Sobald der Termin für 2012 feststeht, buchen Doris und ich Flüge und Unterkünfte und kommen dadurch zu einem recht preiswerten Urlaub. Zwei Wochen wollen wir die zu Portugal gehörende Insel im Atlantik erwandern und uns entspannen. Mittendrin laufe ich den Trail und dann wandern wir weiter.
Der Flieger bringt uns am Dienstag von Köln/Bonn direkt nach Funchal, der Inselhauptstadt von Madeira. Wir holen unseren Mietwagen und fahren nach Porto Moniz. Nach zwei Tagen Wanderung ist am Freitag relaxen angesagt. Alle Konzentration gilt dem Trail. Warum nur sind wir aber am Donnerstag noch 30 Km gewandert?
Donnerstag macht schon die Startnummernausgabe auf. Von 15-21 Uhr kann man seine Startunterlagen abholen und die obligatorische Rucksack/Ausrüstungskontrolle über sich ergehen lassen. Ich hab natürlich alles im Hotel liegen lassen und komme daher Freitag um 10 Uhr wieder. Die Kontrolle der Ausrüstungsgegenstände wird sehr genau vorgenommen. Stirnlampen z. B. sind angesichts der zu durchlaufenden Tunnels auch unverzichtbar.
Bei mir passt alles und ich erhalte meine Startnummer und einen Starterbeutel. Darin ist u. a. das begehrte Finishershirt und eine Kappe. Die Krönung ist ein Probefläschen mit Madeirawein, einem leckeren Getränk, das auf Madeira zu trinken alleine schon die Reise lohnt.
Zur Zeitmessung leihe ich mir einen Chip gegen Zahlung von 30 € Kaution.
Damit ist für Freitag noch nicht genug. Um 17 Uhr ist Briefing. Der Raum ist voller erwartungsfroher Läufer. Alle tragen ein neongelbes Armband und sind eindeutig als MIUT-Läufer erkennbar. Ist mit Armband ja auch schöner entlang der Uferpromenade zu schlendern. Ein bisschen Bewunderung schadet ja keinem.
Das Briefing findet in portugiesisch und englisch statt. In einer halben Stunde ist alles gesagt und ich freue mich insbesondere über die Wettervorhersage von „no rain at all“ und vorhergesagten 19-26o Celsius.
Der MIUT kann sich bei seiner nunmehr vierten Austragung stark steigender Beliebtheit erfreuen. Die Teilnehmerzahlen haben sich verdoppelt. 96 Könige laufen den 100er, die 55er stellen mit 104 Teilnehmern das stärkste Teilnehmerfeld vor den 101 25ern.
Um 21.30 Uhr am Freitag startet der Shuttlebus der 100er zum Start um 0 Uhr in Machico. Mein Respekt und Ehrfurcht, verbunden mit dem Wunsch, auch einmal ein 100er auf Madeira zu sein, begleiten sie.
Samstag um 6 Uhr startet der Shuttle auch für mich. Wie die anderen 55er bringt mich der Shuttle zum Start in Pico Areeiro ins Inselinnere. Ich denke daran, dass die 100er schon seit 6 Stunden auf der Strecke sind. Ich denke aber auch daran, dass für Doris um 8 Uhr im Hotel das Frühstück beginnt.
Pünktlich um 6 Uhr fahren die Busse ab. Es ist noch dunkel. Wir fahren über Funchal und nähern uns dem Start unterhalb des Pico Areeiro von Süden her. Auf der Fahrt wird uns die Zerrissenheit und Schroffheit der Insel vor Augen geführt. Das kann ja was geben denke ich mir.
Um 7.30 Uhr sind wir am Startbanner etwa 200m unterhalb des Pico Areeiro. Neben dem Gipfel befindet sich eine weithin sichtbare Radarkuppel. Sie gibt dem Pico Areeiro ein markantes Profil.
Es ist frisch, der Wind bläst ordentlich und mich fröstelt. Aber die Sonne zeigt sich schon und verspricht uns einen schönen Tag. Hier oben ist es klar, wir haben eine fantastische Sicht. Unter uns ist eine Wolkenschicht zu sehen, die vom Meer her auf die Insel zieht. Schön, so über den Wolken.
Jeder Läufer muss vor Eintritt in den Startkorridor seinen Chip zurücksetzen lassen. Bei jedem der sechs Kontrollpunkte und natürlich im Ziel muss der Chip in ein Kontrollgerät zur Auslösung der Zeitmessung eingeführt werden. Bei fehlenden Zeiten droht Disqualifizierung. Schummler haben auf Madeira keine Chance.
Es gibt erfreulicherweise keine Ansprachen irgendwelcher Politiker oder Showgrößen. Hier zählen der Lauf und die Läufer. Ein Verantwortlicher vom veranstaltenden Clube de Montanha do Funchal wünscht uns einen guten Lauf und pünktlich um 8 Uhr erfolgt der Start.
Ich laufe über die Startlinie und freue mich auf einen schönen Tag. Selten habe ich mich so auf einen Lauf gefreut wie hier auf Madeira. Das schöne Wetter steigert meine Freude noch. Aber ich behalte kühlen Kopf. Ich hab Riesenrespekt vor dem Trail und halte mich zurück.
Es geht gleich aufwärts. Der Trail zeigt uns direkt wo es langgeht. Nämlich erst mal rauf. Ich bin ziemlich schnell fast am Ende des Feldes. Einige Fotos weiter bin ich tatsächlich für einige Minuten letzter. Egal, am Ende wird abgerechnet.