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06.04.13 - Gozo Ultra Trail Run

Challenge yourself!

Challange yourself

 

Mein Biorhythmus hat sich bereits angepasst, ich bin mediterran entspannt, man könnte auch sagen: bedenklich langsam. Was soll´s. Gelassen mache ich mich an die Überprüfung meiner Ausrüstung. Mindestens einen Liter Wasser und Trailschuhe werden vorausgesetzt, ebenso das Mitführen eines Mobiltelefons. Darin gespeichert, die Rufnummern des Race Direktors und der (hoffentlich nicht erforderliche) Erste Hilfe Ruf. Immerhin betonen die Schöpfer der Hellfire Events, dass es bei ihren Veranstaltungen nicht (nur) um Geschwindigkeit, sondern auch um das Verschieben der persönlichen Grenzen geht.

Der Morgen beginnt für die meisten mit einem festen Ritual. Am Start wirkt David hochkonzentriert. Er hockt auf dem Boden, hat den Kopf auf die angewinkelten Beine gelegt. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als ihm jemand auf die Schulter klopft. David, der in Afrika geborene, aber mit englischen und schottischen Wurzeln heute auf Zypern lebende Läufer, hat ebenfalls ein Ritual. Mit den Fingern nimmt er den Staub und Sand vom Marktplatz auf. Damit bestäubt er seine Arme, Beine und sein Haar. Später wird er mir erklären, dass er so im Einklang mit „Mutter Erde“ lebe und diese ihm vor jedem Rennen Kraft und Schnelligkeit gibt. Er will in wenigen Stunden den Applaus des Publikums beim Zieleinlauf genießen. Ob er es bis dahin schafft, weiß jetzt noch niemand. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten, die wir Läufer nicht in der Hand haben. Wir könnten Magenprobleme bekommen, uns verletzen oder uns am Ende sogar verlaufen?

 

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen...

 

…man weiß nie, was man kriegt“, sagt Tom Hanks gleich am Anfang des Films "Forrest Gump". Vor uns Läufern liegt die mehr 32 Meilen (um die 55 Kilometer) lange und mit etlichen An- und Abstiegen gespickte Strecke, wie eine prall gefüllte Praline. Jedes abgebissene Eck zergeht auf der Zunge, man freut sich auf die überraschende Füllung in ihrem Inneren: mal süß, mal herb, bittersüß  oder feurig scharf. Garantiert werde ich jedes Aroma davon genießen.

 

Bodypainting

 

Es ist nach acht Uhr. Zum ersten Mal werde ich schreiben können, dass wir nicht pünktlich gestartet sind. Schließlich bekommt auch der Letzte aus der Schlange der Anmelder sein Oberarm-Painting.  Vorbei ist es mit dem Warten, alles geht auf einmal fürchterlich schnell. Mit uns Ultraläufern starten auch die (wenigen) Team-Paare. Diese erstrampeln sich abwechselnd mit einem geländetauglichen Fahrrad die Strecke. Mountainbike und Laufen im Team? Diese Kombination galt vor ein paar Jahren noch als neu und gewagt. Erst drei Stunden nach uns werden auch die Solo-Mountainbiker und die Halbmarathon-Läufer auf der Strecke sein.

 
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Die durchnummerierten Frauen und Männer hält nun nichts mehr auf. Schnell zieht sich die Läufermenge auseinander. Kaum haben wir den Ort verlassen, beginnt auch schon der Trail. Das Meer kommt zum ersten Mal in Hör-, Seh- und Geruchsweite.

Die Insel scheint überhaut bei den Enkeln Jacques Cousteaus sehr beliebt zu sein, denn dutzende dieser neoprenbehäuteten Spezies sind bereit zum Abtauchen. Für alle Fälle steht bereits ein Notarztwagen bereit. Keine Stunde unterwegs und vom Grau des Alltags ist nichts mehr übrig. Ganz besonders jetzt, wo die Sehnsucht nach Farbe, Leben und wohligen Temperaturen besonders groß ist. Zuhause lässt der Frühling noch immer mit lachhaften null Grad auf sich warten. Hier aber breiten sich kräftige Wildblüten in bunten Farben großflächig vor uns Läufern aus.

 
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Kurz darauf bin ich an der Schlucht Mgarr ix-Xini, die vom Meer in eine kleine Bucht mündet. Jetzt habe ich den Strand ganz für mich allein. Fast, denn noch weit hinter mir sehe ich einen orangefarbenen Läuferpunkt, der langsam aber beharrlich näher kommt. Seine Oberarmkennzeichnung hat die Nummer 43. Michele stammt aus Palermo und wenn er mal nicht läuft, dann fährt er Reisebus, auch schon mal die Fußballmannschaft des AC Florenz. Noch ein anderer Läufer stößt zu uns. Der Malteser Antonio, mit der Oberarmnummer 9. Er hat sozusagen ein Heimspiel, denn er lebt und arbeitet auf Malta.

 

Informationen: Gozo Ultra Trail Run
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