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22.07.12 - Hornisgrinde Marathon

Laufen und Natur pur

Autor: Klaus Duwe

Die Bernsteinhütte (738 m, km 8) ist ein kleines Schutzhaus, der Scherrhof (676 m km 11,5) ein sehr beliebtes Ausflugslokal, das aus einer 1830 erbauten Jagdhütte entstanden ist.  Frische Heidelbeeren mit Vanille-Eis gibt es für 5,90 Euro. Ich erinnere mich, wie ich als Schuljunge in den Ferien mir mit Heidelbeerpflücken mein erstes Fahrrad verdient habe. 50 Pfennige habe ich für das Pfund bekommen. Wenn es gut lief, habe ich in der Stunde zwei Pfund geschafft.

Heute läuft es sehr gut, ich schaffe in der Stunde über 9 (!) … Kilometer. Ehrlich, ich weiß gar nicht, was los ist. So schnell war ich dieses Jahr noch nicht unterwegs. Na ja, es sind kaum Leute auf der Strecke und Bilder, nur mit Bäumen drauf, werden Euch nicht interessieren.  Deshalb hält mich die Fotoarbeit nicht so sehr wie sonst auf.

Fast drei Kilometer folgt jetzt eine herrliche Traileinlage auf einem mit Gräsern, Farn und Sträuchern teilweise fast zugewachsenem Pfad. Urwald? Grüne Hölle? Herrlich! Zecken gibt es hier keine. Hoffe ich.  Bei km 15  sind wir bei der Roten Lache (690 m). Ich erkläre Euch den Namen: Pfützen kennt man im Badischen nicht. Dazu sagt man Lache. Und wegen des Buntsandsteines ist das Wasser in den Pfützen hier auf der Passhöhe zwischen Baden-Baden und dem Murgtal rot.

Klar, es gibt auch hier einen Traditionsgasthof und selbstverständlich hat auch der seine Spezialitäten. Schwarzwälder Kirschtorte  und Forelle sollte man in der Roten Lache probieren. Wer ein oder mehrere Tage bleiben will, auch kein Problem. Übernachtungen gibt es ab 32 Euro.

 
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Die steilen Wiesen des oberen Murgtales reichen jetzt fast  bis an die Laufstrecke heran. Wer darauf achtet, entdeckt vielleicht „ä Heihitt“, eine auf Steinsockeln errichtet Holzhütte, in der man früher Heu lagerte, um es im Winter bei Bedarf hinunter in die Ställe zu bringen. Sie sind typisch für diese Gegend.

Bald kann man zum ersten Mal auch die Schwarzenbach-Talsperre entdecken, den größten See im Nord- und Mittelschwarzwald. Bis zu 2000 Menschen arbeiteten 1922 – 1926 an der 65 m hohen 400 m langen Staumauer, der noch nicht einmal die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg etwas anhaben konnte.  Der See ist über 2 km lang und an warmen Tagen ein wahres Freizeitparadies für Familien, Angler und (unmotorisierte) Wassersportler.

Bei km 25 sind wir direkt am See (668 m) und an einer gut bestückten Verpflegungsstelle.  Sogar ein Sixpack bestes Badisches Premium-Pils  steht bereit, bis jetzt unangetastet. „Ihr habt Glück, dass der Joe nicht da ist.“ „Warum“, will man wissen. Ich erklär es kurz. „Ok, dann schick den Joe nächstes Jahr vorbei. Wir sind vorbereitet.“ 

Von hier läuft man eine kurze Pendelstrecke am See entlang, um  insgesamt auf genau 42,195 km zu kommen. Weil man den Badenern alles nachsagen kann, nur nicht, dass sie es nicht genau nehmen.  Zum ersten Mal sehe ich nach der Wende, dass tatsächlich hinter mir noch andere Läufer kommen. Die sehen aber allesamt verdammt gut aus. Ich denke, ich werde sie wiedersehen.

 
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Aus Angst, der Joe könnte vielleicht doch heute schon vorbei kommen, haben die Drei von der Verpflegungsstelle jetzt jeder eine Flasche am Hals. Der Weg ist zunächst noch eben und man hat schöne Ausblicke auf den See.  Als es steiler wird, muss ich langsamer machen, bleibe aber im Laufschritt. Das reicht nicht, zuerst zieht Inge, dann Gudrun an mir vorbei. Anders als ich halten die zwei W50er ihr Tempo von Anfang an durch. Egal, ob es rauf oder runter geht. Echt bewundernswert.  Bei Männern spricht man in solchen Fällen von „alten Hasen“.  Das kann ich mir hier natürlich nicht erlauben. Auch deshalb nicht, weil Inge erst ihren dritten Marathon läuft.

Bei km 28 erreichen wir die Verbindungsstraße zwischen der Schwarzwald-Tälerstraße und der Schwarzwaldhochstraße, die wir unter Polizeischutz überqueren. An der Getränkestelle danach holt mich nach einer etwas heftigeren, aber nur ganz kurzen Steigung ein weiteres bemerkenswertes Duo ein, Horst und Eddi. Horst ist blind. Ohne „Leine“ geleitet ihn Eddi auf der Strecke und dirigiert ihn so sicher, dass keiner der entgegenkommenden Wanderer ahnt, dass der 57jährige Läufer überhaupt nichts sieht.  Dazu macht er ganz offensichtlich auch noch die Pace. Denn Eddi muss ganz schön aufpassen, dass ihm Horst nicht entwischt und doch noch gegen einen Baum läuft.

 
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Wenn ich wie hier so ganz alleine unterwegs bin, mache ich mir über die verschiedensten Dinge meine Gedanken. Manche davon setze ich in die Tat um, ihr findet dann irgendwann etwas Neues auf der Seite. Diesmal ist es etwas Größeres und ich sage mal noch nichts davon. Außerdem achte ich auch auf Dinge, die mich sonst überhaupt nicht interessieren. Die Zeit zum Beispiel, oder wie viele Läufer ich überhole.  Genau bei km 20 war der erste dran, jetzt bei km 33 ist es eine Läuferin. Sie wehrt sich, läuft mir noch einmal weg, dann ist sie fällig.

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