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09.06.12 - Madeira Island Ultra Trail

Madeira Island Ultra Trail


Aufstieg ohne Ende


Endlich ist der Abstieg vorbei und wir kommen in die schmale Talsohle. Über eine kleine Holzbrücke erreichen wir CP 4 bei Km 37. 9 Stunden bin ich schon unterwegs und erst zwei Drittel des Trails liegen hinter mir. Ich erfülle meine Chippflicht und stärke mich sodann. Meinen Trinkbeutel fülle ich für den folgenden Anstieg. Vor uns liegen 870 Höhenmeter die erklommen werden wollen. Wieder ist mentale Stärke gefragt.

Der Weg zeigt direkt was er von uns fordert. Hohe Steinstufen ohne Ende, Sonne von oben, kaum ein Blick aus den Bäumen und Sträuchern heraus. Ich setze Schritt für Schritt und nehme eine Stufe nach der anderen. Stehen bleiben ist nicht angesagt. Keine Unterbrechung. Wer weiß, ob ich noch einmal weiter hoch gestiegen wäre.

Aber auch diese Schinderei findet ihr Ende. Nach 1.24 Stunden habe ich den Hammeraufstieg hinter mir und bin auf der Hochfläche von Fanal. Zuerst treffen wir auf eine breite Schotterpiste, diese verlassen wir rasch und laufen einen Weg durch Farne und Baumerika. Von hohen Lorbeerbäumen hängen Flechten und Moose herab. Wir kommen auf eine Farnwiese und haben rasch CP 5 in Fanal erreicht.

 
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Marathon fertig – Ultra voraus


Hier ist erst ein Marathon absolviert. Aber es geht fast nur noch hinab zum Ziel. Wir sind auf einer Höhe von 1.150 m, müssen also noch reichlich Höhe verlieren. Aber das kann mich angesichts des bewältigten letzten großen Aufstiegs nicht beunruhigen.

Ich stärke mich und nehme das volle Programm an Verpflegung mit. Um das Zeitlimit brauche ich mir keine Gedanken zu machen. Es ist zwar schon kurz vor 19 Uhr und ich bin seit fast 11 Stunden unterwegs, aber erst um 20.30 Uhr werden die Läufer in Fanal aus dem Rennen genommen.

Der anstehende Abstieg nach Porto Moniz ist nicht so horrormäßig wie der letzte. Es geht über Holzstufen wesentlich angenehmer als beim Horrorabstieg ein Stück steil hinunter. Dann biegen wir nach rechts auf eine Levada. Hier kann ich wieder richtig laufen.

Die Levada ist schmal, der sie begleitende Weg ebenfalls. Dazu gibt es hier kaum Sicherungen. Aber das schreckt mich nicht. Ich laufe mit Vergnügen mehrere Km am Stück, jeder Biegung des Berges folgend. Nur selten habe ich einen freien Blick. Den könnte ich sowieso nicht brauchen, muss ich mich doch konzentrationsmäßig voll dem Weg widmen. Spaß und Freude pur!


Das Steilste zuletzt


Nach etwa 30 Minuten verlasse ich die Levada und es geht ohne sie steil hinunter zum CP 6 in Ribeira da Janela. 825 Höhenmeter sind schon seit Fanal verloren, nur noch 350 gilt es bis Porto Moniz zu vernichten. Aber erst mal die Chippflicht und Smalltalk mit den Mädels. Sie erkennen mich von der Startnummernausgabe wieder und wollen wissen wie es mir gefällt. Ich komme ins Schwärmen. Gleich kommt die Frage die hier kommen muss: Nächstes Jahr MIUT 100? Ich bitte darum, mich nicht heute sondern erst morgen zu fragen. Aber warum eigentlich nicht? Der Mensch braucht Ziele.

Mein nächstes Ziel ist die Talsohle. Um dort hinunter zu gelangen muss ich steile Sträßchen und Wege laufen, wie ich sie steiler noch nie zuvor gelaufen bin. Und ich laufe. Dabei überhole ich einige Läufer, die fast alle nur noch gehen.
Rasch verliere ich an Höhe. Vor mir ragen die Ilhéus da Ribeira da Janela aus dem Meer auf. Ich kann weit die Nordküste Madeiras entlang blicken. Schön, so im letzten Büchsenlicht.

 
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Bei Fußball hört die Freundschaft auf


Ich bin geradezu euphorisch. So lange wie heute war ich selbst beim K 78 nicht unterwegs. Aber ich habe noch Kraft und freue mich darauf, das Schlussstück nach Porto Moniz zu laufen. Zu wissen, dass Doris mich im Ziel erwartet, motiviert mich enorm und setzt Kräfte frei. Alle Müdigkeit ist verflogen. Den letzten kleinen Aufstieg nehme ich mit raumgreifenden Schritten, so kommt es mir zumindest vor.
Vor dem Tunnel, der die neue Küstenstraße nach Porto Moniz aufnimmt, steht noch einmal ein Helfer und notiert mein Erscheinen. Wir quatschen etwas. Ich frage ihn, ob er wisse, wie es beim Auftaktspiel der Deutschen Fußball Nationalmannschaft zur EURO 2012 gegen Portugal stehe. Er weiß es nicht und wir stellen lachend fest, dass bei Fußball die Freundschaft aufhört und einigen uns darauf, dass der Bessere gewinnen möge.

Ich laufe die letzten Meter quasi auf antikem Asphalt. Rechts vom Tunnel führt die alte Küstenstraße atemberaubend am Meer entlang. Porto Moniz liegt voraus und kommt immer näher. Irgendwie finde ich es schade, dass dieser grandiose Trail nun sein Ende nehmen soll.

 

Informationen: Madeira Island Ultra Trail
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