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21.06.14 - Mozart 100

Trail-Oper mit vielen Tempi, Kadenzen und Kontrapunkt

Als passionierter Musiker, ich habe früher Tenorhorn gespielt, war es natürlich ein lange gehegtes Ziel, in der Geburtsstadt von Mozart zu laufen. Da das Musikgenie nicht nur kurze Serenaden, sondern auch lange Opern geschrieben hat, habe ich mich für die Opern-Variante entschieden, in 2 Akten (= 2 Runden), mit insgesamt 102 km.

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren und war ein musikalisches Wunderkind, hat aber sicher nie an Langstreckenlauf gedacht. Damals war die übliche Fortbewegungsart die Pferdekutsche und Pferde mussten alle 25 bis 30 km an den Pferdewechselstationen gewechselt werden.

Diese Möglichkeit haben wir als Läufer nicht, wir müssen die Strecke alleine bewältigen, auch wenn die durchschnittliche Geschwindigkeit und die Tagesleistung von Postkutschen bei 100 bis 110 km pro Tag lag. Dies in Verbindung mit den Pferdewechselstationen entspricht eigentlich genau dem Mozart 100 Staffelwettbewerb (ob der Veranstalter da wohl dran gedacht hat?) Sicherlich taten dem Reisenden in der Kutsche aber andere Körperteile weh, als uns Läufern. Aber eins ist absolut klar: Die Strecke des Mozart 100 muss man laufen, um die wundervolle Umgebung vollends in sich aufnehmen zu können.

Da der Laufevent strategisch günstig an einem verlängerten Wochenende liegt, hatte ich mit meiner Frau, übrigens Klarinettistin und ein noch größerer Mozart-Fan als ich,  die Gelegenheit zu einer 4-Tages-Stipvisite in der Geburtsstadt von unserem „Wolferl“.

 

Bilder aus der Stadt

 

 
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Das altehrwürdige, denkmalgeschützte Hotel Elephant, in dem wir untergebracht waren, hat seit dem 15. Jahrhundert verbürgt einen Ausschank. Ende des 18. Jahrhunderts setzt sich statt der Schenke „Zum Sauerwein“ die Bezeichnung „Zum Schwarzen Elephanten“ oder nur „Zum Elephanten“ durch. Anekdotenhaft geht dies auf Kaiser Maximilian II. und seine Gemahlin Maria von Spanien zurück, die von König Johann III. von Portugal zur Vermählung einen Elefanten namens Soliman zum Geschenk erhalten hatten und mit diesem auf der Heimreise auch in das damals salzburgische Mühldorf  kamen, wobei der Salzburger Bürger Hans Goldseisen, der spätere Besitzer der Hauses Sigmund-Haffner Gasse 4, für die Betreuung des Tieres verantwortlich war. Für uns war jedoch etwas anderes noch wichtiger:  Das Hotel liegt nur unweit der Startnummernausgabe, mitten in der historischen Altstadt, die zusammen mit der Neustadt,  Mülln, dem Mönchs- und dem Kapuzinerberg sowie Teilen von Nonntal 1996 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Doch nun zurück ins moderne Salzburg und zum Laufevent, der nun bereits zum dritten Mal stattfindet und immer mehr Teilnehmer anzieht. Die ersten „Kinderkrankheiten“ sind ausgestanden, die Informationen über den Event sind hervorragend.

 
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Rund 1.000 Läufer haben gemeldet, und die teilen sich auf die 100, auf die 55 und auf die 25km  auf. Hinzukommen noch die Staffeln.  Die Starttüte mit Start-Nummer und RFID Chip gab es schon am Vortag. Und jeder Finisher wird ein  Überraschungsgeschenk im Ziel erhalten, doch dazu mehr. Die Teilnahmebedingungen müssen gegen Unterschrift akzeptiert werden und dann steht dem  Trailabenteuer nichts mehr entgegen. Beim obligatorischen Race Briefing, dass durch die beiden Veranstalter Josef Mayerhofer und Micky Fried durchgeführt wurde, wird zwar auf die ca. 50 % befestigte Wege hingewiesen, doch haben es die anderen 50% und die 2.500 Höhenmeter um so mehr in sich. Auch die zu vergebenden 2 UMTB Punkte sollten jeden Starter erkennen lassen, worauf er sich hier einlässt. Als besonderes Highlight wurde diesmal als verlängerte Zielgerade der Kapuzinerberg gewählt, bei dem nach gut 97 km nochmal 220 Höhenmeter mit über 400 Stufen zu bewältigen sind.

Es hatte den ganzen Freitag, aber für den Lauftag selber waren keine Niederschläge vorhergesagt. Am sehr frühen Samstagmorgen gehe ich dann den kurzen Weg zum Start. Unterwegs nehme ich mein Frühstück in Form von Müsliriegeln und isotonischen Getränken zu mir. Noch ist es dunkel und die Stirnlampe ist ein wichtiges Utensil für die ersten Kilometer, wie auch die Leuchtweste. Sicherheit geht immer vor.

Am Start stehen die gut 150 „Langstreckler“ und warten ungeduldig, dass es um 5 Uhr endlich losgeht. Die 55km-Läufer haben noch 3 Stunden länger Zeit. Aber wie heißt es so schön, der frühe Vogel fängt den Wurm, und Vögel zwitschern um die Zeit sowie schon. Micky Fried begrüßt die Starter fast alle persönlich und ein Streichertrio spielt natürlich Mozart. Das bringt uns in die richtige Stimmung, auch wenn die 8 Grad doch noch recht kühl sind. Überhaupt ist die Atmosphäre am Start fantastisch. Hinter uns der Salzburger Dom und über uns die Salzburger Festung in der Morgendämmerung. Vor uns der Mozartplatz mit der Mozart Statue. So muss es sein!

 
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Dann geht es los und wir begeben uns auf die erste Runde von gut 46 km. Im Dämmerlicht sehen wir den Festungsberg mitten im Salzburger Becken liegen. Darauf thront die Festung, dessen älteste Teile aus dem Jahr 1077 stammen. In vier Jahrhunderten wurde die Anlage immer verstärkt, so dass sie heute einschließlich der Basteien als eine der größten Burgen in Europa gilt. Am Tag nach dem Lauf habe ich dort oben im Wappensaal mit meiner Frau Martina übrigens ein tolles Kammerkonzert erleben dürfen, mit Stücken von Mozart, Haydn und Beethoven.

Am Wilhelm-Kaufmann-Steg bei Kilometer 3 überqueren wir die Salzach und laufen am jenseitigen Uferweg noch 1,5 km entlang der Salzach. Dieser 225 Kilometer lange Fluss, der in der Nähe von Braunau in den Inn mündet, ist der längste Zufluss des Inn und  verdankt ihren Namen der Salzschifffahrt, die bis ins 19. Jahrhundert auf dem Fluss betrieben wurde. Das Salz wurde im nahen Hallein gewonnen, wie mir am nächsten Tag der Kapitän des Ausflugsschiffes erzählte. Das Boot hat nur 35 cm Tiefgang, da die Salzach normalerweise nur sehr niedrige Wasserstände hat. Bei Hochwasser sieht das anders aus, wie die Flutwände, an denen wir vorbei laufen, eindrucksvoll bezeugen.

Wir verlassen die Salzach nach links. Auf dem Klausbachweg geht es langsam und stetig hinauf. Dann folgt auch die erste Labestation (Verpflegungsstelle) und kurz danach schon das Kilometerschild fünf.  Die Verpflegung ist sehr gut, denn alle fünf Kilometer gibt’s Wasser, Isogetränke, Cola und diverse Getränke von Stiegl. Heute ist die Stieglbrauerei die größte in Privatbesitz befindliche Brauerei Österreichs und produziert rund 1 Mio.  Hektoliter Bier. Der Hauptsitz ist natürlich in Salzburg, was auch das Engagement beim Mozart 100 erklärt.

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Informationen: Mozart 100
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