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03.06.17 - Ultra Skymarathon Madeira

Hoch hinaus

 

Bekanntes Terrain

 

Schön einige Km laufe ich übrigens ohne den Schlussläufer als Begleiter. Ich bin ja nicht mehr Letzter. Eine Straße kommt mir bekannt vor. Von hier zweigt ein mit typischer Pflasterung versehener Weg hinab zum Meer. Klar, dass der nicht ohne "Schikane" auskommt. Fast schon unten am Meer, geht es an einem Abzweig wieder aufwärts.

Von einer weiteren Straße geht es aber dann endgültig hinunter. Der Weg führt hinab zur Ponta de Sao Jorge. Bevor wir diese erreichen, biegen wir nach rechts ab zur Calhau de Sao Jorge. Der Weg entlang der schroffen Felsen der Nordküste ist beeindruckend. Genau wie die vorhin schon sichtbaren Serpentinen den Gegenhang hinauf. Ich ahne, da muss ich nach der VS hoch.

Ich behalte Recht. Nach einer Stärkung an der VS, die ich dank meiner Eile noch rechtzeitig erreicht habe, und einer Kopfdusche muss ich die Serpentinen steil hinauf. Und das in praller Sonne. Ich kämpfe mich Schritt für Schritt gut 300 Hm über tückisches Pflaster nach oben. Mühsam, mentale Stärke ist gefragt. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss um 17 Uhr in Ilha sein. Sonst bin ich dort raus.

Aus luftiger Höhe blicke ich hinab auf die VS und werde von dort mit lauten Rufen angefeuert. Die Mädels geben wirklich Ihr Bestes, um mich die Serpentinen hinauf zu rufen. Endlich habe ich es geschafft und darf rechts abbiegen und entlang einer kleinen Levada laufen. Aber nicht lange.

 
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Nasse Füße

 

Ich komme durch einen kleinen Ort. Die Bar "Buddha" führt mich in Versuchung, der ich aber widerstehe. Gut so, denn sonst wäre ich in Ilha aus dem Rennen geflogen. Ich muss nämlich wieder bis ganz nach unten. Gut einen Km vom Strand und der VS entfernt, komme ich wieder in den Talgrund zurück und hier wartet eine Überraschung auf mich.

Der Bach der an der VS ins Meer fließt ist zu queren, denke ich. Aber nichts da. Die weiteren Markierungsfähnchen weisen den Weg durch das Bachbett den Bach aufwärts. Und das über mehrere hundert Meter. Ich fluche laut vor mich hin. Dass ich bis zur Hüfte im Wasser versinke und durch und durch nass werde, ist nicht so schlimm. Aber ich komme kaum voran. Die Bachpassage kostet mich wertvolle Zeit.

Stinkesauer verlasse ich endlich das Bachbett und mache mich auf den Weg aufwärts zur VS in Ilha. Wie ich es schaffe, weiß ich nicht. Aber ich komme noch rechtzeitig an. Vor der VS wird erst einmal meine Ausrüstung kontrolliert, dann darf ich mir Cola und Suppe gönnen. Und höre von den Mädels auf mein Klagen, dass die Bachpassage sehr wohl auf der Website angekündigt ist. Hätte ich mal besser lesen sollen. Es soll ja Läufer geben, die nur wegen dieser Passage am USM teilnehmen.

 

Noch einmal Queimadas

 

Über gefühlt mehrere Tausend Stufen ziehe ich aufwärts der letzten VS in Queimadas entgegen. Meter für Meter gewinne ich an Höhe. Der Zeitdruck ist zwar noch da, aber nicht mehr so drückend wie vor Ilha. Ich muss um 19.05 Uhr in Queimadas sein. Ich weiß, dass mich nach einem Aufstieg von gut 500 Hm noch eine längere Levadapassage erwartet, die aber gut zu laufen ist.

Ich komme wieder in die Wolken und es fängt zeitweise wieder leicht an zu nieseln. Aber es ist kein richtiger Regen. So geht es. Ich laufe durch das Vale da Lapa. Vorbei geht es am Posto Florestal. Die Strecke ist weiterhin sehr abwechslungsreich und es macht unverändert Spaß, auch wenn ich schon ziemlich kaputt bin. Aber Queimadas hat eine Anziehungskraft, die sich noch steigert, als ich auf die Levada treffe.

Ein Schild zeigt an, dass es noch 4,5 Km bis Queimadas sind. Und die kann ich entlang der Levada laufen. Das kostet zwar Kraft und erfordert Willen, aber mich treibt es zum Ziel. Da die beiden hinter mir liegenden Läufer in Ilha dem Zeitlimit zum Opfer gefallen sind, kommt auch wieder der Schlussläufer raschen Schrittes zu mir aufgelaufen und wir laufen gemeinsam entlang der Levada.

Der Weg nach Queimadas zieht sich und kommt mir länger als 4,5 Km vor. Liegt wahrscheinlich an meiner körperlichen Verfassung. Mental bin ich jedoch gut drauf. Ich bin mir sicher, den USM erfolgreich beenden zu können. Als ein Schmankerl dürfen wir noch durch einen Minitunnel laufen. Von der Seitenwand der Levada tropft es von mehreren Stellen herab, Brücken sind zu überqueren und es gibt sogar einen Wasserfall.

 
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Geschafft

 

Endlich kommen wir auf einen breiten Weg und an die Hütten von Queimadas. Geschafft. Ab jetzt git es keinen Zeitdruck mehr. Ich habe mehr als 2 Stunden Zeit für die letzten 5,5 Km - und die führen fast nur noch abwärts.

Der Schlussläufer muss mich wieder verlassen. Ich habe noch einen Läufer überholt und laufe somit allein dem Ziel entgegen. Eine kurze heikle Steilpassage ist zu bewältigen, bevor eine  breite Waldpiste mich abwärts führt. Das Abwärtslaufen tut zwar mächtig weh, aber ich mache weiter Druck. Je schneller ich jetzt laufe, desto kürzer dauern die Schmerzen.,

Natürlich sind auch wieder Stufen zu laufen, eine kleine Levada taucht auf und es sind auch noch einige Meter aufwärts zu bewältigen. Und ich schaffe es, mich trotz bester Markierungen zu verlaufen. Dabei habe ich jedoch ein Riesenglück. Zwei Arbeiter bemerken meinen Irrtum und weisen mich zurück auf den richtigen Weg. So hab ich nur gut 100 m zusätzlich absolvieren müssen. Puh, Schwein gehabt. Danke!

Nach 13.39 Stunden erreiche ich das Ziel in Santana und gehe die Stufen zur Ziellinie empor. Hier wurde am Morgen vor dem Start die Ausrüstung kontrolliert. Ich habe sogar noch ein Polster auf das maximale Zeitlimit von 15 Stunden von über einer ganzen Stunde. Geht also doch.

Noch wenige Meter über den blauen Teppich und der USM ist geschafft. Ich bin kaputt, aber mit mir und der Welt zufrieden.  Der Ultra Skymarathon auf Madeira ist geschafft.

Ich treffe noch einige bekannte Gesichter vom MIUT und hole mir mein Finisher Kit und die Wechselkleidung in der Town Hall. Es gibt eine schöne Jacke als Finishergeschenk. Ein Shirt gab es schon im Starterbeutel. Glücklich mache mich auf den Weg zur Dusche in der 200m entfernten Schule. Da ich Vorletzter bin, ist die Dusche frei.

Um das Glück perfekt zu machen, finde ich sogar eine Mitfahrgelegenheit nach Machico. Das gemeinsame Abendessen für alle Teilnehmer im Zelt neben der Town Hall fällt allerdings der Mitfahrgelegenheit zum Opfer.

Unglaublich aber wahr. Der Sieger Jon Albon aus Norwegen hat den USM in 5.45,36 Stunden bewältigt. Der muss geflogen sein.

 

 
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Fazit

Sehr fordernder Skymarathon, nur bergerfahrenen Läufern zu empfehlen. Hochinteressante, abwechslungsreiche Strecke in überwältigender Landschaft Madeiras. Perfekte Organisation. Gut mit einem Urlaub auf der Blumeninsel zu kombinieren.

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Informationen: Ultra Skymarathon Madeira
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