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14.06.14 - LGT Alpin Marathon Liechtenstein

Ein Stück vom Fürstenglück


Public Viewing in der Fußgängerzone (470 Höhenmeter)


Über einige Treppen habe ich die Vaduzer Innenstadt erreicht. Meine Beine spüren die bereits zurückgelegten zehn Kilometer nicht. Der Samstagvormittag ist Einkaufstag. Es geht vorbei an der „Black Box“, dem dreißig Millionen Schweizer Franken teuren Kunstmuseum, in der auch der Fürst regelmäßig seine privat gesammelte Kunst, darunter auch Rubens, dem Volke vorführt. Direkt daneben liegt eine aus Bronze gegossene Unbekleidete auf dem Rücken. Einige hundert Meter oberhalb, auf einem Felsplateau, thront der Fürst. Von einem seiner Fenster des Schosses könnte er direkt auf das Kunstwerk bzw. den nackten Busen der mächtigen Dame blicken. Einen Straßenzug weiter kauft die liechtensteinische Hautevolee, derer von und zu Liechtenstein ein.

In das Vaduzer Idyll ist Bewegung gekommen. In betont legerem und verschwitztem Outfit laufe ich mitten durch die Fußgängerzone. Die „Stadtleut“ tragen  Glitzertäschchen oder Designertüten. Vom Postkartenständer grüßt das Fürstenpaar. Eine blonde Dame mit einem kleinen Hund unter den Achseln und Lippen, rot und mächtig wie meine Oberarme, schüttelt beim Anblick der Sportler fassungslos den Kopf.

Aber wo steckt denn Liechtensteins Jugend, wurde die von ihren Eltern etwa ins Ausland geschickt? Die Stadt gleicht einer endlos anmutenden Aneinanderreihung von Geschäften und Boutiquen. Rado, Rolex und Mountblanc. Immobilienhändler stellen Wohnungen und Häuser aus. Der Preis? Auf Anfrage! Restaurants mit Gault Milau Hauben und Michelin-Sternen. Ich meine aber auch ein Durchschnittrestaurant erkannt zu haben. Auf  der Werbetafel steht mit Kreide geschrieben: Fitness-Salat „Banker-Lunch“ für 23,50 CHF und die Spagetti mit Tomatensoße für 24,50 CHF.

Die vielen großen und kleinen Banken haben heute geschlossen. Auf einem anderen Schild lese ich: „Samstag verkaufsoffen“. Funktionales Geschäftsambiente eben. Die Geschichte ist mit dem Ort Vaduz nicht zimperlich umgesprungen. Wer weiß, vielleicht genau hier, wo heute die Public Viewing Zone zur Fußballweltmeisterschaft aufgebaut ist und ich über den blauen Mizuno-Teppich laufe, brannten im 16. Jahrhundert die Scheiterhaufen. Es müssen viele gewesen sein. Gilt Vaduz doch weltweit als Zentrum der Hexenverbrennung. Zehn Prozent der Bevölkerung starben auf Scheiterhaufen oder/und erlitten schrecklichste Folter. Oft waren es die Verwandten oder die direkten Nachbarn, die einen anzeigten. Da reichte es schon aus, zu lange und mit schlechtgelaunten Blick auf die Nachbarskuh zu schauen. Wenn diese dann am nächsten Tag weniger Milch gab als sonst, konnte dies schon das Todesurteil bedeutet haben.

Nichts davon droht mir glücklicherweise, nur weil ich gerade den Läufer neben mir überhole. Fröhlichen Blickes laufe ich also weiter in das Beckgässli über die erste Zeitmessmatte bei etwa zehneinhalb Kilometern und einer Zeit von 0:57:05 -  für mich reicht es. Länger als 1:10 darf keiner benötigen.


„Best of the World 2014“


Auch Paulo Coelho zog es hierher. Der Bestsellerautor holte sich so manch Inspiration vom Ort im Schatten des Vaduzer Schlosses und genau dort hoch führt mich nun die Strecke. Dabei fängt am Eingang alles noch ganz harmlos an. Dann wird es härter. Direkt nach der Zone für Fußgänger ändert sich die Topografie. Schritt für Schritt entziehen wir uns der Stadthitze. Erst jetzt ist es hügelig. Nicht ganz so bequem gestalten sich die nächsten Meter. Ich schaue auf. Rechts von mir das markante Giebelhaus mit der dunkelroten Farbe ist unverkennbar. Laut Reiseführer bereits erstmals 1338 erwähnt. Die vor Liechtenstein liegenden Voralberger- und Schweizer Gebirgsketten sind es übrigens, die das Fürstentum vor polaren und atlantischen Kalteinflüssen schützen. Daher gedeihen das Obst auf den Streuwiesen und der Wein an den Hängen so gut. Liechtenstein hat eine lange Weinbautradition. Der Wein gilt als ein Exot auf dem Weinmarkt. Man sagt, sie würden ihn am liebsten für sich behalten.

 
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Dann ändert sich die Perspektive. Verwegen thront die Burg über die Landeshauptstadt Vaduz, der Residenz des Fürsten - das berühmte Wahrzeichen Liechtensteins. Dieses Motiv hat es auf die Titelseite des Magazins National Geographic Traveler gebracht. Das Magazin bewertete den kleinen Alpenstaat Liechtenstein als 'Best of the World 2014“. Somit zählt das kleine Land zu den Reisezielen, welche man einmal besucht haben sollte.

Erst 1938 zogen die von und zu Liechtensteins in das schöne und über 700 Jahre alte Gemäuer. Bedauerlicherweise ist vom Erbprinzen Alois nichts zu sehen. Vorvorgestern hatte er Geburtstag und jetzt, wo ich schon mal hier oben bin, hätte ich ihm doch gerne persönlich gratuliert und mich auch bei ihm bedankt. Seine Familie ist nicht nur die älteste sondern auch die reichste Monarchie Europas: Ihre Bank, die Liechtenstein Global Trust (LGT), ist seit über achtzig Jahren im Familienbesitz und soll um die hundert Milliarden Schweizer Franken verwalten.


 
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Das Fürstentum wurde mit der höchsten Auszeichnung „Triple AAA“ geratet. Die LGT ist der Hauptsponsor des Alpin Marathons. Darüber hinaus unterstützt die Bank auch Kultur- und weitere Sportveranstaltungen sowie Sportler. Die Mitarbeiter bekommen Möglichkeiten zum gemeinsamen Training. Fast dreißig von ihnen sind heute mit auf der Strecke.

 

Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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