2011 fand im Rahmen des legendären Wolfgangseelaufs zum ersten Mal der Salzkammergut-Marathon statt. Jetzt gab ich den dringenden Hinweisen vieler Lauffreunde folgen, die meinten, diesen Lauf müsste man unbedingt gemacht haben. Mein Interesse hilt sich in Grenzen, denn von meinen Grundsatz (ein Lauf hat 42 km und nicht weniger) bin ich bis dahin nur einziges Mal abgewichen. Das war 2 Monate zuvor beim Engadiner Sommerlauf.
Dann kam alles doch ganz anders. Ich war erkältet und vernünftig genug, auf den Marathon zu verzichten. Aber den Klassiker am Wolfgangsee habe ich mir nicht entgehen lassen. Hier ist mein Bericht:
Franz Zimmermann kennt viele Geschichten, bei denen Läufer heutzutage ungläubig den Kopf schütteln. Aber in den 1970er Jahren war das Laufen, wir verstehen darunter hier ja immer das Laufen über lange Distanzen, Sache einer kleinen Minderheit. Erst recht in Österreich, wo man zu der Zeit Sport fast nur im Winter betreibt. Läufer werden eher argwöhnisch betrachtet.
Einmal muss sich der Franz bei einem Trainingslauf von einem Bauern fragen lassen, ob er was gestohlen habe, oder warum er sonst so schnell renne. Deshalb rudert der oft mit einem Boot über den Wolfgangsee zu Stellen, wo er unbeobachtet seiner Leidenschaft nachgehen kann.
Natürlich gibt es kaum Wettkämpfe und so überlegt er sich, ob man nicht einen Lauf in dieser wunderschönen Landschaft veranstalten könnte. Am besten wäre es, man liefe um den kompletten See. Am Stück ist er das noch nie gelaufen. Zusammen mit einem Freund erkundet er die Strecke. 27 Kilometer kommen zusammen. Ob sich darauf jemand einlässt?
Ja, genau 13 Läufer lassen sich am 26. Oktober 1972 auf das Abenteuer Wolfgangseelauf ein, mitgezählt der Veranstalter Franz Zimmermann. Er gewinnt das historische Rennen. Dass es der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte ist, ahnt niemand.
Der Lauf „Rund um den Wolfgangsee“, so die korrekte Bezeichnung, findet immer mehr Freunde, die Teilnehmerzahlen steigen und erreichen im Jubiläumsjahr 2011 mit über 3100 ihren höchsten Stand. Damit ist der Lauf der größte seiner Art in Österreich und im ganzen Land gibt es unter 650 Laufveranstaltungen nur 4, die älter sind. Und jetzt kommt’s: Der Chef ist nach 40 Jahren noch immer jener Franz Zimmermann, der die Idee zu dem Lauf hatte, ihn aus der Taufe hob, etablierte und ihn zum Klassiker machte. Eine wahrlich rekordverdächtige Leistung.
„Einmal zumindest solltest Du diesen Lauf machen“. Das wurde mir schon oft gesagt. Aber Ihr kennt mein Problem. 27 Kilometer sind kein Marathon. Jetzt zum Jubiläum wird dieses Hindernis beseitigt. Es gibt den 1. Salzkammergut Marathon. 230 Läuferinnen und Läufer haben sich dazu bereits angemeldet. Aufgrund des schönen Wetters kommen bestimmt noch etliche dazu, sodass vielleicht sogar das Limit von 250 auf Anhieb erreicht wird. Besonders freut es die Veranstalter, dass die Meldezahlen beim Klassiker darunter nicht leiden. Im Gegenteil. Mit über 1500 liegen sie sehr deutlich über denen der letzten Jahre.
Am Samstag holen sich die Läuferinnen und Läufer im Michael Pacher-Haus, wo es auch eine kleine Marathonmesse gibt, die Startunterlagen. Am Abend gibt es an gleicher Stelle den sogenannten „Griaß Eich!“, der ein liebevoll gemachter bunter Abend ist mit viel Humor, Folklore, launigen Reden und der Ehrung der Jubiläumsläufer. Höhepunkt sind die Würdigungs- und Dankesworte an Franz Zimmermann, die die anwesenden Läuferinnen und Läufer mit standing Ovations begleiten.
Kennt jemand eine Laufveranstaltung, die der Ideengeber und Initiator 40 Jahre lang an verantwortlicher Stelle organisiert und weiterentwickelt? Ich bin sicher: Das ist Weltrekord! Glückwunsch und aufrichtigen Dank an Franz Zimmermann.
Sofort wird die riesige Jubiläumstorte angeschnitten und an die Läuferinnen und Läufer mit Kaffee verteilt. Ein toller Abend für den Jubilar und die vielen Anwesenden.
Der Jubiläumsauftakt ist schon mal großartig gelungen. Jetzt muss nur noch gelaufen werden. Die Wetterprognose passt zur Feststimmung: Strahlender Sonnenschein und knapp zweistellige Temperaturen. Wenn nur die Erkältung nicht wäre. Statt der Beine läuft bei mir seit Tagen die Nase, begleitet von sporadischem Hustenreiz. Den Marathon schminke ich mir ab und tausche die Startnummer. Den 27 km langen klassischen Lauf rund um den See werde ich in gemütlichem Tempo bestimmt schadlos überstehen und kann euch so über den wesentlichen Teil der Strecke authentisch berichten.
Der Marathon-Start ist um 9.30 Uhr in Bad Ischl. Shuttlebusse bringen die Aktiven pünktlich zu ihrem Einsatz. Es ist ein kluger Schachzug, die alte Kaiserstadt in die Veranstaltung einzubeziehen. Die 14.000 Einwohner zählende Stadt hat zwar eine lange Geschichte, erlebte aber ihre beste Zeit, nachdem im 19. Jahrhundert mit den ersten Solebädern der Grundstein als Heilbad gelegt wurde. Metternich und der Erzherzog Rudolf kamen nach Ischl, später auch Kaiser Franz Joseph I., der im Seeauerhaus (heute Museum) mit Sissi Verlobung feierte und sich eine Sommerresidenz (Kaiservilla und Kaiserpark) errichtete.
Von der Trinkhalle führt die Strecke zunächst durch die alte Bäderstadt, wo man an manchen Stellen glaubt, die Zeit sei stehen geblieben. Auf der genau 15,3 km langen Strecke über Kreutern, Pfandl, Rußbach und Graben bis St. Wolfgang müssen die Marathonis ungefähr 100 Höhenmeter bewältigen. Außer dem Anstieg beim Gasthof Reha (km 6) sind jedoch keine ausgesprochen steilen Abschnitte dabei. Die ersten Läufer erreichen St. Wolfgang kurz vor dem Start des 27km-Klassikers. Die Strecke führt um das Startgelände am Markt herum. Der donnernde Applaus der über 1500 Starter erreicht sie dennoch.
Es ist ein eigenartiges Gefühl. Irgendwie stehe ich neben mir und kann die Atmosphäre nicht so richtig genießen. Gäbe es heute den ersten Salzkammergut Marathon nicht, wäre alles in Ordnung. So aber fehlt mir was. Erst ein kräftiger Hustenanfall erinnert mich daran, dass es vielleicht besser wäre, überhaupt nicht zu laufen. Danach ist die Welt wieder in Ordnung.
Ich habe gestern schon viele Läuferinnen und Läufer beobachtet und gewinne auch heute wieder den Eindruck, als wären hier überproportional viele sogenannte „Ambitionierte“ am Start. Massenweise wird sich warmgelaufen, nervös umher gerannt, da noch ein Schluck aus der Pulle genommen oder ein Riegel verdrückt und zur Uhr geschaut. Fast alle treten trotz der Kälte in „kurz“ an, oben und unten. Genau genommen kann ich nur drei Genussläufer erkennen: die Berlinerin Monika im Dirndl, Siegfried im Lederhosen-Imitat und mit Tiroler Hut und mich selbst, dick eingepackt in langer Hose, Jacke und Mütze und mit Fotoapparat. Ich bin mal gespannt, ob ich nach ein paar Kilometern überhaupt noch jemand vor die Linse kriege.
Es wird in zwei Blocks gestartet. Zuerst die ganz Schnellen. Der Zugang zum „Elite“-Block ist offensichtlich nicht kontrolliert. Umso erstaunlicher ist es, dass sich kaum jemand da reinmogelt. Alleine wegen der Zeit ist das auch nicht nötig, denn man läuft mit dem Champion-Chip. Noch einmal tritt Franz Zimmermann vor das Läufervolk und lässt sich feiern. Er stellt heute so manchen Promi, darunter immerhin Skiflug-Weltmeister „Goldi“ Goldberger, Jungfrau-Sieger Markus Hohenwarter und die Kenia-Asse, in den Schatten. Zu recht.
Dann geht es los. Ich hab’s befürchtet, das hier ist kein Marathon, das ist ein Sprint. Die vielen Zuschauer entlang des Seeufers stacheln an. Nach 3 km beginnt zunächst noch gemächlich dann steil der Aufstieg zum Falkenstein. Ich sehe eine lange Läuferschlange vor und eine kurze hinter mir. Es wird marschiert. Wer jetzt noch rennt, trägt eine gelbe Marathon-Nummer. „Marathonläufer!“ wird nach vorne gerufen, damit man Platz macht und die Jungs nicht ausbremst.
Ein Blick zurück und es ist klar, wir sind in einer traumhaft schönen Landschaft. Der See glitzert, die umliegenden Berge erscheinen schemenhaft im dunstigen Sonnenlicht, die Bäume sind schon leicht herbstlich gefärbt. 250 Höhenmeter sind es hinauf zum Falkenstein, dem Knackpunkt der Strecke, zu dem es keine Alternative gibt. Etliche Zuschauer sind den Läufern vorausgeeilt und begrüßen sie jetzt lautstark.
Dort, wo einst der Heilige Wolfgang mit seinem Stab gegen einen Stein stieß und so die noch heute sprudelnde Quelle entstand, ist der Anstieg zu Ende. Fast eben läuft man zur Kirche am Falkenstein (km 5/20), die an der Stelle errichtet wurde, wo in den Aushöhlungen der Felswand der Heilige Wolfgang fünf Jahre quartiert haben soll.
Ihr werdet es euch denken, nach besagtem Heiligen sind sowohl der Ort als auch der See benannt. 976 fand der Missionar und Bischof von Regensburg im Kloster Mondsee Zuflucht. Eigenhändig soll er die erste Kirche genau dort erbaut haben, wohin der ein Beil schleuderte. Neben dem erwähnten Quellwunder werden ihm weitere Wundertaten nachgesagt. Im Mittelalter war St. Wolfgang einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Europa.
Wir laufen den Pilgerweg praktisch in genau umgekehrter Richtung, denn er führt von St. Gilgen hinauf zum Falkenstein und dann hinunter nach St. Wolfgang. Einen anderen direkten Landweg als über den senkrecht zum See abfallenden Berg gibt es nicht. Der Weg hinunter zum Seeufer bei St. Gilgen ist viel steiler als unser Aufstieg von St. Wolfgang aus. Trotzdem schleppten die Pilger als Buße auch noch massenweise Steine mit sich, die sie oben ablegten. Gegenüber der Kapelle sieht es deshalb wie auf einem Steinbruch aus.
Wir haben jetzt einen herrlichen Blick auf den See, dessen Ufer wir wenig später beim 300 Jahre alten Gasthof Fürberg (km 6/21) erreichen. Die Fürbergbucht zählt zu den schönsten Plätzen am Wolfgangsee und der schmale, sonnige Uferweg nach St. Gilgen (km 9/24) zu den schönsten Abschnitten des Laufes. Anna Maria Walburga Pertl ist in St. Gilgen geboren. Kenn ihr nicht? Sie ist die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart. Vor ihrem Elternhaus ist die nächste Labestation.
Helmut Kohl kennt ihr – Stichwort Bundeskanzler. Nein, er ist nicht hier geboren. Aber er ist Ehrenbürger von St. Gilgen, weil er so oft Urlaub hier machte und das immer in den Nachrichten erwähnt wurde. Von St. Gilgen gibt es eine Seilbahn auf das Zwölferhorn (1522 m), einem kleinen Skigebiet.
Wir sind jetzt am Südufer und schauen hinüber zur senkrecht abfallenden Felswand des Falkensteins und zum Schafberg (1782 m). Deutlich ist die Himmelspforthütte erkennbar, leicht erreichbar mit der Schafbergbahn, einer Zahnradbahn von 1893, die noch heute mit Dampfloks betrieben wird.
Auf dem asphaltierten Uferweg ist trotz leichter Steigung gut laufen. Von vielen Bootshäusern reichen Anlegestege in den See. Kein Boot ist zu sehen. Ganz still ist es, auch der See zeigt keine Bewegung. Keiner spricht. Man schaut auf Wälder und Berge, die sich im See spiegeln und hält manchmal sein Gesicht genussvoll in die wärmende Sonne. Welch ein Tag.
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Ab km 11/26 wird es etwas lebhafter. Wir laufen parallel zur B 158, der Wolfgangsee-Bundesstraße, die aber trotz des traumhaften Wetters kaum befahren ist. Im Sommer ist das ganz anders. Aber jetzt sind Urlauber eher selten und nach dem Lauf um den Wolfgangsee ist die Saison endgültig zu Ende. Bis zu den beliebten Advents- und Weihnachtsmärkten schließen dann viele Hotels.
Wir entfernen uns jetzt etwas vom See, was die Sache nicht weniger spannend macht. Hinter den noch leuchtend grünen Wiesen sieht man auf kleine Orte und einzelne Bauernhöfe und auf der anderen Seite kommt man beim Blick auf Bleckwand (1541 m) und Sparber (1502 m) immer wieder ins Schwärmen. Es ist so schön, dass ich fast erschrecke, als ich an der Brücke über den Zinkenbach das Schild entdecke: „Noch 11 km“. Man bekommt an diesem Tag nicht genug.
Wo der Zinkenbach in den Wolfgangsee fließt, hat sich ein Schwemmkegel gebildet, von dem aus es ans andere Ufer nur 200 m sind. 114 m ist der auf 538 m Höhe liegende See maximal tief. Im Sommer werden 24 Grad Wassertemperatur gemessen, was den Wolfgangsee zu einem der beliebtesten Badeseen im Salzkammergut macht.
Wir erreichen Gschwendt, einen kleinen Ort, der schon zu Strobl gehört. Zeitgleich mit unserem Lauf wurde hier der 10km-Uferlauf gestartet. Nach ein paar 100 Metern weist uns ein Schild darauf hin, wir befinden uns jetzt auf dem Damm der ehemaligen Salzkammergut-Lokalbahn, auch Ischler Bahn genannt. Sie verband Bad Ischl und die Ferienorte im Salzkammergut mit Salzburg. Für den Kaiser gab es einen speziellen Salonwagen. Das erste Teilstück von Bad Ischl nach Strobl wurde 1890 eröffnet, drei Jahre später war die Strecke durchgängig befahrbar. 1957 wurde der Betrieb eingestellt.
„Noch 9 Km“ wird uns drohend angezeigt. Über Wiesen und verschilfte Flächen schauen wir auf den See und erkennen unschwer am anderen Ufer am Fuß des Schafberg St. Wolfgang und das direkt am See liegende legendäre Hotel „Zum weißen Rössl“. Seit über 500 Jahren gibt es den Beherbergungsbetrieb schon, seit fast 100 Jahren ist er im Familienbesitz. Ein Glücksfall für das Haus und die ganze Region war, als Ralph Benatzky es als Kulisse für sein Singspiel auserwählte. Ich bin sicher, irgendwann diesen Winter läuft auf irgendeinem Kanal die 99. Wiederholung der Verfilmung aus dem Jahr 1960 mit Peter Alexander als liebeskranken Oberkellner Leopold. Sein „Im Salzkammergut, da man gut lustig sein“ ist fast zum geflügelten Wort geworden.
Drei unvergleichlich schöne Kilometer durch Wiesen, Schilf, kleine Wäldchen und eine herbstlich bunte Birkenallee liegen hinter uns, als wir Strobl (km 21/36) erreichen. Zusammen mit St. Gilgen und St. Wolfgang gehört Strobl zur Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft (WTG), die für die Veranstaltung verantwortlich zeichnet. Den Namen des Ferienortes muss man unbedingt erklären. Strobl nannte man einen „struwweligen“ Mann. Und im 14. Jahrhundert, als der Wolfgangsee noch der Abersee war, lebte hier so einer, der Friedrich Stroblo nämlich. Ihm gehörte zunächst nur ein kleiner Fischteich. Tüchtig muss die Familie gewesen sein, denn 160 Jahre später werden die Strobl’s als Besitzer von Liegenschaften geführt, die den Kern der gesamten Ansiedlung ausmachten. Man nannte sie ganz einfach Strobl, was 1593 erstmals auch dokumentiert wurde. Das Wappen von Strobl zeigt logischerweise ein unverkennbar schlecht frisiertes Mannsbild.
Gleich vor der Pfarrkirche St. Sigismund hat Peter Wundsam seinen Info-Point aufgebaut. In Österreichs Laufszene ist er bekannt wie ein bunter Hund. Aber was heißt hier „wie“, er ist einer. Was der schon alles gemacht hat! Läuferisch ragen sein 12 Staatsmeistertitel heraus und die Qualifikation zu vier Europameisterschaften. Dass er wegen anderer Prioritäten seine Marathonzeit nicht unter 2:20 drückte, wurmt ihn noch heute. In der ewigen nationalen Bestenliste des Wolfgangseelaufes wird er übrigens heute von Markus Hohenwarter wegen ein paar Sekunden auf Platz 7 verdrängt.
Der Wolfgangsee hat nur einen Abfluss und das ist die Ischler Ache beim Bürglstein. Diese 741 m hohe Erhebung müssen wir rechts umrunden, die in Strobl gestarteten Teilnehmer des Panoramalaufes (5,2 km) laufen auf dem schmalen Holzsteg links herum die wesentlich attraktivere Strecke, die aber nur eine begrenzte Läuferzahl verkraftet.
Man könnte ja sagen, man hat genug gesehen und tut jetzt was für eine akzeptable Zeit. Aber ausgerechnet jetzt steigt die Strecke etwas an. Gleich liefern aber wieder herrliche Blicke über den See genügend Alibis für eine Foto- und Gehpause. Zwei Kilometer vor dem Ziel kann man sich noch einmal erfrischen. Damit man nicht gar so fertig ausschaut, wenn man gleich vor großem Publikum hinunter auf den Markt spurtet, zwischen Weißem und Schwarzem Rössl und vor der Wallfahrtskirche die letzte Kurve kriegt und ins Ziel rennt.
Nach dem Engadiner Sommerlauf ist das mein zweiter U 42. Wieder 27 km, wieder in paradiesischer Landschaft mit Bergen und Seen, wieder bei traumhaftem Wetter. Wenn euch demnächst jemand erklärt, beim Lauf um den Wolfgangsee muss man mal dabei gewesen sein, glaubt es. Es ist so. Jetzt, wo man sogar einen Marathon laufen kann (nicht muss!), erst recht.
Ich bin schon geduscht und bearbeite gerade die ersten Bilder, da wird über Lautsprecher der letzte Marathonläufer angekündigt. Schon seit einer halben Stunde versucht der Sprecher mit Appellen und Anekdoten, die Leute bei der Stange zu halten. Eine Geschichte geht so: Man wartete wie jedes Jahr auf den Letzten, um ihn genau wie die Ersten zu feiern. Da kommt eine Gruppe Musiker vorbei, die auf dem Weg zu einer Hochzeit sind, um dort aufzuspielen. Der Moderator hält sie auf und erzählt ihnen den Fall. Die packen ihre Instrumente aus und hauen dermaßen auf die Pauke, dass das weder die Zuschauer noch der Läufer jemals vergessen.
Ich renne auf den Balkon und schaue auf die Strecke. Nicht abgekämpft oder auf dem Zahnfleisch kommt der Erich aus Wien daher, sondern quitschvergnügt, aber humpelnd. Er ist verletzt und hat sich trotzdem durchgebissen. Das gibt Sympathiepunkte und spornt die vielen Zuschauer zu noch mehr Applaus an. Dankbar verneigt er sich und genießt die tolle Atmosphäre. Glück für ihn, dass ich heute auf den Marathon verzichtet habe. Ich hätte ihm den Triumph streitig gemacht.
Auf Wiedersehen beim Wolfgangseelauf/Salzkammergut-Marathon
am 17. Oktober 2021