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23.06.12 - Graubünden Marathon

Kämpfa, kämpfa, chum!

 

Start, erste Kilometer

 

Dann ist es soweit. Startschuss und los geht’s auf die lange Reise durch die Jahreszeiten Sommer, Frühling und vielleicht auch Winter. In dieser Reihenfolge und nicht wie es im Kalender steht. Ein langer Anlauf und dann aufs Rothorn wandern.

 
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Wir stellen uns absichtlich im Startfeld hinten rein (wie die Griechen in den Strafraum), nicht dass wir uns aus den Augen verlieren. Die ersten Meter gehen um die Quaderwiese fast zur Hälfte herum und dann nach einem weiteren Stück geht es in die gute Stube von Chur: Die Altstadt um die Poststraße hat nicht nur heute ihr Festgewand an, denn wir sehen viele Zunft- und Bürgerhäuser mit Fahnen und Flaggen feierlich hergerichtet. Im oberen Teil wird an der Seite der Wochenmarkt abgehalten, der natürlich Kunden anzieht. Die wenigen Zuschauer geizen auch nicht mit Beifall.

In Minutenschnelle verlassen wir die Altstadt und laufen entlang der Plessur auf einer Asphaltstraße. Rechts zweigt es zum Krematorium ab. Der dritte Kilometer liegt hinter uns, als wir die Zivilschutzanlage Meiersboden vor uns sehen. Die Hauptstraße nach Arosa (da braucht man im Winter oft die Schneeketten weiter oben, nicht wahr Klaus?) und die Rhätische Bahn sind jenseits des Gewässers und machen jetzt schon viele Höhenmeter.

Auf den folgenden knapp zwei Kilometern wird das Lauftempo deutlich langsamer, denn bis zum Kurhaus Pasugg werden die ersten 200 Höhenmeter verbucht sein. Patric hat sich top ausgerüstet, denn auf seinen Rücken hängt jenes Schild, das Daniel vor zwei Jahren gebastelt hat. Unsere Lauffreunde können ein „Handicapped Runner“ lesen und sich so darauf einstellen.

Was Patric bewogen hat, beim Graubünden Marathon teilzunehmen, will ich auf einem leichteren Wegstück wissen. Zum einen gefallen ihn die phantastische Umgebung, die Landschaft und dann natürlich der Reiz, einen der schwersten Bergläufe in Europa zu meistern.

 

Passugg – Churwalden

 

Kilometer 4,6. Schon die erste von 14 Tankstellen. Wasser und Iso stehen auf dem Speisezettel. Wobei der Mineraltrank noch am Vortag zu probieren war. Nicht so papp süß wie üblich, sondern eher weniger zuckerhaltig. Und was nicht zu unterschätzen ist, der Trank enthält ein wenig Salz. Später werden wir noch mit Riegel, Bananen, Brot, Cola und Bouillon angefüttert. Nur kein Bier. Das gab's aber am Vorabend zur Genüge (und ein Siegerbier war auch noch darunter, hahaha).

 
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Bei den 15, 20 Treppenstufen macht Patric langsamer. Er fühlt sich sicher, da an beiden Seiten ein Geländer angebracht ist. Die erste Geheinlage, auch bei uns, erzwingt eine scharfe Rampe im Anschluss. Die folgenden Kilometer mit immer wieder wechselnden Untergrund von schmalem Grasweg, über Wurzeln und Steine, auch mit kleinen Sprungeinlagen über Wasser können ihn nicht aufhalten. So macht Traillaufen Freude.

Lediglich bei einer längeren Holzbrücke ohne Geländer macht Patric langsam. Für mich ist das eine Gelegenheit, ihn bei entsprechenden schwierigeren Passagen einzuschätzen, wo er Hilfe bedarf. Bei der nächsten Verpflegungsstelle Helltobel bei Kilometer 8,1 sind schon die ersten höheren Berge mit Restschnee zu sehen. Wir sind nun schon auf 1030 Meter Seehöhe.

Nur leicht steigend führt uns die Strecke durch Bergwiesen und durch Bauernhöfe. Der Weg ist, auf bayrisch gesamt, kommod. Es würde fast in den Beinen jucken, hier Tempo zu machen. Lediglich am Ortsrand von Churwalden, wo dann der Polenwäg in die Hauptstraße zur Leinzerheide einmündet, wird der Anstieg nahrhafter. Patric läuft durch, ich muss immer wieder ein paar Schritte marschieren. Und dann wieder anlaufen, damit der Abstand zu ihm nicht zu groß wird.

650 Höhenmeter sind hinter uns, nur noch zwei Höhenkilometer, eine Aussicht zum Grausen? Nein, denn  der Ort bietet schöne Ansichten: Die längste Rodelbahn der Welt, die von Pradaschier herunter führt, das Posthotel oder die mit Blumen geschmückten Gärten.

 

Churwalden – Foppa

 

Kurz vor Kilometer 12 greifen die Bergläufer erneut eifrig zu. Wir verlassen die Hauptstraße und biegen nach links ab. Auf den nächsten gut fünf Kilometer warten 500 Höhenmeter auf ihr Bezwingen. Die erste lange Steigung von Chur herauf endet am Foppa Pass, wo wir uns dann auf 1754 Meter Seehöhe befinden.

 
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Während im Talbereich die Heuernte schon erledigt ist, blühen hier die Almwiesen in vielen Farben. Die Bilder können das nur zum Teil zeigen. Wirklich eine schöne Zeit, in die Berge zu gehen, wenn alles wieder zum Leben erweckt ist. Bis hinter Büel (weitere Verpflegung) haben wir guten Asphalt als Untergrund. Lachen muss ich, als ein einzelner Zuschauer mit seinem Rauschebart fast wie der Alm-Öhi ausschaut. Der aber ist mit Eifer dabei und klopft den einen oder anderen gar auf die Schulter. Dann reitet mich der Schalk, als ich mir zwei weiße Margeriten ins lockige Haar stecke.

Wie Patric denn zum Laufen gekommen ist, will ich wissen. Er erzählt: „Seit 2004 bin ich dabei. Nachdem ich beim Badminton kein Potential mehr sah, hat mich meine Frau ermuntert, ich sollte mit ihr laufen. Motiviert wurde ich durch die stetige Verbesserung von anfangs zwei Kilometer Dauerlauf am Stück bis zum heutigen Ultralauf. So war es bei mir.“ Und ein Ende der Steigungerungen ist nicht in Sicht, denn seine Bestzeit mit 3.17 Stunden beim nicht gerade ebenen Schwarzwald Marathon lassen noch einiges bei dem 37jährigen erwarten.

Die Steigung nimmt im letzten Teil auf Foppa hin wieder zu. Immer wieder braucht es bei mir kurze Gehpausen, während Patric wie ein Diesel den Berg hochschnurrt.

1200 Höhenmeter liegen an der Trinkstelle Foppa hinter uns. Gut, dass ich noch letztes Wochenende einen Übungsberglauf außerplanmäßig eingelegt habe. Ja, das am Kaisergebirge war eher ein Gemenge aus Marsch und Lauf, aber goldrichtig für heute.

 

Informationen: Graubünden Marathon
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