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14.08.21 - MOUNTAINMAN Großarltal

Super war’s und gschmeckt hat‘s

Nach diversen Verschiebungen bin ich mit fast 15-monatiger Verspätung (solange besteht schon meine Anmeldung für den MOUNTAINMAN) auf dem Weg ins Großarltal im Salzburger Land. In Corona-Zeiten muss man Durchhaltevermögen bei der Geduld beweisen. Ich freu mich recht sakrisch, auch weil richtig geiles Wetter angekündigt ist, das ist in diesem verregneten Sommer schon fast eine Seltenheit.

Los geht’s aber eigentlich bereits am Donnerstag, auf YouTube kann ab diesem Tag das Pre Race Info mit den Strecken- und Veranstaltungsdetails abgerufen werden. Normalerweise findet diese immer am Vorabend direkt am Veranstaltungsort statt, aber das hat sich seit der Pandemie so eingebürgert und klappt auch ganz hervorragend. Chefin Jutta Mützer lässt uns alle Informationen online zukommen und es sieht danach aus, dass alles perfekt wird.

Wie an den anderen Locations der Mountainman-Serie auch, werden mit XL, L, M und S wieder vier unterschiedliche Racetracks für Trailrunner, Läufer*innen mit Hund und Hiker angeboten. Mit einer Ausnahme: Aufgrund der hohen Anforderungen werden beim XL keine Hiker zugelassen. Im Detail sieht das dann so aus: XL 50 km/2570 hm, L 30 km/1560 hm, M 15 km/920 hm und S 8 km/540 hm. Somit gibt es üppig Höhenmeter in jeder Distanz.

Neben den Anmeldungen zu den Einzelbewerben, gibt bzw. gab es noch die Möglichkeit, sich für die Triforia-Jahres-Wertung anzumelden. Hierbei kann man sich im Kalenderjahr für drei Strecken der fünf unterschiedlichen Orte der Mountainman-Serie anmelden. Die Streckenlänge spielt dabei keine Rolle. Belohnt wird man mit vergünstigten Tarifen und zusätzlicher Ausstattung. Dazu bekommen alle Finisher nach absolviertem dritten Lauf eine zusätzliche Triforia-Medaille. Leider hat auch hier Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, in 2020 fanden keine drei Bewerbe der Serie statt. So kommt es, dass z.B. meine Wenigkeit bereits im Vorjahr zwei Wertungen aufweisen kann und meine dritte Zielankunft erst heuer in Großarl stattfinden soll. Dazu läuft natürlich parallel auch eine Triforia-Serie für 2021. Das ist alles gar nicht so einfach, vor allem der Veranstalter muss erst mal den Durchblick bewahren.

 

Pre Race in der Expo-Area

 

Etwa eine Stunde Fahrtzeit entfernt von Salzburg, liegt das Großarltal, bekannt ist es für seinen Reichtum an bewirtschafteten Almhütten, weswegen es auch als „Tal der Almen“ bezeichnet wird, was bereits der Wegweisung zu entnehmen ist. Rund 40 Hütten mit gemütlicher Einkehrmöglichkeit kann es aufweisen, davon liegen sieben auf der XL-Strecke als Versorgungsposten. Etwa in der Mitte des Großarltales liegt der ca. 3.800 Einwohner zählende Hauptort Großarl, direkt neben der Panoramabahn des Skigebiets ist die Expo-Area der Veranstaltung.

Um diese zu betreten und auch wirklich starten zu dürfen, ist eine der 3 Gs vorgeschrieben: geimpft, genesen oder getestet. Dies muss mit einer Unterschrift bestätigt werden und beim Veranstalter abgeben werden. Vor Ort bekomme ich nach Abgabe der Bestätigung ein Startbändchen, nur mit diesem darf ich mich im Eventbereich aufhalten und bin zum Start berechtigt. Ansonsten wird in Österreich bereits einiges deutlich lockerer gehandhabt wie in Deutschland. Maskenpflicht besteht hier keine mehr.

 

 
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Mein zweiter Weg führt mich zu Rudi & Stephan, wie bei allen Mountainman-Events sind sie als Moderatoren engagiert und unterhalten Zuschauer und Teilnehmer vor, während und nach den Läufen. Im Übrigen wissen beide, wovon sie reden. Stephan hat eine Marathonbestzeit von 2:48 und Rudi von 2:56 Stunden stehen. Also, Respekt Burschen, meine Hochachtung habt ihr, sowohl was die sportliche als auch die sprachliche Qualität betrifft. Nächstes Jahr sind sie auch bei den European Championships „Munich2022“am Micro, dort moderieren sie die Radrennen von Murnau und Landsberg nach München.

Mit beiden hab ich auch gleich einen Ortstermin beim Edelbrandsommelier Josef Taxer vom Untergollegghof. Seine feinen Obstschnäpse wurden bereits mit Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet. Da ich ja nicht nur zum Laufen hier bin, muss ich natürlich auch eine Kostprobe nehmen. Kann ich weiterempfehlen, da brennt nix im Magen, geht runter wie Öl. Da freue ich mich schon auf mein Zielschnapserl morgen.

 

Über die Himmelsleiter zur Bichlalm

 

Für uns Langstreckler heißt es am Samstag früh aufstehen, bereits um 6 Uhr erfolgt der Start. Das hat heute aber auch Vorteile, wir haben immer noch schönstes Sommerwetter und es sind Temperaturen bis 28 Grad vorhergesagt. Kurz vor dem Start ist es mit etwa 15 Grad noch sehr angenehm. Besonders freue ich mich auch, dass Andreas noch kurzfristig nachgemeldet hat, so können wir Reporterkollegen, soweit es machbar ist, gemeinsam auf die Strecke gehen. Das Starterfeld des XL mit etwa 80 Läufer*innen wird sich doch schnell auseinanderziehen und vielleicht können wir den Lauf ja gemeinsam rocken.

Große Stimmung mit Musik macht man in Corona-Zeiten nicht im Startgelände, nach zwei La Ola Wellen wird fast zärtlich der Start eingeläutet. Die Nebelmaschine ist aber Pflicht. Ein paar hundert Meter mit noch mäßiger Steigung führen uns durch Großarl. Bereits am Ortausgang steigt die Straße aber spürbar an und wir gewinnen schnell an Höhe.

 

 
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Nach 2 Kilometern erreichen wir das Kulturdenkmal Europatisch aus Glasfiberbeton. Die große Steinplatte mit symbolisch haltenden Händen ist die Meditationsstätte der erwachsenen Pfadfinder Europas und wurde im Jahre 1978 errichtet. Umsäumt wird sie von 12 Stühlen, die auf die Gründernationen hinweisen. Durch ein Betonband wird der Tisch mit der Bronzebüste des Pfadfindergründers Lord Baden-Powell verbunden. Bereits seit über 50 Jahren treffen sich in Großarl jährlich die Pfadfinder.

Wenig später erfolgt der Einstieg in die sogenannte Himmelsleiter. Die Kühe schauen etwas grimmig und blockieren fast unseren Weg durch ihr Hoheitsgebiet. Aber sie bleiben friedlich, wir dürfen das Türl passieren. Auf halben Weg zur Bichlalm wird der Pfad immer steiler, seinen Namen verdient sich die Himmelsleiter zurecht, straight away und steil nach oben in den Himmel geht’s auffi.

Nach knapp 6 km erreichen wir die Bichlalm, unsere erste Labestelle. Mit 860 Höhenmetern haben wir bereits ein ordentliches Stück abgeknabbert von den gesamten 2570 hm. Ich benötige jetzt dringend ein ordentliches Frühstück, der Käse aus eigener Herstellung schmeckt hervorragend. Oberhalb der Hütte bekommen wir auch einen ersten wunderbaren Panoramablick, wir sind mittlerweile auf über 1700 m Höhe angelangt.

 

Gratwanderung zur Filzmoosalm

 

Dabei bleibt’s natürlich noch nicht, es geht weiter aufwärts. Ein wunderschöner Single-Trail schlängelt sich etwas wellig, aber sehr moderat unterhalb der Gipfel von Remstein-, Kaser- und Seiserkopf entlang bis zum Stangersattel nach oben, wo wir anschließend dessen Flanke queren. Hier heißt es etwas aufpassen, seitlich fällt der Hang steil und steinig ab.

10 Kilometer hat’s gedauert bis uns der Führende der 30 km langen L-Strecke überholt. Respekt, eine Stunde nach uns gestartet, ist er beinahe doppelt so schnell unterwegs. Wir passen natürlich auf, dass er ungehindert auch an diesem schmalen Pfad vorbeikommt. Noch in größeren Abständen, aber immer mehr, rücken uns die mit roten Startnummern gekennzeichneten Läufer, auf die Pelle. Nicht allzu weit hinter den ersten Männern kommt auch bald die führende Frau vorbei.

An der Filzmooshöhe haben wir auf 2103 m vorerst unseren höchsten Punkt erreicht. Etwas neben der Strecke markiert ein wunderschönes, aus ganz natürlichem Material gestaltetes Kreuz mit einer seitlich angebrachten, strahlenden Sonne den Gipfel. Seit dem 13. Jhd. werden in den Alpen über der Waldgrenze Gipfelkreuze errichtet. Während sie früher mehr der Orientierung dienten, gewannen sie ab dem 17. Jhd. zunehmend an religiöser Bedeutung. Was auch immer die Ursache von diesem hier ist, es ist gelungen.

 

 
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Optisch sieht der Grashügel hier gar nicht mal wie ein wirklicher Gipfel aus. Ganz im Gegensatz zum bereits seit längerer Zeit direkt vor uns liegenden, schroffen Kalkstock des Draugsteins, der majestätisch über das Ellmautal wacht und somit eine Sonderstellung inmitten der Grasberge des Großarltales einnimmt. Mit seiner halbrunden Form und seiner steil abfallenden Nordwand ist er so gut wie von fast allen Gipfeln im Großarltal und weit darüber hinaus zu sehen. Uns bleibt der Aufstieg aber erspart.

Am etwa 35 Höhenmeter und 400 m entfernten Filzmoossattel steht ein besonders schön gestalteter Enzian, das Symbol des Salzburger Almenweges. Dieser Rundwanderweg durch den Pongau ist etwa 350 km lang. Vier der 31 Etappen führen durch das Großarltal, unser nachfolgender Abschnitt bis zur Filzmoosalm zählt auch dazu. Die erreichen wir nach knapp 14 Kilometern. Angeboten wird uns eine Salzburger Gebäckspezialität mit wahlweise drei verschiedenen Füllungen aus Mohn, Nuss und Marmelade. Als Wiederholungstäter weiß ich aber Bescheid und genehmige mir nur eine kleine Nusstasche.

 

Über die Loosbühelalm zum Gründegg
und zur Kleinarler Hütte

 

Nur 2 km weiter liegt mit der Loosbühelalm bereits die nächste Versorgungsstation. Kurz und knackig geht’s über zahlreiche Wurzeln durch den Wald dorthin. Der Kaiserschmarrn mit Kirschsauce war der Grund meiner Zurückhaltung an der Filzmoosalm. Darauf hab ich mich schon gefreut, der Teller ist einfach köstlich und natürlich Pflicht für mich. Ich probiere auch noch die veganen Gemüsepflanzerl. Ahh, ein Gedicht, bei einem kann ich es da nicht belassen. Ich empfehle jedem, hier eine kurze Rast einzulegen. Die angebotenen Speisen stammen ausschließlich aus eigener Produktion.

Ein längerer Anstieg durch die liebliche Graslandschaft führt uns nach 20 km zur Streckentrennung. Die Teilnehmer*innen der L-Strecke dürfen sich von uns verabschieden und haben hier den Großteil ihrer Höhenmeter geschafft, ihr Weg führt überwiegend nach unten. Das Zeitlimit für die XL-Strecke liegt hier bei 6 Stunden, wer zu spät dran ist, muss auf die L-Strecke ausweichen. Andreas, Norbert aus Salzburg und ich, haben noch 1:30 Std. Luft. Wir haben uns mittlerweile zu einer homogenen Gruppe mit etwa gleichem Tempo zusammengefunden und ziehen gemeinsam unsere Runde.

 

 
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Unser Augenmerk führt an einer Spitzkehre des Kurses nach rechts oben, wunderbar liegt der kahle Hügel des Gründegg samt Gipfelkreuz in unserem Blickfeld. Bis hinauf liegen zweieinhalb Kilometer und 250 Höhenmeter vor uns. Hört sich nicht so schlimm an und ist es tatsächlich auch nicht, nur mäßig steigend geht es auf einem Grat weiter. Rechts in der Wiese steht ein Kreuz. Ob das einen Gipfel markieren soll, kann ich mir schlecht vorstellen. Drei Personen stehen davor, einer davon mit gelber Startnummer, die beiden anderen schauen nach Bergwacht aus. Vielleicht isses ja der Besenläufer, der auf Klientel wartet. Da wird er sich aber noch gedulden müssen, wir sind weit davon entfernt.

Links und etwas unter uns liegen die Trögseen. Die kleinen Moorseen sind ein besonderes Naturjuwel und wunderbar anzusehen. Allmählich wird es etwas steiler und unser Trio kann einen weiteren Mitstreiter einsammeln. Mit 2166 m Höhe markiert das Gründegg den höchsten Punkt unseres Kurses und den Talabschluss des Ellmautales. Das Panorama ist bombastisch. Auf der einen Seite die Hohen Tauern, auf der anderen der Hochkönig sowie das Tennengebirge und das alles bei klarem Wetter.

Unsere nächsten VP ist die Kleinarler Hütte. Einen großen Teil unseres Weges über 2,5 km können wir vom Gipfel einsehen. 400 Höhenmeter dürfen wir uns dazu abwärts stürzen. Ich bin schon ziemlich ausgetrocknet. Eine Flasche Gerstensaft bringt wieder Leben in meinen Körper. Die Kleinarler Hütte markiert mit 25 km, genau die Hälfte unserer Runde. Als Cut-off sind hier 8 Stunden gefordert.

 

Über das kosmische Kreuz zur Maurachalm

 

Den Pausenabstecher nach unten dürfen wir anschließend wieder gut machen, wenn es rauf zum Kitzsteinhorn geht. Bei den Einheimischen wird er auch „Gabel“ genannt, was vermutlich auf seine zwei Gipfel zurückzuführen ist. Allerdings nicht ganz bis zum Gipfel, etwas unterhalb ziehen wir daran vorbei und auf seinem langgezogenen Bergrücken. Darauf verläuft ein traumhaft schöner Kammweg, der uns direkt zum „Kosmischen Kreuz“ führt. Das Panorama ist einfach überwältigend.

Etwas anders, vielleicht sogar ein wenig spirituell, in jedem Fall aber mit viel Liebe zum Detail wurde das Kosmische Kreuz gestaltet. Der alte Lärchenbaum ist eine Darstellung aus der Schöpfung von Mutter Erde. Am Boden ist er nach allen vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, der Kreuzungspunkt symbolisiert unsere eigene Mitte. Ein Zeichen, dass wir mit allen verbunden sind. Mit dem Kreuz als zusätzliche Achse, wird die Verbindung zwischen Mutter Erde und dem Kosmos hergestellt. Umgeben von 12 Positionen als Symbol der Ganzheit (12 Stunden, 12 Monate, 12 Gehirnnerven, 12 Apostel usw.). So heißt es. Wie auch immer, in jedem Fall toll anzusehen und wir nehmen uns auch etwas Zeit, um diesen Ort zu verinnerlichen.

 

 
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Der Abstieg zur Maurachalm ist extrem steil und unwegsam, auf anderthalb Kilometer verlieren wir 350 Höhenmeter. Zwischendrin dürfen wir einer Wanderin wieder auf die Beine helfen, die einen kleinen Schwächeanfall beim Aufstieg hat. Wir teilen mit ihr Energy-Gel, Riegel und Traubenzucker, das bringt sie wieder voran.

Die Maurachalm ist die nördlichste bewirtschaftete Alm im Großarltal und auch unser nördlichster Streckenpunkt. Eine Zeitmessung dokumentiert unser Durchkommen. Für unser leibliches Wohl ist hier die vierte Versorgungstation (km 30) eingerichtet. Getränke sind reichlich vorhanden. Das Büffet ist aber schon ziemlich leergeräumt, aber wir bekommen noch eine Käseplatte nachgereicht.

 

 

Vergangenheitstrip zur Karseggalm

 

Zum ersten Mal heute dürfen wir die Trails verlassen und auf einer Schotterstraße weiterlaufen. Aber nur knapp zwei Kilometer ist der entspannende Downhill auf der Forststraße lang. Richtung Karseggalm führt der Weg bereits wieder ansteigend weiter, aber ausnahmsweise mal eher kommod. Uns erwartet bereits die nächste Jausenstation (km 34).

Mit 400 Jahren ist die Karseggalm die älteste Almhütte im Großarltal. Hier gibt es keinen Strom, der Boden der Hütte ist noch mit Lehm ausgelegt. Beim Betrachten des offenen Feuers, fühle ich mich weit in die Vergangenheit zurückversetzt. Ins Auge sticht vor allem die offene Feuerstelle, wo auch heute noch im kupfernen Kessel, der für das Großarltal so typische Sauerkäse hergestellt wird. Ich fühle mich fast wie bei einem Museumsbesuch. Echt sehenswert. Vor der Hütte hält man am Weg, einige der leckeren, selbsthergestellten Spezialtäten für uns bereit. Mein Tipp: anhalten, reinschauen und unbedingt auch den Käse probieren.

Für einen Kilometer geht es nochmal auf einer Forststraße über den Salzburger Almenweg bergab, dann verschwinden wir wieder auf Trails.

 

 
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Steiles Finale über die Gerstreitalm

 

Der letzte längere Anstieg liegt vor uns, weitere etwa 500 Aufstiegsmeter warten auf uns. Durch den Wald schlängelt sich der Pfad nach oben. Ab Großwildalm (km 37,5) wird es etwas flacher und wir wechseln wieder in Graslandschaften. Eine letzte Kletterpassage führt noch einmal bis fast auf den Saukarkopf auf 1850 m hoch. Nach 42,5 km sind aber alle längeren Anstiege geschafft. Der Rest geht bergab.

Einen Kilometer weiter treffen wir auf die Streckenvereinigung mit dem L-Kurs. Tatsächlich sind immer noch einige L-Starter unterwegs, die wir auch überholen können, zudem sammeln wir auch den einen und anderen XL-Starter ein. Steil und nicht unbedingt erholsam geht es über Almwiesen nach unten. Da ist auch mal Gegenverkehr dabei. Eine Horde Kälber wird vom Bauern auf ihre Alm geführt. Das ist ihr Revier, Platz machen tun sie nicht so gern. Der klügere gibt nach, wir kommen aneinander vorbei.

Meine letzte Getränkeaufnahme liegt mittlerweile 2:30 Stunden zurück, solange sind wir seit der letzten Station schon wieder unterwegs. Ich habe das unterschätzt und nicht beide Flaschen voll aufgefüllt, was sich jetzt rächt, auch weil es jetzt weiter unten spürbar wärmer geworden ist. Der Großteil der Stecke verlief zwischen 1700 und 2100 m Höhe, wo es meist sehr angenehm war. Ich bin ziemlich ausgetrocknet und sehne mich nach unserer letzten VP.

Auf der Sonnenseite des Ellmauer Tales liegt die Gerstreitalm, die siebte und letzte Versorgungs-Alm auf unserer Tour. Es gibt Cola in großen Gläsern, ich benötige einen Liter, bis mein Durst gestillt ist. Die Gläser hier sind aber die Ausnahme, ansonsten war das Mitführen von eigenen Trinkbehältern Pflicht und es wurden auch nirgendwo Becher ausgegeben.

Bis ins Ziel liegen noch fünf Kilometer vor uns. Easy going würde ich das nicht bezeichnen, sehr steil zieht sich der Weg nach unten. Erst als wir nur noch etwa 200 Meter über den Dächern von Großarl einlaufen, wird es einfacher. Eine Teestraße führt uns die letzten Höhenmeter in den Ort und wieder über die Ortsmitte zum Ziel. Wir geben nochmal alles und treffen gemeinsam am Zielbogen ein.

 

 
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Bei Stephan am Micro darf ich gleich ein kurzes Statement abgeben: Hart aber herzlich.

Die Unterstützung der Wirte mit ihren wohlschmeckenden Speisen an den Almen ist vorbildlich und wer sich wie ich die Zeit nimmt und nicht hundertprozentig auf dem Zeitentrip liegt, kommt dabei voll auf seine Kosten. Für die Hardcore-Sportler stehen natürlich auch Energy-Gels, Riegel, Bananen und andere Obstsorten bereit.

Aber vielen geht es ja in erster Linie um den Sport, um unser geliebtes Trailrunning. Die Strecken im Großarltal brauchen sich sicher vor keinem anderen, vielleicht renommierteren Kurs zu verstecken. Vor allem die 50 km-Runde ist höchst anspruchsvoll, was auch ambitionierte Läufer*innen nicht unterschätzen sollten. Der MOUNTAINMAN Großarl hat zwar kein „Trail“ in seinem Namen, aber dafür sind fast 100% davon drin. Ich kenne kaum einen Kurs, der derart traillastig ist und ohne längere Forststraßen-Abschnitte auskommt. Bequem laufbare Passagen sind so gut wie Fehlanzeige.

Sehr lobenswert sind dazu die äußerst großzügigen Zeitlimits, sie ermöglichen auch Genussläufern, so eine Strecke bezwingen zu können und somit auch die grandiosen Aussichten zu genießen.

 

 
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Meine Triforia-Wertung ist geschafft, ich darf mir heute zwei Medaillen umhängen lassen. Anschließend geht’s für unserer Trio zum Pflichttermin: Zielschnapserl mit Rudi & Stephan und dem edlen Spender Josef Taxer vom Untergollegghof. Prost, super war‘s, gschmeckt hat‘s, ich komm gerne wieder.

Etwas später am Abend sitze ich frisch geduscht und erholt, mit Judith und Andreas im Restaurant vor dem bereits komplett abgebauten Zielgelände. Plötzlich überbringt mir Rudi die Meldung, es ist noch eine Starterin auf der XL-Strecke unterwegs. Sie hat aber eine Stirnlampe dabei und steht mit der Bergwacht in Verbindung. Sie hat unterwegs zwar kein Zeitlimits einhalten können, wollte aber trotzdem unbedingt ins Ziel weiterlaufen. Die Bergwacht hat es ihr mit Telefon-Kontakt genehmigt.

Um 21.25 Uhr steht Rebekka, bei mittlerweile strömenden Regen und Gewitter, am Eingang und wird vom Mountainman-Team mit großem Beifall empfangen und natürlich auch mit ihrer verdienten Medaille dekoriert. Gratulation, das ist Sportsgeist.

 

Informationen: MOUNTAINMAN Großarltal
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