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18.10.14 - Special Event

Pfälzer Weinsteig: 100 Meilen Ultratrail-Lauf

Der Krappenfels bietet eine tolle Aussicht in Richtung Trifels. Immer weiter laufe ich durch schöne Wälder. Es ist sommerlich warm. Zum Glück kann ich an der Eselstränke meine leeren Wasserflaschen auffüllen. In Eußerthal blieb nur die Kirche von einem Zisterzienserkloster aus dem 12. JH übrig. 

Gegen 16.30 Uhr erreiche ich beim Dernbacher Haus die zweite Verpflegungsstelle. Das nette Veranstalterpaar begrüßt die ankommenden Läufer mit Umarmungen. Meine Freundin Annette ist hier als Helferin und fotografiert alle. Ich bin nicht der einzige, der inzwischen nicht mehr daran glaubt, dass ihm 32 Stunden für die gesamte Strecke reichen. Doch Günther hat bereits beim Briefing gesagt, dass er keine Ahnung hatte, was er als Zeitlimit setzen kann, und je nach Verlauf des Rennens die Cut Off Zeiten lockert. Nun erfahre ich zu meiner Beruhigung, dass wir eine Stunde Zugabe bekommen. 

 
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Bald darauf erreiche ich die Landauer Hütte, wo im Sommer schier unglaublich viele Wanderer unterwegs sind. Damit hier niemand von uns versehentlich der Weinsteig-Markierung geradeaus folgt und die etwa 3,2 km lange Runde um den Orensberg auslässt, stehen ein paar Helfer als Streckenposten an der Kreuzung. Der Orensfelsen ist einer der schönsten Aussichtspunkte am Weinsteig.

Anschließend geht es auf bequemem Weg von der Landauer Hütte zur Ruine Neuscharfeneck. Hier macht es normalerweise viel Spaß, die einzelnen Bereiche der Burg zu erkunden, von ganz oben hat man einen außerordentlich schönen Rundblick, aber heute muss ich mich darauf beschränken, die wuchtigen Burgmauern von außen zu betrachten.  Seit einer Weile laufe ich gemeinsam mit Frank Müller, der hier seinen ersten Hundertmeiler schaffen will. Schon am frühen Morgen liefen wir eine Weile zusammen.

Das goldene, warme Abendlicht ist wunderschön.

Beim großen Wanderparkplatz Drei Buchen kenne ich unsere Route von Trainingsläufen, doch drei junge Frauen stoppen uns und erklären, dass wir dem falschen Weg folgen. "Vor Euch sind schon ein paar andere hier falsch gelaufen. Ihr müsst da hinauf." Keine Ahnung, ob sie uns absichtlich in die falsche Richtung schicken wollen oder sich einfach nur irren, aber ihr Ratschlag würde uns zurück zur Landauer Hütte bringen.

Nun folgt die schöne Dämmerung. Erst orange, dann dunkel rot schimmert der Himmel zwischen den Bäumen hindurch. Als Frank kurz stehen bleibt, um Stirnlampe und Jacke aus dem Rucksack zu holen, laufe ich schnell weiter, denn ich will unbedingt noch die Trifelsblick-Hütte erreichen, bevor der rote Himmel ganz der Nacht weicht. Ein letztes Foto vor dieser Hütte des Pfälzerwald-Verein, dann ist es bald stockdunkel. Eine Weile esse ich etwas von meinem Proviant und warte auf Frank, doch vergeblich, denn er ist unterwegs falsch abgezweigt.

 
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Im hellen Schein der Stirnlampe laufe ich den Berg hinab, vorbei an der Mariengrotte von Weyher und dann auf einem Pfad, der rechts und links von Ritterburg, Piratenschiff, Baumhäusern und mehr gesäumt wird, alles dicht besetzt mit Tierfiguren, Nikoläusen und anderen Spielzeugfiguren. Kitschig, aber irgendwie auch faszinierend.

Schloss Villa Ludwigshöhe, ein ehemaliger Sommersitz von König Ludwig von Bayern, heute Ausstellungsraum, erkenne ich im Dunkel kaum, da es etwas abseits vom Weg steht.

In einem schönen Tal steht eine mit Lampen beleuchtete Tupperdose für uns bereit. In der Dose sind Zettel und Stift, damit hier jeder Läufer Name und Ankunftszeit eintragen kann, denn auf diesem Streckenabschnitt könnte man ohne Kontrolle gut abkürzen. Kurz darauf treffen Frank und ich wieder zusammen und werden  nun bis zum Ziel gemeinsam laufen.

In Sankt Martin ist im gemütlichen Gasthaus Wappenschmiede unsere nächste Verpflegungsstelle. Schade, dass das Objektiv meiner Kamera so stark beschlagen ist. Ich würde gerne Euren Appetit mit einem Foto des Tisches mit den vielen unterschiedlich bestrichenen Broten und den leckeren Kuchen wecken. Hier liegen auch unsere Drop Bags mit frischen Klamotten und Nachschub an Proviant, den ich aber aufgrund der sehr gut bestückten Verpflegungsstellen kaum brauche. 

Nun folgt der längste Aufstieg des Weinsteigs. Vorbei am Felsenmeer geht es hinauf zur Kalmit, dem mit 672 m höchsten Gipfel des Pfälzerwaldes. Oben wechsle ich auf der Terrasse vor dem Kalmithaus die Batterien meiner Stirnlampe. Die Black Diamond saugt die Batterien wieder einmal viel zu schnell leer. Die Lampe muss defekt sein. So kann es auf Dauer nicht weiter gehen.

Immer wieder blicken wir in dieser Nacht auf das Lichtermeer in der Rheinebene hinab. Besonders beeindruckend ist der Blick von der Kalmit hinüber zum Ballungsraum Mannheim/Ludwigshafen.

Nun folgt ein rasanter Trail bergab. Wir hören und riechen, dass vor uns auf dem Pfad eine Rotte Wildschweine den Boden zerwühlt. Mit lauten Geräuschen verscheuchen wir sie. Etwa 30 m unter uns rennen sie vorbei, sehen können wir aber keines.

Bald erreichen wir das Hohe-Loog-Haus des Pfälzerwaldverein, ein beliebtes Ausflugsziel. Zu zweit ist das Laufen bei Nacht viel einfacher, denn die Suche nach Wegmarkierungen fällt oft schwer. Häufig befinden sich die Zeichen 50 m von der Abzweigung oder Kreuzung entfernt, also weit außerhalb des Lichtkegels unserer Stirnlampen. Außerdem gilt für den Weinsteig dasselbe wie für viele andere Fernwanderwege. 95 % perfekte Markierung bedeutet immer noch insgesamt zehn bis zwanzig Stellen, an denen man irgendwo steht und beim besten Willen kein Zeichen findet, in welcher Richtung es weiter geht. Daher wies uns Günther schon bei der Ausschreibung darauf hin, dass wir dringend auch einen GPS-Empfänger brauchen. Vor allem am Streckenabschnitt zwischen Hohe-Loog-Haus und Hambacher Schloss besteht ohne GPS große Gefahr, die Orientierung zu verlieren, denn hier wurden verschiedene Varianten markiert.

Wir folgen einer klaren, unmissverständlichen Markierung bergab. Ein Stück weiter unten sehe ich an einer Abzweigung nach rechts oben ein Wegzeichen, Frank sieht eines, das nach links unten führt. Klasse! Ohne Track könnte man versehentlich wieder nach Süden zurück laufen.

Am Parkplatz vor dem Hambacher Schloss steht die nächste Wasserstelle mit Tupperdose und Kontroll-Liste. Das Schloss selbst können wir im Dunkeln nicht erkennen. Als ich auf meinen GPS-Empfänger blicke, wundere ich mich, dass das Display nichts anzeigt. Auch ein Batteriewechsel bringt nichts. Vor wenigen Minuten konnte ich das Garmin noch zur Orientierung nutzen, jetzt ist das Display aus unbekannten Gründen kaputt. Von nun an ist Frank überwiegend für die Orientierung nach Track zuständig und ich suche die Wegmarkierungen.

Zwischen dem Aussichtsfelsen beim Sühnekreuz und Neustadt kommt uns ein Läufer entgegen. Gut, dass er uns begegnet, sonst würde er wohl versehentlich zurück zum Hambacher Schloss laufen.

Die windstille Nacht ist nicht besonders kalt, am Himmel stehen viele Sterne.

 

 
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