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14.06.15 - Frankenweg-Trail

Happy End und kalte Dusche

 „Kommst halt nächstes Jahr wieder“. Mit dieser Einladung endet der Bericht vom letzten Jahr und heute mach ich es wahr. Ich bin zum 7. Frankenweglauf wieder nach Streitberg in die Fränkische Schweiz gereist. Ich habe noch eine Rechnung offen mit dieser Strecke, denn ich kenne nicht die zweite Hälfte. Heute bezwinge ich den 42 km langen Weg der Franken vollständig. Der Frankenweg ist nach dem germanischen Stamm der Mutigen oder Kühnen benannt.

Das Frankenweg-Laufteam spricht von "Zurück zur Natur - aber bitte zu Fuß" und “Trailrunning wird immer beliebter“. Zu Recht. Dass es sich hier um eine waschechte Trailstrecke handelt, belegen alleine schon die Bilder. Wem der Marathon (Start in Streitberg) zu lang ist, oder wer erst mal beim Trailrunning reinschnuppern will, der kann auch 24km (Start in Behringermühle) oder 15km (Start in Pottenstein) laufen. Das Marathon-Startgeld liegt bei 35€ für Frühbucher, bis 50€ bei Nachmelder. Ziel für alle ist in Obertrubach, von wo aus es kostenlos zurück zum jeweiligen Startort geht.

Wo liegt das Gebiet des Frankenwegs? In Oberfranken, in der Fränkischen Schweiz, rund um die Wisent, einem Nebenfluss der Pegnitz. Den Zusatz Schweiz gaben sich verschiedene Gebiete in Deutschland im 19. Jahrhundert, um die Schönheit ihrer Landschaft zu betonen.

Der Startort ist Streitberg, bekannt durch den Streitberger Bitter und die Binghöhle. Schon allein diese zwei Spezialitäten bringen viele Touristen in die Gegend. Bei den jüngeren Leuten ist die Fränkische Schweiz eines der schönsten Klettergebiete von leicht bis schwer. Auf unserer Laufstrecke werden wir vielen Kletterern begegnen.

Da ich am Samstag angereist bin, gehe ich vom Bahnhof Streitberg, wo auch die historische Dampfeisenbahn hält, in Richtung Start. Letztes Jahr fuhren am Sonntag die dampfenden Rösser durchs Wisenttal, morgen werden es die Dieselloks sein. Am Ortsende ist schon das Starttransparent über den Muschelquellenweg gespannt. Sonst weist noch nichts auf den morgigen Lauf hin. Ich gehe bis zur Muschelquelle, die nur wenige 100m entfernt ist. Hier unterhalb der hohen Steilwand ist auch ein Gedenkstein für einen verstorbenen Kletterer der Region. Dann genehmige ich mir noch ein Bier in einer Hausbrauerei, Wir sind schließlich in der größten Bierregion Deutschlands.

 
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Sonntag Marathontag: Unten am Parkplatz hinterm Bahnhof  treffen so gegen 6:45 Uhr die ersten Läufer ein. Außer ein paar bunten Gestalten ist im Ort noch Ruhe. Rund um unseren Startplatz gibt es bereits einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Der staatlich anerkannte Luftkurort Streitberg hat seinen Namen vom ehemaligen Adelsgeschlecht von Streitberg, dessen Burgruine sich auf einem hervorspringenden Felsen oberhalb von uns befindet. Beim Blick übers Tal zum gegenüberliegenden Berg sehen wir das Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz, die Ruine der Burg Neideck, die wohl auf die von Schlüsselbergs zurückgeht. Erst 1219 wird Heinrich von Neideck als Besitzer genannt. Heute gibt es von dort nur einen Ausblick übers Wisenttal. Burgen und Burgruinen werden wir heute noch mehrere ersteigen.

Nachdem wir unsere Startnummern erhalten und sich noch einige nachgemeldet haben,  gibt es das Briefing vom Chef Herbert Peter. Herbert weist uns auf die Streckenmarkierungen hin. Es geht meist dem Frankenweg entlang, aber um auf genau 42,2 km zu kommen, gibt es ein paar kleine Umwege, die mit zusätzlichen Schildern gekennzeichnet sind. Wichtig: Wer nach 250m keine Markierung findet, ist vermutlich auf dem falschen Weg und sollte bis zur letzten Markierung zurück. Hallo, da kommen doch Erinnerungen hoch vom letzten Lauf. Jetzt kenne ich aber den Weg, jedenfalls die erste Hälfte.

Ich werde auch auf meinen Bericht vom letzten Jahr angesprochen und beglückwünscht für den ehrlichen aber auch schönen Bericht.

Herbert fordert uns auf, unsere Taschen am Transporter abzugeben die dann zum Ziel gebracht werden. Wir gehen dann mit ihm zum Transparent, denn in 2 Minuten ist Start. Rund 70 Läufer sperren kurz den Frankenweg. Herbert stellt uns noch den Vorjahressieger Jürgen Winkler vom DJK LC Vorra vor, der den Lauf in 3:36:12 gewonnen hat. Dann zählen wir gemeinsam die letzten 10 Sekunden runter und los geht’s, das Abenteuer Frankenweglauf 2015 kann beginnen.

 
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Es erwarten uns über 1000 Höhenmeter auf 42km. Wir belaufen nur einen Teil des Frankenwegs, denn auf der Gesamtlänge von rund 520km könnte man 12 Marathons am Stück oder 12 Marathons in 12 Tagen laufen. Ich fotografiere noch die Starter und reihe mich dann ganz hinten ein. Schon nach 100m haben wir die Muschelquelle erreicht, die unter einer glatten Wand liegt. Ein Stück daneben befindet sich eine Wassertretstelle, die wir umrunden. Nach einer kurzen Senke geht es langsam aufwärts. Aus dem breiten Wanderweg wird ein schmaler Trail, der nach 1,5km schon zum Anstieg wird. Es geht in Serpentinen stark aufwärts. Der Kreislauf wird hier richtig hoch gepumpt.

 
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Es geht weiter durch den Wald, am Feldrain entlang und wieder in den Wald, bis wir über ein längeres Bergaufstück bei km 4 Neudorf erreichen. Im Ort biegen wir ab in die Felder und nach unserer ersten Extraschleife erreichen wir bei km 6,5 die erste Wasserversorgung. Nach nur einem kurzen Stück Asphalt biegen wir wieder in den Wald ein. Hinter Km 8 erreichen wir den Eingang der Oswaldhöhle. Hier müssen wir durch, denn auch der Frankenweg verläuft durch die Höhle. Vor dem Eingang steht die Bergwacht und weist uns daraufhin den Kopf einzuziehen. Ich frage: Ich auch?. Ja sagt der Bergretter, denn es ist am manchen Stellen nur 1,6m hoch. Zur Sicherheit gibt es Lampen in der Höhle, auch wegen der Orientierung.

Ich schalte meinen Fotoapparat auf Blitz um und kann so mehr sehen. Dann kommt Tageslicht ins Blickfeld und es ist geschafft. Jetzt geht es im Winkel eine Treppe hoch und weiter über schwierige Tritte. Augen auf und unbedingt auf die Füße achten, sonst bleibt man an den Wurzeln hängen. Dann kommen wir erneut aus dem Wald und umlaufen große Felder mit herrlichen Weitblicken. Am Waldrand hängt das 10km Schild. Wir durchlaufen Engelhardsberg und kommen im Wald hinter km 12 an eine der schönsten Stellen der Laufstrecke, der Versturzhöhle Riesenburg.

Die Karsthöhle ist vor 150 Mill. Jahren durch die Einwirkung von Wasser entstanden. Heute sehen wir nur noch die Reste der ausgedehnten Karsthöhle, deren Decke größtenteils eingefallen ist. Wir laufen bzw. gehen die Treppen runter durch diese riesige Höhle. Franz Erwein von Schönborn ließ die Wege und Treppen bauen, die wir jetzt belaufen. Der Abstieg führt uns runter zur Pütlach einem Nebenfluss der Wisent. Auf diesem steilen Weg wurde auch vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg das Wasser für den Ort hochgeschleppt.

Es geht ein Stück die Landstraße entlang, bis wir über eine Holzbrücke die Pütlach überqueren können. Nun geht es in Richtung der Mündung zur Wisent. Bei km 14 gibt es eine Wasserversorgung. Do it yourself ist angesagt, denn der Stand ist nicht besetzt. Nochmal Wasser nachtanken und vorbei an der Schottermühle zur Behringersmühle. Kurz vor dem Hotel unterqueren wir die Bundesstraße und kommen bei km 28 an den Startort der Mittelstrecke, den 28km. Hier gibt es Vollversorgung mit Gel und Keksen.

Unsere Strecke ist jetzt identisch mit der der 28km-Läufer. Nach einem kurzen Stück auf dem Stempfermühlenweg sehe ich gegenüber den Bahnhof der historischen Eisenbahn. Der Weg führt nun aufwärts und die Sicht zum Bahngleis wird versperrt. Ich höre, aber ich sehe die ankommende Bahn nicht.

 
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An der Stempfermühle zeigt das kleine Frankenweg-Schild aufwärts. Hier beginnt ein weiterer steiler Aufstieg hoch zur Burg Gößweinstein. Auch wenn der Weg beschwerlich ist, er ist nicht vergleichbar mit dem, den früher die Frauen mit 40 Liter Wasser auf dem Rücken gehen mussten. Nun stehe ich wieder am schmalen Stieg mit dem Hinweisschild Betreten auf eigene Gefahr. Heute weiß ich, da muss ich drüber. Es beginnt ein weiterer Aufstieg über Holzstiege. Am obersten Punkt kommen wir aus dem Wald und stehen neben der Burg Gößweinstein. Wir umrunden einen Teil der mittelalterlichen Gipfelburg und erhalten einen schönen Blick über den Ort.

Ein Schild zeigt an, wir sind auf dem Balthasar Neumann Rundweg. Dieser Weg wurde nicht nach mir benannt (Bernd kommt von Bernhard und nicht von Balthasar), sondern nach einem berühmten Vorfahren. Balthasar war der wohl bedeutendste Barockbauer seiner Zeit. Unsere Laufstrecke verläuft nur einen Steinwurf an der von ihm verbauten Basilika minor vorbei, die Türme können wir sehen. Über die Wagnershöhe geht es abwärts am Ort vorbei. Der Name kommt von Wagners Parsival. Die Burg sollte ihm als Grals für sein musikalisches Werk dienen.

km 20, es geht  über Wiesenpfade und durch Wald zum Campingplatz Fränkische Schweiz. Hier gibt es Wasser und Cola. Wir laufen immer weiter auf dem Frankenweg, parallel zu einem Wasser in Richtung Bärenhöhle. Plötzlich höre ich hinter mir eine Stimme. Es ist Albrecht Frank, der gestern erst einen schweren Marathon in Thüringen gelaufen ist. Er hat sich verlaufen und schon 5km mehr auf dem Tacho. Er ist aber nicht der einzige, es folgt mit Abstand  noch eine Frau. Wir sind so ungefähr bei km 24 und kommen am Frankenjoggerturm vorbei.

 
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Kurz vor km 30 erreichen wir das 1.100 Jahr alte Städtchen Pottenstein, das zum Landkreis Bayreuth zählt. Hier holt mich die letzte Läuferin ein und meint,  es sei nicht ihr Tag. Sie habe sich verlaufen und wolle an der nächsten Station aufgeben. Während sie der Landstraße entlang geht, muss ich wieder aufwärts, um dann über den Kreuzweg den Ort zu erreichen. Das Städtchen Pottenstein, zwischen Felsen gebaut, hat viele Sehenswürdigkeiten, wie z. B. die Burg und verschiedene Kirchen. Im Ort komme ich auch an einer der vielen Brauereien vorbei.

Brauereien gibt es in der Region Oberfranken mehr als 200 und so wundert es nicht, dass die Gegend auch Bierfranken genannt wird. Speziell die Fränkische Schweiz hat die höchste Brauereidichte der Welt und der Ort Aufseß (ca. 10km nördlich von Streitberg) ist im Guinness-Buch der Rekorde mit 4 Brauereien bei nur 1.500 Einwohnern. Das typische Bier der Region ist das Dunkle. Da die meisten Brauereien kleine Privatbetriebe sind, wird auch nur ein- oder zweimal in der Woche gebraut. Bei einer früheren Reise konnte ich sogar sehen, wie ein altes Holzfass auf die Theke gewuchtet und direkt angezapft wurde. Wenn man in Franken vom Dreigestirn spricht, hat das nicht mit Karneval zu tun, sondern damit, dass viele Brauereien auch noch einen Gasthof und Landwirtschaft betreiben.

Am Ende des Ortes ist die nächste Versorgung. Albrecht sitzt im Schatten auf einer Bank und füllt seine Wasserspeicher auf. Gemeinsam machen wir uns auf den weiteren Weg durchs Weihersbachtal. Am Freizeitzentrum Pottenstein kommen wir zur Sommerrodelbahn. Beim heutigen schönen Wetter ist hier richtig viel Betrieb. Der Frankenweg verläuft direkt unter der Rodelbahn durch. Nur mit Umsicht und Glück finde ich zwischen den Menschen das kleine Schild Frankenweg.

Weiter geht’s zum Schöngundsee, auf dem viele Tretboote unterwegs sind. Kurz vor der Bärenschlucht und der Teufelshöhle wird es eng auf der Laufstrecke. Hier sind geballt Touristen unterwegs, die die Höhle besuchen wollen. Ich suche nach den Wegpfeilen und entdecke sie halb von Autos zugeparkt. Es geht über die Brücke und gleich wieder auf den schmalen Pfad. Was folgt, ist ein Hindernislauf durch die spazierende Menschenmenge. Nach rund einem Kilometer bin ich aber wieder allein auf dem Frankenweg.

An der Schüttersmühle gibt es nochmal Wasser. Bei km 30 verlassen wir das liebliche Tal und steigen im Wald mal wieder aufwärts. Die  Wirtschaftswege liegen in der prallen Sonne. Ich muss weiter aufwärts nach Kirchenbirkig.  Genau zur rechten Zeit komme ich an einen Trinkwasser Brunnen. Ich erfrische mich von innen und außen, denn der Weg ist noch weit und beschwerlich.

An einem Gasthaus vorbei verlassen wir den Ort am dorfeigenen Backofen. Hier wird einmal im Monat Zwiebelkuchen und Brot gebacken. Der Frankenweg ist hier ein Wiesentrail, der uns nach einem längeren Stück durch die Sonne wieder in den schattigen Wald bringt. Über schmale Wege geht es jetzt nur leicht wellig durch den Tannenwald. Bei km 37 im kleinen Soranger gibt es wieder Flüssiges und Festes. Die nette Helferin teilt mir auf Anfrage mit, dass ich als weitere Erschwernis noch den Leienfels vor mir habe.

Na, die letzten 5 Kilometer schaffe ich auch noch, auch wenn ich die 7 Stunden Sollzeit nicht einhalten kann. Es folgt der versprochene Anstieg durch den Wald in Richtung Leienfels. Im Ort geht es an einem Biergarten (lechz) vorbei, wieder in den Wald, dann folgt eine längere Bergabpassage. Ich laufe längere Passagen, um die Zeitüberschreitung nicht zu übertreiben. Ich komme an vielen alten Grenzsteinen vorbei, dann am ersehnten 40km Schild. An der Wiese laufe ich weiter leicht abwärts. Das war‘s aber noch nicht, denn es  noch einmal aufwärts. Ich biege in Richtung eines Gebäude ab, Pfeile sehe ich keine, ich will nur noch ins Ziel.

Nach 1km bin ich im Ort, aber falsch. Bei den ersten Häusern sagt man mir, ich müsse zurück, den Berg hoch und oben nach rechts abbiegen. Dort finde ich auch wieder Pfeile. Mein Fehler.

 
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Ich lauf steil abwärts in einer Schlucht und sehe auch gleich das Transparent „Frankenweglauf Ziel". Herbert fragt mich ganz verwundert:  “Wo kommst denn her?“. Ich erzähle mein Missgeschick, doppelt peinlich so kurz vor dem Ziel. Weil die Zeitnehmer schon abgebaut sind, wird meine Zeit festgehalten und nachgetragen. Happy End auf wunderbarer, aber harten Strecke.

Jetzt noch Flüssigkeit aufnehmen und dann zur Dusche. Die ist eiskalt. Der Bus bringt mich anschließend zurück nach Streitberg, wo ich dann zum Ende meiner Reise noch den historischen Zug sehen kann, der diesmal eine V36 vorgespannt hat.

Ins Ziel kamen heute 68 Marathonis plus meinereiner, womit ich meine offene Rechnung aus dem letzten Jahr beglichen habe. Auf der Mittelstrecke finishten 92 und auf der Kurzstrecke kamen 64 ins Ziel sowie noch einige Walker, Nordic-Walker und Wanderer.

Marathonsieger:
1.  Jürgen Winkler - DJK LC Vorra   3:41:49
2.  Carsten Hirte – Mindelstetten Runners   3:43:56
3.  Siggi Grau - TSV Höchstadt/Aisch   3:46:56

Marathonsiegerinnen:
1. Brigitte Knapp - TSV Neuhaus/Aisch   4:20:11
2. Jutta Stiegler – Wildkatzen   4:29:00
3. Angelika Braig – laufSinn   4:44:15

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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