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15.04.23 - Kyffhäuser Bergmarathon

Es muss nicht immer Marathon sein

Mitte April ist Kyffhäuser Berglaufzeit. Das Streckenangebot und die Organisation, das kleinstädtische bis ländliche Umfeld und natürlich die Natur und das kulturelle Angebot ziehen auch uns fast jedes Jahr nach Bad Frankenhausen und zum Kyffhäuser Berglauf (KBL).

Dem KBL wird ja nachgesagt, der kleine Bruder des ebenfalls in Thüringen veranstalteten Rennsteiglaufs zu sein. Das mag hinsichtlich des Ursprungs der Veranstaltung, dem Termin einen Monat vor dem Rennsteiglauf und der geringeren Teilnehmerzahlen her stimmen. Aber ich bin mir sicher, dass der KBL die Unterstützung des großen Bruders nicht mehr braucht und allein für viele Teilnehmer reine Herzensangelegenheit ist.

 

 
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Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner besten Seite. Es regnet in der Nacht und am Morgen, die Temperatur bleibt unter 10 Grad Celsius. Das hält vielleicht einige Nachmelder von der geplanten Teilnahme ab, insgesamt aber werden die Veranstaltung um die 1 600 Sportler über die elf verschiedenen Rennen im Laufen, Wandern oder Radfahren finishen.

Wir haben uns in diesem Jahr für den Halbmarathon entschieden. Dieser hat von allen Rennen die meisten Teilnehmer: 235. Den Marathon werden knapp 200 Teilnehmer bewältigen. Die Marathonis sind schon eine Stunde unterwegs, als wir pünktlich um 9:30 Uhr auf die Reise geschickt werden.

Vom Schlossplatz aus führt die Strecke die Bornstraße hinauf und wir haben den schiefen Turm der Bad Frankenhauser Oberkirche im Blick. Unterhalb der Kirche biegen wir rechts ab und laufen weiter auf Asphalt gemächlich bergauf. Die Stimmung im Feld ist gelöst und locker. Die Freude auf das, was kommt, ist spürbar. Entgegen der Vorhersage hält das Wetter sich. Das heißt, es regnet nur ein bisschen und auch der Wind hält sich in Grenzen. Eric (Geländeläufer Spandau) bemerkt, dass er die falsche Jacke gewählt hat und jetzt schon ordentlich schwitzt.

 

 
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Noch sind keine zwei Kilometer gelaufen und es wird zum ersten Mal spannend. Wir queren auf den ersten Feldweg ein und pirschen uns mühsam durch den Matsch oder auf dem Feldrand hinauf. Der weite Landschaftsblick hinab ins Kocherntal entschädigt uns dann bald dafür.

Nach drei Kilometern Anstieg läuft es jetzt drei Kilometer bergab. Das ist auf dem sanften Wiesenweg des Naturflugplatzes ganz angenehm. Nach sechs Kilometern gibt es im Dorf Udersleben die erste Getränkestelle. Tee, Wasser oder Cola? Das angebotene Bier lassen die meisten Läufer links stehen.             

Bis hierhin verliefen Marathon und Halbmarathon auf gleicher Strecke. Doch während die Marathonis für weitere 9 Kilometer durch die Ebene am Nordosthang des Kyffhäusers geschickt wurden, dürfen die Halbmarathonläufer jetzt direkt rein in den Kyffhäuser. Das heißt, jetzt läuft es vier Kilometer bei Steigungen um zehn Prozent bergauf. Wir „KBL-Wiederholungstäter“  kennen diesen steilen und karststeinigen, von Wald- und Obstbäumen umsäumten Weg. Nur führte er früher hinab. Jetzt also für mich zum ersten Mal bergauf. Zum Lohn gibt es am Seebersbrunnen, einem Wanderwegekreuz, die erste Verpflegung mit Äpfeln, Bananen und Keksen.

Die schwerste Passage beim Halbmarathon ist geschafft. Weiter läuft es den Rennweg auf gut befestigtem Untergrund westwärts über das Kyffhäuser Gebirge entlang. Bei Kilometer 12 macht die Strecke einen Abstecher nach rechts zum Gietenkopf und belohnt uns mit einem Ausblick auf das Kyffhäuser Denkmal. In verwunschenen Wolkenfahnen gehüllt liegen uns die Ruinen der alten Reichsburg und der zum Gedenken an Kaiser Wilhelm 1. errichtete Aussichtsturm, getrennt durch das von der Wolweda durchflossene „Langes Tal“, gegenüber. Wohl jeder Läufer legt hier Stopp ein, um ein Foto zu schießen.

 

 
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Zurück auf dem Rennweg bleiben uns die mystischen Bilder erhalten, denn wir laufen durch wolkenartige Nebelschwaden. Bald haben wir am Kautsberge mit 450 Metern den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Also läuft es von nun an überwiegend bergab. Und es wird wieder spannend, denn wir tasten uns auf einigen matschigen Passagen voran.

Bei Kilometer 14, am Ententeich, werden Marathon- und Halbmarathonstrecke wieder zusammengeführt und der Verpflegungspunkt der Bundeswehr kündigt sich mit zünftiger Hartrockmusik an. Doch es geht hier wie überall nett zu. Viele Läufer bedanken sich für die Bewirtung. Die nächste Passage vom Ententeich hoch zum Wegepunkt Dreiforststein ist berüchtigt und altbekannt. Zunächst dürfen wir Läufer unsere Schuhe mit dem roten Matsch weihen und dann führt es nochmal knackig bergan.

Danach dann auf dem Schwarzer Weg und dem Tilledaler Steg bergab. Um mich herum sind meist die gleichen Läufer. Ab und zu ein kurzer Plausch, mit Ines und Cliften (Lauf gegen Leiden) verabrede ich mich im Ziel auf ein Bier. Im hinteren Feld des Halbmarathons läuft es gemütlich. Aber uns überholen einige Marathonis: drahtige jüngere Männer, die scheinbar mühelos auf eine Endzeit um die 3 Stunden zulaufen. Einer der Marathonis, drahtig aber nicht mehr ganz jung, grüßt mich süddeutsch mit „Servus.“ Ich erwidere den Gruß mit meinem nordischen „Moin.“ Ein paar Meter forciere ich und laufe ihm hinterher. Bald halte ich nicht mehr mit und werde wieder gemütlich.

 

 
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Am Tilledaler Tor laufen wir aus dem Wald heraus und nehmen an der letzten Getränkestelle noch einen Schluck. Als dann das Panoramamuseum mit dem Rundgemälde über den Bauernaufstand in unseren Blick kommt, sind es noch drei knappe Kilometer. Ein Frauenchor geleitet uns mit volksliedhafter Weise den steilen Schlachtberg hinunter. Um uns jetzt noch Wanderer, mit denen wir ums Wegerecht ringen. Alles klappt aber reibungslos, auch die letzte Matschpassage. Dann kommt mit der schiefen Oberkirche Bad Frankenhausen in den Blick. Dann der Hausmannsturm und von der steil hinab führenden Thomas Münzer Straße schöne Ausblicke auf die Kurstadt selbst.

Der letzte Kilometer dann mäßig bergab vorbei am Solewasser-Vitalpark, am Kurpark, an der Kyffhäuser Therme. Der Zieleinlauf dann unter Applaus und Moderation durch das gelbe Barbarossa-Autohaus-Tor. Im Ziel eine Medaille um den Hals und das Wahrnehmen von jeder Menge gelöster Gesichter. Der Kyffhäuser Berglauf hat wieder ein gutes Stück Geschichte geschrieben.

Auf dem Halbmarathonkurs gibt es im Verhältnis zum Marathon weniger Straße und Asphalt. Bei den Höhenmetern stehen laut meiner Uhr den 480 Metern beim Halbmarathon 790 Meter beim Marathon gegenüber. Rund zwei Drittel der Halbmarathonstrecke sind mit der beim Marathon identisch. Natürlich ist der Marathon die Königsdisziplin beim KBL. Nicht nur wegen seiner doppelten Länge, sondern auch weil er durch die Königspfalz Tilleda und zum Kyffhäuser Denkmal hochführt. Und das Hochlaufen beim Marathon durch das „Langes Tal“ an der Wolweda zum Kyffhäuser Denkmal empfand ich im letzten Jahr ein gutes Stück anspruchsvoller als die schwerste Passage beim Halben heute.                           

Aber es muss nicht immer Marathon sein. Der Halbe beim KBL hat es in sich und erfreut sich nicht umsonst großer Beliebtheit. Den Halbmarathon gewonnen hat nach mehrmaligen zweiten Plätzen zum ersten Mal Lokalmatador Stephan Knopf aus Artern in 1h25min43sec. Der KBL ist Stefans Lieblingslauf, auch weil hier für ihn seine Laufkariere begann. Bei den Damen gingen die ersten vier Plätze sämtlich nach Berlin, mit deutlichem Vorsprung angeführt von Anne Barber (LC Run-Hill Berlin) in 1h35min38sec.  

 

Informationen: Kyffhäuser Bergmarathon
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