhein verbrannte, aber dann sich selbst entmaterialisierte, als er ein mit Pulver beladenes Schiff erwischte.

Mitten in dieser mythischen Landschaft, in der die Kelten den zahlreichen Drachen des Siebengebirges noch Menschenopfer brachten, liegt Aegidienberg. - Jetzt zittert der Leser aber! - Hier geht es  immer noch heiß her, denn es ist der Austragungsort des 11ten Siebengebirgsmarathons.

Von Aegidienberg stammt die Holzkohle, die 1000 Jahre lang  die Menschen der Kölner Bucht warm hielt, und die die Metalle aus den Minen des  Siebengebirges zum Schmelzen brachte.Von hier stammen auch 7 Hawaii-Eisenmänner, die der Ausrichter des Siebengebirgsmarathon, die  Tri Power Rhein Sieg, hervorgebracht hat.

 
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Es ist dunstig-warm in der  Halle von Aegidienberg, als ich gegen 9 Uhr eintreffe. Erstmalig sind  380 Halbmarathonläufer, neben 540 Marathonläufern am Start. Die Halle platzt aus allen Nähten. Die limitiereten Startplätze waren  frühzeitig vergeben, der Veranstalter wurde deshalb im Vorfeld von Laufwilligen regelrecht belagert. Aber der Ablauf bleibt stressfrei und  ich habe nichts Negatives über die parallele Halbmarathonveranstaltung zu berichten.

In dem Trubel entdecke ich  Gabriele Kenkenberg, die in ihrer ersten Ultrasaison gleich auf Platz 2 des DUV-Cups gelangte. Adalbert Hoenig wird von Kameras umlagert. Das ZDF wird ihn heute „begleiten“ und eine Reportage am 16.01.10 senden.Von vielen weiteren Siebengebirgs-Stammläufer gelingen mir schöne Fotos, schaut sie Euch an.

 
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Die Schlange vor den Klos war ewig lang, aber ich wusste, daß es am Startplatz, dem Gangpferdezentrum, zwischen den Pferdeanhängern gute Nischen gibt. Das wussten auch zwei Läuferinnen, die mich zuerst nicht bemerken.  Da sagt die Eine von unten zu mir: „Sorry, aber das ist der beste Hänger!“ Sie schien eine sehr erfahrene Läuferin zu sein.

Der Start ist wie immer unspektakulär und da es gleich abwärts geht, wird viel zu schnell angegangen. Das Lauffeld ist aber nicht zu eng, keine Klage über HM-Läufer.

 
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Die Strecke führt unterhalb des Lohrberges lang. Man sagt, hier würde nachts der „Feurige Mann“ herumirren. Es soll ein böser Gutsverwalter gewesen sein, der von einem Drachen in Brand gesteckt wurde. Uns allen ist schon warm, denn die Steigungen werden immer heftiger. Offiziell sollen  650 Höhenmeter zu bewältigen sein. Doch unsere Messgeräte haben sich in all den Jahren zwischen 740 und 790 eingependelt.

Als wir uns zur Löwenburg hochkämpfen, wird es winterlich. Die Löwenburg wurde  von den Grafen von Sayn erbaut. In Konkurrenz dazu errichtete der Erzbischof von Köln gegenüber auf der Wolkenburg und auf dem Drachenfels Burgen. Richtig bewohnt wurde die Löwenburg nie, deshalb gibt es hier original  Mauern aus dem 12.Jahrhundert zu bewundern, ohne neuerliche Überbauung. Es ist einer der schönsten Stellen im Siebengebirge und ich lasse mir gerne Zeit an diesem Verpflegungspunkt .

 
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Je höher wir kommen, desto schöner werden die Bilder im winterlich geschückten Adventswald. Bei schönstem Sonnenschein erreichen wir den Ausblickspunkt, der uns weit in die Kölner Bucht blicken lässt, im Vordergrund die Drachenburg und der Drachenfels. Wer sich auskennt, kann den Kölner Dom erkennen. Ich würde gerne verweilen, doch.... 

 Abwärts geht es zur  Margarethenhöhe. An diesem Pass treffen  alten Handelswege  mit dem Bittweg, hoch zum Petersberg zusammen. Jahrhundertelang zogen hier Pilger zur Kirche hoch (die Grundmauern der Kirche sind auf dem Petersberg noch sichtbar), es war die Zeit des Ablasshandels. Ein Bittkreuz, der heiligen Magarethe geweiht, gab dem Ort seinen Namen.

Wieder hoch und unterhalb der Löwenburg geht es weiter. Fantastisch, wie diese alten Mauern durch die schneebehangenen Äste schimmern. Diesmal kommen wir von der anderen Seite der Löwenburg, am Löwenburger Hof vorbei. Wie oft habe ich  hier mit meinen Großeltern während unser ewig langen Wanderungen durch das Siebengebirge Rast gemacht. Die Erinnerungen werden lebendig. Ich bin gerne hier.

 
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Der folgende Anstieg führt uns zum Leyberg. Seine markante Kegelform wird von groben Basaltblöcken geformt, doch der Anstieg zum Himmerich bei km 23 ist einer der schlimmsten. Im Volksmund wird der Himmerich Riesenschiss genannt - nach der Sage von den sieben Riesen. Wer hoch durch die Bäume schaut, versteht die Namensgebung.

Ein Grenzstein mit dem Hinweis „ Auge Gottes 1 km“ kündigt einen weiteren matschigen Anstieg an. Früher hatten die Waldbesitzer häufig mit Holzdieben zu kämpfen. Deswegen errichteten sie eine Tafel mit der Warnung: „Ein Auge ist, was alles sieht, auch was in dunkler Nacht geschieht.

Bei der Kapelle zum „Auge Gottes“ kommen wir an den Abschußrampen der V 1 Raketen vorbei. Sockel, Betonplatten der Lafette  und Löschwasserbecken sind zu entdecken. Es waren die ersten Marschflugkörper mit einem 850 kg Sprengkopf. Der Explosionsradius war so gewaltig, daß selbst die allierten Abfangjäger vom Himmel gerissen wurden, wenn sie versuchten, die Dinger abzuschiessen. Die Engländer kamen später auf die Idee, mit ihren Kampffliegern die Flügel der V1 anzuheben. Sie fielen daraufhin in die Nordsee. Es wurden ca 8000 abgefeuert, jeweils etwa 2400 gingen von hier aus auf den Weg nach London und Antwerpen.

Später, Anfang ´45 wurden von hier oben die Amerikaner, die an der Brücke zu Remagen standen, mit Artelleriebeschuß belegt. Die Amerikaner antworteten mit der Pulverisierung von Aegidienberg und Umgebung. In den Granatlöchern haben sich wunderschöne, mannshohe, wasserliebende Gräser angesiedelt, deren Halme golden in der Sonne schimmern. Heute wird hier nur noch gegen den berühmten Schweinehund gekämpft.

Der weitere Weg ist beschwerlich, doch die Ausblicke sind es wert. Ich liefere mir seit einiger Zeit ein Duell mit dem ZDF-Star Adalbert. Ab und zu schiesst eine Kamera heran und ein Riesenmikro schwebt über unseren Köpfen.

Bei km 35 steht die letzte Steigung an. Na gut,  danach noch eine, und noch eine kleine, und noch eine langgestreckte, oder die langgestreckte vor der kleinen und die matschige nach der großen. Aber eigentlich haben wir es jetzt geschafft.

 
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Als ich in der Halle im Ziel ankomme, ist schon eine, sagen wir mal vorweihnachtlich-ruhige Stimmung angesagt, die wir gerne bei warmer Brühe, Erdnüssen und Laugengebäck genießen. Ein paar Fotos von den Platzierten, die auf ihren Siegerehrung warten und dann mache ich mich auf in meine alte Heimat.

Als Stammgast komme ich gerne wieder, die Gegend faziniert.  Der Halbmarathon hat mich nicht gestört, die Halle war nicht zu klein und Bruno hat es wieder gut gemeistert. Das Siebengebirge ist und bleibt der Hot-Spot.

Marathonsieger

Mäner

1  Braukmann   Thomas   L.G.Kindelsberg-kreuztal   02:45:21  
2  SCHMITZ   Ruben   TMK   02:49:04  
3  Kaiser   Markus   TMK   02:49:07  

Frauen

1  Lennartz   Birgit  LLG St. Augustin   03:22:31  
2  Geiken   Annette   LG RWE Power   03:23:19  
2  Sattler   Annette    03:28:41  

538 Finisher

 

Informationen: Siebengebirgsmarathon
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