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24.08.13 - Matterhorn Ultraks

Es lebe das Trailrunning

Autor: Klaus Duwe

Fulminanter Einstand des Matterhorn Ultraks in Zermatt. Über 1000 Anmeldungen bei einer Premiere sind heutzutage kein Pappenstiel. Der Kirchplatz und der noble Zermatter Hof als Veranstaltungszentrum verträgt das noch gerade so. Wenn sich bei schönerem Wetter hier noch mehr neugierige Passanten aufhalten, was ja nicht unbeabsichtigt sein dürfte, sieht das etwas anders aus.

Die hohe Teilnehmerzahl überrascht aber aus einem anderen Grund. Die Strecke ist bei erstem Hinsehen zwar hochattraktiv, jedoch mit Sunegga, Gornergrat, Riffelalp und Schwarzsee ja zumindest den Marathonis und den ehemaligen Matterhorn-Läufern bestens bekannt. Wirklich neu ist anders.

Aber ich sagte ja: Bei erstem Hinsehen. Schaut man sich die Sache näher an, merkt man schnell, dass Matterhorn Ultraks und Zermatt Marathon die genannten Zwischenstationen gemeinsam haben – sonst aber nichts.

 

Was macht den Ultraks aus?

 

Ich ziehe ja ungern Vergleiche, aber hier drängt es sich auf. Und ich denke, ihr erwartet das auch von uns.

Wo fange ich an? Am besten mit dem Glückwunsch und meiner Hochachtung für alle Ultraks-Finisher bei gleichzeitigem Glückwunsch an alle „Ultraks-Verweigerer“, die erst mal die anderen haben laufen lassen, um dann zu lesen und zu hören, ob und was man verpasst hat.

 
 
Sunegga
© trailrunning.de

Genussvoll läuft man beim Zermatt Marathon die ersten 21 km von St. Niklaus nach Zermatt, hakt dabei ungefähr 500 HM und die ersten harmlosen Traileinlagen ab. Beim Matterhorn Ultraks ist man nach 21 km auf der Riffelalp beim zweiten Verpflegungsposten. Sunegga und Gornergrat/3100 m (Getränkestation) hat man hinter sich. Bis auf die kurze Abwärtspassage beim Leisee, den Marathonis bestens bekannt, geht es 13 Kilometer nur steil bergauf und zur Riffelalp über Riffelberg ebenso steil bergab. Zeit für ein lockeres Läufchen zwischendurch zum Durchatmen und Muskeln lockern: null.

Bei ungefähr 1900 m beginnt der Aufstieg zum Schwarzsee, lange Jahre Ziel beim traditionsreichen Matterhornlauf. Der Matterhorn Ultraks soll ja so etwas wie der Nachfolger sein. Bei km 27 ist man oben auf 2552 m, ungefähr 3 km weiter und 600 m tiefer bei der Stafelalp. Wer hier nach 15.00 Uhr (8 Stunden) eintrifft, wird aus dem Rennen genommen.

Locker zu machen? Ich kenne einen (ihr kennt ihn auch), der ist dort gar nicht erst angekommen. Und das ist jetzt nicht als Häme aufzufassen.

Der nächste Streckenabschnitt, den keiner von euch kennen dürfte, es sei denn, er hat schon einmal eine Wanderung auf der Zermatter Westseite über Höhbalmen zum Berghaus Trift unternommen. Es geht noch einmal fast auf 2800 m Höhe, hinunter zum Hotel (2337 m), zu dem es keinen Lift und keine Seilbahn gibt. Die anschließenden 200 Höhenmeter aufwärts machen jetzt auch nichts mehr aus. Aber die dann folgenden 1000 m bergab in einem Rutsch geben jedem den Rest. 

 
 
Trift
© trailrunning.de

Nach 46 km und 3600 Höhenmetern hat man die Runde um Zermatt beendet und ist wieder dort, wo man um 7.00 gestartet ist: Auf dem Kirchplatz. Der ist jetzt deutlich belebter als am Morgen. Interessierte und Passanten konnten das gesamte Rennen auf einer Screenwand verfolgen.

 

Kilometer, Höhenmeter, Leistungskilometer

 

Es gibt auch den 16 K (16 km/1100 HM) über Sunegga und Riffelalp und den 30 K (30 km/2000 HM), der zusätzlich über den Schwarzsee geht. Der „kleine“ 16er soll übrigens 40 Leistungskilometern entsprechen, der 30 K 60 und der 46 K  sogar 90 Leistungskilometern.

Wer damit nichts anfangen kann, kommt vielleicht damit weiter: Sarah, eine wirklich gute Läuferin, brauchte beim letzten Jungfrau Marathon 4:45 Stunden. Genauso lange war sie auf dem K 30 unterwegs. Ein anderer Läufer, der die Marathons in Liechtenstein, Graubünden und den Jungfrau Marathon in Zeiten zwischen 5 ½ und 6 Stunden finishte, war auf dem 46 K 10:45 Stunden unterwegs.

Ich würde es mal so sagen: Nicht jeder, der beim Zermatt Marathon auf dem Gornergrat ankommt, wird auch den 46 K beim Matterhorn Ultraks finishen. Aber jeder, der mit dem Ultraks liebäugelt, auf solchen Trails jedoch noch keine Erfahrung hat, sollte  vorher den Zermatt Marathon laufen und dann entscheiden, ob es noch eine oder zwei Nummern größer sein darf.

Anders herum ist der Matterhorn Ultraks, ich rede noch immer von 46 K, ganz bestimmt auch für die geübten Ultra-Trailrunner eine Herausforderung, die zunächst einmal wegen der (vermeintlich zu geringen) Distanz auf eine Teilnahme verzichteten.

 

Der große Unterschied

 

Merkt ihr, was der gravierende Unterschied zwischen Trailrunning und einem Straßen-Marathon ist? Wenn Du in Zürich die Zeit verhaust, probierst Du es in Frankfurt oder Luzern. Und als Hobbyläufer kannst Du bis auf 10 Minuten Deine Zielzeit vorhersagen.

Beim Trailrunning ist jede Strecke anders und noch nicht einmal bei gleicher Distanz und gleichen Höhenmetern vergleichbar. Auch das Wetter spielt eine ganz andere Rolle, als bei einem Citylauf. Es lebe das Trailrunning.

Noch eines fällt auf. Vor einigen Jahren noch wechselte ein Straßenläufer, wenn er sich auf den Mittel- und Langstrecken nicht mehr behaupten konnte, zum Marathon oder auf Ultradistanzen. Zum Beispiel Haile Gebrselassie. Acht Jahre war er über 10.000 m unbesiegt, als er 2001 bei der WM geschlagen wurde. Ein Jahr später ging in London (3. Platz) sein Stern als Marathonläufer auf. Seine Weltrekorde in Berlin 2007 und 2008 sind unvergessen.

Heute beginnt eine Marathon-Karriere bereits in jungen Jahren. Beste Beispiele sind unsere Hahner-Twins (23), oder Samuel Wanjiru, der als 24jähriger in Peking Olympiasieger wurde. Oder Kilian Jornet, der 2008 als 21jähriger den UTMB gewann und seinen Triumph 2009 und 2011 wiederholte. 2010 und 2011 gewann er den Grand Raid Réunion. Im letzten Jahr reiste er aus Chamonix ab, als die UTMB-Strecke  witterungsbedingt verkürzt wurde.

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Informationen: Matterhorn Ultraks
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