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20.07.19 - Silvrettarun 3000

The Hardest Man in the World

Bekanntermaßen bin ich ein Freund von Wanderungen und Läufen auf möglichst hohe Berge. Es gibt für mich nichts Schöneres, als an einem Sommertag der Hitze im Tal zu entfliehen und die 3000-Meter-Marke in leichter Kleidung zu erreichen. Also auf zum Silvretta Run 3000, denn as ist Trailrunning auf 3.000 Meter Höhe und das auch noch kombiniert mit einem Marathon. Was will ich mehr?

Außerdem ist die Silvretta noch ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Landkarte. Es handelt sich um einen zentralen Gebirgszug in den Ostalpen. Auf dem Gipfel der Dreiländerspitze stoßen die Gebiete von Tirol, Vorarlberg und Graubünden zusammen. Besonders der österreichische Teil mit seinen vielen Gletschern ist gut erschlossen und bei Wanderern sehr beliebt.

Vom Bodensee an Liechtenstein vorbei nach Süden kommt man gut hin. Oder von Osten über das Inntal. Verbunden sind die beiden Zufahrten über eine schöne Passstraße, die Silvretta-Hochalpenstraße. Mit dem Zug geht es nach Landeck und dann weiter mit einem der häufig fahrenden Busse.

Ischgl – dieser Name ist Schifahrern sicher bekannt. Und eben dieses Ischgl liegt auch im Silvrettagebiet oder genauer im Paznaun, dem 40 km langen westlichen Zufahrtstal. Etwas weiter talaufwärts liegt der kleinere Ort Galtür, den ich mir für meine Unterkunft aussuche. Nur nicht zu viel Trubel und Hektik, lautet die Devise. Denn auch im Sommer ist die Tourismusregion ein Magnet für Wanderer und Mountainbiker. Der Fremdenverkehrsverband bietet beispielsweise eine Wanderung über drei 3.000er an einem Tag an. Und an vielen Stellen findet man Hinweisschilder für einen Iron-Bike-Kurs.

Bleiben die Läufer. Der Silvretta Run 3000 wird ebenfalls vom Tourismusverband ausgerichtet. Vor dem Sport- und Kulturzentrum von Galtür befinden sich das Ziel und heute auch der Start für die gerade ausgerichteten Kinder- und Jugendläufe. Im Eingangsbereich gibt es die Startunterlagen, ein schönes Funktionsshirt ist enthalten, ebenso Trinkflasche, Schlauchtuch und einige Pröbchen. Zusätzlich ein Bon für ein Essen und zwei Freigetränke. Die Pasta-Party verdient schon mal ein großes Lob. Inklusive Salatteller bekomme ich eine riesige Portion Nudeln, die ich während der Strecken-Informationsveranstaltung vertilge. Das Startgeld ist mit 36-66 Euro im Zusammenhang mit der Leistung als sehr günstig zu bezeichnen.

Das Fazit der Info ist kurz: Sonnenbrille, Sonnenschutz und gute Schuhe sind obligatorisch, da wir viel Schnee sehen werden. Ansonsten ist nichts gefordert. Relativ ungewöhnlich für so einen Trail, aber das macht die Sache einfacher. Die Streckenmarkierung steht, aber den Fotos nach zu urteilen wird es kaum Möglichkeiten zum Verlaufen geben.

 

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Als lange Distanzen werden 30 und 42,195 Kilometer angeboten. Ganz einfach lässt sich die Strecke so beschreiben: Ein langer Lauf in das Fimbatal (ein Seitental), dann über einen Pass oder Joch ins angrenzende Tal für die 30er (Medium, 1400 HM) oder für die Hard-Variante (1814 HM) noch ein Stück weiter und ins übernächste Jamtal. Dann zurück ins Paznaun nach Galtür. Für die lange Distanz folgt am Ende noch eine Umrundung des Ortes auf dem Höhenweg. Komplett macht das Distanzen-Triple ein 10-km-Lauf von Ischgl nach Galtür. Samt 230 Höhenmetern. Eine Teamwertung gibt es, wenn alle drei Varianten abgedeckt werden.

Für Samstag ist laut Aussage der Rennleitung hervorragendes Wetter angesagt. Einer Überschreitung des Kreuzjochs auf fast 3.000 Metern über dem Meer steht nichts im Wege.

Apropos: Judith hat kurzfristig absagen müssen. Ihr Oberschenkel macht Probleme, sodass ich ihr auch die 10 km nicht schmackhaft machen konnte.

 

 
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Mein Hotel “Monte”  befindet sich direkt am Ziel und besitzt wunderbar moderne Zimmer im alpenländischen Stil. Wobei fast alle Hotels in Galtür fußläufig zum Kulturzentrum liegen. Und in Ischgl gibt es natürlich noch viel mehr Hotels. Beide Orte sind mit zusätzlichen Shuttlebussen verbunden. Der Linienverkehr im Paznaun fährt alle 30 Minuten. Für Übernachtungsgäste ist der Fahrpreis in der „Silvretta Card All inclusive“ enthalten.

Ich gehe früh ins Bett, kann aber nicht gut schlafen, so aufgeregt bin ich.

Am Morgen fährt der Shuttlebus um 7:00 Uhr ab. Der Linienbus ebenfalls, sodass fast alle Läufer einen Sitzplatz bekommen. Schon nach 15 Minuten haben wir Ischgl erreicht. Der Startplatz liegt zentral direkt an der Station der Silvrettabahn. Diese Funitel-Bahn kann mit ihren Kabinen, die 24 Personen fassen, maximal 3.440 Skifahrer pro Stunde nach oben befördern. Das Besondere sind die beiden Förderseile, an denen jede Kabine hängt. Dadurch kann auch bei Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h noch ein sicherer Betrieb erfolgen. Die Kabinen schweben direkt über unseren Köpfen Richtung Berg.

Die letzten Sekunden werden heruntergezählt, dann ertönt der Startschuss. Ich befinde mich etwas weiter hinten, nur nichts überstürzen. Schon nach wenigen Metern biegen wir auf die legendäre Dorfstraße ein. Rechts im Hotel Yscla Stüva kocht Benjamin Parth, Gault-Millau-Koch des Jahres 2019. In ganz Österreich gibt es keinen Ort, der im Verhältnis zur Größe eine derartige Hauben-Dichte aufweisen kann. Acht ausgezeichnete Restaurants gibt es hier nah beieinander.

Viele Zuschauer bejubeln uns vor den exklusiven Hotels. Rechts etwas oberhalb die alte Kirche Sankt Nikolaus. Eine Reliquie des heiligen Stephanus wird seit dem Jahr 1794 dort verehrt.

Rechts von uns ein Eingang zum Dorftunnel. Am Ende des Dorfes vor der Parkgarage, hier Parking-Lounge genannt, der erste spürbare Anstieg. Wir kommen in einen etwas ruhigeren Hotelbereich. Nicht lange, dann müssen wir steil bergab, ins Tal der Fimba. Dort liegt die Talstation der Fimba-Bahn, also dürfte hier auch der Verbindungstunnel rauskommen. Gleich danach laufen wir in den Wald. Die Forststraße zieht sich in Serpentinen den Berg hinauf. Weit oben kann man die gelben Trikots der run2gether-Läufer sehen. Nach unten ergeben sich bald schöne Ausblicke auf Ischgl. Wie erwartet, ist hier schon Gehen angesagt. Wir müssen diverse Höhenmeter erklimmen. Ich versuche aber, immer mal wieder ein kurzes Stück zu laufen und damit etwas Zeit gutzumachen. Die Aufgabe ist nicht einfach: Ich muss einen Kilometerschnitt von 8:45 min unterbieten, um die 15,4 km plus wahrscheinlich 1.000 Höhenmeter bis zur Heidelberger Hütte vor Cutoff zurückzulegen.

 

 
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Die Kontraste zwischen Morgendunst und ersten Sonnenstrahlen sind noch recht stark. Nach etwa 35 Minuten geht es auf einen Wanderweg für eine kurze Waldpassage, dann sehen wir bereits die Mittelstation der Silvrettabahn. Hier gibt es schon den ersten VP-Punkt, den wir gerne nutzen. Inzwischen ist wohl jeder im Wettkampfmodus angekommen.

Nach einem kurzen Stück Teerstraße laufen wir auf einem wenig genutzten, grasbewachsenen Forstweg durch den dunklen Wald. Ganz verwunschen am Wegesrand der kleine Schwarzensee.

Nach zehn Minuten ist diese Waldpassage vorbei und wir kommen auf eine gepflegte Teerstraße, die uns nun direkt Richtung Heidelberger Hütte bringen wird. Es geht wellig dahin, sodass immer mal wieder zügiges Gehen angesagt ist. Ein blauer Sportwagen überholt uns. Der will sicher zum Berghotel Bodenalpe, das auf unserer Strecke liegt.

An der Talstation Gampen E4 ist wieder ein VP-Punkt. Der Slogan von Ischgl drängt sich ins Blickfeld: „Relax. If you can...“ Leider jetzt nicht. Ich hab‘s wirklich eilig. Weiter geht es nun auf einer guten Schotterpiste am „Stein der Weisen“ vorbei. Vorne ist zu lesen: „Überall in der Natur siehst du Gottes Spur. Doch willst du ihn noch größer sehen, so bleib bei einem Kreuze stehen.“

Der Blick Talaufwärts ist beeindruckend. Wir sind über der Baumgrenze und sehen die Schneefelder auf beiden Seiten und vor uns einige Dreitausender. Auf den saftigen Wiesen grasen etwas weiter weg einige Kühe.  Ich bin mal gespannt, wann wir die Hütte sehen werden. Meist sind die ja so gebaut, dass man sie schon aus der Ferne erkennt oder dass man von der Hütte einen weiten Blick über das Tal hat.

Im Moment sieht man nur das lange Band der Sportler. An einem Gatter steht ein junger Cowboy, der mich gerne abgeklatscht hätte. Aber ich habe noch den Fotoapparat in der Hand. Er ist enttäuscht, zählt wohl die erfolgreich eingeforderten Abklatscher.

Die Grenze zur Schweiz liegt an einem kleinen Steingarten. Der Grenzübertritt mit Fahrzeugen aller Art bewirkt Strafe. Ob damit auch Mountainbikes gemeint sind? Hier wuselt immer ein E-Biker herum, ich vermute, dass der jemanden begleitet.

Endlich in der Ferne die Heidelberger Hütte, die wir bald danach erreichen. Vor der Hütte ein großer VP. Neun Stück davon liegen an unserer Strecke, fast immer komplett ausgestattet mit: Wasser, Pepsi, Biolimo, Peeroton (Iso), Riegel, Gel, Bananen, Gurken.

Und nun Richtung Kronenjoch. Zwei Läuferinnen fragen mich, wo die Zeitmessung ist. Weiter vorne sieht man schon Antenne.  2:11 h habe ich bis hierher gebraucht, vier Minuten vor Cutoff. Das war nicht einfach. Viel Zeit zum Genießen hatte ich nicht. Die nächsten Minuten verbringe ich mit Danksagungen an den großen Vorläufer im Himmel. Ob ich mir das noch einmal antue?

 

 
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Was folgt, ist laut Plan ein stetiges Bergauf und dann ein steiles Bergab, elf Kilometer und ca. 1000 Meter Höhenunterschied rauf und runter in max.  3:15 Stunden, Cutoff wird 15:30 sein. Genauer gibt es die Grafik im Infoheftchen nicht her. Kein Problem, wenn man mal die dünne Höhenluft außeracht lässt.

Wunderbar geht es voran, teilweise laufbar, immer mit Blick auf viele bunte Blumen. Der Enzian taucht hier oben anscheinend nicht mehr auf. Die Disteln, die man oft im Herbst sieht, sind noch klein. Hochsommer pur. Zwei Damen sind vor mir und wollen sich nicht so gerne überholen lassen. Ich bleibe erst mal dran. Viele Rinnsale künden von der Schneeschmelze weiter oben. Aber ich werde fast trockenen Fußes durchkommen. Der Wanderweg ist gut präpariert: entweder einfache Planken oder große Steine, über die man queren kann. Und nach jedem Bächlein gewinne ich mehr Zutrauen zu meinen Schuhen. Die rutschen auch auf nassen Steinen nicht.

Die Szenerie wird immer rauer, das Wiesengrün weniger. Aber die Sonne scheint und es ist nicht kalt, nur der Wind stört ein bisschen. Ein wunderschönes Highlight erreichen wir nach einer halben Stunde. Vor uns liegt ein weit mäandernder Fluss. Aval Val Fenga heißt er wohl. Rechts davon sieht man einzelne Läufer. Dann kommt der angekündigte Ein-Mann-VP. Dort gibt es alles Notwendige. Mir werden auch noch zwei Gel-Päckchen zugesteckt. Der Betreuer will wohl möglichst wenig oder nichts wieder hinuntertragen.

Etwas anspruchsvoller wird es jetzt am Rand der Bäche entlang. Überall rinnt Wasser. Erste Wanderer werden eingeholt. Viele kleine, farbige Blüten sind über das Steinmeer verteilt. Ich hoffe, dass ich das irgendwie auf den Fotochip bekomme. „Foppa Trinda 2.547 m“ steht am nächsten Wegweiser. Also noch 400 Höhenmeter.

Immer längere Passagen  müssen die kurzbehosten Läufer jetzt durch Schnee, was mir keinerlei Probleme bereitet. Einfach in die vorhandenen Fußstapfen treten. Hinter mir kann ich noch gut 10 Personen sehen, vor mir eine ganze Seilschaft. Ja, es sieht aus, wie in einem dieser Schwarz-Weiß Filme von Luis Trenker. Die Seilschaft, natürlich ohne Seil, kämpft sich nach oben. Ich sammle mal wieder einige laut schnaufende Gestalten ein, weiß aber, dass sich an der Reihenfolge beim Downhill noch einiges ändern wird.

Dann endlich weiter vorne eine Bierbank, das Kronenjoch taucht ganz plötzlich und unspektakulär auf. Der brüchige Fels ist hier ideal zum Gehen und harmlos. Gut zehn Sportler stehen an der VP-Stelle. Einer versucht seine Frau anzurufen, aber es gibt kein Netz hier oben, weder von der EU noch von der Schweiz. Denn hier ist wieder die Grenze.

 

 
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Auf 2.978 Metern befinden wir uns hier. Rechts das Fluchthorn ist 3.398 Meter hoch, weiter entfernt gibt es noch höhere Berge. Einer davon ist der Piz Buin. Der hängt ja irgendwie mit einem Sonnenöl zusammen, ein anderer Schweizer Berg mit einer Schokolade. Produktplacement schon vor vielen Jahrzehnten.

Anderthalb Stunden habe ich hier hinauf gebraucht. Ein Schild weist das Kronenjoch als Streckenmitte aus. Der Bergwächtler meint, die Jamtalhütte sei locker in einer Stunde zu erreichen. Also runter gestürzt, wenigstens fühlt es sich so an: Mehrere Wanderer mit Stöcken testen ihre Schuhe auf der steil nach unten laufenden Sandbahn. Mit Trailschuhen kein Problem. Ich bin beeindruckt und werde Bergwanderungen nur noch in Trailschuhen machen. Trotzdem werde ich jetzt fleißig von Mitstreitern überholt. Damit hatte ich ja bei meinen Überholaktionen im Anstieg gerechnet.

Es ist windstill und mit einem Mal richtig warm. 10 Minuten später wird es wieder flacher. Aber der Schnee ist zurück. Zwei parallele Furchen führen hinunter, ich gleite dahin. Mir ist das zu unkontrolliert. Manchmal hüpfe ich in den Schnee neben der Spur, da kann ich besser bremsen. Aber es macht immer noch wahnsinnig viel Spaß. Der Übergang von Schnee auf Stein erfordert auch eine Umstellung des Laufstils. Ich werde schlagartig langsamer.

Eine Markierung auf einem Fels schaut aus dem Schneemeer heraus. Da muss ein Foto her. Ich liege im Schnee, peile den farbigen Punkt an. Mann, geht es mir gut!

Langsam wird es wieder grüner. Immer noch werde ich überholt. Ich laufe zügig, aber vorsichtig dahin. Der Futschölbach bahnt sich seinen Weg durch enge Schluchten. Eine Stelle mit grobem Geröll ist perfekt markiert., da kann man einfach so durchrauschen. Dann endlich die Jamtalhütte vor uns. Claudia aus Dresden, die über viele Stunden immer mal wieder auf meinen Fotos abgelichtet ist, überholt mich nun zum letzten Mal. Nach zwei Stunden und 45 Minuten habe ich den Cutoff eine gute halbe Stunde vor dem Limit erreicht. Ich genieße Jagdwurst und Käse.

 

 
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Laut Plan erwarten mich nun zehn Kilometer und ca. 600 Höhenmeter schön bergab auf der Fahrstraße. Falsch: An der rechten Talseite gibt es noch einen Wanderweg und recht bald zweigen wir auf diesen ab. Dann wird es halt etwas anstrengender als vermutet. Wurzeln gibt es nicht, dafür Steine aller Art. Eine Kuh steht im Weg, will von mir umgangen werden. Verschmitzt schaut sie mir hinterher. Ja, wenn ich Stöcke dabei gehabt hätte. Die sind aber nicht erlaubt.

Der kleine VP an der Scheibenalpe kommt mir wie gerufen. Es ist sehr heiß und ich freue mich über Getränke. Links auf der anderen Flussseite liegen Berghütten, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Viele Wanderer sind dort unterwegs, einige kommen mir auch hier entgegen und feuern mich an. Ich kann’s gebrauchen.

Dann endlich doch die Teerstraße, Zeit zum Entspannen und Tempo machen.  Spaziergänger muntern mich auf:“ Nur noch eine halbe Stunde bis Galtür.“ Ich schaffe das schneller. Auf einem Spazierweg laufe ich auf Ralf auf. Der hatte mich weit vor der Jamtalhütte überholt. Wir wechseln uns mit der Führungsarbeit ab. Dann der Blick auf den nahen Kirchturm von Galtür. Rechts das erste Wasserkraftwerk. Anfangs reichte es nur für die Beleuchtung der Häuser. Nach Einführung der Elektroherde musste ein größeres an anderer Stelle her. Schon damals wurde viel diskutiert, ob man so etwas braucht und wie man das finanzieren kann.

Wir sind in Galtür-Winkl, vorletzter VP. Das Wasser in den Bechern ist inzwischen warm. Noch 6 km, es geht steil nach oben. 50 Höhenmeter wirken jetzt ganz anders. Dann der Höhenweg - wer hier noch fit ist, wird es genießen können. Ralf und ich werden von Florian eingeholt und bald überholt. Auf der anderen Talseite sieht man den Zielbogen.

Es geht in eine große Pferdekoppel. Die Tiere haben nichts anderes zu tun, als im Weg zu stehen. Sie schnauben mich an. Als Stadtkind bin ich auf Abstand bedacht und gehe vorsichtig vorbei. In den alten Westernfilmen hat man ja auch oft Pferde gesehen, die nach hinten ausgeschlagen haben. Bitte nicht. Am Ausgang begrüßt mich ein junger Mann. Der hat sicher keine Angst vor Pferden.

Die Bauern sind fleißig beim Heumachen. Der Weg führt sanft bergab. Dann Wendestelle in Tschaffein. Ein kurzes, schmales und steiles Bergabstück macht mir etwas Angst. Ich bin wohl wirklich am Ende meiner Kräfte. Noch zwei Kilometer geht es leicht bergauf. Letzter VP,  ich bin wieder auf Ralf aufgelaufen.

Er ruft mir zu: „Noch sechshundert Meter.“ Wirklich? Ich strenge mich an, aber es reicht nicht ganz. Nach 7:00:36 h werde ich 29 Minuten vor Zielschluss gebührend empfangen. Die meisten meiner Mitstreiter vom Kronenjoch waren 15-20 Minuten eher im Ziel. Vielleicht hat mir der Kampf auf den ersten 15 km zu sehr zugesetzt?

Viele bereits geduschte Sportler feiern Ralf und mich. Zehn Mitstreiter kommen nach uns ins Ziel, 144 waren vor uns.

Dieser Lauf ist unglaublich abwechslungsreich und führt über mehrere Vegetationszonen, bis man fast 3.000 Meter Meereshöhe erreicht. Die Abschnitte durch den Schnee sind unvergesslich. Ausgesetzte Stellen gibt es nicht, die Wegbeschaffenheit ist für geübte Bergmarathonis mit guten Trailschuhen kein Problem.

Ausreichend viele und sehr gut ausgestattete VP-Punkte machen eine Eigenversorgung unnötig. Nur für einen Wetterwechsel sollte man gerüstet sein. Am Sonntag, im Regen, hatte es auf 2.500 Metern Höhe 0 Grad.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist optimal. Lediglich der sehr knappe erste Cutoff an der Heidelberger Hütte nach 2:15 Stunden macht es Hobbyläufern nicht einfach, die Hard-Runde zu erreichen. Für mich als Marathoni, der in der Ebene knapp über 4 Stunden läuft, der aber auch schon an vielen Bergmarathons teilgenommen hat, war dieser Cutoff schon eine Herausforderung, der ich mich allerdings gerne noch einmal stelle.


Siegerinnen Marathon

1. Zipser Katharina, 1983, Innsbruck                  4:14.04,0
2. Vasinova Marcela, 1989, Ischgl                      4:19.25,8
3. Gerychova Michaela, 1982, CZ-Zajecov        4:28.09,7

 

Sieger Marathon

1. Grunewald Justin, 1985, USA-Mineapolis              3:42.01,6
2. Fejfar Ondrej, 1989, CZ-Vrchlabi                    3:47.02,6
3. Schindler Andreas, 1976, D-Balingen                 3:48.59,2

 

Siegerinnen Medium

1. Olejnickova Jana, 1988, CZ-Ostrava                      3:13.42,3
2. Zwiker Katja, 1978, CH-Bäretswil                        3:14.07,1
3. Golicz Aleksandra, 1981, Sankt Ulrich am Pillersee  3:25.39,8

 

Sieger Medium 30 km

1. Surum Robert Panin, 1989, KEN-Naivasha          2:17.13,3
2. Kemoi Gilbert Kiprotich, 1989, KEN-Naivasha   2:21.46,9
3. Downs Fabe, 1986, CH-St. Gallen                     2:35.32,6

 

Finisher

Hard        154
Medium    210 davon 15 Umsteiger vom Hard
Small        142

21 Nationen, 250 Deutsche

 

 

 

 

 

Informationen: Silvrettarun 3000
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