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Swiss Irontrail

„Ich muss flexibel sein und die Situationen richtig einschätzen“

05.08.14
Quelle: Pressemitteilung

Am Swiss Irontrail vom 14. bis 17. August in Davos zählt Adrian Brennwald zum engsten Favoritenkreis. Grossen Respekt vor den knapp 202 Kilometern mit nahezu 11 500 Metern Steigung und Gefälle hat aber auch er. „Viele Dinge sind nicht planbar“, sagt der Zürcher.

Mit Adrian Brennwald sprach Anita Fuchs
 
Mit zwei Siegen sowie je einem dritten und vierten Platz bei vier Starts scheint Ihnen die erste Saisonhälfte geglückt. Sind Sie zufrieden mit dem Erreichten?

Auf jeden Fall. Nachdem ich letztes Jahr wegen einer Verhärtung des einen Oberschenkelmuskels fast die ganze Saison aussetzen musste, bin ich glücklich, wenn ich ein Rennen verletzungsfrei durchstehen kann. Eine Selbstverständlichkeit ist dies nicht, denn die Beschwerden sind nach wie vor vorhanden. Mit Massage, Physiotherapie und Übungen bekam ich die Verletzung aber in den Griff.

Ausgerechnet beim Eiger Ultratrail, den Sie zusammen mit dem Swiss Irontrail zum Saisonhöhepunkt deklarierten, verpassten Sie einen Podestplatz. War die Konkurrenz stärker oder befanden Sie sich am dritten Juli-Wochenende nicht in Top-Form?

Die Gegner waren besser. Insofern bin ich mit dem vierten Platz zufrieden. Speziell, weil ich mein Leistungsvermögen abzurufen vermochte. Dies ist das Wichtigste. Ob meine Leistung zum ersten, vierten oder zehnten Platz reicht, hängt von der Konkurrenz ab.

Mit seinen knapp 202 Kilometern wird der Swiss Irontrail der längste Anlass im Trail-Running sein, den Sie je absolvierten. Wie gross ist der Respekt vor der Distanz und den je 11 480 Metern Steigung und Gefälle?

Gross. Und zwar, weil viele Dinge nicht planbar sind. Ich denke zum Beispiel an das Wetter und die Beschaffenheit der Wege. Doch genau dies macht einen Start interessant. In einem 24-Stunden-Lauf legte ich zwar schon 232 Kilometer zurück, in den Bergen war ich aber noch nie so lange unterwegs.

Wie stellen Sie sich aufs überaus anspruchsvolle Rennen ein?

Es ist vor allem eine Kopfsache und eine mentale Vorbereitung daher unabdingbar. Im Training lasse ich mir verschiedene Situationen durch den Kopf gehen und überlege mir das entsprechende Verhalten. Zu Gute kommt mir dies insbesondere in Phasen, in denen es mir nicht wunschgemäss läuft. Profitieren kann ich zweifelsfrei von meinen früheren Teilnahmen an Ultra-Triathlons. Dabei erlitt ich immer wieder Krisen, fing mich aber auch wieder auf.

Einen Start am Swiss Irontrail hatten Sie schon letztes Jahr ins Auge gefasst, mussten letztlich aber wie eingangs erwähnt aus Verletzungsgründen absagen. Verfolgten Sie das Rennen via Internet?

Ja. Dadurch konnte ich mich in die Lage meiner Angehörigen versetzen, die ein Rennen von mir ebenfalls von zu Hause aus elektronisch verfolgen. Das war sehr spannend. Immer wieder erwartete ich die via Live-Tracker verfolgten Läufer zu bestimmten Zeiten bei der Zwischenzeit, doch es fühlte sich teilweise wie eine Ewigkeit an, bis sie diese passierten.

Welche Eindrücke gewannen und welche Schlüsse zogen Sie?

Mir fiel auf, dass mehrere Athleten anfänglich vorne mitliefen, im Verlaufe des Rennens aber Position um Position einbüssten und letztlich sogar aus unterschiedlichen Gründen aufgaben. Manche von ihnen liessen sich wohl zu einem für sie zu hohen Anfangstempo verleiten – was teilweise vielleicht auch die geringe Finisherquote von 30 Prozent erklärt.

Lohnt sich auf Grund dieser Begebenheit das Zurechtlegen einer Taktik?

Nein. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und allfällige Signale richtig zu deuten. Ein derart langes Rennen ist nicht planbar; es birgt viel Unvorhergesehenes in sich. Dieses kann eine persönliche Strategie gründlich über den Haufen werfen. Meine Taktik besteht darin, dass ich flexibel bin, Situationen richtig einschätze und entsprechend reagiere.

Dann stützen Sie sich also nicht auf Ihren Betreuerstab ab?

In einem Wettkampf muss ich ohne Betreuer zurecht kommen. Ihre Anwesenheit motiviert mich jedoch sehr – vor allem nachts und am zweiten Renntag.

Bei der dritten Auflage erfährt die Swiss-Irontrail-Strecke zwecks einer Attraktivitätssteigerung mehrere Modifikationen. Wie gefällt Ihnen die neue Streckenführung?

Den Rundkurs begrüsse ich sehr. Das Gefühl, nach vollbrachter Leistung an den Ausgangspunkt zurückzukehren, ist wunderschön. Zudem ist er sowohl für die Teilnehmer als auch für die Betreuer mit weniger Aufwand verbunden als ein Lauf, der von A nach B führt. Einen Teil der Strecke kenne ich, den anderen schaue ich bewusst nicht an. Ich denke, dass dieser Mix von Vorteil ist. Als wichtig erachte ich, dass mir der Anfang und der Schluss vertraut sind und das mittlere Teilstück die eine oder andere Überraschung mit sich bringt.

Auf welchen der zahlreichen landschaftlich überaus reizvollen Abschnitte freuen Sie sich am meisten?

Auf jenen von Lenzerheide nach Arosa und anschliessend nach Davos, weil ich auf diesen Teilstücken früher schon rannte und mit dem Bike unterwegs war. Aber auch die Passage vom Sertigpass zur Keschhütte mit dem folgenden Abstieg nach Bergün. Aller Voraussicht nach werde ich diesen Abschnitt bei Tageslicht zurücklegen und hoffentlich möglichst viel von der reizvollen Berglandschaft sehen.

Die Leidenschaft für Ultra-Distanzen entdeckten Sie beim Ultra Trail du Mont Blanc 2004. Wie beurteilen Sie die eigene Entwicklung in den zehn Jahren?

Für die Ultra-Triathlons trainierte ich gezielter und war leistungsorientierter. Seit ich mich auf Ultra-Läufe spezialisiere, trainiere ich spezifischer. Gleichzeitig erhöhte sich der Spassfaktor. Laufen in den Bergen bereitet mir enorm viel Freude und Genuss.

Und jene der Ultra-Wettkämpfe?

Das Angebot wurde grösser. Ebenso die Nachfrage, was sich insbesondere in ausgeschöpften Teilnehmerlimits ausdrückt. In der Anfangszeit des Trail-Running übten diesen Sport nur jene aus, die sich schnell mit ihm anfreundeten. Heute beteiligen sich an diesen Veranstaltungen teilweise Sportlerinnen und Sportler, für die das Laufen in den Bergen fremd ist und die nicht über einen ausreichenden Formstand verfügen. Die Herausforderung kann für sie zu einer Überforderung führen.

Ihr Palmarès zieren mehrere Erfolge im Ultra-Bereich – sei es in der Sparte Trailrunning oder früher beim Radsport und im Triathlon. Worin sehen Sie den Reiz in stundenlanger körperlicher Betätigung?

In der Antwort, ob und wie ich das entsprechende Ziel erreichen oder anders ausgedrückt die Herausforderung schaffen kann. Ich spüre aber auch eine gewisse Sucht, sprich ein Verlangen nach einer sportlichen Höchstleistung über viele Stunden. Irgendwie erscheint mir das Ganze wie eine Hassliebe. Während und unmittelbar nach dem Wettkampf denke ich oft, dass ich so etwas nie mehr machen werde. Am darauf folgenden Tag melde ich mich dann aber bereits wieder für den nächsten Wettkampf an.

Sie dürfen sich Europameister, Weltrekordhalter und insgesamt vierfacher Weltmeister nennen – alles im Double und Triple Ironman. Beabsichtigen Sie dereinst in den Triathlonsport zurückzukehren?

Nein. Der Triathlonsport im Ultrabereich ist überaus intensiv und zeitaufwändig. Zudem erreichte ich schon sehr viel, eine Steigerung erachte ich praktisch als unmöglich. Insofern ist dieses Kapitel für mich abgeschlossen. Im Vordergrund steht für mich in absehbarer Zukunft das Neue. Ich möchte für mich neue Strecken in mir bis anhin unbekannten Ländern kennenlernen. In der Sparte Ultra-Triathlon stellt dies ein Ding der Unmöglichkeit dar. Es sind immer Rundkurse, weshalb man von Land und Leuten nicht sehr viel mitbekommt.
 

Die Strecken des Swiss Irontrail


T201: Davos–Davos. 201,8 Kilometer (+/-11 480)
T141: Samedan–Davos. 145,8 Kilometer (+ 8220/-8370)
T81: Savognin–Davos. 88,1 Kilometer (+5010/-4630)
T41: Lenzerheide–Davos. 42,7 Kilometer (+2600/-2510)
T21: Arosa–Davos. 21,1 Kilometer (+1140/-1330)
 

 

Informationen: Swiss Irontrail
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