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31.08.13 - Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)

Das Deutsche Haus in Chamonix

Tête de la Tronche


Nach Verlassen des Waldes geht es abwechselnd mal auf mal ab durch einige Senken und über Wasserläufe, aber bald gibt es nur mehr eine Richtung und die geht streng nach oben. Für mich auch der richtige Zeitpunkt, um meine Stöcke vom Rucksack zu schnallen um den Aufstieg etwas erträglicher zu gestalten. Auf schmalen ausgetretenen Pfaden klettern wir durch die grasbewachsenen Hügel des Col du Sapin. Wie auf einer Perlenkette aufgezogen marschiert die kilometerlange Läuferschlange voran. Aber je länger es dauert, umso mehr Lücken entstehen in der durchgehenden Anordnung, manche müssen abreißen lassen. Überholvorgänge sind dennoch nur möglich, wenn der Vordermann mitspielt.

Auf halber Höhe kann ich Bei überholen, ihr bereiten die Aufstiege auch einige Probleme. Für gewöhnlich sind mehr die Wüsten ihr Terrain. Bis auf den Bergrücken des südlichen Tête de la Tronche sind auf den ersten 10 Kilometern fast 1.500 Höhenmeter zu bewältigen. Der längste Anstieg des CCC beinhaltet auch den höchsten Punkt auf 2.569 m. Dafür werden wir aber auch mit einem herrlichen Blick auf das Mont Blanc Massiv belohnt. Auf unseren Startnummern befindet sich ein Strichcode, der wird hier zum ersten Mal gescannt und so ist für jedermann unsere Position auf der Veranstalter-Website einsehbar.

 
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Über den Grat des Mont de la Saxe geht es meist gut zu Laufen abwärts bis zur ersten Verpflegungsstelle (km15) bei den Bertone Hütten. Die letzten Meter sind aber sehr steil. Wieder werden unsere Startnummern gescannt. Der lange Aufstieg zeigt bei mir deutliche Wirkung, ich benötige die anstehende Pause dringend. Stärken können wir uns mit Linzer Törtchen, Riegeln und Nudelsuppe. Am Refuge Bertone vereint sich auch die Strecke des UTMB nach 82 km mit der des CCC. Der lange Aufstieg über den Tete de la Tronche bleibt den UTMB-lern erspart, sie nehmen nach Courmayeur eine Abkürzung hier herauf. Jan kommt kurz hinter mir an die Labestelle. Er war in der dritten Startgruppe und hat somit 15 Minuten auf mich aufgeholt.

 
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Mit einem kurzen Anstieg geht es weiter. Bei ist wieder vor mir, sie muss bergab geflogen sein. Bis zur nächsten Verpflegung am Refuge Bonatti liegen 7 km vor uns. Diese führen auf halber Höhe an der Flanke des Mont de la Saxe entlang mit bester Aussicht ins Val Ferret und auf den gegenüberliegenden mehrgipfligen Grandes Jorasses (4.208 m) mit seiner markanten Gletscherzunge.
Unter Bergsteigern ist seine fast lotrechte Nordwand berühmt, die sich 1.000 m hoch erhebt. Sie zählte zusammen mit den Nordwänden von Matterhorn und Eiger zu den drei letzten Problemen der Alpen, bevor sie 1935 erstmals bezwungen wurde. Die berüchtigte Linceul (Leichentuch)-Route, ebenfalls an der Nordwand, weißt den französischen Schwierigkeitsgrad TD+ (très difficile supérieur) auf und

zieht viele verwegene Kletterer an.Weniger abenteuerlich ist unsere Route, gemäßigt geht es rauf und runter, ohne allzu große Höhendifferenzen. Die schmalen Pfade an den Hängen sind durchgängig gut zu laufen. Mir fällt es aber schwer mit Jan mitzuhalten, daher lasse ich ihn lieber ziehen und wähle mein eigenes Tempo. Mittlerweile sind die Temperaturen deutlich gestiegen, ich bin froh bei der Bonatti Hütte meine Wasserflasche wieder füllen zu können. Ohne die vorgeschriebenen Getränkevorräte würde man heute nur schwer auskommen können. Zum letzten Mal werden zur Getränkeaufnahme Plastikbecker ausgeben, an den nächsten Stationen müssen die eigenen, vorgeschriebenen Trinkgefäße benutzt werden.

 
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Arnuva, km 27 – Zeitlimit 7:00 Stunden


Bis kurz vor Arnuva bewegen wir uns immer noch auf Höhen von etwa 2.000 m ü. NN. Nur die Abstände der kurzen Ab- und Aufstiege werden dichter. Erst kurz vor unserer ersten Cut-Off-Stelle muss ein ca. 250 Hm langer, steiler Abstieg bewältigt werden, vor dem uns sogar der Veranstalter mit einem Hinweisschild warnt. So schlimm ist er dann aber auch nicht. Sieben Stunden räumt man uns für die ca. 27 km bis Arnuva ein. Ich bin ziemlich im Eimer und habe kein gutes Feeling für meinen weiteren Weg. Ein Zeitguthaben von einer Stunde gestattet mir aber eine 20 minütige Pause.

In einem großen Zelt ist die Labestelle untergebracht und es ist eine Menge los. An vielen Tischen kann man sich etwas zu Essen und Trinken holen. Das Angebot ist überaus reichlich, mir ist wie immer bei langen Läufen eher nach etwas Deftigen.  Also genehmige ich mir Salami, Käse, Weißbrot und eine Nudelsuppe. Ein riesiger Tisch mit süßen Sachen kann mich weniger locken. Als ich mich an einen Tisch begebe sitzen Jan und Tom bereits da. Nach ihren Aussagen geht es ihnen nicht viel besser als mir. Tom erzählt begeistert von seiner „Heldentat“ am Start. Von der Anfangseuphorie ist jetzt aber bei uns allen nichts mehr spürbar. Das Deutsche Haus hat noch einen schweren Weg vor sich.

Während ich mich vor das Zelt in die Sonne begebe, um meine Beine für 10 Minuten hochzulegen, brechen die beiden wieder auf. Am Sanitätszelt gibt es .bereits erste Ausfälle zu vermelden. Traurig verkündet mir Matthias aus der Schweiz, ein treuer Trailrunning.de-Leser, dass ihm schon mehrfach schwarz vor Augen wurde und er nichts riskieren und aussteigen will. Die 10 Minuten im Liegen mit ein paar Lockerungsübungen tun mir spürbar gut und ich breche wieder auf.

 
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Nach Überqueren der Doire du Val Ferret beginnt unser zweiter langer Anstieg. Bis auf den Kulminationspunkt auf dem Grand Col Ferret sind 750 Hm in nur 5 Kilometern zu überwinden. Ich traue fast meinen Augen nicht, als ich plötzlicher wieder Bei vor mir ausmachen kann. Ich hätte ihr das mit ihren Aufstiegsproblemen gar nicht zugetraut, aber unsere Wüstenkriegerin scheint ein zähes Luder zu sein und alles bergab wieder gut zu machen. Ich freue mich aber, dass sie noch gut mit dabei ist und dass ich jetzt auch innerhalb weniger Minuten alle CCC-Starter des Deutschen Hauses getroffen habe.

Plötzlich steht Eric vor mir am Wegesrand. Leser meines Tagebuchs wissen, dass er das „E“ vom Team „der schleichenden EMUs“ beim PTL war, bei dem er sich einen derartigen Wolf gelaufen hat, dass sie ihr Abenteuer leider bereits nach 60 km beenden mussten. Bis heute kann er die unangenehmen Nachwirkungen noch spüren. Ich vergesse glatt, ihn danach zu fragen, ob er denn weiß, dass Tom, der das „M“ der EMUs übernahm, just in diesem Moment in Chamonix wieder am Start steht.

 

Informationen: Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)
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