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16.06.13 - Frankenweg-Trail

Variantenlaufen in der Fränkischen Schweiz

Rund um die Oswaldhöhle

 

Wir verlassen Muggendorf in östlicher Richtung. Eine kommode Steigung bringt uns zur Oswaldhöhle. Durch die etwa 65 Meter lange Höhle führen der Frankenweg und der Heinrich-Uhl-Weg. Ein Helfer weist auf den glitschigen Untergrund hin und „Zieht eueren Kopf ein!“ Eine Markierung an einem Baum sagt es deutlich: Höhenbegrenzung 1,50 Meter!

 
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In der Höhle ist es stockduster, obwohl wenige Kerzen aufgestellt sind. Ich sehe schon wieder Tageslicht am anderen Ende der Höhle, als ich von hinten zuerst einen dumpfen Schlag und dann ein Stöhnen höre. Da hat sich jemand den Grind eingerennt.

Die Höhle nutzten während des Dreißigjährigen Krieges die Leute als Unterschlupf und später als Felsenkeller. Den Namen hat sie nach einem Einsiedler aus dem Ritterroman „Heinrich von Neideck“ erhalten. Und der hieß Oswald.

Kurz vor Kilometer zehn drehen wir eine Extraschleife rund um den Adlerstein. Der Pfeil zeigt nach rechts hinunter und wer links laufen würde, würde sich nicht nur ein paar Höhenmeter, sondern auch ein paar Laufmeter sparen. Aber Abkürzen gibt es bei Trailläufern nicht, das ist Ehrensache.

In Engelhardsberg, eine kleine Siedlung, können wir uns an der Wasserstelle erfrischen. Der Umweltgedanke wird beim Veranstalter groß geschrieben. So werden nur Pappbecher verwendet, die einfach zu entsorgen sind. Die können sogar kompostiert werden. Außerdem lässt es sich aus diesen leichter trinken, wenn man nicht halten will. Michael Zösch schüttet sich gleich das restliche Nass aus seinem Becher über den Kopf. „Das tut gut!“

 

Riesenburg Versturzhöhle

 

Nach einem knappen Kilometer zeigt uns ein Wanderschild das nächste Highlight an. Die Riesenburg Versturzhöhle ist noch 500 Meter entfernt. Ich kenne den Weg noch aus dem Spätherbst, wenn Thomas Schmidtkonz zu seinem Abenteuerlauf in die Fränkische Schweiz einlädt. Nur heuer geht es von oben nach unten ins Wiesenttal.

 
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Diese Höhle entstand durch Einwirkung durch Wasser und ist der Überrest einer Karsthöhle aus Frankendolomit. Es geht über viele Stufen steil bergab. An der Seite weitere kleine Höhlen, Moos an den Felsen, dann wieder bei gutem Boden hoher Farn, Flechten auf Steinen. Zum Schauen und Fotografieren muss man unbedingt stehen bleiben, ansonsten geht es schneller hinab als einem lieb ist. Eine Familie mit einem Buben steigt hoch. Mein „Das ist doch ein Abenteuer für dich“ lässt den Jungen strahlen, während Vater und Mutter die Treppen hinauf schnaufen. Vor einigen Jahren wurde die Riesenburg zum schönsten Geotop Bayerns gewählt.

Unten überqueren wir die Staatsstraße und die Wiesent. Das Gewässer ist 78 Kilometer lang und ist der Hauptfluss der Fränkischen Schweiz. Ihr Name kommt aus dem althochdeutschen Wisantaha, was „Wasser, an dem Wisente leben“ bedeutet. Teilweise ist ein Befahren mittels Kanus in Fließrichtung erlaubt. Man sollte sich aber informieren, da nicht auf jeden Kilometer zu jeder Zeit gepaddelt werden darf. Rund sechs Kilometer laufen wir nun auf einem teilweise ruppigen Waldweg Richtung Gößweinstein.

Vorher kann bei Kilometer 14 eine erneute Wasserstelle benutzt werden. Habt ihr schon einmal Tankstellen ohne Helfer gesehen? Hier findet man das immer wieder, und doch sind die Trinkbecher schon gefüllt. Vielleicht hockt ein Heinzelmännchen im Gras und gießt nach.

Zuvor durchqueren wir Behringersmühle, die Eisenbahnstrecke nach Forchheim endet hier. Zwar gibt es schon seit fast 40 Jahre keinen Regelbetrieb mehr, aber die Dampfbahn Fränkische Schweiz bedient den Haltepunkt gerade in den Sommermonaten mit Museumszügen. Wer Glück hat, der kann sogar dann „unter Dampf“ transportiert werden. Eine neue Streckenvariante finde ich, als ich das mir von einer Helferin Zugerufene nicht verstehe und am Kreuzungspunkt mit der Bundesstraße 470 einen Irrweg einschlage. Der Fehler ist schnell bemerkt. „Geht ein paar Meter zurück bis zur letzten Markierung und orientiert neu“, so Herberts Ratschlag am Morgen.

 

Gößweinstein

 

Etwa bei Kilometer 19 verlassen wir das Wiesenttal, es geht hinauf. An der letzten V-Stelle hat einer geraten, da hochzugehen und nicht zu laufen. Die Frage der schnelleren Fortbewegung stellt sich im Laufe des Anstiegs nicht mehr, denn die Steigungsprozente sind längst zweistellig und Treppen stellen sich uns ebenfalls in den Weg.

 
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Am Ende gehst du aus dem Wald und vor dir steht die Burg Goswinesteyn. So wird sie in einer Urkunde aus 1076 geschrieben. Über den Burgweg geht es hinunter, links oben sehen wir die Burg aus einer anderen Perspektive und wenn wir nach rechts lugen, schauen wir auf die Türme der Basilika Gößweinstein.

Die Basilica minor, ein vom Papst verliehener besonderer Ehrentitel, wurde von Balthasar Neumann im 18. Jahrhundert im barocken Stil erbaut. Doch schon im 11. Jahrhundert soll an diesem Platz eine Kapelle gestanden haben. Seit 2009 führt der Jakobsweg hier vorbei. Und im Fortgang des Rennes kann ist das markante Zeichen, die Jakobsmuschel, mehrmals an unserer Strecke sehen.

Wir verlassen Gößweinstein und laufen durch die wellige Flur. Zum wiederholten Mal patrouilliert ein Fahrzeug der Bergwacht Ebermannstadt. Er zieht den Bauch ein, als ich meine Kamera zum Schuss fertig mache. Sie lacht (ihn aus).

Ein längeres Gefällestück bringt uns ins Püttlachtal (Kilometer 22). Gegenüber liegt Tüchersfeld, das in der Vergangenheit auf einer Briefmarke zu finden war. Der Ort gilt mit seinem Fachwerkhäusern als Synonym für die Fränkische Schweiz. Einige Kilometer sind nun auf einem schmalen Wanderweg entlang der 24 Kilometer Püttlach (linker Nebenfluss der Wiesent) zu belaufen. Immer wieder sind kurze Steigungen und Wurzelwege zu überwinden.

Dann stinkt es erbärmlich nach Sch..., wie wenn jemand Klärschlamm ausgebreitet hat. Man traut sich gar nicht richtig Luft holen. Gestank liegt (noch) in der Luft, als Robert Willinger, mit dem ich die letzten Kilometer gerannt bin, an einem Wege-T nach oben abbiegt. Ich schaue kurz, kontrolliere und laufe ihn nach. Etwa 200 Meter später am Waldrand sehen die Kläranlage, Ursache der würzigen Landluft. Immer weiter joggen wir hoch bis zu einer Kreuzung und sehen keine Markierung mehr vom Frankenweg. Sind wir richtig? Wir diskutieren kurz. Muss richtig sein, denn weitere Läufer kommen uns nach.

Weiter gerade aus bis zum nächsten Abzweig. Wieder nichts. Wir sind falsch. Mittlerweile sind wir zu fünft und beraten. Wir müssen nach Pottenstein. Gut, dass an dem vorherigen Abzweig Pottenstein angezeigt wird. Zwei entgegenkommende Spaziergänger berichten von Läufern weiter hinter ihnen. „Ihr seid in fünf Minuten dort.“ Schließlich geht es nach der Kreuzkapelle einen Kreuzweg gefällig hinunter. Und nur kurze Zeit später mündet der Spazierweg in die Laufstrecke wieder ein. Variante zwei: Schätzungsweise 10, 15 Minuten verloren, dafür knapp zwei Kilometer mehr im Haben. Na bravo.

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