Bereits zum fünften Mal lädt die :anlauf.gmbh und der Deutsche Alpenverein Sektion Siegerland nach Siegen ein, die Stadt mit der steilsten Fußgängerzone Deutschlands. Zentral am Rande des Rothaargebirges gelegen, hat sich hier ein Lauf mit ordentlich Höhenmetern etabliert, über 1000 davon erwarten auf Marathon- und Ultrastrecke.
Dabei begann 2021 alles mit einem Kurs von rund 24 km und 760 HM über die sieben Berge der Stadt, welcher zum Wandern oder Laufen ausgeschrieben wurde. Schon da waren die 300 Startplätze innerhalb von 3 Tagen komplett vergeben und die Veranstaltung ein voller Erfolg. Ein Jahr später wurden Martin Hoffmann und Thomas Riedlinger schon mutiger, mit den gemachten Erfahrungen der Erstauflage bot man schon 600 Startplätze an. Ich war einer davon und der erste Bericht ging bei trailrunning.de online.
Im folgenden Jahr wurden die Strecken um 50 km Wandern erweitert und es begannen Überlegungen in Richtung Ultra. Aber zunächst kam 2024 der Marathon hinzu, gleich vier Marathon4you Reporter waren bei der Premiere dabei. Dieses Jahr machte die neue Führung von :anlauf, Markus Ritter und Ingo Schaffranka dann doch Nägel mit Köpfen: die 50 km Strecke hat Premiere.
Die Anmeldung für die 25 km wandern und laufen musste auch dies Jahr frühzeitig geschlossen werden, die Kapazitäten sind ausgebucht. Für die längeren Distanzen sind noch Nachmeldungen möglich. Immerhin 1484 Voranmeldungen bringen die Veranstaltung bei der Startnummernausgabe ans Limit, am Donnerstag, dem ersten Tag der Abholung muss man über 1 Stunde Wartezeit einplanen. Freitag und Samstag früh vor dem Lauf gab es ebenso Zeitslots zur Abholung. Im Starterbeutel finden sich ein „ultra-leicht-Flaschenöffner“, Traubenzucker und Rabatt Gutscheine zum Klettern und für neue Laufausrüstung. Und zur Startnummer gibt es noch eine Wertmarke für die Verpflegung im Ziel. In den letzten Jahren waren Start und Ziel getrennt. Los ging es beim :anlauf Büro am Bahnhof Eintracht, das Ziel war schon immer das D.A.V. Kletterzentrum in ca. 400 m Entfernung. Dieses Jahr findet alles beim D.A.V. statt.
Um 8 Uhr starten zuerst die Ultras auf ihre 50 km. Um das Starterfeld zu entzerren, geht es blockweise los, alle 5 Minuten eine Gruppe. Zwei Blöcke reichen für 45 Vorangemeldete, ebenso für den Marathon mit deren 52, die dann um 8:15 und 8:20 auf ihre 42 Kilometer gehen. Da die gesamte Strecke nicht abgesperrt ist, gilt die Straßenverkehrsordnung und wir werden zur Vorsicht und Rücksichtnahme angehalten. Rote Ampeln gehören beachtet, dafür bekommt jeder eine Gutschrift von 5 Minuten auf seine Zielzeit. Den folgenden Trubel bekommen wir nicht mehr mit, wenn ab 8:30 die 50 km Wanderer mit 232 Personen starten. Nochmal getoppt von 342 auf den 25 km Laufen ab 9:15, bricht ab 10 Uhr das Wandern alle Rekorde mit 815 Gemeldeten.
Die letzten Jahre war der Seven Summit meist sehr sommerlich, dieses Jahr geht es mit 9 Grad und Nieselregen los. Also Jacke an und Mütze auf, der Regen soll in Richtung 11 Uhr aufhören, die Temperatur über Mittag auf 15 Grad anwachsen, und gegen 16 Uhr zum offiziellen Zielschluss aller Laufveranstaltungen sollen sogar 18 Grad möglich sein. Für die Wanderer bleiben Strecke und Kletterzentrum noch bis 21 Uhr geöffnet, Wandern findet ohne Zeitnahme statt.
Wir starten durch das Industriegebiet Eintracht und passieren die Siegarena, Siegens 2,2 km Laufrunde an der Sieg entlang, welche im Winter, durch eine Sponsoren-Laufveranstaltung finanziert, beleuchtet ist und wenn nötig geräumt und gestreut wird. Es geht unter der Stadtautobahn durch und schon folgt auf ein Stück Radweg ein Single Trail Stück durch Wald. Queren einer Straße und wieder ein schmaler Trampelpfad, und dann geht es auf Straßen steil bergauf und es beginnt der Aufstieg auf Summit 1.
Die erste Hauptstraße wird gequert und eine rote Ampel stoppt unser Vorankommen. Die Wartezeit hält sich in Grenzen. Der Untergrund wechselt wieder, wir tauschen Asphalt wieder gegen Waldweg, nur die Richtung bleibt gleich, es geht hoch. Am Ende des Waldes erreichen wir eine Hochhaussiedlung, der Fischbacher Berg ist nach nur 3 km mit 100 Höhenmetern unser erster Summit mit einer Höhe von 371 m. Kurz vor dem Gipfel werden wir von der führenden Startgruppe des Marathons überrannt, der spätere Sieger Markus Mockenhaupt hat noch Zeit und Luft um fröhlich zu grüßen. Ein Fun Fact: die „Grube Ausdauer“ wurde hier bereits 1858 geschlossen.
Wir passieren den Flow-Trail, auf dem sich Mountain Biker auf 3,5 km Länge naturbelassen 160 Höhenmeter lang ins Tal stürzen können. Da sind wir Läufer doch etwas gemütlicher unterwegs. Die 25 km Strecke zweigt hier oben ab. Ins Tal stürzen wir uns auch gleich, doch zuerst geht es über die Gartenwerksatt auf dem ehemaligen belgischen Garnisionsgelände, wo regelmäßig soziale Veranstaltungen stattfinden. Über Waldwege und auch einem Single Trail geht es bergab in Richtung Trupbach und wir starten auf die erste Schleife für Marathon und Ultra.
Ich verlaufe mich und begegne Rüdiger, der die gleichen Zusatzmeter unter die Schuhe nimmt wie ich. Eigentlich ist es noch etwas früh für den Tunnelblick, eigentlich ist die Strecke auch super ausgeschildert und eigentlich sind wir ja nicht zum ersten Mal hier…, aber trotzdem laufen wir auf einer schönen Waldautobahn geradeaus und verpassen den Abzweig auf den Trail. 200 m umsonst hin, 200 m umsonst zurück, und schon ist das Hauptfeld des Marathons an mir vorbei.
Nicht zu ändern, zurück auf den Track, ich lasse Rüdiger ziehen und nehme wieder mein Tempo auf. Yan Paul überholt mich, letztes Jahr war er noch mit einer ganzen Truppe aus Köln angerückt, dies Jahr traut nur er sich erneut ins Siegerländer Hochgebirge. Er wird 2 Stunden schneller sein wie letztes Jahr, das ist mal eine Entwicklung!
Es rollt angenehm ins Tal bei Trupbach, eine 4spurige Straße wird an der Ampel gequert und in Trupbach erwartet uns der erste VP. Langsam geht es durch den Ort bergan in den Wald Richtung Birlenbach, die ersten 10 km sind geschafft. Wir erklimmen den nächsten Höhenzug auf einem Singletrail und erreichen die alte Panzerstraße. Hier beginnt die erste Streckenauswahl, geradeaus über Waldwege „für Genießer“, oder über die Betonplatten für „die Eiligen“. Ich denke an mein Verlaufen und entschließe mich, es eilig zu haben. Doch das Glück hält nicht lange an, nach queren einer Straße steigt die Straße wieder steil an. Es beginnt das alte Spiel der Berge: Man schaut bis zum Ende der Steigung, kämpft sich da hoch, biegt um eine Ecke, und sieht die nächste Steigung. Das klappt auch hier ganz gut. Doch dann eine Überraschung: die sich fortsetzende Linie der Betonplatten zieht die nächste Steigung hoch, aber unser Track führt geradeaus in den Wald.
Kurz vor dem 2. Summit kommen von rechts die 25 km Läufer und es ist wieder was los auf der Strecke. Es geht noch einmal sanft nach oben, und wir erreichen den Wellersberg, welchen wir nicht über den Gipfel bei 346 m Höhe passieren, sondern etwas darunter bei der 2. Verpflegungsstation. Neben bester, motivierender Stimmung bei Babette und Melanie, gibt es zum Wasser auch noch Apfelschorle. Sogar der Prosecco steht kalt!
Ab hier geht es länger bergab, vorbei an der Glückauf Kampfbahn. Wo früher die Grubenarbeiter kickten, trainieren heute unter anderem die Siegen Sentinels American Football und die Coronette Dancers den Cheerdance. Steil geht es runter zur Sieg und wir erreichen in Siegen Weidenau Stadtgebiet. Ampeln sind zu queren, Verkehr zu beachten, bis wir auf der anderen Seite das Siegtal mit dem steilen Anstieg auf den Giersberg wieder verlassen. Hier kommen die ersten Abschnitte, auf denen es mit Treppen oberschenkel-mordend nach oben geht. Beim Sportplatz „Am Sender“ erwartet uns der dritte VP und es gibt belegte Brote und Müsliriegel zur Stärkung.
Nach dem VP bemerkt man erst, wir sind noch lange nicht oben. Der Giersberg gipfelt mit 354 m Höhe bei einer Kleingartenanlage, weithin sichtbar ist der gigantische Sendemast für Radio und Fernsehen. Der Summit Nr. 3 ist geschafft, und hier trennen wir uns wieder von der 25 km Strecke und starten auf die zweite Marathon/Ultra Schleife, die uns über die Dautenbach um Bürbach herumführt. Die 20 km gehen durch, wir passieren oberhalb Volnsberg den Aussichtsturm Rabenhain. Im Stahlfachwerk 1896 errichtet, steht dieser unter Denkmalschutz. Ich spare mir die 11 zusätzlichen Höhenmeter Anstieg, da ich kontinuierlich Zeit verliere und heute einfach zu langsam bin. Hier haben wir nach ca. 22 km mit 465 m den höchsten Punkt der Strecke erreicht und ungefähr die Hälfte der Höhenmeter der Ultrastrecke abgearbeitet.
Es folgt wieder ein längeres bergab Stück, bis wir die Hainbornstrasse in Bürbach erreichen, der nächste VP ist unbesetzt, Wasser und Cola stehen bereit. Hier steht ein Brunnen, in den ich die letzten Jahre bei den Hitzeschlachten immer den Kopf steckte. Heute bin ich froh, dass nach 3 Stunden der Nieselregen endlich Ruhe gibt und ich die Jacke in den Rucksack packen kann.
Über den nächsten Anstieg hinweg erreichen wir Kaan Marienborn und vereinigen uns wieder mit der 25 km Runde. Wir queren das Weißtal. Mit seinen 374 m liegt der höchste und 4. Summit vor uns. Oben angekommen, wartet der nächste VP mit erfrischendem Wasser auf uns, das Auffüllen von Flaschen wird mit aktiv angeboten. Ich rolle schnell weiter, wohl wissend, dass der nächste VP bereits am Fuße des Berges liegt. Es geht mal wieder so steil bergab, dass ich an laufen nicht mehr denken kann. Langsam mit brennenden Beinen tippel ich den unebenen Weg hinunter, bis unten das Schlemmerbuffet am Hotel Bürger auf uns wartet. Zusätzlich zu Broten und Riegeln wird jetzt auch alkoholfreies Bier und Radler angeboten. Ich eile weiter, der Blick auf die Uhr verheißt bis hierher nichts Gutes.
Wir queren wieder die Weiß, und mit dem nur 307 m hohen Siegberg liegt der 5. und niedrigste Summit vor uns. Dieser ist gekrönt durch Siegens Oberes Schloss, welches schon seit 120 Jahren das Siegerlandmuseum beherbergt. Einmal durch den Park, verlassen wir das Schloss durch das Haupttor und sehen die Nikolai Kirche mit dem goldenen Krönchen, dem Symbols Siegens, vor uns. So schnell wie es hoch ging, geht es durch die kleinen mit Kopfstein ausgelegten Gässchen zwischen alten Fachwerkhäusern wieder bergab.
Wieder über die Weiß, die nächste Hauptstraße inklusive Ampel und es beginnt der Anstieg auf Summit Nr. 6, den 364 m hohen Häusling. Meine Beine sind schwer, jeder Meter nach oben lässt sich nur noch sehr langsam erkämpfen, 30 km sind geschafft. Oben erwartet uns ein VP mit frischem Wasser. Vereinzelt begegnen mir noch Wanderer, ansonsten bin ich ziemlich allein auf der Piste. Es steht die dritte Zusatzrunde für den Ultra bevor, welche die Marathonis ebenso wie die vierte Schleife nicht mehr auf dem Plan haben.
Meine Uhr rechnet mir hoch das ich bei dem Tempo mit dem Zielzeitlimit Probleme bekommen werde und entschließe mich, lieber einen Marathon zu finishen, statt den Ultra mit einem DNF zu beenden. Also biege ich auf die kürzere Marathonstrecke ab. Als sollte ich es quittiert bekommen, setzt der Regen noch einmal ein.
Es geht hinab ins Leimbachtal, wie jedes Jahr ist dort im Stadion eine Veranstaltung. Die Musik hallt den Berg hinauf. Vorfreude herrscht auf den nächsten VP. Am Gebäude „The Summit“ ist wie gewohnt ein Hotspot aufgebaut, es gibt Red Bull und sogar Würstchen. Etwas fröhlicher stapfe ich den folgenden steilen Anstieg hoch und genieße meine Bratwurst im Brötchen. Wir nähern uns der 462 m hohen Eisernhardt mit dem weithin sichtbaren 134 m hohen Fernsehturm, welcher seit 1976 für Empfang sorgt. Aktuell ist er einer von 25 Sendern deutschlandweit welcher mobiles Internet für zivile Flugzeuge verbreitet.
Aber da hoch müssen wir nicht mehr, wir biegen ab in Richtung Rosterberg und Jung Stilling Klinikum. Der gelbe ADAC Lebensretter Christoph 25 parkt auf seiner Landeplattform, gerade gibt es zum Glück keine Arbeit für ihn. Wir passieren das 2009 wieder aufgebaute Mundloch des Stollens „Mittleres Glücksrad“, welcher auf den starken Siegerländer Bergbau hindeutet. Erstmals 1781 erwähnt, wurde hier Erz und Kupfer abgebaut. Für die Ultras beginnt die 4. und letzte Schleife, ich darf den direkten Weg ins Ziel nehmen.
Summit Nr. 7 ist der Rosterberg mit seinen 326 m Höhe, wir laufen unterhalb des Gipfels einen abfallenden Waldweg und es beginnen die letzten 2 km bis zum Ziel. Nach einem Kilometer sehen wir schon die Siegerlandhalle, hier gibt es 500 m entfernt vom Start kostenlose Parkplätze. Eine Unterführung und die letzten Meter zum D.A.V. Kletterzentrum laufen. Endlich mal wieder ein paar Zuschauer auf der sonst doch eher einsamen Strecke, Melise kommt mir mit Ihrem Pokal für den Sieg im Marathon entgegen. Wir sind Freitag in Bad Laasphe wieder gemeinsam auf der Strecke.
Es geht in den Zieleinlauf, eine große Leinwand überträgt live von der 25 km Strecke, ein Zielbogen, eine letzte Kurve und es ist vollbracht. Ich wende mich direkt an Martin von der Zeitnahme und buche offiziell von Ultra auf Marathon runter. Markus empfängt mich mit einer hübschen Medaille. in kaltes Radler rundet das Ankommen ab.
Ich löse meinen Wertbon ein, für 5 € kann ich beliebig Pizza, Würstchen, Kuchen oder Getränke ordern. Durch die unterschiedlichen Strecken und Startzeiten ist im Zielbereich die ganze Zeit immer etwas los, gerade läuft Live Musik und es kommen ständig Läufer und Wanderer über die Ziellinie. Die Siegerehrungen habe leider verpasst, die selbstgemessenen 1208 Höhenmeter haben etwas zu lange gedauert.
Markus und Ingo von :anlauf sind angekommen, nach knapp 1000 Finishern in 2024, noch unter der Führung von Martin Hoffman, dürften es dieses Jahr fast 1500 sein. Schade aus meiner Sicht ist, dass Marathon und 50km keine Zuwächse zeigen konnten, hoffentlich bleibt uns die Königsdistanz und der Ultra in Siegen erhalten. Die Strecke war top ausgezeichnet, wer sich über Verlaufen beklagt, muss den Fehler zwischen seinen Ohren suchen, da schließe ich mich mit meinen zwei Extrarunden ein. Ich freu mich auf die 6. Auflage in 2026!
Marathon
Männer – 32 im Ziel
3:23:05 – Markus Mockenhaupt – SG Wenden
3:29:42 – Jonas Schäfer – LG Troisdorf M.U.T.
3:29:46 – Daniel Blumentrath – BRC Bonn
Frauen – 11 im Ziel
4:14:12 – Melise Roth – TSG Helberhausen
4:19:37 – Marie Voge
4:30:30 – Nicole Bäcker – Laufen gegen Leiden
Ultra – 50 km
Männer – 31 im Ziel
3:37:38 – Anno Dallmann – TUS Deuz
4:07:40 – Dennis Neuser – SV Germania Salchendorf
4:11:23 – Thomas Lorsbach – TUS Deuz
Frauen – 12 im Ziel
5:02:16 - Carina Jochum – Selbstläufer Altena
5:18:19 – Diana Leistenschlag
5:25:50 – Abby Carroll