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17.01.15 - Salomon Hammer Trail Winter Edition

Grandiose Trails am Meer

Nun folgt der schönste Streckenabschnitt. Wir laufen oberhalb der Steilküste auf hübschen, meist nicht besonders schweren Trails und genießen den Blick auf das Meer. Vor allem bei der zweiten und dritten Runde genieße ich diesen wunderschönen Trail. Noch immer ist es nicht richtig hell, aber bald wird die Sonne aufgehen, allerdings auf der anderen Seite der Insel, so dass ich noch eine Weile auf gutes Licht zum Fotografieren warten muss.

Unterhalb der Ruine Hammershus laufen wir auf Hammerhavn zu, noch immer auf wunderschönen Trails mit Blick hinab zu kleinen, felsigen Buchten. In Hammerhavn überquere ich die Zeitmessmatte, die Verpflegungsstelle ist windgeschützt im Zelt, wo auch unsere Drop-Bags liegen. Nach der ersten Runde gibt es hier recht wenig Auswahl an Verpflegung, nach der zweiten Runde gute und nach der dritten sehr gute. 18 km habe ich schon geschafft, nun folgen die sonnigen Runden! 

Zum zweiten Mal steige ich nun den steilen Trail hinauf. Bei Tageslicht wirkt er nicht so schlimm wie vor drei Stunden. Weiter oben biegen wir nun nach links zum Leuchtturm ab.  Durch herrliche Heidelandschaft geht es auf Trails hinab zum Meer. Ich fühle mich wie im Urlaub und nicht in einem Wettkampf. Ein Stück laufen wir auf herrlichen Pfaden entlang der Küste, dann steigen wir wieder zum Leuchtturm hinauf. Vorbei an Schafen laufen wir erneut durch herrliche Heidelandschaft.  

 
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Dann erreiche ich Hammersø, den mit 10.000 qm größten See der Insel. Im Gegensatz zu vielen anderen Seen hat er einen natürlichen Ursprung. Viele andere, meist kleine Seen, sind Relikte ehemaliger Kohle- oder Tongruben. Bei einem sehr großen Steinbruch, an dem früher Granit abgebaut wurde, laufen wir auf der einen Seite über Treppen zur oberen Abbruchkante hinauf, dieser entlang und auf der anderen Seite einen steilen Trail hinunter. 

Dann erreichen wir wieder Hammerhavn, wo wir aber nicht zur VP laufen sondern etwas oberhalb der Zieleinlauf-Strecke gleich wieder bergauf steigen. Es geht auf die Anfang des 13. Jahrhundert erbaute Burg Hammershus zu, die heute Nordeuropas größte Burgruine ist. Kurz vor der Burg geht es links bergab. 

Eine Weile waren die Trails recht gut laufbar, nun durchqueren wir eine kleine Schlucht, in der es auf jeden Fall nasse Socken gibt. Dann geht es schnell und erholsam auf breitem Weg weiter, bis die nächsten Trails auf uns warten. 
Wie schafft man es bloß, auf einer Insel, deren höchster Hügel 162 m ist, so viele Höhenmeter zu laufen? Sehr viele kurze, steile Auf- und Abstiege ergeben eben doch ähnliche Dimensionen wie eine Gebirgsüberschreitung.

An einer Stelle führt der Trail über eine zerbrochene Brücke. In Deutschland würde keine Behörde einem Veranstalter so eine solche Streckenführung genehmigen. Einem Trailer wie mir gefällt das. Inzwischen scheint die Sonne vom nahezu wolkenlosen Himmel. Wieder laufen wir durch eine wunderschöne Heidelandschaft mit Blick auf das blaue Meer. Dann komme ich zum zweiten Mal an der südlichen Verpflegungsstelle vorbei, die aus einem spartanisch ausgestatteten Mini-Zelt besteht. 

Kurz laufe ich durch den oberen Bereich des Fischerdorfes Vang. Dann erreiche ich einen weiteren Steinbruch, bei dem in einem See viele Schwäne schwimmen. Um 11:15 Uhr überholt mich der erste Marathoni. Durch eine kleine, urwaldartige Schlucht führt ein ruppiger Trail hinab zum Meer. Mehrmals müssen wir über umgestürzte Bäume steigen. Dann geht es hinauf zur Steilküste, der wir für kurze Zeit folgen. 

Auf einer seltsam gestalteten Brücke überquere ich eine Schlucht.  Diese Brücke wurde im Jahr 2002 von dem Künstler Peter Bonnen entworfen und anlässlich des Landestreffen des Dänischen Gymnastikverbandes errichtet. Ich kapiere zwar nicht, was die Brücke mit dem Verband zu tun hat, aber egal. 

 
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Bald geht es wieder durch Vang, dieses Mal unten am Hafen mit seinen Heringsräuchereien vorbei. Kein Mensch ist zu sehen. Hier ist im Winter "tote Hose". Man kann es auch mit "herrliche Ruhe" umschreiben.  Es folgt wieder die Mischung aus Kiesstrand, Küstentrail und groben Steinen, dann darf ich mich wieder am langen Seil hinaufhangeln.

Ich laufe gerne im Schnee, bin beim Training schon oft genug in unvernünftigem Kamikaze-Stil durch knietiefen Pulverschnee, brüchigen Harsch, nassen Schneematsch oder vereisten Altschnee gerannt. Obwohl ich auf Schnee in Dänemark gehofft hatte, bin ich jetzt froh, schneefrei laufen zu können. Im letzten Jahr war das anders.

 „Das sind wirklich hammerharte Trails“, denke ich immer wieder und andere Läufer äußern sich ebenso. Mit einigen Tagen Abstand, beim Schreiben und Sortieren der Fotos, erlebe ich im Geiste die komplette Route noch einmal, und alles sieht viel harmloser aus. Ja, Bornholm hat wirklich hammerharte Abschnitte, technisch ist es sicherlich eines meiner anspruchsvollsten Rennen. Aber es gibt auch genug Abschnitte, auf denen man schnell und entspannt laufen kann, sowohl auf breiten Wegen als auf schmalen, erholsamen Genuss-Trails. Trotzdem empfehle ich Rookies, zuerst bei leichteren Wettkämpfen zu üben und dann auf Bornholm einmal eine Runde zu probieren. Wer anspruchsvolle und abwechslungsreiche Strecken mag, MUSS aber einmal auf diese Insel kommen.

Aufgrund der Streckenlänge und anderer Details gibt es für diese 50 Meilen nur 2 UTMB-Punkte, aber ich kenne leichtere 3-Punkte-Läufe. 

 
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Zuletzt geht es wieder entlang der traumhaft schönen Pfade vorbei an Ruine Hammershus nach Hammerhavn, das ich kurz vor 13 Uhr erreiche. Hier stehen gerade die Leute für den 10 km Start bereit. Während ich Suppe und anschließend Schokoladekuchen esse, laufen sie los. Als ich wieder draußen bin, sind sie schon außer Sicht.

Wie oft bei Ultratrails, fühle ich mich jetzt viel besser als während der ersten Stunden. Der Aufstieg kommt mir nun gar nicht mehr sooo steil vor wie zuvor. Aber mein linkes Knie meldet sich nun immer stärker und ich entscheide, dass die dritte Runde meine letzte ist. Schon während der letzten Tage hatte ich mir überlegt, ob ich mich kurzfristig vom Ultra auf den Marathon ummelden und auf die beiden überwiegend durch die Nacht führenden Runden verzichten soll, um mein zuvor verletztes Knie zu schonen.  Das hat erst begonnen, habe mir viel vorgenommen und will  keinen Ausfall riskieren.

Als ich wieder den großen Steinbruch erreiche, sehe ich ein Schaf, das bewegungslos mitten in der Felswand steht. Hierher zu kommen, wäre selbst einer Gams schwer gefallen. Das Schaf muss abgestürzt sein und steht da wie falsch eingeparkt. Nur ein Hubschrauber wird es retten können. 

Die Strecke bietet viel Abwechslung. Trails oberhalb der Steilküste, urwüchsige Wälder, idyllische Abschnitte, Äcker und Wiesen, sonnige Heideflächen mit Birken und Wacholder – die Mischung gefällt mir außerordentlich gut. 

Zwischendurch gibt es immer mal wieder sehr schlammige Passagen, auf denen die Soße in die Schuhe läuft. Ihr wisst ja, dass ich Schlamm liebe und daher mit Begeisterung durch den Matsch stapfe. Schon als Kind zogen mich Wasserpfützen magisch an. Als Trailrunner werde ich heute sehr gut bedient. Asphalt gibt es kaum. 

Auf Bornholm versteht fast jeder Englisch, manche Dänen lernen zusätzlich Deutsch in der Schule. Man versteht die Einheimischen und Skandinavier in ihrem akzentfreien Englisch als in Deutschland z. B. einen  Kölner oder mancherorts einen Schweizer oder Österreicher. 

Der größte Teil der Bornhomer Küste ist felsige Steilküste. Es gibt nur wenige Sandstrände, vor allem im Südosten. Die Strände sind naturbelassen. Bornholm blieb von großen Hotel-Burgen und anderen Begleiterscheinungen des  Massentourismus zum Glück komplett verschont. Auf der Insel dominieren neben Landwirtschaftsflächen Rotbuchenwälder. Nadelwald findet man nur sehr wenig, vor allem ganz im Süden. Im Norden gibt es dagegen Bereiche mit herrlicher Küstenheide. Die Bevölkerungszahl sinkt von Jahr zu Jahr. 

Im 2. Weltkrieg wurde Bornholm von Deutschland besetzt. Nachdem der deutsche Befehlshaber auf der Insel im Mai 1945 die Kapitulation Deutschlands ignorierte und  am 7. Mai 1945 sowjetische Flugzeuge beschießen ließ, wurden Rønne und Nexø von der sowjetischen Luftwaffe teilweise zerstört.

 
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Als ich wieder die südliche Verpflegungsstelle mit dem Mini-Zelt erreiche,  liege ich noch immer innerhalb des für meine Verhältnisse recht straffen Zeitlimits. Eigentlich könnte ich jetzt auch noch die letzten Kilometer der dritte Runde weiter laufen. Weil ich aber auf die vierte sowieso verzichte und damit als DNF geführt werde, melde ich aus dem Rennen ab und habe Zeit, denn herrlichen Sonnenuntergang zu genießen und im Bild festzuhalten. Ich bin froh, so entschieden zu haben.

 
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Von 35 gestarteten Ultras schaffen 30 die gesamte Distanz. Im Zelt ist das Verpflegungsangebot nun recht vielseitig. Ich treffe zwei der drei Läufer, mit denen ich heute Morgen hier her gefahren bin. Ich denke noch, sie bereiten sich auf letzte Runde vor. Dann erfahre ich, dass sie für sie „finish“ ist und einer den 2., der andere den 4.  Platz belegt. Gratulation und gut für mich, denn sie nehmen mich wieder mit und 20 Minuten später bin ich bereits im warmen Hotelzimmer.

Der Trip nach Bornholm hat sich gelohnt.

Neben einigen weiteren Veranstaltungen des sympathischen Organisationsteams findet Anfang Mai der lange Salomon Hammer Trail statt, der 100 Meilen rund um die Insel führt. Dabei kann in kürzeren Versionen auch 50 Meilen oder 50 km gelaufen werden. Das ist sicherlich eine Traumstrecke. Leider bekomme ich in diesem Zeitraum keinen Urlaub, ich hätte mich sonst sofort angemeldet. 

Vor dem Lauf war ich auf verschiedenen Küstenabschnitten unterwegs und lernte zumindest einen Teil dieser Strecke kennen.  Meine Fotos von der Insel bei Dueodde, von Rønne bis Vang und von den Heiligdomsklipperne bis Gudjhem, geben auch euch einen kleinen Einblick.   

 
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Im Frühjahr, wenn alle Bäume und Sträucher grün sind, ist Bornholm sicherlich noch viel schöner. Aber für mich gehört auch die Winter Edition des Hammer Trail zum Pflichtprogramm jedes anspruchsvollen Trailrunners.

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Informationen: Salomon Hammer Trail Winter Edition
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