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09.08.09 - Monschau-Marathon

Landschaftslauf vom Feinsten

 
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Bei km 10 findet der erste Staffelwechsel statt. Es gibt hier nämlich die nette Einrichtung, daß vier Läufer(innen) sich die Strecke teilen können. So kommen auch Nichtmarathonis zum Erleben eines großen Laufes mit allem, was dazugehört. Im Stadtteil Widdau werde ich von einem Mitläufer angesprochen, der mich aus Waldniel wiedererkennt und meinen Bericht gelesen hat. Leider habe ich gerade keine Autogrammkarte zur Hand und muß ihn auf Hinterher vertrösten... Na endlich, da kommt bei km 12 die erste ordentliche Steigung! Anfangs laufe ich noch und dann verfalle ich, wie die meisten anderen auch, in einen strammen Gehschritt.

Es bleibt mir nicht verborgen, daß es heute für Muskeln und Skelett eine harte Belastungsprobe geben wird. Die stark unterschiedlichen Untergründe, gerade in den ersten beiden Dritteln, viel über teils ausgewaschene Wege mit deutlichen Niveauunterschieden, lange Strecken mit grobem Schotter verlangen große Aufmerksamkeit und Krafteinsatz. Bei „Krafteinsatz“ fällt mir „Armeinsatz“ ein und damit sind wir bei den Kamerad(inn)en der wandernden Zunft. Mit und ohne Gehhilfen. Diese sind heute, schon früher auf die Strecke gelassen, auffallend zahlreich vertreten und mit einem Rückenschild „Walk“ gekennzeichnet.

Zwischen km 14 und 17 geht es einiges bergab, bevor wir uns mit Verlassen des Waldes in Richtung B 258, dem 2. Staffelwechsel und der Halbmarathonmarke nähern. Eine große Straße gepaart mit einem Wechsel- und Verpflegungspunkt verspricht Zuschauerinteresse und so ist es auch. Ein dichtgedrängtes Menschenspalier verschafft ein kurzfristiges Tour de France-Gefühl in der Eifel. Viele Windräder, auch an anderen Stellen, zeugen davon, daß es wettermäßig nicht immer so friedlich wie heute zugeht. Halbzeit ist bei etwa 2:06 Std. und ich beginne mich schon gedanklich in Anbetracht noch kommender Steigungen auf 4,5 Stunden einzustellen.

„Und jetzt lässig beschleunigen“ hat ein Witzbold auf ein Plakat gepinselt. Die nächsten 5 bis 6 km verlaufen wieder unter Bäumen und das Umfeld ist doch merklich ruhiger geworden. Interessant und neu für mich ist, bei einem Landschaftslauf ab einer gewissen Streckenlänge nicht alleine unterwegs zu sein. Sicher, ich bin etwas weiter hinten im Feld unterwegs als sonst üblich, aber ich empfinde es als angenehm, immer ein paar Mitläufer im Auge zu haben.

Bei etwa km 28 tippt mich jemand von hinten an. Ich drehe mich um und blicke in das Grinsen von Thomas Wenning, dem bekannten Extremläufer, der heute fotografierend für die Runner’s World unterwegs ist. Ich freue mich, daß er mich wiedererkennt und nett gemeinsam plaudernd läuft es sich doch – zumindest für mich – gleich viel leichter. Und auch direkt deutlich flotter, aber das merken wir erst nach ein paar weiteren km. Seine Claudia ist heute jedenfalls schon auf und davon und wird erst im Ziel gesehen.

 
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Wie oft schon habe ich in Jörg Kachelmanns Wettervorhersagen den Namen „Kalterherberg“ gehört und nicht zuordnen können. Jetzt laufe ich durch das wunderschöne Eifeldorf und bin ganz begeistert vom Eifeldom und einigen toll hergerichteten,  historischen Bauerhäusern, die Stall und Wohnung unter einem Dach vereinen. Dieses ist jeweils, vermutlich gegen die Kälte, tief heruntergezogen. Die Temperatur ist heute übrigens absolut super. Wir sind bei ca. 14° losgelaufen und viel wärmer als 17-18° dürfte es unterwegs nicht geworden sein. Und es ist heute trocken. Nässe wäre schon sehr unangenehm geworden, der Klaus hat es ja 2005 genießen dürfen. Thomas und ich machen gegenseitig noch Fotos – klar, Heldenbilder müssen dabei sein – und dann lässt er sich etwas zurückfallen, um noch ein paar neue Gesichter zu knipsen.

Eigentlich wollte ich mir bei km 30 schon das zweite oder dritte Gel einflößen, aber der Gedanke an den süßen Papp lässt Widerwille aufkommen. So halte mich lieber an das flüssige Angebot und kippe fröhlich Wasser, Iso, Tee und Cola durch- und hintereinander in mich hinein. Auch das reichhaltige Obstangebot verschmähe ich nicht. Geschadet hat mir das zum Glück nicht.

Hinter Kalterherberg, es geht wieder überwiegend abwärts, stoße ich zum wiederholten Mal auf zwei Läufer, die sich englisch unterhalten. Der eine ist ein Engländer aus Düsseldorf, der andere kommt aus Boston. Meine Begeisterung über den Boston-Marathon 2008, über den ich auch berichtet habe, ist ungebrochen. Er hat den mindestens schon 15 Mal gelaufen und so haben wir ein ergiebiges Thema, bis ich wieder davonziehe. Erstaunlicherweise läuft es bei mir noch ziemlich rund und einige km-Zeiten haben eine 5 vorne stehen. Das wird sich aber noch ändern.

Bei km 34 unterqueren wir das imposante Eisenbahnviadukt der Vennbahn und eine zu diesem Zeitpunkt unangenehme Steigung bis km 35,5 erinnert mich wieder nachhaltig daran, heute keine Bäume ausreißen zu wollen. Ob ich es denn gekonnt hätte, will ich mal besser nicht beleuchten. Entgegenkommender Verkehr auf dem nächsten Streckenabschnitt überrascht mich und ich muß an der Straßenseite laufen.

Sehr schön anzuschauen und für mich bisher unbekannt sind die bis zu 4 m hohen Hecken, mit denen (vermutlich traditionsgemäß und als Schutz gegen kalte Winde) einige Häuser umgeben sind. Ab km 38 geht es weitestgehend abwärts, was mir aber zu diesem Zeitpunkt nichts mehr nützt. Habe ich je einen Ultraschlappschritt an mir beobachtet, ist er heute nicht mal mehr zu überhören. Ich muß die Füße bewusst hochziehen, um nicht ständig über den Asphalt zu schleifen.

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