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25.05.14 - Schliersee-Lauf

Optimal klimafreundlich

Vom Schliersee-Lauf hatte ich bis vor ein paar Tagen noch nie etwas gehört, muss ich zu meiner Schande gestehen. Der Tipp kam vom Chefredakteur. Wenn es um einen Lauf in unseren bayerischen Bergen geht, werde ich aber immer sofort hellhörig. Und wenn es sich dazu auch noch um einen Trail handelt, verbunden mit einem anspruchsvollen Höhenprofil, wird es für mich vollends interessant. Charly und Mario sind der gleichen Meinung und schließen sich mir an. Zum 3. Mal wird der Lauf heuer erst durchgeführt, daher fehlt ihm wohl noch etwas Bekanntheit, selbst bei uns in Bayern.

Die längste angebotene Distanz ist ein Trailrun-Halbmarathon, der als Punkt-zu-Punkte-Strecke von Bayrischzell nach Schliersee führt. Auf den letzten 3,5 Kilometern führt er direkt am Ufer des Schliersee entlang ins Ziel. Alternativ stehen eine 10 und eine 7,5 km lange Strecke, die direkt um den See führe,n zur Verfügung. Die verlaufen aber größtenteils auf Asphalt. Alle Strecken können gelaufen und gewalkt werden. Der Nachwuchs bekommt auf noch kürzeren Abschnitten die Möglichkeit, sich auszutoben.

Im Anmeldebereich der Website fällt mein Augenmerk auf den Hinweis des Veranstalters, dass unser ökologischer Fußabdruck etwas genauer unter die Lupe genommen wird. Da ein großer Teil der CO2 Emissionen bei Veranstaltungen bei der An- und Abreise der Teilnehmer entsteht, kann ich per Entfernungs- und Beförderungseingabe erfahren, wieviel CO2 meine Anreise verursachen wird. Das Ergebnis: 38,93 kg CO2 würden bei Anfahrt mit dem PKW in die Luft geblasen. Pro Person versteht sich. Bei einer klimafreundlichen Anreise per Bahn reduziert sich der CO2-Ausstoß auf 17,95 kg.

Ok, ich lass ja mit mir reden, wenn es passt. Die Bahnverbindung von Augsburg über München Hbf ist hervorragend, dazu sparen wir per Bayernticket auch noch richtig Kohle und zeitlich ist auch nicht viel Unterschied. Unterstützt wird die ganze Aktion von einer Klimaschutzorganisation, an die man bei der Anmeldung 0,37 € spenden kann. Das Geld wird für diverse Klimaschutz-Projekte verwendet.
Der Schliersee liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von München, zwischen Tegernseer- und Inntal, nahe der österreichischen Grenze in den Bayerischen Voralpen. Nach Kufstein wären es über den Sudelfeldpass nur noch 25 km. Der See liegt in einer Höhe von 777 m. ü. NN und hat eine Fläche von gerade mal 2 km². Der wesentlich größere und bekanntere Tegernsee liegt Luftlinie nur wenige Kilometer entfernt.

Die gesamte Abwicklung der Veranstaltung findet in und vor der Wellnessoase „vitalwelt schliersee“ statt. Vom Bahnhof Schliersee ist sie nur 200-300 Meter entfernt und somit ideal erreichbar. Die Züge der BOB, der Bayerischen Oberland Bahn, fahren hier praktisch zu jeder vollen Stunde nicht nur durch, sie halten natürlich auch. Alle Teilnehmer des Halbmarathons genießen für den Weiter-Transport in den 15 km und 24 Bahnminuten entfernten Startort Bayrischzell freie Fahrt. Die Startnummer ersetzt das Zugticket. Somit klimafreundlich optimal gelöst.


 
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Das ganze Reiseprocedere ist für uns einfach abzuwickeln. Um 8 Uhr ist unsere Ankunft in Schliersee, um 9 Uhr müssen wir wieder am Bahnsteig stehen, um rechtzeitig zum Start um 10 Uhr in Bayrischzell zu sein. Somit bleibt eine Stunde zur Abholung der Startunterlagen, zum Umziehen und für sonstige Geschäfte. Alles klappt reibungslos, die fast 1.000 angemeldeten Teilnehmer bereiten keine allzu großen Schwierigkeiten bei der Abwicklung.

Bayrischzell liegt am Fuß des Wendelsteins und unterhalb des Sudelfelds und Sudelfeldpasses, einem der beliebtesten Ausflugsziele bayerischer Motorradfahrer. Vor kurzem habe ich schon mal was über Bär Bruno geschrieben, jetzt möchte ich ihn nochmals erwähnen. Hier im Gemeindebereich Bayrischzell, oben im Spitzingseegebiet, fand er in der Nacht zum 26. Juni 2006 sein trauriges Ende. Der Braunbär, der von Italien über Tirol nach Bayern einwanderte, wurde dort von zwei Jägern und einem Polizisten erschossen.

Vom Bahnhof bis zum Startplatz ist nur ein kurzer, fünfminütiger Fußmarsch nötig. Wer sein Gepäck nicht schon in Schliersee abgegeben hat, der kann es hier noch nachholen, vor dem Rathaus ist ein Stand aufgebaut, von wo alles zurück in die vitalwelt schliersee transportiert wird. Heute ist herrliches Wetter und es herrschen bereits angenehme Temperaturen, so haben nur die wenigsten noch Wärmebekleidung mit hierher genommen.

Eine halbe Stunde Zeit bleibt uns, um die schön bemalten Häuser in Bayrischzell oder den Gipfelblick auf den Wendelstein zu bewundern. Allzu hoch sind die umliegenden Berge hier nicht, der Wendelstein kann 1838 m aufweisen und ist damit höchster Gipfel des Wendelsteinmassivs. Wegen seiner exponierten Lage bietet er eine sehr gute Aussicht ins Bayerische Alpenvorland und ist umgekehrt im weiten Umkreis zu erkennen. Auch von unten gut sichtbar ist die Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks auf seinem Gipfel.


 
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Letzte Tipps für das Rennen bekommen wir per Micro von Ingalena Heuck, ehemalige Deutsche Meisterin im Halbmarathon. Aufgrund anhaltender Fußprobleme hat sie sich im Vorjahr aus dem Leistungssport zurückgezogen, ist aber heute freizeitmäßig auch am Start.

Mit leichter Verspätung geht es los. Die ersten 800 Meter laufen wir auf der Schlierseer Straße bis ans Ortsende und an die Bahnlinie. Ein schöner Trail führt auf den folgenden 3,5 km in einem ständigen, leichten Auf und Ab meist direkt an den Bahngleisen entlang. Die erste Getränke- und Verpflegungsstation erwartet uns nach 5 km.


 
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Spürbar ansteigend geht es weiter. Die größte Herausforderung der Strecke erwartet uns zwischen km 4,5 und 5,5. 100 Höhenmeter beinhaltet der Abschnitt, was viele in den Gehschritt verfallen lässt. Wer hier gut drauf ist, kann viele Plätze gut machen. Mir fehlt heuer noch Bergtraining, daher gibt es kein Pardon. Die Sache ist machbar und stellt für Bergfreunde auch kein großes Problem dar. Für jemanden, der in erster Linie auf flachen Strecken unterwegs ist, ist das allerdings schon sehr herausfordernd.

Aber alles geht vorbei und zur Belohnung kann man an einer reichlich gedeckten Labe (km 7), verloren gegangene Energie und Flüssigkeit nachtanken. Cola, Wasser, Iso, Energyriegel und –gels, Schokolade, Gummibärchen, Kekse und natürlich auch was Gesundes, wie Äpfel und Bananen werden angeboten.
Nach einem Aufstieg folgt auch hier, wie so oft, der direkt Abstieg und der ist sogar noch länger als die Steigung. Die nächsten drei Kilometer geht es nur bergab und man kann schön Fahrt aufnehmen. Freunde der bayrischen Tracht, die in diesem Landesteil noch sehr gepflegt wird, kommen auf ihre Kosten, als wir ein Trachtenfest passieren. Mannsbilder in Krachledernen und teils prächtigen Gamsbärten auf ihre Hüad und Weiberleut in hübschen Dirndln können bewundert werden.

Ein kurzer Abschnitt führt uns über eine befahrene Teerstraße, da heißt es Obacht geben. Gelegentlich werden wir von Autofahrern überholt. Einer verliert beim Abbiegen auf die Hauptstraße bei Sandbichl seinen Wohnwagen und bleibt mitten auf der Straße liegen. Jetzt wird die Wartezeit für die Autofahrer noch länger.
Nach einer weiteren Getränkestation sind 10 km absolviert und auch der tiefste Punkt der Strecke erreicht. Tendenziell führt die zweite Streckenhälfte immer leicht aufwärts bis ins Ziel. Bei Aurach (km 12) überqueren wir die Verbindungsstraße Schliersee-Bayrischzell. Mittlerweile ist es schon sehr warm geworden, die nächste VP sorgt für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt. Weiter geht es in einen bewaldeten Abschnitt auf einem Forstweg.


 
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Ich warte hier ja immer noch auf den richtigen Anstieg zum Lauf-Ende hin. Charly meint, es kommt keiner mehr und da hat er natürlich Recht. Ich habe mir das Höhenprofil falsch eingeprägt. Auf der Streckenkarte, natürlich identisch mit einer Landkarte, liegt unser Ziel Schliersee links und der Startort Bayrischzell rechts. Das Höhenprofil beginnt aber immer links. Ich habe das verwechselt. Den Berg haben wir also schon hinter uns. Anfängerfehler. Aber eigentlich auch schade, finde ich. Ich hätte mich gefreut, wenn man uns mal richtig den Berg hoch gescheucht hätte, vielleicht mit Blick hinunter auf den Schliersee. Das werden zeitenorientierte Straßenläufer jetzt natürlich nicht nachvollziehen können.

Nach Durchquerung von Neuhaus erreichen wir das Ufer des Schliersees (km17). Zuvor streifen wir aber noch das „Markus Wasmeier Bauernhof Museum“. Seit 2007 hat das Freilichtmuseum seine Pforten geöffnet. Auf rund 60.000 Quadratmetern kann man eine Reise in die Vergangenheit erleben. Die Teilnehmer der 10km-Strecke führt eine Schleife direkt durch das altbayrische Bauernhofdorf des früheren Skirennläufers.

Oftmals direkt auf Uferhöhe geht es jetzt gemeinsam mit den Sportlern auf den kürzeren Strecken an der Westseite des Schliersees bis ins Ziel. Ein paar kleine Steigungen sind zwischendrin noch zu bewältigen, dann haben Charly und ich es geschafft. Im Ziel wartet ein kühles Erdinger Alkohlfrei, Blechkuchen, Butterbrezen, Heumilch-Joghurt und vieles mehr auf uns. Auch Massagen werden angeboten und duschen kann man in der vitalwelt schliersee. Autogrammsammler können sich von unserer Gold-Rodlerin Natalie Geisenberger ein Autogramm holen.


 
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Der Trailrun-Halbmarathon ist für jeden geeignet, die Steigungen sind nicht extrem, somit auch ein Lauf zum Genießen, mit herrlichen Aussichten auf Berge und See. Dafür sorgt auch das großzügige Zeitlimit von 3,5 Stunden für Läufer, für die Nordic Walker sind es sogar 4,5 Stunden. Wir haben unseren Ausflug nicht bereut und kommen gerne wieder.


 
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Empfehlen kann ich außerdem eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn, von München ist man stressfrei in einer knappen Stunde am Schliersee. Auch wenn unsere Heimreise nicht ganz reibungslos abläuft. Es gibt ein kleines bayerisches Problem sozusagen. Eine Kuh ist ausgebüxt und treibt sich in der Nähe der Gleise rum, was gefährlich ist für alle. Bis die Kuh wieder vom Bauern und der Polizei eingefangen ist, vergeht eine Weile.

 

 

Informationen: Schliersee-Lauf
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