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07.08.10 - Gebirgsmarathon Immenstadt

Auf die Spitze(n) getrieben - Abenteuerspielplatz Nagelfluhkette

Familiär – Spektakulär – Strapaziös

Die Voranmeldung zum Gebirgsmarathon geht schnell vonstatten. Anruf bei Oliver Hiemer. Name, Verein und Jahrgang übermitteln und fertig ist das Prozedere. Bezahlt wird dann vor Ort. Will man nähere und sichere Information über den Lauf erfahren, ist der Kontakt per Telefon das Beste was man machen kann. Ja, da möchte ich nicht lange um den heißen Brei reden, die Aktualität der Website ist nicht die Stärke des Teams um Willi und Oli Hiemer, mit den modernen Medien stehen sie etwas auf Kriegsfuß. Bis auf seine Telefonnummer ist eigentlich nichts mehr up to date. Aber was 20 Mal geklappt hat, wird auch bei der 21. Austragung gut werden, denke ich mir. Vor vier Wochen beim Marathon in Oberstaufen bin ich den westlichen Teil der Nagelfluhkette gelaufen, heute freue ich mich auf den Östlichen.

Der Weg ins Allgäu ist in den letzten Monaten deutlich komfortabler geworden. Im vergangenen September war es endlich soweit, die neue B19 ab der A7-Ausfahrt Waltenhofen bis Immenstadt, durchgehend vierspurig wurde dem Verkehr übergeben. Damit sparen sich alle, einschließlich mir, die heute Morgen in aller Frühe anreisen wieder ein paar wertvolle Minuten. Den größeren Vorteil wird uns die neue Straße aber noch bei der Heimfahrt bringen. Wer in den letzten Jahren hier schon mal im Samstag- oder Sonntagnachmittäglichen Ausflugs-Stau gestanden ist, wird mir da beipflichten.

Eine Stunde vor dem Start um 7 Uhr treffe ich am Parkplatz der Mittag-Bergbahn ein. Gleich daneben ist das Lifthäuschen und unten in der Garage ist der Anmeldebereich untergebracht. Vor dem Tor ist ein Absperrband gespannt, das ist unser Startplatz. Wir sind also bei einem Marathon der kurzen Wege. Wer gestern, so wie ich noch kurzfristig angerufen hat bei Uli Hiemer, der hat sich 5 € gespart, gilt nicht als Nachmelder und muss heute 30 € Startgeld berappen und dafür gibt es vorab erstmal nur die Startnummer. Die ist aber nicht bei jedem gleich …die Nummern natürlich sowieso nicht, ist ja klar. Es geht um die Aufschrift der Veranstaltung, bei meiner steht z.B. 18. Gebirgsmarathon drauf, beim nächsten ist es der 20. oder bei manchen auch ohne Veranstaltungszahl. Das ist jetzt natürlich nichts für Startnummernsammler- oder fetischisten, aber wir sind schließlich in Schwaben und da ist man sparsam.

 
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Warum hat der Veranstalter überhaupt noch die alten Nummern? Vor der Siegerehrung gibt es eine Tombola mit vielen Preisen, woran jeder teilnimmt der seine Nummer in eine Kiste wirft. Da natürlich jeder was gewinnen will, bekommen die Hiemer’s ihre alten Nummern wieder zurück und wenn sie noch in gutem Zustand sind werden sie wieder verwendet. So ist das bei dieser kleinen familiären und urigen Veranstaltung. Mich stört’s nicht, ich werde meine im Ziel auch abgeben, weil es nach dem Lauf wieder eine Verlosung gibt.

So nebenbei erfahre ich aber auch, dass im Gegensatz zu den letzten Läufen das Ziel nicht mehr an der Mittelstation der Bergbahn ist, sondern nach ganz oben auf die Bergstation verlegt wurde. Der Grund dafür waren wohl einige fehlende Kilometer in den Vorjahren, jetzt soll das mit der Marathon-Distanz besser passen. Auf dem Parkplatz packt Urgestein und Erfinder des Laufes Willi Hiemer sein altes Megaphon aus und begrüßt uns in Immenstadt. Da die Parkplätze hier direkt am Startbereich knapp sind und natürlich jeder direkt vor der Bahn stehen will, weißt er uns als erstes darauf hin: „Wer nicht ordnungsgemäß parkt, kriegt eine Ohrfeige“. Am Ende seiner Rede wünscht er noch dem „Sieger den Sieg“ und dem „Verlierer die Achtung“.

Bei bedecktem Himmel – aber regenfrei – und angenehmen 12 Grad wird pünktlich um 8 Uhr von Willi Hiemer per Megaphon gestartet. Vom Fleck weg geht es gleich leicht bergauf, nach wenigen Metern erreichen wir den überdachten Holzsteg über den Steigbach. Nach der Brücke biegen wir links in den Wald des Steigbachtals ein. Auf dem nachfolgenden Kilometer gibt es zahlreiche Gumpen, Wasserfälle und Felsformationen zu bestaunen. Nach zwei Kilometern passieren wir die ehemalige Alpe Almagmach, sie ist Baujahr 1800, wurde später in eine Berggaststätte umgewandelt und in ihrem weiteren Verlauf auch als Hotel mit 30 Zimmern geführt. Seit einiger Zeit aber ruht der Betrieb. Wer das nötige Kleingeld hat, kann die Immobilie erwerben, der Kaufpreis beträgt schlappe 1.300.000 €. Der Name Almagmach geht zurück bis ins 18. Jahrhundert und bedeutet verheißungsvoll All-Gemein-Gemach.

Kurz danach wechselt unser Laufuntergrund von Kies auf Teer, hier bekommen wir gleich einen ersten Vorgeschmack auf die steilen Abschnitte die uns noch bevorstehen. Wie viel Grad wird die Steigung haben? Ich weiß es nicht, auf alle Fälle sausteil. Am Ende der Teerstraße verlassen wir den Wald und am Himmel ist ein erstes großes blaues Loch auszumachen. Der Wetterbericht hat tolles Wetter versprochen für heute, man kann jetzt schon absehen, dass das heute so eintreffen wird.

Kurz nach dem Waldrand, gute 5 km sind absolviert, sind einige Pfeile am Boden und Wegmarkierungen an Tafeln angebracht. Rechts ab weist ein Schild Gebirgsmarathon und dem folge ich, etwas komisch finde ich schon dass alle anderen aber gerade aus weiterlaufen, denke aber das werden die 14 km-Läufer sein, deren Strecke sich hier von unserer trennt. Aber unsicher bin ich mir schon und drehe mich immer wieder um, aber keiner folgt mir. Ca. 500 Meter weiter kommt mir der Reporterkollege von LaufReport.de entgegen, der die Spitze der „Kurzstreckler“ fotografiert hat. Er kann mich aufklären dass ich schon auf unserer Rückwegstrecke und somit auf dem falschen Dampfer bin. Im Umkehrschwung mache ich mich auf dem Rückweg, wo mir noch eine weitere Läuferin entgegen kommt, die dem gleichen Irrtum aufgesessen ist. Der Zusatzkilometer, in wenigstens relativ flachen Gelände wird’s nicht rausreißen heute.

 
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Den ersten Verpflegungspunkt erreicht man nach 6 km an der Alpe Mittelberg. Uns werden Wasser, warmer Tee, Müsliriegel und Bananen angeboten. Im Anschluss verlassen wir befestigte Wege und begeben uns direkt ins Gelände. Die massiven und ergiebigen Regenfälle der letzten Tage haben dem Boden schwer zugesetzt, nur sehr schwierig kann ich mich trockenen Fußes über die Wiesen tasten. Richtige Schlamm- und Wasserlöcher gilt es zu überwinden, manchmal nehme ich lieber einen kleinen Umweg in Kauf. Ich bin froh heute die richtige Schuhwahl getroffen zu haben, indem ich meine stabilsten und auch wasserresistentesten Trailschuhe ausgewählt habe.

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Informationen: Gebirgsmarathon Immenstadt
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