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07.07.13 - Zugspitz-Extremberglauf

Das ist (Zug)spitze!

Ehrwalder Alm (1.502 m) – Hochfeldern Alm (1.732 m)

 

Nach ziemlich genau fünf km haben wir die Bergstation der Bahn und damit die Ehrwalder Alm erreicht. Freundlicher Beifall wird von den zahlreichen Zuschauern gespendet und wir haben allen Grund, uns bei der ersten Labestation (so muß man hier ja sagen) für die Unterstützung zu bedanken. Ich bin schon klatschnaß geschwitzt und brauche dringend Nachschub. Wenn ich nicht wüßte, daß es oben sehr viel kühler sein wird, würde ich mir am liebsten die zu warmen Klamotten vom Leib reißen, aber hinsichtlich später bin ich richtig angezogen.

 
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Ein Bild für die Götter sind die weidenden Kühe, die uns bis weit über 2.000 m begleiten. Sie sind völlig ruhig und an die vielen Menschen gewöhnt. Manchmal könnte ich sie anfassen, so nah bin ich ihnen. Der Weg ist jetzt gekiest, nicht mehr asphaltiert, immer noch gut zu begehen. Das jedoch wird sich sehr nachhaltig ändern. Ich ergötze mich bereits jetzt an einem Anblick, der uns bis zum Ziel nicht mehr verlassen wird: Wie an einer Perlenschnur sind die Läufer aneinandergereiht, nach vorne und nach hinten manchmal über hunderte von Metern zu beobachten. Der „Superman“ schwächelt bereits deutlich, aber auf ausdrückliche Aufforderung, auch mal wie ein solcher auszusehen, zwingt er sich nochmals kurzfristig zu einer positiven Geste. Das Gesicht spricht allerdings Bände.

 

Hochfeldern Alm (1.732 m) – Gatterl (2.024 m)

 

Die zweite Verpflegungsstelle an der Hochfeldern Alm kommt mir bei der heutigen Wärme schon fast zu spät und ich beglückwünsche mich, die große Flasche mitgenommen zu haben, die fast unabhängig macht. Wasser und Iso hinein, weiter geht’s. Und jetzt, 9 km sind es noch, ist Schluß mit lustig. Aber genau so wollen wir es ja: Weg vom Weg, Trail ist angesagt. Schnell wird mir klar, daß es ähnlich wie bei den Marathons an Jungfrau und Matterhorn werden wird: Oben heraus enge Pfade, die ein sinnvolles Überholen kaum möglich machen. Wer wirklich schnell sein will, muß vorne laufen. Wer, wie ich, irgendwo im Feld unterwegs ist, für den heißt es, sich immer wieder in Geduld zu üben.

 
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Sehr schnell gewinnen wir auf Geröll und Wiesenboden an Höhe, vor uns die phantastische Kulisse des Wettersteingebirges. Plötzlich ist der Weg auf einigen Metern überflutet und ich könnte mich ohrfeigen, die Goretex-Schuhe zuhause gelassen zu haben. Irgendwie gelingt es mir gerade so, trocken hinüberzukommen, nicht jeder schafft das und einige laufen schon ab hier mit feuchten Füßen. Der Weg wird immer anspruchsvoller: Die Wiese ist teils 20 – 30 cm ausgewaschen, immer wieder liegen Steine herum, auf die man nicht treten sollte, sonst kann der Lauf schnell vorbei sein. Die gesenkten Blicke, die ihr auf den Fotos sehen könnt, sind nur teilweise der Erschöpfung geschuldet, man muß sich einfach auf die unmittelbar vor einem liegenden nächsten zwei bis drei Meter konzentrieren.

Entgegenkommende Wanderer geizen nicht mit Beifall, haben es heute aber schwer, denn sie müssen den gleichen Weg wie wir nehmen und wir lassen kaum eine Lücke. Hier erlebe ich dann den Tiefpunkt meiner bisherigen Laufkarriere: Irgendeiner muß da grundsätzlich etwas mißverstanden haben, denn ich werde mit „Hopp, Oranje!“ angefeuert. Klaus, wir müssen dringend unsere Firmenfarbe ändern!

Dann kommt das erste Schneefeld: Ich bin heilfroh, Trailschuhe mit grobem Profil anzuhaben, so komme ich zunächst im Flachen ganz gut durch. Ich will nicht wissen, wie es, insbesondere im Steilen, denjenigen gegangen ist, die mit normalen Straßenlaufschuhen unterwegs waren. Purer Leichtsinn! Nicht einmal Bäume können einen noch auf kurzem Wege aufhalten, denn fast schon ist die Baumgrenze erreicht. Mit schweren Schritten stapfen wir weiter bergan, an Laufen ist einstweilen nicht zu denken. Überholen ist schwierig, trotzdem versuchen es einige, sagen wir mal Unentwegte, trotzdem. Stürzen sich mit Stöcken bewaffnet rechts an uns vorbei, um sich Sekunden später im Geröll zehn Meter weiter unten wiederzufinden. Nicht nur die Bergrettung betrachtet das Ganze mit Kopfschütteln.

Der Weg wird immer schwieriger, Trittsicherheit ist gefordert im ständigen Wechsel von kleinen Steinen, großen Steinen und teils tiefem Wiesengelände. Noch 7,4 km, ich glaube, meinen Augen nicht zu trauen: vor mir ist ein Barfußläufer unterwegs. Barfuß! Ist das jetzt bewundernswert oder einfach schwachsinnig? Dann kommt eine große, sehr matschige Bergabpassage. Alles vor mir eiert da irgendwie mit rudernden Armen herunter. Wofür liegt eigentlich das Seil aus? An dem kann man sich nämlich prima herabhangeln, danke dafür. Kaum ist das geschafft, kommt das nächste Schneefeld und dahinter ein Bild, das mir von der Jungfrau wohlvertraut ist: Moräne 2, sozusagen. Schier endlos ist die Reihe der Läufer auf schmalstem Pfad durch die Kieslandschaft, steil fällt der Hang nach rechts ab, Überholen unmöglich. Auch wenn es ein Dödel natürlich wieder versucht.

Nach einem weiteren „Abseilen“ ist in der Ferne ein Stau zu erkennen. Ein Grat ist zu überqueren, und das scheint so schnell nicht zu gehen. Was machen schon ein paar verlorene Minuten aus? Gar nichts, so bleibt mal Zeit, die Gegend ausgiebig zu betrachten, denn in der Bewegung muß ich doch immer wieder sehr genau den unmittelbar vor mir liegenden Weg betrachten. Mit erneuter Unterstützung eines Stahlseils ist auch das irgendwann geschafft. Und wie aus dem Nichts ist es plötzlich da.

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