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Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)

Der UTAT lebt von seinen außergewöhnlichen Teilnehmern

26.04.18
Quelle: Red.TR

Die 10. Veranstaltung zum UTAT (www.atlas-trail.com) ist mitten in der Anmeldephase. Noch ca. 5 Monate bleibt den Teilnehmern zum Anmelden, Trainieren und zur Vorfreude auf diesen mehr als faszinierenden Lauf im Hohen Atlas in Marokko. Sehr gerne möchten eine aussergewöhnliche Teilnehmerin vorstellen, Martina Trimmel. Unser Autor Oliver Binz unterhielt sich mit Martina.

 

„Wo ich bin, ist oben!“ Martina Trimmel


Steigeisen, High Heels oder Theaterbühne: Die Österreicherin Martina Trimmel liebt die Abwechslung. Ob mit Laufschuhen über den Hintergrat am Ortler, im Abendkleid am Traunstein-Ostgrat oder mit Skiern über den Watzmann – Hauptsache, es geht bergauf und das möglichst lang. Im Oktober geht sie zum ersten Mal beim UTAT in Marokko an den Start.

Martina Trimmel hat letztes Jahr in der Trailrunning-Szene aufhorchen lassen: In ihrer dritten Saison wurde sie Zweite beim Eiger Ultra (101 km) und Siegerin beim Pitz Alpine Glacier Trail (85 km). Dieses Jahr konzentriert sich die 40-jährige Niederösterreicherin auf ihren ersten Wettkampf außerhalb von Europa, den Ultra Trail Atlas Toubkal in Marokko (105 km, ca. 6500 Höhenmeter).

Martina, du läufst zum ersten Mal im marokkanischen Hochgebirge, dem Hohen Atlas. Worauf freust du dich am meisten?

Auf die Berge, das Land und natürlich die Menschen. Marokko kenne ich nur von Bildern und ich freue mich schon sehr darauf, meine eigenen Eindrücke zu sammeln und diesen weißen Fleck auf meiner Landkarte mit Farbe zu füllen. Außerdem ist es eine große Ehre für mich, mit Gerald Blumrich, einem lieben Lauffreund, gemeinsam an den Start zu gehen. Ich hoffe, dass ich von den „alten Hasen“ viel lernen und mir einiges abschauen kann.

Du kommst ja vom Bergsteigen. Hast du im Frühjahr Touren speziell als Vorbereitung für Marokko unternommen?

Ja, ich liebe den Winter und ich liebe den Schnee! Und davon hatten wir dieses Jahr zu meiner großen Freude mehr als genug. Ich konnte heuer zwar wegen einer Verletzung erst relativ spät mit den Skitouren beginnen, aber dann haben wir – Markus Kirschner und ich – in eineinhalb Urlaubswochen 30.000 Höhenmeter gemeistert. Wobei wir nicht gerade die leichtesten Touren auswählten und uns die Höhenmeter, mit den Skiern am Rucksack und den Steigeisen an den Füßen, meist schwer verdienen mussten, zum Beispiel am Habicht (da haben wir uns die letzten 400 Gipfelhöhenmeter über zwei Stunden durch den Schnee gekämpft), Hundstod, Hoher Tenn oder die Watzmann-Überschreitung. Auch am Kraxenberg im Toten Gebirge, der zwar eher unbekannt ist, mussten wir uns mit Sack und Pack 30 Meter überhängend abseilen. Das Seil blieb dabei am Berg zurück und die Wiederbesorgung wäre fast eine eigene Story wert!

 

 
© Martina Trimmel, Josef Bollwein 4 Bilder

 

Steigeisen und Pickel gehören dann wohl in deine Lauf-Grundausstattung?

Naja, a bisserl verrückt darf‘s schon sein! Im Winter kommen noch die Lawinenwarnstufe, Schneebeschaffenheit, Hangneigung und –ausrichtung dazu, die besondere Aufmerksamkeit verlangen. Bestes Beispiel war unsere abenteuerliche Winter-Watzmann-Überschreitung. Mit Skiern auf dem Rücken, Seil, Pickel & Co. waren wir 13 Stunden unterwegs. Für Mai/Juni haben wir uns noch Skitouren wie die Ostrinne auf die Königsspitze und die Minnigeroderinne auf den Ortler vorgenommen.
Im Sommer letzten Jahres sind wir den Light-Alpin-Laufstil bei etwas anspruchsvolleren Touren angegangen. So ging es zum Beispiel den Hintergrat am Ortler von Sulden rauf und über den Normalweg wieder runter ins Tal und das mit Laufschuhen in nur acht Stunden. Heuer wollen wir in diesem Stil weitermachen, also mit Laufschuhen, Steigeisen, Pickel, Gurt und Seil. Auf der Agenda stehen der Stüdlgrat am Großglockner, das Matterhorn und der Jubiläumsgrat von der Zugspitze auf die Alpspitze. Die vielen Höhenmeter, die anspruchsvollen Strecken und die lange Dauer (10 Stunden sind da normal) werden mir sicher beim UTAT zugutekommen.

Du hast bereits angesprochen, dass dieses Jahr für dich mit einer Verletzung begonnen hat. Was genau ist passiert?

Ich hatte einen Überlastungsbruch mit Ödem - sprich: sechs Wochen Krücken, eine Infusionstherapie im Krankenhaus und komplettes Sportverbot für schrecklich lange drei Monate!! Schwimmen und Aqua-Jogging waren die einzigen erlaubten Alternativen. Dabei bin ich total wasserscheu! Aber mein Bewegungsdrang hat sich durchgesetzt und ich habe notgedrungen das Kraulen erlernt und bin fast jeden Tag stundenlang im Hallenbad geschwommen und mit dem Aquagurt gelaufen. Das hätte ich vorher nie für möglich gehalten. Genau so wenig wie, dass ich im Herbst durch das Atlasgebirge laufen werde. Unglaublich! Das Leben ist voller schöner Überraschungen.

Eine solche Überraschung hat sich vor kurzem ja auch in deinem Privatleben ergeben…
 
Oh ja! Mein Laufkollege Markus Kirschner ist seit kurzer Zeit auch mein Lebenspartner. Aus einer Sport-Freundschaft und gemeinsamen Leidenschaft für die Berge ist plötzlich mehr geworden. Es hat sich langsam eingeschlichen und einfach Klick gemacht, aber jedenfalls ist es da. Und es fühlt sich verdammt gut an! Wir sind am Berg ein eingespieltes Team und kennen unsere Grenzen. Und was gibt es Schöneres als gemeinsam im Einklang durch die Berge zu toben? Am allerwichtigsten ist es, gemeinsam Freude und Spaß an dem zu haben was man tut!

Du bist also nicht mehr zu haben?

Privat nicht, für Sponsoren schon (lacht)! Also mein neuer Facebook Status lautet: Wild, Free, Snickers Addicted, Crazy in Love, nicht nur mit dem Berg!

Apropos Spaß – der liegt dir wohl im Blut. Wie kam es denn zu dem außergewöhnlichen Fotoshooting mit High Heels und Abendkleid am Felsgrat?

Diese Idee ist mir schon ein, zwei Jahre im Kopf herumgeschwirrt. Als Anlass habe ich meinen 40. Geburtstag genommen um es mir sozusagen selbst zu schenken. Mit den Bildern wollte ich die zwei Seiten einfangen, die mich ausmachen: Zum einen die unbändige Berg-Leidenschaft, zum anderen die „Tussi“, die mit High Heels und Etuikleid ihre Kollegen im Büro auf Trab hält. Das Shooting am Traunstein-Ostgrat war eine echte Herausforderung – besonders für den Fotografen, denn der war nicht schwindelfrei.

Dürfen wir im Hohen Atlas auch ein Stöckel-Schuh-Shooting durchführen? Das wäre einmalig…und ich besorg  den Fotografen.

Why not? Natürlich! Sowieso! Da bin ich sofort dabei und überleg schon ein passendes Outfit! Ich hoffe, dein Fotograf hat keine Höhenangst!

Du arbeitest ja in einer echten Männerdomäne…

Ja, im Anlagenbau. Ich bezeichne meine Firma immer als meine Familie und viele meiner KollegInnen als gute Freunde. Kollege Stefan Marouschek ist mittlerweile sogar mein persönlicher Coach! Ich bin in der Kletter- und Laufgruppe mit dabei und seit drei Jahren auch in unserer Theatergruppe. Und ich gestehe, das macht mir unendlich viel Spaß!  

Abgesehen vom Spaß, wie bereitest du dich auf den UTAT vor? Immerhin geht es über vier Pässe über 3.000 Meter, einer davon über 3.700 Meter.

Vor der Reise zum UTAT steht noch eine Akklimatisationswoche am Programm. Da wir in Österreich ja keine Viertausender haben, schwebt mir die Schweiz bzw. die Gegend um den Mont Blanc vor. Letztendlich wird das Wetter entscheiden, wo uns die Reise hinführt.

Trockenheit, Gefahr der Dehydrierung, dünne Bergluft, Autonomie, wenige Verpflegungsstellen – das alles erwartet die Teilnehmer am UTAT. Furchteinflößend oder inspirierend?

Weder noch! Spannend und herausfordernd, würde ich sagen. Wichtig ist immer, einen Plan B im Kopf zu haben bzw. den Hausverstand - den hab ich übrigens von meiner Mama (lacht) - zu nutzen. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten 100er, den GGUT 2016. Da hatte ich die größten Sorgen, dass ich unterwegs müde werden könnte und mir vorab den Kopf zerbrochen und mit Nachtwanderungen, Koffeintabletten & Co. herumexperimentiert.

Gekommen ist alles ganz anders, und die Müdigkeit war dann wirklich mein letztes Problem. Da sich meine gesamte Freizeit um die Berge dreht und ich immer irgendwo oben bin, ist das meiner Meinung nach die beste Vorbereitung. Höhenwege gibt es ja genug, wie den Berliner Höhenweg und so. Da darf es technisch ruhig ein bisschen anspruchsvoller sein. Die Laufstrecke beim Ultra Trail im Pitztal war da wie geschaffen für mich, ein Traum! Heuer bin ich fix am Start beim Mozart 100 und dem Hochkönig Mann, den Rest entscheide ich spontan. Es gibt so viele tolle Ultras rundherum und ich habe die Qual der Wahl – und definitiv zu wenig Urlaub!

 

 

 

Informationen: Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)
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