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13.03.16 - Special Event

The Wild Elephant Trail (210 km): Sri Lanka, die Träne Indiens

Autor: Joe Kelbel

 

5. Etappe, ca 32 km

 

Ich sehe erholt aus, meine Haut fast normal. Mein Problem ist die Magensäure. Der permanente Colakonsum ist nicht gut für mich. In Sri Lanka fragt man nicht nach „cold Cola“, das gibt nur ratlose Blicke. Man fragt nach „ cool Coka“ . Es gibt zwar auch andere Getränke, aber die sind nicht genießbar.

 

 
© trailrunning.de 23 Bilder

 

Ich kenne die Strecke und meine mich zu erinnern, dass es viele Shops gibt. Doch die Erinnerung trügt. Es geht hoch zum Kandalama Lake und wieder runter. Kreuz und quer, eine Streckenführung, die jeden Läufer verzweifeln lässt. Aber ich liebe diese Spielereien. Ok, jetzt akzeptiere ich sie nur.

Im ersten Shop treffe ich  meine Mitleidenden. Wir trinken „Soda Creme“, das hat die selbe Süße wie Cola hat, tötet aber nicht. Oben am Lake Kandalama nehmen wir den Weg rechts herum. Es folgen 12 Kilometer reinste Qual in einem See-Wiesengebiet, das mich garantiert noch Jahre in meinen Träumen beschäftigen wird: Es ist eine Landschaft wie im Jurrasic Park: grün, grell mit seltsamen Pflanzen unglaublich vielen Vögeln und großen Herden.

Das zerrissene Zusammenspiel zwischen Land und Wasser ist abwechslungsreich und fordert höchste Trailleidenschaft. Es geht über Felsen, durch Sumpf, dornige Büsche und riesige Grasflächen. Es fehlt eigentlich nur noch der T-Rex. Und dann sehe ich tatsächlich seine Spuren: Monsterspuren, letzte Nacht tief eingedrückt in der da noch nassen Erde. Aus allen Richtungen ziehen diese Spuren zu einer flachen Stelle im See: Elefantenspuren. In Botswana hat ein Elefant meinen wohlgefüllten Beercooler als Fußball benutzt. Ich bin anschliessend fast verdurstet. Das ist kein Scherz. Ich würde jetzt ein Vermögen für ein kaltes Getränk zahlen.

Gary, James und Beth sind bei mir. Wir treffen uns alle 2 Kilometer im raren Schatten eines Baumes, dösen dann minutenlang weg. Es ist wie beim Rückzug von El Alamain. James fragt, ob ich eine Zielzeit sagen könnte. Ich sage, wir hätten vor einer Stunde da sein müssen. Ja, wir hätten schon längst da sein müssen!

Es ist wie im Film: Einer steht wortlos auf und lässt seine krepierenden Kameraden zurück. Vielleicht hebt einer von denen noch seine schwache Hand, ich kann es nicht sehen, mein Kopf hängt tief, mein Blick ist starr. Ich habe seit Stunden nichts mehr getrunken. Ich komme ins Ziel, bin schwer gezeichnet. Die anderen drei kommen eine Stunde später rein.

Das heutige Camp ist beeindruckend. Horden von Ameisen und Lemuren, die einen im Zelt, die anderen auf den Bäumen. Optimale mobile Sanitäranlagen, ich dusche per Eimer, andere mit der Arschbrause vom Klo. Die Technik ist ausgereift, Planen, Trittsteine, Lampen und Hinweisschilder. Gut gemacht!

Von der Trockenahrung bekomme ich nur die Hälfte runter, meine Speiseröhre brennt wie Feuer. Lange liege ich noch auf einer Plane, schaue in eine Glühbirne, um die sich allerlei Insektenarten scharen. Sternenhimmel, meine Füsse sind aufgestochen und mit Tape verbunden. Meine Hände sind stark geschwollen.

In der Nacht brennen Feuer und Fackeln, Wachen werden aufgestellt. Ein Elefant in unserem Porzelanladen wäre verheerend. Ich liebe es, auf der Matte unter dem Moskitonetz zu schlafen und den Geräuschen der Nacht zu lauschen. Morgen Abend bin ich im Hotel, werde da keinen Schlaf finden.

 

 
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