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16.05.16 - Saar-Hunsrück-Supertrail

Der Beste

Autor: Joe Kelbel

Der SH-Supertrail wird auf einem 126 km-Teilstück des 410 km langen Saar-Hunsrück-Steigs jeweils an den beiden Pfingsttagen ausgetragen. Der Weg ist als der beste Fernwanderweg Deutschlands ausgezeichnet. Und schon  ist klar, dass mit der Überschrift nicht ich gemeint bin.

Das wäre zwar auch passend, denn mit diesem Zweitageslauf möchte einen letzten Test vor dem Trans Atlas über 285 km machen. Der Flieger nach Marrakesch geht in wenigen Stunden. Verzeiht mir also, wenn dieser Bericht kurz ausfällt.

Veranstaltungszentrum beim SH-Supertrail ist Braunshausen, eine Autobahnausfahrt entfernt vom Bärenfels- und KeufelskopfUltra, also nördliches Saarlandes. In Braunshausen ist die Wiese mit den Blockhäusern, unser Übernachtungsrevier. Das nahe Gästehaus bietet geheizte Übernachtungsmöglichkeiten, dort werden wir Frühstück und Abendessen einnehmen.

 

 
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Sonntag 66 km, 2000 hm

 

Der Schlafsack, den ich für den Hohen Atlas gekauft habe, ist „naja“, ich hatte angenehmere Nächte. Über die von Raureif glitzernde Wiese schlurfe ich zum Auto, der Kofferraum ist mit einer Eisschicht bedeckt. Auf die Sekunde genau um 6 Uhr fährt der Bus zum Startort zur Wildenburg bei Idar Oberstein.

Seit Menschengedenken gibt es diese Burg. Schon lange vor unserer Zeitrechnung hatten die Kelten hier ihr Getreide hinter dicken Mauern geschützt, wohl um Bier herzustellen. Dann schützten sich die Römer, dann die Grafen vor den Truppen aus dem Westen, die über Jahrhunderte den Rhein als Grenze zu Deutschland haben wollten. Der Aussichtturm sieht alt aus, stammt aber aus dem Jahr 1980.

Es ist sausaukalt, alle haben die falsche Kleidung. Bernhard, der Organisator, freut sich drüber und nimmt sich extra Zeit fürs Briefing.

Die ersten 10 km gehen rund um die Wildenburg mit den keltischen Ringwällen. Grandios!

 

 
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Wer könnte es besser beschreiben, als Bernhard Sesterheim. Ich zitiere:

„Der Trail verläuft über bizarre Felsformationen in tiefe Täler mit wunderbar gewundenen Bächen mit kristallklarem Wasser, tangiert ganz unterschiedliche Waldformationen, Hochmoore, Wiesen und Felder und bietet Plätze mit eindrucksvollen Fernsichten.
Ständig geht es hoch und runter, vornehmlich fern der Zivilisation, wo unter anderen Wildkatzen beheimatet sind und sogar die seltenen Schwarzstörche und Fischadler wieder ihre Refugien haben.

Die größte Erhebung im linksrheinischen Deutschland, der Erbeskopf (818 m) mit seiner beeindruckenden Fernsichtmöglichkeit wird passiert, am Siegfriedsbrunnen geht's vorbei. Es ist der Platz, an dem der mittelalterliche Held Siegfried vom finsteren Hagen von Dhronje ermordet wurde. (Die Ortschaft mit gleichnamiger Burg Dhronecken liegt nur wenige km vom Tatort entfernt).

Über Waldgebiete, die strengstem Naturschutz unterliegen, wo also keine Forstwirtschaft betrieben wird und nur die Natur die weitere Entwicklung bestimmt, verläuft die Fußreise auf steinigen Pfaden zum größten Keltischen Ringwall Europas aus dem 6. Jahrhundert vor Christus.

Kurzum, der Teilnehmer bewegt sich sowohl in den schönsten mittelgebirgigen Waldlandschaften als auch auf Gebieten mit kulturhistorisch höchstem Niveau Deutschlands.“

Die letzten Meter geht es durch Braunshausen, steil hinauf zu unserer Blockhüttenwiese. Braunshausen ist für mich äußerst interesssant, es ist Sitz der Firma Wagner, die meine Hauptnahrúng herstellt. Als 1952 ein Skilift gebaut wurde, eröffnete Ernst Wagner ein Ausflugslokal an der Piste. Im Italienurlaub kam dem Bäckerssohn die Idee, die heimischen Skifahrer mit Pizza zu versorgen. Die Strasse des Firmensitzes in Braunshausen trägt den Namen Ernst-Wagner-Strasse.
Die erste Etappe ist geschafft, wir alle auch. Nach dem Abendessen ist Ruhe angesagt.


Pfingstmontag , 2. Etappe 60 km 1500 hm

 

50 Tage nach Ostern wird Pfingsten gefeiert. Pfingsten ist ursprünglich ein Dankesfest für den  Empfang der zweiten Ausgabe der 10 Gebote. Die Steintafeln mit den ersten 10 Geboten hatte Moses aus Wut zerschmettert, weil das Volk wieder das Goldene Kalb anbetete.

 

 
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6 Uhr Abfahrt von unserem geliebten Braunshausen nach Trier. Dort Start. Der Saar-Hunsrück-Steig nimmt jede Sehenswürdigkeit mit. Das ist Klasse, bedingt aber immer wieder extreme Richtungswechsel, wirklich trailigen Untergrund, und kaum Kontakt mit Strassen und Häusern.

Wirklich gut war meine Idee mit diesem „Trainingslauf“ vor dem Trans Atlas nicht. Der SH-Supertrail ist für sowas zu schwer. Die 70 Starter sind zu 90 % Stammgäste, das liegt an der guten Verpflegung, dem großzügen Zeitlimit, der idealen Infrastruktur und tollen Organisation mit Halbpension und Übernachtungsmöglichkeit. Die Abbrecherquote ist trotzdem relativ hoch, für mich eine ausgesprochene Willensprüfung. Und die habe ich bestanden.

Jetzt muss ich mir nur noch die Fußnägel aufstechen, um das Blut abzusaugen, dass mir die alten keltischen Steine beschert haben. Und dann ab in den Flieger.
 

 

Informationen: Saar-Hunsrück-Supertrail
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