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07.07.13 - Zugspitz-Extremberglauf

Das ist (Zug)spitze!

Wieder mal stelle ich mich lustvoll einem Ereignis, an dem teilzunehmen ich noch vor nicht allzu langer Zeit nicht einmal zu denken gewagt hatte – dem Lauf auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze. 560 km Anfahrt für 17,94 km und 2.235 Höhenmeter, lohnt sich das überhaupt? Ja, nicht einmal die Gattin meckert! Na ja, zunächst ein wenig schon, aber die Aussicht auf drei Übernachtungen im Romantikhotel Spielmann, lecker Happahappa und ein streß- sowie schweißfreies Erreichen des Gipfels per Seilbahn stimmen sie schnell gnädig.

Von Ehrwald auf der Tiroler Seite aus werden wir die Sache angehen und hoffen inständig, nicht auf den letzten Drücker ausgebremst zu werden und im Falle sehr schlechten Wetters mit der Notlösung einer Ausweichstrecke vorlieb nehmen zu müssen. Wenn schon, denn schon! Im Extremfall droht sogar die Komplettabsage des Laufs. Das Romantikhotel entpuppt sich als sehr romantisch, die Verpflegung ist klasse und die Stimmung entsprechend hervorragend. Sogar das in diesem Jahr wieder höchst durchwachsene Wetter zeigt sich fast von der besten Seite, es ist trocken und warm, Sonne und Wolken wechseln sich ab.

Am Freitagnachmittag wandern wir zunächst zur Talstation der Ehrwalder Alm-Bahn und erkunden von dort den Wasserfallrundweg. Auf dem knapp einstündigen Kurs geht dem Trailer bereits zum ersten Mal das Herz auf: Ein sehr schöner, welliger Kurs durch den Wald auf unterschiedlichsten Untergründen macht jede Menge Appetit auf Sonntag. Mit dieser Bahn fahren wir am Samstag nach oben und nutzen das optimale Wanderwetter zu einer 12 km-Tour zum Igel- und Seebensee. Balsam für Körper und Seele, ich sage es Euch.

Von unserem Wirt, der eine Größe in der lokalen Bergrettung ist, haben wir heute Früh gehört, daß bereits am Freitagabend beschlossen wurde, den Start um eine halbe Stunde nach hinten auf 9:45 Uhr zu verlegen und den Lauf schon bei Sonnalpin, 1,3 km und 360 HM vor dem Gipfel, zu beenden. Deutlich mehr Alt- und zusätzlicher Neuschnee von letzter Woche lassen einen gefahrlosen Aufstieg nicht zu. Das ist zwar schade und enttäuscht mich zunächst sehr, aber das Drama mit den zwei Toten aus dem Jahr 2008 ist unverändert präsent und ständige Mahnung. Das kann niemand nochmals riskieren wollen.

Was ziehe ich an? Man muß einfach das Hirn einschalten und sich klarmachen, daß es netto 2.000 Höhenmeter nach oben geht und das einen Temperaturunterschied von locker 15° im Vergleich zum Start ausmacht. Also sagt einem (hoffentlich) der Verstand, daß bei den heute im Tal zu erwartenden 22° eine leichte Jacke mitzunehmen absolut Sinn macht. Trotzdem habe ich mich zusätzlich auch mit altersgerechter Sonnenmilch einbalsamiert (50+). Ich entscheide mich auf den letzten Drücker gegen die Sommer- und für die Sicherheitsvariante. Erstmals trage ich auch das „Robert-Wimmer-Holster“, mit dem er mich beim Transeuropalauf beeindruckt und mir kürzlich die Bezugsquelle genannt hat. Hier bekomme ich eine große Flasche und ein paar Kleinigkeiten unter, kann die Jacke griffbereit einhängen und habe die Hände frei.

 

Ehrwald (1.000 m) – Ehrwalder Alm (1.502 m)

 

Großauftrieb am Sonntagmorgen in Ehrwald, dem Dorf mit zweieinhalbtausend Einwohnern. Am Start freuen wir uns riesig, Uwe Trendelenburg wiederzusehen, den wir vor drei Jahren beim Helgoland-Marathon kennengelernt hatten. Die Welt ist ein Dorf! Er hat läuferisch nochmals einen großen Schritt nach vorne getan und plant, in Berlin die drei Stunden zu knacken, heute wird er in respektablen 2:34 Std. durch sein. Viel Erfolg in Berlin, Uwe! Jeder gibt seinen Rucksack ab, die, nach Startnummern containerweise sortiert, nach oben gebracht werden und am Ziel perfekt ausliegen. Viele laufen trotzdem mit Rucksack, dazu später mehr.

 
© trailrunning.de 22 Bilder

Aufgrund elektronischer Zeitmessung reihe ich mich mit fast tausend anderen aus 20 Nationen (Rekordbeteiligung!) in den Startblock ein, für die Startfotos und einige Impressionen aus dem späteren Zielbereich ist Elke zuständig. Nach einer Schweigeminute für die 2008 verstorbenen zwei Laufkameraden lassen wir die Wiese neben der Kapelle schnell hinter uns und nehmen die ersten Höhenmeter auf der breiten Straße hinauf zur Talstation der Ehrwalder Alm-Bahn. Auffallend ist die relative Ruhe gegenüber anderen Läufen bereits in der Startphase. Jeder versucht schon jetzt, Körner zu sparen, die hinten heraus benötigt werden. Rosi hat heute Geburtstag, ihr Begleitkommando ist bei uns, das Geburtstagskind weit voraus, bei der Siegerehrung werden wir sie sehen.

 
© trailrunning.de 24 Bilder

Schnell lassen wir den Ort hinter uns und schrauben uns in weiten, zunächst noch gut laufbaren Serpentinen nach oben. Nach etwa zwei km ist die Herrlichkeit dann bei den meisten um mich herum vorbei und wir verfallen in einen zügigen Gehschritt. Bis zur Ehrwalder Alm sind es durchschnittlich 10 % Steigung, da darf man das. Die Kulisse ist wunderbar, von leichten Wölkchen umwobene Berge schmeicheln allen Sinnen. Ja, hier bin ich richtig, das ist genau mein Ding. Und es soll erst der unbedeutende Anfang gewesen sein.

Die erste Läuferin, die aufgibt, kommt schon auf dem dritten km zurückgegangen. Ich habe Zeit, die Mitläufer zu betrachten und die großen Unterschiede, auch ausrüstungsmäßig, machen klar, daß sich einige, nun, sagen wir mal vorsichtig, Wagemutige unter uns befinden. Wer komplett in Baumwolle inkl. langer Hose und umgebundenen Sweatshirt läuft, ist hier definitiv deplatziert und kann keine Ahnung von dem haben, was ihn erwartet.

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Informationen: Zugspitz-Extremberglauf
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