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16.08.14 - Lecher Höhenhalbmarathon

Agasa am Karhorn

Anstieg nach Bürstegg

 

Die Laufstrecke führt nun über die Lechtalstraße, die für uns gesperrt ist. Der Gendarm ruft: „Net stehenbleiben, laufen“. Aber ein Foto muss sein. Er lacht recht dreckig, als ich mich wieder in Bewegung setze. Dabei würde ihm ein wenig Bewegung auch nicht schaden.

 
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Am Holztürl zum Almgebiet hat sich mittlerweile eine Dreckrutschbahn gebildet. Ausweichen unmöglich. Immerhin kann man sich am Zaun festhalten. Aber nicht zu tief greifen, denn da macht man Bekanntschaft mit rostigen Stacheldraht. Sausteil und im Zickzack geht es die Hang hinauf. Jeder muss sich seinen Weg selbst suchen, denn den 30 Zentimeter breiten Wanderweg haben die Kühe malträtiert. Dem bisschen Grip haben unsere Vorläufer endgültig den Garaus gemacht.

Am Ende des Morasttrails lassen einige einen Befreiungsschrei los, denn auf einer befestigten Fahrstraße lässt es sich wieder gleichmäßig laufen. Kurz nach dem sechsten Kilometer (jeder dritte ist markiert) folgt bereits die zweite V-Stelle mit Wasser und Iso-Getränken. Kurz danach zweigt der Fitnesslauf nach links ab.

Frühzeitig sehen wir ein markantes Kirchlein und einige Häuser. Die Siedlung Bürstegg auf 1719 Meter Seehöhe ist die höchstgelegene Walsersiedlung in Vorarlberg. Heute wird die Siedlung vornehmlich als Hochalpe genutzt und wird nur in den Sommermonaten von Wanderern und Touristen angelaufen. Das Kirchlein wurde 1695 erbaut und später dem Hl. Martin geweiht.

Dann wird es spürbar unangenehmer, es ist noch kühler geworden, der Wind frischt auf und der Regen hat zugenommen. Bei zwei Helfern ziehe ich mir nun die mitgeführte Funktionsjacke an. Andere Läufer haben das schon hinter sich. Was haben die Kenianer da gemacht, denn die sind ja in „kurz“ unterwegs. Schneller laufen?

 

You Never Walk Alone

 

Weitere 200 Höhenmeter sind nun zwischen Bürstegg und dem 1941 hohen Wannenkopf zu bezwingen. Anfangs ist der Weg noch breit genug, später wird er schmaler und für ein gefahrloses Überholen muss man sich untereinander verständigen. Holzbretter führen über Wasserläufe. Zumindest ist man nicht allein, denn immer wieder warten neugierige Kühe auf die Läufer.

 
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Und dann fängt es zu Graupeln an. Scheußlich. Der Wind und die Nässe ziehen mir aus dem Hirnkastel die letzte Wärme. Es schmerzt. Genick einziehen, vom Wind wegdrehen, so gut es geht. Wenigstens dauert der Graupelschauer nicht lange, denn nach fünf Minuten lässt es nach und sogar ein blauer Fleck ist zwischen den Wolken auszumachen. Doch gleich zieht es wieder zu.

Dann wartet ein kurzer Stich nach oben, bevor wir dann gefällig die Bergstation der Steffisalpbahn (1884 Meter) erreichen. Wir haben neun Kilometer hinter uns gebracht, an der dritten der sechs Tankstellen wird eifrig zugegriffen.

Die vier Zuschauer, letztes Jahr waren es fünf, halten aus. Bei einem Mädel sind nur die Augen zu sehen, die anderen drei halten Schilder vors Gesicht mit dem bekannten Sprüchen: „Umdrehen wär jetzt auch blöd, gell“ „Keiner hat gesagt, es wird leicht.“

Einen kurzen Moment lichtet sich die Wolkendecke in Richtung Karhorn und Auenfelder Horn. Unterhalb der Felsen ist etwas komisches Weisses zu sehen: Schnee. „Für's Schifoarn is es z'wenig,“ meint ein Helfer. An der Krumbacher Alpe (1936 Meter) können wir wieder trinken. Die meisten Höhenmeter sind bis hierher geschafft, auf der zweiten Hälfte sind nur noch einige Gegenanstiege versteckt.

Alexander Schork hat seine gute Laune nicht verloren, obwohl er bei jetzt knapp über den Gefrierpunkt oben nur mit einem Shirt bekleidet ist. Mich friert, wenn ich ihn so sehe. Eine knappe Stunde noch, dann werden wir im Ziel sein.

 

Regen, Graupel, Dreck

 

Dann kommt ein Wegstück, vor dem man uns schon am Start gewarnt hat. Tiefe Wege, Schlamm, Morasttrails, teilweise weglos. Tempo raus nehmen, so wurde uns geraten. Einige Läufer haben sich schon mächtig eingedreckt. „Schweine wollt ihr sein? Säue seid ihr!“, fällt mir ein. Und dazu gehöre auch ich, denn
mehr als einmal tauche ich mit meinen Schuhen in eine Suhle rein. Bei jedem Schritt höre ich aus meiner Fußbekleidung schmatzende Geräusche.

 
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An der tiefsten Stelle hält sich ein Wanderer auf und beobachtet. Ich möchte auch warten, ob es einen in die Soße haut. Lasse es dann aber bleiben und passe auf, dass es mich beim Laufen und Fotografieren nicht selber trifft. Eine Viertelstunde geht das so, dann endlich kann unterhalb des Salobersattels ein Fahrweg wieder normal belaufen werden.  Er bringt uns zur Unteren Auenfeldhütte bringt. An der Hütte können wir erneut auftanken. Äpfel und Bananen stehen auch im Angebot.

 

Gefällig zurück

 

Auf den nächsten Kilometern warten noch einige Gegenanstiege wie der zur Gaisbüelalpe (knapp 100 Höhenmeter nach oben) und aus dem Einschnitt des Kitzbaches heraus. Doch die Tendenz ist gefällig. Kurz nach der letzten Tankstelle bekommen wir festen Boden unter den Füßen, Asphalt, der uns in wenigen Minuten hinunter nach Oberlech bringt. Wir durchlaufen den Ortsteil, manchmal führt der Rückweg steil hinab. 300 Höhenmeter geht es auf die letzten drei Kilometer hinunter.

 
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Ab der Rud-Alpe geht es quasi im Zielsprung nach unten, so steil geht es hinab. Die Muskeln werden sauer. Wir sind im Ortsgebiet und laufen am Lech entlang. Der letzte Kilometer, der bereits oben in Oberlech angezeigt wird, ist ein bisserl lang. Entweder hat man in Meilen gemessen, oder es handelt sich um die Luftline zum Ziel. Vor dort hört man schon den Moderator.

In Lech sind kaum Zuschauer zu sehen, die Niederschlagsintensität hat wieder zugenommen. Die Feuerwehrkameraden an der Hauptstraße nehmen das gelassen hin. „Da wird unser Bier wenigstens nicht warm“. Nach einer weiteren Minute biege ich auf den Zielschuss vor dem Sportpark ein. 15 Minuten mehr als letztes Jahr sagt die Uhr, bei den Bedingungen kein Wunder.

 

Im Ziel

 

 
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Nach der kurzen Trinkpause sammele ich noch einige Bilder im Zielbereich und auf der Zufahrtsstraße. Die Duschen sind heiß und begehrt. Die Zeit bis zur Siegerehrung wird mit Moderation und Musik überbrückt. Letztes Jahr saß man im Freien und im Schatten, heute hat man das Fest gleich in die Halle verlegt. Die Siegerehrung kann ich leider nicht abwarten, denn morgen muss ich nochmals ran: Beim Engadiner Sommerlauf. Es ist ein Stückchen zu fahren. Petrus hat für morgen Besserung gelobt. Schaun mer mal.

 

Ergebnisse

 

Höhenhalbmarathon

Männer

1. Henry Kimani Mukuria (KEN) 1:31:42,7
2. Peter Chege Wangari (KEN) 1:31:49,1
3. Samuel Njeru Karani (KEN) 1:34:33,1

Frauen

1. Lucy Wamburi Murugi (KEN) 1;47:11,0
2. Heidrun Besler (GER) 2:02:48,4
3. Andrea Rauch-Feurstein (AUT/V) 2:02:59,2

 

Fitnesslauf (13 km)

Männer

1. Jodok Feurstein (AUT/V) 1:09:28,2
2. Balint Pap (HUN) 1:13:20,7
3. Andreas Howorek (GER) 1:16:50,7

Frauen

1. Iris Bruse (GER) 1:26,49,4 Stunden
2. Vera Hirsch (AUT) 1:28:57,2
3. Katrin Fleischer (GER) 1:31:15,1

 

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Informationen: Lecher Höhenhalbmarathon
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