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05.09.15 - P-Weg Marathon

Wasser fließt bergab, Schlamm auch

Zur 11. Auflage des P Weg Laufes hatte man den Teilnehmern eigentlich besseres Wetter gewünscht, besonders nach diesem Jahrhundertsommer hätte auch Plettenberg etwas davon mitbekommen sollen. Doch leider weit gefehlt. Regen und Schlamm gab es im „Überfluss“. Einen echten Ultra kann das jedoch nicht schocken. Zum „jecken“ Jubiläum gab es die Deutschen Meisterschaften der DUV obendrauf, was noch ein paar mehr Teilnehmer anlockte als sonst. 195 Voranmelder wollten das Sauerland erlaufen.

Schon beim ersten P-Weg-Marathonwochenende in Plettenberg war ich dabei. Unter dem Motto "Plettenberger für Plettenberg" wurde eine komplett ehrenamtlich organisierte Großveranstaltung ins Leben gerufen, die durch ihre sportliche Kombination "Wandern-Laufen-Biken" überregional einen einzigartigen Charakter aufweist. Der Samstag des Veranstaltungswochenendes ist den "Fußgängern" vorbehalten, also Wanderern, Walkern und Läufern, die auf 21 km, 42 km und 68 km ihre Kräfte messen können. Der Sonntag ist für die Biker reserviert, für die eine 42 km, 74 km und 93 km lange Strecke zur Verfügung steht. Mittlerweile sind bei den Läufern aus den 68 km 74 km geworden und die Gesamthöhenmeter haben sich auf gut 2.000 summiert.

Die Marathon- und Ultramarathondistanzen folgen in weiten Teilen dem P-Weg, einem Rundweg mit der Kennzeichnung „P“, der die Stadt Plettenberg einmal umrundet und dabei sowohl die vier Täler, als auch die zugehörigen Berge beinhaltet. Allen Strecken gemein ist, dass kein Meter doppelt gelaufen oder gefahren wird. Start und Ziel liegen nur hundert Meter auseinander in der Innenstadt von Plettenberg. Einmalig ist sicher der Zieleinlauf, bei dem jeder Teilnehmer auf einer Bühne vom Plettenberger Publikum gefeiert wird.

 
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An beiden Veranstaltungstagen ist die Teilnehmerzahl auf 1.000 Starter beschränkt. Aufgrund der ungebrochenen Popularität des Marathon-Wochenendes sind beide Tage schon Wochen vor dem Event ausgebucht. Gut, dass ich frühzeitig angemeldet war. Bei den Bikern waren die 1.000 Startplätze bereits innerhalb weniger Stunden vergeben.

Für mich war dies nun bereits die insgesamt fünfte Teilnahme auf der Ultrastrecke und ich wusste, worauf ich mich einlasse. Das ist im Wesentlichen eine tolle Landschaft, eine super organisierte Veranstaltung und knackige, oder besser gesagt, matschige 2000 HM.

Start und Ziel ist wie gesagt in Plettenberg, das im Westen des Sauerlands im Märkischen Kreis zwischen dem Lennegebirge im Norden und dem Ebbegebirge im Süden liegt. Die Stadt liegt an der Einmündung der Else in die Lenne und wird von Grüne- und Oesterbach durchflossen. Deshalb wurde ihr der Name „Vier-Täler-Stadt“ gegeben.

Mit hoher Sicherheit war der Kern des heutigen Stadtgebietes schon in vorkarolingischer Zeit von sächsischen Stämmen besiedelt. Plettenberg wurde 1072 erstmals in einer Urkunde des Klosters Grafschaft mit dem Namen „Heslipho“ erwähnt. 1397 wurden der Siedlung die Stadtrechte von Graf Dietrich von der Mark verliehen. Gleichzeitig erhielt der Ort ein Stadtgericht und es wurde eine Schutzmauer um den Ort errichtet. Im Zentrum findet sich ein kleiner historischer Kern rund um die Christuskirche aus dem 13. Jahrhundert, sowie im Stadtteil Ohle die alte Dorfkirche. Nur noch als Ruine erhalten ist die Burg Schwarzenberg.

Während der Industrialisierung entwickelten sich in den Tallagen an den Flüssen erste metallverarbeitende Betriebe, die mit Wasserkraft das heimische Erz weiterverarbeiteten. Durch die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn ab 1860 profitierte vor allem die Schwerindustrie, von der bis heute weite Teile der Bevölkerung leben. Ähnlich wie bei meinem Röntgenlauf werden wir auch hier an der Strecke Zeugen dieses Erbes sehen.

Der P-Weg folgt dem spätmittelalterlichen  Grenzweg der Stadt, die auf eine Gründung durch Karl den Großen zurückzuführen ist. Der Weg passiert drei Kreise und verläuft durch die bereits genannten vier Flusstäler.

 
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Diesmal war ich bereits am Freitagabend angereist und hatte im Haus Battenfeld übernachtet. So konnte ich in Ruhe meine Anmeldeunterlagen abholen und mir das turbulente Treiben in der Altstadt mit den Bike Rennen für die Kinder anschauen. Startunterlagen gibt es in der Alten Feuerwache direkt an der Innenstadt gelegen.
Als Teilnehmer des Ultras darf man als erstes starten und hat damit auch die besten Parkplätze sicher. 7:00 Uhr – es ist soweit und knapp 200 Starter(diesmal gab es auch 6 Ultrastaffeln)  haben sich bei kühlen7 Grad Außentemperatur versammelt, um die 74 km unter die Füße zu nehmen.  Zum Glück war es um diese Zeit noch trocken. Die Marathonläufer und HM-Läufer starteten erst später, und trotzdem werde ich auch aus dieser Gruppe einige auf der Strecke sehen, wenn sie mich meist kurz vor der Streckenteilung bei km 31 einholen.

Nur wenige 100 Meter ging es eben, dann lag schon die erste harte Steigung mit 170 HM vor uns. Jedes Mal wenn ich hier laufe, wundere ich mich über das eigenartige Gipfelkreuz, das hier immer stand: Eine riesige lila Kuh, unter der das Läuferfeld hindurch lief. Doch diesmal war es keine Kuh, sondern eine weiße Ziege.  Wie schon bei der Kuh, so jetzt auch bei der Ziege, lassen es sich einige Läufer nicht nehmen, mal an der Zitze zu ziehen.

 
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Danach ging’s dann wieder genauso viele Höhenmeter hinunter. Am Talgrund der Lenne angekommen,  passierten wir in den kleinen Ort Pasel. Links oberhalb von uns liegt die Schwarzenburg.  Doch genug von den durch Menschen gemachten Sehenswürdigkeiten, hin zu den natürlichen Sehenswürdigkeiten, denn es ging wieder bergan; diesmal mehr als 300 Höhenmeter. Oben angekommen war bei km 10 der zweite VP erreicht. Wie immer wenn ich hier laufe, bin ich am Ende (bitte nicht wörtlich nehmen, ich meine am Ende des Läuferfeldes). 170 vor mir und nur 10 hinter mir. Aber wer sich bis hierhin schon zu sehr verausgabt hat wird dafür später büßen!

Bis km 16 bleibt die Strecke etwas eben und man konnte endlich mal „richtig“ laufen. Inzwischen regnete es fast unablässig und Wolken und Nebel bestimmen die Aussicht. Dann ging es zwei Kilometer bergab wieder ins Lennetal. Sehr schönes Tal. 6 Kilometer lang liefen wir mehr oder weniger am Flussufer entlang. Die Temperaturen kletterten im Dauerregen nur bis auf 12 Grad. Es gab aber kurze interessante Schleifen, die vom Fluss weg führten. In einer liefen wir über das Gelände eines Altersheimes und trotz des schlechten Wetters wurden wir von einigen Bewohnern mit großen Banner und auch lautstark begrüßt.

 
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Die nächste Schleife war das Aqua Magis, wo einer der Sponsoren, ein Gerüstbauer, eine Brücke über einen Außen Pool gebaut hatte, die wir überquerten. Die 12 Wasserrutschen in luftiger Höhe und Deutschlands 1. Aqualooping sind schon ein futuristisches Gebilde, was im starken Kontrast zur Sauerländer Natur steht, in die wir dann bald wieder eintauchten. Dann wieder auf dem Uferweg, ging es über zahllose Brücken, immer die Seite wechselnd.

Bei km 25 war  das leichte Laufen auf ebener Strecke vorbei und es ging 7 km lang  und 400 HM bergan. Die Verpflegung an den Ständen war wie immer wirklich super, es gab alles, was man sich bei einem langen Lauf wünscht. Frischer Kuchen und Schmalzbrote mit Salz, Bier, Wasser, Tee ……. Wenn man nett nachfragte, was nun mal meine Art ist, bekam man auch Nudelsalat und eine Bockwurst. Was aber noch wichtiger bei diesem Wetter war, sind warme Getränke und die gab es mit Tee und Kaffee zum Glück auch. Die angebotene Zigarette habe ich natürlich abgelehnt, war wahrscheinlich auch mehr als Scherz gedacht.

An dieser langen Steigung überholten mich jetzt immer mehr Marathonläufer. Am Finderpfad kreuzten wir einen kleinen Bach und der schlammige Untergrund machte mir immer mehr zu schaffen. Nur nicht stürzen, lieber etwas vorsichtiger und langsamer laufen. Die Sollzeit beträgt zum Glück 13 Stunden, das sollte machbar sein. Oben angekommen, bogen die Marathonis aber ab und nahmen die Abkürzung (noch ein kurzer knackiger Anstieg und dann 10 km leichtes Gefälle bis ins Ziel) zurück nach Plettenberg. Wir liefen rechts weiter, vorbei am SGV-Wander-Heim „Auf der Wiehardt“  und über 200 HM hinab ins Elsetal.

 
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Hier wurde die liebliche Else überquert, dann das Gelände der Firma Schroeder, Stanz- und Spritzguttechnik für Teile für Autos, Fahrräder und so. Hier folgte ein hartes Trailstück bis ins nächste Tal, dem der Oeser. Kurzes Stück auf der L 696, sehr gut abgesichert, sogar mit Heuballen und Bremsbaken (für die Autofahrer natürlich), an der Ebbemühle vorbei, um die Oesertalsperre herum. Ihre Staumauer aus Bruchstein ist 36 Meter hoch bei einer Kronenbreite von 4,5 Metern und einer Kronenlänge von 231 Metern. Die Talsperre wurde in den Jahren 1904–1906 nach Plänen des Aachener Professors Otto Intze errichtet. Der Grund für den Bau war die Regulierung des Oesterbachs, da dieser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region eine wichtige Rolle spielte. Bei großer Trockenheit kamen die am Oesterbach gelegenen und mittels Wasserkraft betriebenen Fabriken oft in arge Verlegenheit und wenn im Herbst oder Frühjahr große Wassermassen zu Tal stürzten, bangten die Fabrikbesitzer um ihre Anlagen. Leider können wir die Staumauer nur etwas aus der Ferne bewundern, da wir kurz vorher nach rechts abbogen, natürlich bergauf.

Jetzt überholte ich die ersten Läufer der Ultrastrecke und meine anfängliche Zurückhaltung zahlte sich aus. Es ging hinauf ins Ebbegebirge und kurze Zeit später sahen wir die Nordhelle, mit 663m der höchste Berg des Ebbegebirges. Im Gipfelbereich der Nordhelle stehen der 130 m hohe WDR-Sendeturm Nordhelle (deshalb kam mir der Name auch so bekannt vor) und ein Fernmeldeturm der Bundeswehr, der als Stahlbetonturm ausgeführt ist und für den Mobilfunk genutzt wird.Nach einem kurzen Stück über den Kamm folgte der Abstieg auf der anderen Seite. 

 
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Abwärts über einen steinigen Trail kamen wir nach Windhausen. Das interessante Ortsausgangsschild weist darauf hin, dass der nächste Ort auch Windhausen heißt. Laufen wir eine Schleife,  gibt es hier doch so viel Wind? Letzteres stimmt, und ersteres leider auch, da ich mich kurze Zeit später etwas verlaufe. Der Regen hatte die Sprühkreidepfeile weggeschwemmt und der Wind den Richtungspfeil verdreht. Auf dem Boden waren noch alte Pfeile in gleiche Farbe zu sehen, denen ich dann folgte. Die aber waren leider die vom letzten Wandertag. Am nächsten Haus erfolgte dann die Aufklärung und Richtungsangabe einer freundlichen Sauerländerin, die dies anscheinend heute nicht zum ersten Mal gemacht hatte.

Das war aber das einzige organisatorische Manko an diesem Tag, das aber wetterbedingt eintrat und dem Veranstalter nicht anzulasten ist. Der zweite Teil der Strecke ist übrigens teilweise richtig trailig und nicht mit dem ersten zu vergleichen, also Zurückhaltung tut gut. Trailig bedeutet schmales, steiles und heute auch extrem glitschiges und tiefes Geläuf. Hier zeigte es sich, dass nicht nur Wasser begab fließt, sondern auch der Schlamm. Er muss nur genug gewässert sein.

Eine wunderschöne, etwas einsame, ebene Strecke führte uns bei den „Vier Kreuzen“ vorbei. Jetzt kam die letzte Steigung zum Bärenberg, mit 622 HM die höchste Erhebung der Laufstrecke. 15 km geht es mehr oder weniger immer wieder leicht bergan und bergab. Immer wieder konnte man  in der Ferne liegend den Biggesee erahnen. So ging es idyllisch weiter bis zu km 59, wo dann der 8 km lange Abstieg nach Plettenberg folgte.

Zwischendurch gab es herrliche Ausblicke auf Plettenberg und das Sauerland. Hier bogen wir auf den zusätzlichen Teil, der uns über die Halbmarathonstrecke führte.  Hunderte Füße haben den Trail gepeinigt und noch matschiger gemacht. Es ging natürlich wieder etwas bergauf, aber die letzten 3 Kilometer stürzten wir uns über einen schmalen Trail nach Plettenberg hinab.

Hier war es schon recht düster und Vorsicht ist geboten. Wieder festen Boden unter den Füßen, ging es den letzten Kilometer durch das verregnete Plettenberg. Endlich echtes Publikum, frenetischer Beifall und als krönender Abschluss die wohl einmalige Zieleinlaufbrücke. Interview mit dem Moderator, der den ganzen Tag durchgehalten hatte. Geschafft:  11 Stunden 27 Minuten. Erlebnis pur. Ich komme wieder.

 

Siegerliste

 

Ultramarathon

Männer

1. Schedler, Martin LAZ Saarbrücken 5:47:33    
2. Kirschbaum, Max LG Ohmbachsee 5:51:45    
3. Zimmermann, Achim  F.C. Ebershausen 5:56:11

Frauen

1. Veith, Pamela  TSV Kusterdingen 6:55:38  
2. Karau, Anja  LAV Stadtwerke Tübingen 6:59:17  
3. Beckmann, Angela TVE Weiher 7:12:09  

 

Marathon

Männer

1. Maul, Christian Ejot Team TV Buschhütten 3:09:30
2. Schneider, Peter  SPORT SCHNEIDER ULTRA TEAM 3:19:31
3. Zbocna, Maximilian  TV Attendorn TRI-TIME 3:23:20

Frauen

1. Felt, Silvia  Team Erdinger Alkoholfrei 3:28:02  
2. Quincke, Anja  Marathon-Club Menden 3:37:58
3. Otto, Carmen  SPORT SCHNEIDER ULTRA TEAM 3:40:32

 

Informationen: P-Weg Marathon
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