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21.06.14 - Zugspitz Ultratrail

Berghelden

Über den Ferchensee zur Partnachklamm


Nach Überqueren einer Staatsstraße führt die Strecke an der Leutascher Ache entlang. Hier sind keine nennenswerte Steigungen zu bewältigen, es kann durchweg gelaufen werden. Auf halben Weg zur Leutascher Klamm kommt uns Trailschnittchen Julia Böttger, Ultratrail-Siegerin 2011, mit dem Radl und Anfeuerungsglocken entgegen. Ihr Fuß ist dick bandagiert, vorgestern hat sie sich bei einem Trainingslauf leider verletzt.

Kurz vor der Leutascher Geisterklamm gilt es noch etwa einen Kilometer am Seitenrand der Staatsstraße auf Asphalt zu absolvieren. Links von uns sind auf der Wiese noch die Reste der „Leutascher Schanz“ zu sehen, sie gehörte zur ehemaligen Befestigungsanlage Porta Claudia. Mehr dazu erzähle ich euch ein paar Kilometer weiter.

Rechts geht es ab über den Parkplatz in die Klamm. Die Leutaschklamm selbst ist die derzeit längste erschlossene Klamm in den deutschen Alpen. Ein Großteil ist seit 2006 auf modernen Metallstegen in luftiger Höhe begehbar, wir werden aber nur auf den Weg durch die Geisterklamm geschickt, der zwar besser zum Laufen geeignet ist, dafür aber auch recht unspektakulär ist. Breite Wanderwege mit einem deftigen Schlussabstieg führen uns so ans andere Ende.

Ein kurzer Abschnitt an der Isar entlang lotst uns an den Ortsrand von Mittenwald. Nur am Rande tangieren wir den Ort. Ein Anstieg mit Straßenüberquerung – Vorsicht ist geboten, hier herrscht Autoverkehr – bringt uns zu V6 am Schützenhaus.

Sehr gefällig führt ein wunderbarer Trail in einem stetigen Auf und Ab durch den Wald unterhalb des Grünkopfs zum Ferchensee. Über uns verläuft der sogenannte Franzosensteig, hier geht die Geschichte der Befestigungsanlage Porta Claudia weiter. Während des Feldzuges Napoléons gegen Österreich im Jahr 1805 belagerten die französischen Truppen die Pässe Scharnitz und Leutasch. Den französischen Armeecorps mit 8.000 Mann standen damals 2.000 Tiroler gegenüber. Von ortskundigen Mittenwaldern geführt –  Bayern stand damals auf der Seite von Napoléon – konnten die Franzosen über den seitlich am Grünkopf vorbeiführenden Steig, den an der Leutascher Schanz stationierten Österreichern unerwartet in den Rücken fallen. Als Folge konnten sie auch den Scharnitzpass erobern und so ins Inntal und nach Innsbruck vorrücken.

Nach halber Umrundung des Ferchensees ist wieder Verpflegen angesagt. Der Name kommt von den Ferchen, womit Forellen gemeint sind. Die tummeln sich auch heute noch im idyllischen und glasklaren Bergsee, der der höchstgelegene unter den vielen kleinen Seen hier in der Gegend ist. Direkt neben dem Gasthaus mit Biergarten ist V7 errichtet. Forellen stehen aber nicht für uns im Angebot, dafür „Bananas for free“ wie uns die Schiefertafel vor der Station verkündet. Aber keine Angst, so spartanisch wie bei manchem City Marathon geht es auf Ultratrails nicht zu. Das Angebot an allen Labestellen ist reichlich und auch vielfältig.

Wir haben hier ziemlich genau 30 km hinter uns und der Cut-Off liegt bei 6:45 Std. Mario und ich haben 1:30 Std. Zeitguthaben, so gibt es keinen Grund für Hektik, wir können uns etwas Zeit nehmen. Die Stelle hier ist im Übrigen hervorragend geeignet, um die Sonnwendfeuer zu beobachten, die heute Nacht ringsum auf den Bergen entzündet werden. Oft sind da richtig glühende Kunstwerke darunter.

 
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Gefühlt 5 km kerzengerade und meist mit leichten bis mittelschweren Anstieg zieht sich der breite Bannholzweg durch den Wettersteinwald. Hier immer im Laufschritt unterwegs zu sein, ist verdammt hart, so sind wir meist abwechselnd marschierend und laufend unterwegs. Immer öfter werden wir von schnellen Supertrail XL-Teilnehmern und wahrscheinlich auch von den ersten Ultratrailern überholt. Selbst sie nehmen an stärkeren Steigungen Tempo raus und marschieren bestimmte Abschnitte, der Unterschied zu uns: Sie können das etwas schneller. Wann uns der Führende des Ultratrail überholt hat und ob der vielleicht auch mal in Speedhiking verfällt, konnte ich leider nicht ausmachen. Ich finde es immer sehr interessant die Spitzenleute während des Rennens aus nächster Nähe zu sehen.

Nach mehr als 5 Kilometern dürfen wir endlich wieder in die Pampa und auf schmalen Pfaden verschwinden. Der Kälbersteig durch den märchenhaften Ebenwald ist ein Traum. Der über einen Kilometer lange Abstieg ist aber auch schwer und nicht ungefährlich zu bewältigen. Hohe Stufen und extrem wurzelige Passagen an meist steil abfallenden Hängen strapazieren die Oberschenkel. Aber genau das ist ja auch die Abwechslung, die wir am Trailrunning so lieben.

Der drittplatzierte des UT, der Brite Dan Doherty brettert an uns im freien Fall vorbei nach unten. Er hat seine Startnummer auf dem Rücken, daher ist er leicht zu identifizieren. Auch wenn wir sie auf diesem extrem engen Abschnitt etwas aufhalten, die Jungs und Mädels an der Spitze sind gut drauf und meist auch sehr freundlich.
Am Ferchenbach erreichen wir das Tal, vielleicht hundert Meter weiter ist der Zusammenschluss mit der Partnach, wo bei den vergangenen Austragungen vor der Brücke immer eine Labestelle postiert war. Die kurzfristige Streckenänderung befördert uns ansatzlos wieder nach oben. Erst etwa einen halben Kilometer weiter können wir uns an der Labe V8 (Km 40) vor der Partnachalm verpflegen. Somit entfällt heuer die Durchquerung der Partnachklamm über den Eisernen Steg.

 
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