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13.04.14 - Grand Défi des Vosges

Défi des Seigneurs: Herrenrunde

Als ich mich 2009 zum ersten Mal in Niederbronn-les-Bains zum Défi des Vosges anmeldete, war die Internetseite der Veranstaltung ausschließlich in französischer Sprache, die Übersetzung einiger Webinhalte war kaum zu verstehen, so dass ich froh war, so viel Französisch zu können, um alles Wichtige zu verstehen.

Seitdem hat sich so einiges verändert! Damals gab es drei Wettkämpfe zur Auswahl: den Grand Défi des Vosges mit 54 km und 2200 Höhenmetern (Zeitlimit 10 Stunden), dem Mac VI mit 26 km und 1100 Höhenmetern (Zeitlimit 4:45 Stunden) und dem Vosgigazelle mit 10,6 km und 250 Höhenmetern. Vor zwei Jahren wurden diese drei Wettkämpfe um den Défi des Seigneurs ergänzt, der über 74 km und 2700 Höhenmeter (Zeitlimit 13:50 Stunden) in einer großen Schleife durch die Nordvogesen führte. Seit zwei Jahren gab es bereits die Kombination aus Le Défi des Seigneurs und Le Mac VI als Challenge des Seigneurs. Für dieses Jahr kann auch noch eine weitere Wertung aus Le Défi des Seigneurs und Le Défi des Vosges als L´Intégrale erlaufen werden. Die Veranstaltung wurde so auch in „Les Courses Nature des Niederbronn-les-Bains umbenannt.

Die dritte Austragung des Défi des Seigneurs  - oder die „(Guts-)Herrenrunde“, wie ein Lauffreund in Facebook geschickt übersetzte - wollte ich mir dieses Jahr nicht entgehen lassen. Wir durchstreiften hierbei den französischen Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Vosges du Nord, das 1998 als erstes grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet der UNESCO in Europa ausgewiesen wurde. Ähnlich dem Pfälzerwald gibt es hier viele bizarre Felsformationen wie z.B. den Zigeunerfelsen, den Kingerfels, die zwischen den hochgewachsenen Bäumen aufragen. Zu überdimensional, als dass sie auf ein Foto passten!

Die „Gutsherrenrunde“ führte uns zudem nach Norden bis zur Grenze nach Deutschland, wo sich einige interessante Burgruinen befinden, die harmonisch an und in die Buntsandsteinfelsen gebaut wurden. Die wohl bekannteste Felsenburg auf unserer Strecke ist die Burg Fleckenstein bei Lembach.
Zwischen Lembach und bis kurz vor Dambach erliefen wir noch weitere imposante Ruinen wie die Froensbourg, die Burg Wasigenstein und die Burg Schoeneck. Ein weiteres Highlight begleitete auf vielen Abschnitten die Strecke, die Ligne Maginot. Dieses aus Bunkern bestehende Verteidigungssystem wurde vor dem Zweiten Weltkrieg als Bollwerk der Franzosen zum Schutz ihrer Grenzen gegen die Deutschen erbaut und war an vielen Stellen im Grenzgebiet gegenwärtig. In Jägerthal, einem kleinen Ort am Anfang unseres Rundkurses befand sich zu jener Zeit die Eisenschmiede der Familie de Dietrich, die dort ihren Landsitz hatte und die Stellungen der Ligne Maginot mit Material versorgte.

In der Sporthalle des Gymnasiums Mont Rouge konnten die knapp 300 Starter bereits freitags und samstags ihre Startunterlagen abholen, Nachmeldungen für den Défi des Seigneurs waren leider nicht möglich. Außerdem musste jeder Starter ein gültiges, max. ein Jahr altes, ärztliches Attest vorgelegen. Zu jeder Startnummer gehörte neben einer Flasche Cuvée des Châteaux (eine Flasche Pinot Blanc) auch ein laminiertes Streckenprofil (Teil der Pflichtausrüstung). Allmählich versammelten sich die Läufer mit kompletter Trailausrüstung in der Sporthalle beim Paul Weber-Stadion, um sich dann kurz vor 7 Uhr ins Stadion zum Start zu begeben. Draußen war es bereits hell, ein angenehmer Morgen mit viel Sonnenschein, blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Nach einem kurzen Briefing durch den Veranstalter, auch auf Deutsch,  wurden wir pünktlich um 7 Uhr auf unseren Weg geschickt, zuerst 300 m auf der Stadionbahn und dann gleich bergauf in den angrenzenden Wald.

 
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Die ersten acht Kilometer wechselten zwischen breiten Waldwegen und schmalen Pfaden durch den lichten Buchenwald in harmonischem Wechsel bergauf und bergab. Bis nach Jägerthal (km 8) konnten wir uns so perfekt auf den Laufuntergrund einstellen. Die breiten Wege und Trails waren oft sehr sandig und durch die Buntsandsteinfelsen meist rötlich gefärbt. Durch den mangelnden Regen der letzten Wochen wurde dieser feine Sand immer wieder durch die Voranlaufenden aufgewirbelt, so dass  wir häufig in eine Staubwolke gehüllt waren.

Manchmal mussten wir auf den schmalen Pfaden hervorstehende Wurzeln oder kleine Felsen überwinden, aber meistens gestaltete sich der Untergrund auf der gesamten Strecke als nicht besonders schwierig. Die Strecke war perfekt markiert, teils fanden sich leuchtend gelbe Schilder mit der Aufschrift „Defi des Vosges“ oder organefarbene mit großem Pfeil und dem Emblem der Vosgirunners, dem Highland Cattle. Zusätzlich sorgten Sägemehllinien an Abzweigungen für  Sicherheit und an den Straßen waren jeweils Streckenposten positioniert, die für eine sichere Überquerung der Straße sorgten. Kilometermarkierungen gab es auf der gesamten Stecke keine, einzig an den vier Verpflegungsposten war ein Hinweisschild mit Ortsbezeichnung und Kilometerangabe zu finden.

Dieser Streckenabschnitt war geprägt durch einen bunten Wechsel des Laufuntergrundes und die Überreste der Ligne Maginot begleiteten uns auf unserem Weg. Mitten im Wald kamen wir immer wieder an zugewachsenen Unterständen dieses Verteidigungssystems vorbei oder konnten die größeren Festungsanlagen mit der Aufschrift „Blockhaus“ im Wald erkennen. Etwa 5 Kilometer vor der ersten VP in Lembach (km 26 / Zeitlimit 4:10 Stunden) verließen wir den Wald und liefen entlang von grünen Obstwiesen oberhalb der Ortschaft entlang. So vermied der Veranstalter die Asphaltkilometer und führte uns über viele schöne Wiesentrails.

 
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Hinter Lembach konnten wir uns auf einen wunderschönen Streckenabschnitt freuen, denn nun sorgten die angekündigten Felsenburgen und die vielen Buntsandsteinfelsen, die im Wald versteckt waren, für reichlich Abwechslung auf der Laufstrecke. Besonders beeindruckend waren die perfekt in die Felsen gebauten, mittelalterlichen Burgen, die mit den Felstürmen mächtig zwischen den Bäumen emporragten. Nach der Burg Fleckenstein (km 34) ging es erst einmal bergab zur Sauer bei Hirschthal, das sich bereits auf deutscher Seite befindet. Unsere Strecke blieb jedoch auf französischem Gebiet und führte entlang des Grenzverlaufs weiter zur Froensbourg (km 37) und über den Falkenberg zur Burg Wasigenstein (km 42). Nur noch zwei Kilometer trennten uns von der  zweiten VP in Obersteinbach (km 44 / Zeitlimit 7:35 Stunden), wo wir unsere Trinkblasen mit frischem Wasser auffüllten. Es war bereits Mittagszeit und die Frühlingssonne wärmte schon ganz kräftig, so dass wir uns über jedes schattige, kühle Wegstück freuten.

 
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Bis zur dritten VP in Dambach (km 56 / Zeitlimit 9:30 Stunden) mussten wir nur etwa 12 Kilometer laufen, allerdings mit steilen Anstiegen versehen, einmal hinauf zum Col du Langenthal, dann zum Schloss Schoeneck und schließlich zum Modenberg, wo ein steiler Pfad entlang einer Felsenwand in steilem Zickzack hinunter nach Dambach führte. Am Schwarzbach-Ufer entlang liefen wir über einen schönen Wiesenweg bis in die Ortsmitte. Hier begrüßte uns erneut eine große Bunkeranlage, dieses Mal mitten im Ort und direkt neben der Kirche – eine eigenartige Kombination! Doch unsere Aufmerksamkeit galt mehr dem Buffet mit Wasser, Cola, frischem Obst, getrockneten Pflaumen, Rosinen, Schokoriegel, Salzbrezeln, Käse und Wurst, das uns die freundlichen Helfer auftischten.

 
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Auf den folgenden 10 Kilometern ging es dann überwiegend im Wald in einer großen Schleife zum 581 m hohen Grand Winterberg, der höchsten Erhebung in den Nordvogesen. Noch einmal kamen wir an einer Ruine, der Burg Hohenfels, vorbei. Abwechselnd  auf breiten Waldautobahnen und schmalen Trails liefen wir bergauf und bergab zum Gipfel des Grand Wintersberg. Direkt neben dem Aussichtsturm war die vierte und letzte VP bei km 66 (Zeitlimit 11:50 Stunden) aufgebaut. Ein Schild mit der Aufschrift „nur noch 9 Kilometer“ versicherte uns, dass das Ziel in Niederbronn nicht mehr weit war. Allerdings ging es von hier aus nicht auf kürzestem Weg ins Ziel, wir befanden uns erneut auf wunderschön zu laufenden Trails im schattigen Wald. Auch wenn die Beine nach den vielen Kilometern bereits müde waren, machte uns hier das Laufen wieder richtig Spaß. Da die welligen Trails kaum noch Steigungen aufwiesen, konnten wir wieder richtig Tempo aufnehmen.
Erst 500 m vor dem Ziel kamen wir aus dem Wald auf einen steilen Betonweg, den wir hinauflaufen mussten, um dann bergab ins Ziel zu kommen. Dort erwartete uns der Zielbogen und eine nette Stimme begrüßte uns zum Finish. Dahinter gab es dann ein Poloshirt mit der Aufschrift „Finisher“ (für mich in Größe L!) und die Zielverpflegung. Auf der Wiese um das Stadion hatten es sich einige Finisher und Zuschauer gemütlich gemacht und genossen beim Warten noch einmal die warmen Sonnenstrahlen. Pünktlich um 18 Uhr wurde dann auch schon die Siegerehrung vorgenommen.

 
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Insgesamt hat mir diese Veranstaltung gut gefallen, sie war wieder einmal sehr familiär organisiert. Das Helferteam war sehr freundlich und hilfsbereit. Und alle, die kein Französisch sprechen, konnten sich mit den „Vosgirunners“ auf Deutsch verständigen.

Die Strecke war sehr abwechslungsreich und wie angekündigt zu „90% auf Pfad- und Waldwegen des Regionalen Naturparks der Nordvogesen“.
Allerdings gab es nur wenige Aussichtpunkte, wo wir zwischen den Bäumen hindurch die Landschaft sehen konnten. Selbst auf den Grand Wintersberg standen wir auf einer kleinen Lichtung von Bäumen umringt. Den Aussichtsturm auf dem Berggipfel wollten wir nach so vielen Kilometer nun auch nicht mehr besteigen! Weite Streckenabschnitte führten durch lichte Buchenwälder, die durch die Frühlingssonne mit Lichtstrahlen durchflutet wurden. Mit vier Verpflegungsstellen hatten wir auf der Strecke in angenehmen Abständen die Möglichkeit, unsere Speicher und unsere Trinkvorräte zu füllen. Eine Ergebnisliste zum Défi des Seigneurs konnte ich im Internet finden, leider nur nach der Gesamtplatzierung sortiert, was eine Analyse sehr mühsam macht. So verzichtete ich auch auf eine Auswertung, denn bei so einem Wettkampf in der Natur steht das verletzungsfreie Durchkommen im Vordergrund.

Wer also einen Ultralauf in  wunderschöner Natur mit viel Abwechslung sucht und Spaß an nicht zu anspruchsvollen Wegen und Pfaden hat, der sollte sich den Défi des Seigneurs in seinem Laufkalender vormerken!

 

Den Laufbericht von Günter Kromer mit vielen Bildern 
von der Grand Défi des Vosges (58 km/2200 HM) 
gibt es hier auf Marathon4you.de

 

Informationen: Grand Défi des Vosges
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