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11.11.12 - Steinhart 500

Hart aber herzlich

Um 9.55 Uhr versammelt sich die Läuferschar im Startbereich. Nach einer kurzen Streckenerklärung für die Startrunde geht es pünktlich los. Die ersten Meter könnte der Fußweg die Masse der über 500 Teilnehmer nicht aufnehmen, aber noch haben wir die Möglichkeit, zusätzlich die vorhandene Rasenfläche zu nutzen. Da heute keine Bestzeiten zu erwarten sind (die Strecke hält schließlich 500 steinharte Höhenmeter für uns bereit), kann man es am Start zudem langsam angehen lassen. So hat sich das Feld nach wenigen Metern bereits soweit entzerrt und wir können ohne Gedränge in den Wald eintauchen. Auf der Einführungsrunde von etwa 3 Kilometern folgen wir erst mal den blauen Schildern. Die Strecke führt uns erstmals am Nordufer des Bagnosees entlang, bevor es nach einer Linkskurve direkt zurück in Richtung Ziel geht. Auf der etwas abschüssigen Allee Richtung Ziel merke, daß ich bereits einige Höhenmeter überwunden habe.

 
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Von meiner privaten Fangemeinde werde ich jetzt auf die drei großen Runden geschickt. Ab hier muß ich mich an den orangenen Hinweisschildern orientieren. Die Runden führen jetzt verstärkt durch die Wälder, in denen die Sonne das Blätterdach heute rotgolden erstrahlen läßt. Noch fliegen die Kilometerschilder nur so vorbei. Da jeder Kilometer ausgeschildert ist, kann ich mich schon darauf freuen, wie weit ich in den kommenden Runden an der jeweiligen Stelle gekommen sein werde. Nach einer Links- und einer Rechtskurve folgt die längste Gerade der Strecke. Auf dem ersten Drittel trennen nur ein paar Baumreihen die Strecke von den im Süden liegenden Feldern. Die Herbstsonne hat keine Mühe, den Wanderweg zu erhellen. Zum Austrocknen des feuchten, weichen Waldbodens reicht es dennoch nicht, da macht sich meine Entscheidung für Trailschuhe schon bezahlt. Weiter führt mich die Gerade unter der B 54 direkt auf den Stadtteil Borghorst zu. Kurz bevor ich diesen erreiche, werde ich in einer weiteren Linkskurve erst einmal weiter durch den schönen Herbstwald geführt.

Am nächsten Abzweig, etwa beim KM 7, erreiche ich das längste Begegnungsstück des Marathons. Erst einmal halte ich mich rechts. Kaum habe ich die Kurve genommen, weist mich ein Schild auf das WC in 100 m hin. Guter Tipp, das blaue Dixiklo hätte sonst bestimmt übersehen. Glücklicherweise bin ich heute nicht darauf angewiesen. Die unmittelbar folgende S-Kombination bringt mich zur L 510, der Landstraße, die die beiden Ortsteile Burgsteinfurt und Borghorst verbindet. Hier befindet sich der zweite Verpflegungsposten, den ich auch nach meiner Rückkehr vom Buchenberg nutzen kann. Die Landstraße ist die einzige nennenswerte Verkehrsverbindung, die heute für den Marathon gesperrt werden muß.

Auch wenn ich hier mal wieder im hellen Sonnenschein laufen darf, bin ich nicht böse, daß mich der nächste Waldweg bereits nach wenigen Metern nach links leitet. Über das etwas wellige Profil des folgenden Kilometers erreiche ich doch noch den Ortsrand von Borghorst. Dabei bleibt es dann aber auch, denn schließlich laufen wir einen Cross-Marathon und nach wenigen hundert Metern geht es weiter durch Felder an einigen Bauernhöfen vorbei. Eine 90 Grad-Kurve bringt mich kurz vor KM 9 auf Kurs Richtung Buchenberg. Hier kann ich mich noch einmal verpflegen, bevor ich die stärkste Steigung des Rundkurses in Angriff nehme. Zu erkennen ist sie hier, wo es noch einmal kurz durch Felder geht, allerdings noch nicht. Wieder im Wald angekommen, sehe ich bereits die ersten Geher. Zugegeben, die Steigung ist jetzt schon knackig, aber ich schaffe es, sie zumindest jetzt noch laufend zu bewältigen. Glücklicherweise ist sie nicht übermäßig lang, aber auf den folgenden Runden wird sie sicher noch schwierig genug werden.

Zum Ausgleich führt der folgende Kilometer wieder gleichmäßig zum Verpflegungspunkt an der L510 zurück. Zeit, sich zu erholen. Zurück auf der Begegnungsstrecke, kommen mir jetzt die ersten Läufer/-innen entgegen. Um mich richtig einzuordnen, fehlt mir aber der Überblick, dazu ist die Strecke zwischen Hin- und Rückweg doch zu groß. Aber auch ohne diese Orientierung darf ich am Ende dieses Teilstückes geradeaus zurück zur nächsten Unterführung der B 54 laufen. Diese wird nicht gerade, sondern in einer Kurve durchlaufen. Die anschließende Gerade führt direkt ins Herz des Bagno zurück, KM 13 ist erreicht.

Ich befinde mich mittlerweile im Bereich der Konzertgalerie. Das 1773/74 errichtete Gebäude gilt als erstes freistehendes Konzertgebäude überhaupt, weshalb es in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen werden soll. Damit dieser kulturelle Höhepunkt nicht verborgen bleibt, macht die Strecke einen Bogen auf dem Brunnenvorplatz. Dabei laufen wir nach einer 180 Grad-Wende direkt auf die Konzertgalerie zu und lassen sie nicht einfach links liegen.

Über eine Brücke erreiche ich wieder das Nordufer des Bagnosees. Ihm folgend lege ich nun ein Stück der Einführungsrunde in umgekehrter Richtung zurück. Am Ende des Sees kommt die Lichtung mit dem Golfplatz, der nun rechts von mir liegt. Durch einen hohen Fangzaun bin ich glücklicherweise vor etwaigen Fehlschlägen der Golfer sicher. So kann ich mich unbeschwert auf die Aussicht konzentrieren, die diesmal beim Queren der Lichtung einen freien Blick auf das Wasserschloß von Burgsteinfurt freigibt. Jetzt aber nur nicht zu sehr ablenken lassen, denn die Strecke führt an einem Abzweig nach rechts, damit ich wieder zur Allee geleitet werde. Das KM 41-Schild, das sofort ins Blickfeld kommt, erinnert mich daran, daß ich spätestens hier in zwei Runden noch einmal das Tempo steigern sollte, wenn mir noch die Kraft dazu bleiben sollte. Doch warum jetzt schon Gedanken daran verschwenden, wo ich erstmal wieder die Baumallee mit der Aussicht an deren Ende erneut angefeuert zu werden genießen kann?

Und tatsächlich werde ich nicht enttäuscht. Motiviert mache ich mich deshalb nach Umrundung des Denkmals für die Gefallenen der beiden Weltkriege erneut auf die Reise, den kommenden Streckenverlauf kenne ich ja jetzt komplett. Was bleibt ist die Frage, ob mir dies zum Vorteil gereicht. Die abwechslungsreiche Streckenführung spornt zwar weiter an, aber ob die noch zu überwindenden Höhenmeter nicht zu sehr in die Beine gehen? Jetzt wird es auf der Strecke zu-dem merklich ruhiger, schließlich sind die 16 KM-Läufer bereits im Ziel. Als ich die Begeg-nungsstrecke erreiche, werde ich wieder von den begeisterten Helfern weitergepuscht. Das herrliche Wetter und die fröhliche Läuferschar scheinen die Stimmung bei allen Beteiligten zu heben.

Als ich die Verpflegungsstation an der L 510 erreiche, stärke ich mich mit einem der angebotenen Apfelstücke, die hier neben Rosinenstuten, Wasser und Tee gereicht werden. Bananen gibt’s leider nicht, was bereits auf der Homepage der Veranstaltung zu erfahren war. Und das hat seinen besonderen Grund: Als einer der ersten Läufe soll der steinhart 500-Marathon nämlich klimaneutral werden. Da bleiben die Bananen natürlich als erstes auf der Strecke, denn der Transport der Südfrüchte bläst Unmengen CO² in die Umwelt. Da sind die direkt vor Ort vom Baum gepflückten Äpfel auf jeden Fall „gesünder“. Die unvermeidliche Umweltbelastung durch unsere Anfahrt und Unterkunft wird durch einen Fragebogen an alle Teilnehmer ermittelt. Um diese dann zu kompensieren ist u. a. vorgesehen, 150 Bäume zu pflanzen. Spätestens jetzt hat das Umweltbewußtsein auch uns Marathonis erreicht. Mit allerbestem Gewissen kann ich also Streckenabschnitte wie den folgenden über den Kanonikenbusch nach Borghorst genießen.

Als uns der Weg aus Borghorst heraus erneut durch die Felder führt, ist die Halbmarathonmarke erreicht. Die Zeitmeßanlage zeigt mittlerweile etwas mehr als 1:52 Stunde an. Aufgrund meiner jüngsten Erfahrungen bin ich mehr als skeptisch, ob ich das Tempo auf der zweiten Hälfte werde durchhalten können. Abgelenkt werde ich kurz vorm nächsten Bauernhof von den auf dem Asphalt aufgemalten Zahlen 6 und 27. Sie erinnern mich daran, daß hier die alte Strecke in umge-kehrter Richtung nach Borghorst verlief. Was doch eine andere Perspektive ausmacht, ohne die Markierungen hätte ich diesen Streckenabschnitt nicht wiedererkannt.

Umso sicherer bin ich mir dafür aber, daß mich die folgende Linkskurve zurück zum Buchenberg führt. An der hier eingerichteten Verpflegungsstelle wird mir Cola gereicht. Frische Kohlehydrate, die mir die nötige Energie geben, die beschwerlichste Steigung des Rundkurses wieder lau-fend zu bewältigen. Sogar den Verpflegungspunkt an der L 510 bei KM 23,5 erreiche ich immer noch locker. Auf der Begegnungsstrecke grüßt mich noch einmal HaWe. Schade, daß ich meine Kamera für heute bereits verstaut habe, um mich aufs Laufen zu konzentrieren. Kurz bevor ich die Begegnungsstrecke in Richtung Konzerthalle verlasse, schallt es mir „Markus, Markus!“ entgegen. Nanu, die begeisterten Fans sind mir doch völlig unbekannt und auf meiner Startnummer prangt kein Name. Komisch. Die Erklärung bekomme ich prompt, als ich zum nächsten Läufer aufschließe, bei dem es sich doch tatsächlich um einen Namensvetter handelt! Und sogar die Schreibweise stimmt überein! Bei so einem Zusammentreffen nimmt man doch gerne die nächsten Kilometer gemeinsam unter die Füße.

Erst am Wendepunkt Ehrenmal muß Markus etwas abreißen lassen. Ist auch kein Wunder, werde ich doch jetzt auf einer Welle der Begeisterung meines eigenen Fanclubs getragen. Jetzt gilt es, die finale Runde ist angebrochen. Ich fühle mich immer noch gut und hoffe deshalb, heute nicht einzubrechen. Bangemachen gilt heute nicht und Schwäche zeigen durch Zurückblicken schon gar nicht. Deshalb bemerke ich Markus auch erst, als er in Borghorst an mir vorbeizieht. Er animiert mich dranzubleiben, damit wir beim letzten Mal den Buchenberg gemeinsam meistern. Doch ich bin mir meiner Sache noch nicht wirklich sicher und bevor ich meinen Rhythmus verliere, lasse ich ihn wieder ziehen. So kann ich trotz langsam schwer werdender Beine auch nach der letzten schweren Prüfung noch Blickkontakt zu ihm halten.

Kurz vor der Konzerthalle kann ich erneut aufschließen, Krämpfe plagen ihn. Diesmal ist es an mir, ihn aufzumuntern, im Ziel werde ich ihn sicher noch sehen. Nach der letzten 180 Grad-Wende am Brunnenplatz werfe ich automatisch doch noch einmal einen Blick auf die unmittelbar folgenden Läufer. Markus ist unter ihnen und wieder ans Laufen gekommen.

 
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Ein letztes Mal genieße ich das Nordufer des Bagnosees. Einige Spaziergänger machen uns Läufern Platz, sehr rücksichtsvoll. Auf die Uhr blicke ich schon länger nicht mehr, bin ich mir doch sicher, das Tempo die letzten 3 Kilometer halten zu können. Zudem bin ich nur noch am Ein-sammeln vereinzelter Läufer. Von hinten kommt kaum noch etwas, bis ich auf Höhe des Golfplatzes Schritte vernehme, die lauter werden, zurückzublicken traue ich mich nicht. Brauche ich auch nicht, denn schon ist Markus noch einmal an mir vorbei. Er hat heute noch mehr drauf als ich. Aber was spielt das schon für eine Rolle, da auch ich mit meiner Zeit zufrieden sein werde. Lieber genieße ich ein letztes Mal die Allee hinunter Richtung Wasserschloss und die Begrüßung als Geburtstagskind durch den Ansager. Nach 3:38:41 Stunden erreiche ich überglücklich das Ziel, wo ich von Silke, Anne und Manfred herzlich empfangen werde.

Gezeichnet von der heutigen Schlammschlacht nehme ich stolz meine Trophäe, einen Ziegelstein mit dem Emblem der Veranstaltung, entgegen. Da haben sich die Organisatoren mal was Originelles einfallen lassen. Ein gelungenes Präsent und die beste Erinnerung für eine rundum gelun-gene Veranstaltung mit durchweg freundlichen Helfern und Organisatoren. Trotz der harten Strecke hat mich die neue Steinfurter Marathon-Veranstaltung wegen ihrer herzlichen Organisation für sich eingenommen, so daß ich mich bereits heute darauf freue, hier im kommenden Jahr wieder zu starten, auch wenn es dann nicht mein Geburtstag ist.

Ergebnisse:
Männer:

1. Philipp Brouwer, 2:43:27
2. Christoph Hakenes, 2:47:06
3. Thomas Ryba, 2:52:58
Frauen:
1. Rita Nowottny-Hupka, 3:28:56
2. Regina Tank, 3:39:55
3. Hannah Hüllweg, 3:46:01

Streckenbeschreibung:
Kurs über eine kleine und drei große Runden.
Zeitnahme:
Champion-Chip
Weitere Veranstaltungen:
16 und 29 Kilometer.
Startgeld:
Marathon: 20 - 22 – 25 €, je nach Anmeldezeitpunkt zzgl. 3 € für das FlexTicket
Auszeichnungen:
Ziegelstein, Urkunde im Internet. Finisher-Shirt gegen Aufpreis
Verpflegung:
Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Tee Wasser und teilweise Cola, dazu Apfelstücke und Rosinenstuten.
Zuschauer:
Vor allem am Wendepunkt Wasserschloß, dazu bestens aufgelegte Helfer an den Verpflegungsstellen und der Strecke.

 

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