trailrunning.de

 
 
 

10.06.13 - Special Event

Bhutan - The Last Secret

Autor: Joe Kelbel

6.Etappe 15 km, +1200 Hm - 700 Hm

 

Lange bevor die ersten Läufer um 5 Uhr starten, werde ich durch das lang gezogenen, angenehme “Ziiiip, Ziiiip” geweckt, was aus jedem nebligen Baum in einem geheimnisvollen Wechselgesang dringt. “Ziiip” hier, “Ziiep” da. Ich stehe im nassen Morgenlicht und genieße jeden Atemzug der glücklichen, friedlichen Ziiiiep-Ziiiep-Welt.

Frühstück fällt aus, Stefan drängt zur Eile: “Briefing, Briefing” ruft er von oben herab.

Es beginnt ein wundervoller Tag mit einer überwältigenden Laufstrecke hoch über dem Flusstal, welches mit seinen Felsen und verknorrten Eichenbäumen an das Rheintal erinnert. Mal laufen wir über die schmalen Mauern der Reisterrassen, mal durch schnuckelige Dörfer, mal an lang gestreckten Kanälen lang, wo du dich entscheiden musst, ob du rechts 100 Meter tief, oder links in die nasse Strömung fallen willst. Freude im Herzen, Cola im Bauch, der Tag kann nicht perfekter sein.

 
© trailrunning.de 57 Bilder

Der Aufstieg zum Dzong Takshang (3100 m), dem Nationalsymbol und schönsten Kloster Bhutans, dem Tigernest, ist ein heiliger Pilgerweg. Jeder schwere Schritt den steilen Weg hinauf ist eine Wohltat für die Seele. Immer mehr bunte Fähnchen überspannen den Himmel, bis nach Stunden das sagenhafte Klostergebilde, was wie ein Schwalbennest in den Felsen klebt auftaucht.

Als Edda meine Hand nimmt und sagt: “Joe, wir laufen zusammen ins Ziel”, bleibe ich einige Schritte hinter ihr, sie muss nicht meine Tränchen sehen. Der Zieleinlauf ist der Schönste meines Lebens.

3:38 Std,  39:12 Std insgesamt.

Schuhe aus, rein ins Kloster. Ein Polizist kassiert den Fotoapparat. Ich bin nicht der einzige, der Räucherstäbchen, Butterlampen und Geld in den ewigen Altarräumen lässt. Niemand sagt ein Wort, wenn er aus den Augenwinkeln beobachtet, wie einer seiner Mitläufer verstohlen die gefalteten Hände an die Stirn hält und sich heimlich dreimal verbeugt. Vor den vielen Buddhastatuen, Dämonen und Fratzen in den kleinen, zahllosen Räumen darf jeder von uns denken und beten was er will. Es gibt für jedes Problem einen eigenen Altar, und manch einer hinterlässt schon mal einen Müsliriegel auf einem besonderen Sockel. Vielleicht hat es ja geholfen, meine für den 19.06. anberaumte OP werde ich absagen .

Mein Gruß geht an das liebenswerte Volk von Bhutan: “Tashi Delek!” Das letzte Geheimnis bleibt Erbe der Menschheit.


Kathmandu


Der Flug nach Kathmandu erfolgt entlang der imposanten Himalayakette. Wir fliegen wenige Kilometer am Mount Everest vorbei, der mit seinem gewaltigen Massiv aus einer dichten Wolkendecke herausragt. Sprachlos versuche ich  das weiche, mit Tomaten belegte Sandwich zu essen, während zwei junge indische Mädchen sich über mich beugen, um ein Schneefoto zu schießen. Rexona hätte die Situation angenehm machen können. Nach 50 Minuten harte Landung auf ruppiger Landebahn.

 
© trailrunning.de 2 Bilder

Edda, Holger und ich lassen uns durch die Stadt fahren. Wir sind auf der Suche nach einer Göttin, der Inkarnation der hinduistischen Göttin Durga, ein lebendes Mädchen, erwähnt in den alten Sanskrit-Schriften, genannt Kurmari. Ähnlich wie der Dalai Lama werden Inkarnationen durch Expertenteams gefunden:  “Wir sind uns schon vorher begegnet, Deine Weisheit überzeugt uns!” In Nepal werden die Göttinnen aus der Newar-Ethie im Alter von 4-7 Jahren  ausgewählt.

Zunächst erhalten wir Zugang zu einer “alten” Kurmari. Eine Kurmari ist alt und nutzlos, wenn sie das erste Mal menstruiert hat. Sie wird nie einen Mann bekommen, nur eine Pension von 30 € monatlich.

 
© trailrunning.de 45 Bilder

Wir knien vor ihr nieder, zwischen vertrockneten, vermüllten Opfergaben aus Reis und Früchten, lassen uns segnen und das Tika, den roten Punkt auf die Stirn malen. Es markiert das dritte Auge, das tantrische Energiezentrum, ein Farbe-Butter-Gemisch “for success!” Danach eine Blüte auf dem Kopf, noch einige Blitzfotos und wortlos drehen wir ab.

Keiner sagt ein Wort. Es ist religiöse Prostitution.

Wir wollen jetzt die wirkliche, die amtierende “Living Goddness” sehen, Ratnakar Mahavihar! Es braucht einige Zeit der Suche, sie wohnt irgendwo in der Nähe des Durbar-Platzes.  Ihr  Palast wurde aus dem Holz eines einzigen Baumes geschnitzt. Man sollte meinen, die Menschen stehen Schlange vor einer Göttin, aber wir sitzen alleine und völlig bedröppelt im Vorraum.

Dann werden wir  hineingerufen, wo eine etwa 9jährige Puppe - vielleicht unter Drogeneinfluss - teilnahmslos sitzt. Ich knie nieder und erwarte, dass sie mir das Tika aufdrückt. Millisekunden einer Ewigkeit schauen wir uns in die Augen. Eine kleine, göttliche, unbewegliche Puppe und ein bekloppter Ultraläufer. Aber ihr Blick geht durch mich hindurch, nicht hinein. 

Ob es mir was gebracht hat? Es hat den Eltern was gebracht. Kohle. Aber irgendwie gehört auch dieses Erlebnis zur Selbstfindung. Wie aber wird sie ihr Leben später meistern können, wenn ihre Worte für ihre Privatlehrer Gottesweisheiten sind? Niemand darf der Kumari widersprechen!

Die Shree Boudhanath-Stupa ist Weltkulturerbe, sie ist Pilgerziel der Flüchtlinge aus Tibet, die die Stupa oft auch liegend umrunden. In den Mauern sind lange Reihen von Gebetsmühlen eingebaut. Sie liegt an einem sehr schönen Platz, umgeben von einem kreisförmigen Dorf in denen hauptsächlich geflüchtete Priester aus Tibet wohnen. Man verdient sich das Geld im Verkauf von Tsampa (tibetisches Grundnahrungsmittel aus Mehl und Getreide) Butter, Tee und Gebetsperlen.

Auf den Dächern der Häuser gibt es wunderschöne Dachterrassen, auf denen man mit Blick auf die Stupa und die schneebedeckten Berge sein Bier trinken darf. Dort trinkt  Gabriel Jäger, der Buddhist aus dem Einmannkloster im Süden Barasiliens, eine Sprite und rezitiert alte Sanscrit-Texte.

“Translate please, what you´re reading!” - Lange Pause, dann setzt Gabriel an: “Und mögen wir bewahrt werden vor den Leiden der Welt, vor den Leiden des Todes und auferstehen in die himmlische Ewigkeit!”

Dann lacht er laut und breit mit seinem makellosen Gebiss: ”Ihr wollt immer mehr, und habt doch Angst vor Verlust. Damit verdrängt ihr das Sichzufriedengeben. Glück ist der Zustand innerer Ausgeglichenheit.“

Der sehr sympathische Kerl hat auch noch eine e-mail-Adresse, an die wir die Fotos dieser wunderbaren Stunden schicken werden. Ich frage noch, ob er bei Facebook ist, dann fahren wir zum Flughafen.

1. Salva Calvo-Redondo, Spain 22:18
2. Manu Pastor, Spain 24:00
3. Stefan Sigron, Swizerland 24:35
4. Jo Peterson, New Zealand 26:19
5. Randall Krantz USA 26:32
6. David Mora, Spain 27:36
7. Gus Murray, Australia 27:46
8. Phil Rod, Great Britain 31:27
9. Sophie Power, Great Britain 31:49
9. Zenia Inselmann, Denmark 31:49
11. Lee Stan, Canada 32:02
12. Charla Heimer, USA 34:12
13. Raj Malik, India 36:00
14. Sahaj Sah, India 36:04
15. Thomas Hagemann, Denmark 36:16
16. Ali Wehbi, France 36:53
17. Vincent Carroll, Ireland 38:13
18. Brigid Wefelnberg, Germany 38:45
19. Joe Kelbel, Germany 39:12
20. Edward Chapman, Great Britain 40:33
21. Karen Wie, Canada 41:35
22. Chris Lewis, Great Britain, 41:55
23. Edda Bauer, Germany, 41:59
24. Dyeong Su Kim, Korea, 42:42
25. Sandy Mouret, Canada, 42:54
26. Moo Woong Lee, Korea, 44:04
27. Klaus Westphal, Germany, 44:47
28. Giampietro Marion, Italy, 45:50
29. Jeunkeun Park, Korea, 46:52
30. Dongchae Shin, Korea, 48:55
31. Holger Wölfle, Germany, 49:49
32. Leah Douglas, Canada, 54:23
32. Nicole McLean, New Zealand, 54:23
33. Maria Theresa Villanueva, Phillipines, 62:44
35. Jacob Hagemann, Denmark DNF
36. Cynthia Lao, USA, DNF

 

 


 
Zurück zur Übersicht
 
 
 
 
 

Kontakt

Trailrunning.de
Klaus Duwe
Buchenweg 49
76532 Baden-Baden

07221 65485

07221 801621

office@trailrunning.de