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10.06.23 - Saslong Halbmarathon

Rund um den Langkofel

Einmal im Jahr muss es sein, dass ich die lange Anreise in die Alpen unternehme, um in der überwältigenden Bergwelt laufen zu können. Dieses Jahr habe ich mir unter anderem den Saslong Half Marathon in den Dolomiten ausgesucht. Dabei ist mir das Laufcamp von run2gether aufgefallen, das mich nun noch während der Woche beschäftigt.

Also los. Die Anreise per Auto war kein Problem. Auf dem Alpenhauptkamm lag noch dekorativ ordentlich Schnee. Bei der Ankunft in St. Christina nachmittags waren 12 Grad und Regen nicht so erwartet, aber Vorhersagen von Gewitter in den Bergen sind nicht so genau möglich. Gewitter hatten wir dann zwar häufig, aber nachmittags oder abends haben diese das Programm nicht gestört.

 

 
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Bis es Zeit war, die Startnummer abzuholen, habe ich einen Spaziergang durchs Dorf und entlang des Legendenwegs nach Sankt Jakob gemacht. Auf diesem Weg wird mit Bildern, die Schulkinder aus St. Christina gemalt haben, die Geschichte erzählt, die zur Stiftung der Kirche geführt hat. Von diesem Weg habe ich einen schönen Blick auf den Langkofel, der beim Saslong Halbmarathon zu umrunden ist.  Mitten in St. Christina ist ein Tunnel der Bahnstrecke wieder begehbar. Die Trasse, die vom Eisacktal bis nach Wolkenstein verläuft, wurde unter Kriegswirtschaft mit vorwiegend Kriegsgefangenen in nur wenigen Monaten gebaut, zunächst provisorisch, die Tunnel kamen nach und nach dazu. Bis 1960 fuhr die Bahn noch Touristen ins Grödnertal.

Eine Besonderheit bei Rennen in Italien ist, dass man ein Gesundheitszeugnis vorlegen muss, mit dem eine gründliche Untersuchung nachgewiesen wird. Ohne das kann man auch starten, kommt aber nicht in die Wertung. Alternativ tut es auch die Mitgliedschaft in einem Verband. Daher gibt es am Ziel eine zweite Liste, in der die „just for fun“ Läufer ohne Wertung aufgeführt werden.

Start und Ziel des Saslong sind am Monte Pana, der etwas oberhalb von St. Christina und direkt unterhalb des Langkofels liegt.

Am Vorabend hole ich mir meine Startnummer. Es ist schon viel Trubel, mehr als 500 Läufer werden starten. Manche haben rechtzeitig ein Zimmer im Hotel Cendevaves gebucht, das direkt an Start und Ziel liegt. Ich ziehe am Sonntag dorthin um, um das Laufcamp mit kenianischen Trainern in traumhafter Landschaft zu genießen.

 

 
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Der Start am Samstag ist um 9 Uhr, da ist es noch angenehm kühl. Für gut drei Kilometer geht es über breite Forstwege, sodass sich das Feld verteilen kann und es keinen Stau am Beginn des Single Trails gibt. Jedenfalls für mich, der ich mich von Anfang an weit hinten im Feld bewege. Der größte Teil der gut 900 Höhenmeter wird im ersten Drittel der Strecke bezwungen, aber auch später gibt es noch ein paar knackige Anstiege.

Der Start liegt auf 1600 Metern, nach knapp 6 km sind wir an der Comici Hütte schon auf 2154 m und um die erste Ecke des Langkofels herum. Hier liegen Schneereste für Spielchen bereit.  Nun geht es durch die Steinerne Stadt, die aus großen Felsblöcken besteht, die dekorativ in der Landschaft liegen.

 

 
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Wir sind jetzt oberhalb der Baumgrenze, nur noch einzelne Bäume lockern das Landschaftsbild weiter auf. Mit vergleichsweise wenig Anstiegen erreichen wir die nächste Verpflegungsstation an der Seilbahn, die in die Langkofelscharte hinauffährt. Diese Scharte habe ich mal in einem schneearmen Winter erwandert. Da ich auf so einem Halbmarathon in den Bergen natürlich viel länger unterwegs bin, als bei einem Lauf in der Ebene, schätze ich es sehr, dass reichlich Verpflegungsstationen mit einem großen Angebot an Getränken und Häppchen eingerichtet wurden.

Kurz darauf sehen wir hunderte Radfahrer auf der Sellapassstraße. Am Tag unseres Rennens sind die Straßen der vier Pässe rund um die Sellagruppe (Sellajoch, Pordoipass,  Campolongopass und Grödnerjoch) für den Sella Ronda Bike Day für den Autoverkehr gesperrt.  

 

 
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Ein Stück weit laufen wir auf Wirtschaftswegen über Almen auf und ab. Mit der beeindruckenden Marmolata kommt der höchste Berg der Dolomiten in den Blick. Überhaupt die Berge: Neben dem Langkofel, unserem ständigen Begleiter zur Rechten, genießen wir den Ausblick auf den Sellastock, die Marmolata, den Schlern über der Hochebene der Seiser Alm und viele weitere Gipfel.

Nach der Friedrich August Hütte mit ihrem ungewöhnlichen Werbeschild „The Yak Place“ geht es quer am Hang auf teilweise anspruchsvollerem Untergrund weiter. Dafür gibt es jetzt weniger Anstiege, und die Liebhaber technischer Strecken kommen auf ihre Kosten. Zur Abwechslung führen aber auch ein paar Treppenstufen eine Felsnase hinauf.

Etwa bei km 13 haben wir die Südseite des Langkofels abgelaufen und den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Diese Seite des Massivs bildet der Plattkofel. Hinter der Plattkofelhütte geht es kurz ein steiles Stück der Zufahrtsstraße hinunter und dann zunächst wieder am Hang entlang, immer mit herrlichem Ausblick über die Seiser Alm, zumindest für die, die den Blick kurz vom Weg nehmen. Ich bin den Weg ein paar Tage später noch einmal langsamer als long run im Trainingscamp gelaufen und habe dann entsprechend mehr gesehen.

 

 
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Nun geht es über Wiesen und dann durch den Wald wieder 600 m herunter. Wer sich seine Reserven gut eingeteilt hat, kann jetzt Gas geben. Wir umrunden noch einen Minisee und kommen über eine Skibrücke zurück zum Start, oder positiver ausgedrückt, ins ersehnte Ziel.  

Da ist die Stimmung groß und die Versorgung optimal. Neben Kaltwasserbecken für die Füße und Massagen gibt es die beste Zielverpflegung, die ich je genossen habe. Man kann unter verschiedenen Gerichten aus der Hotelküche wählen. Meine Wahl Goulasch mit Speckknödeln habe ich nicht bereut.

 

 
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Die Siegerehrung wird von zwei Kindern in schicker Grödner Tracht unterstützt. Die beiden sehe ich am Sonntag wieder bei der Fronleichnamsprozession im Dorf. Neben den Siegern der Alterskategorien werden auch der jüngste und der älteste Teilnehmer geehrt. Wenn ich noch ein paar Jahre durchhalte, könnte ich das mal werden. Nein, nicht der Jüngste.

Was wir noch gesehen haben, aber zu weit weg für ein Foto: ein scheues Reh, Murmeltiere, Drachenflieger.

Ich empfehle den Saslong Half Marathon allen, die gern in den Bergen laufen. Für mich hat sich die weite Fahrt in diese besondere Landschaft alleine für dieses Rennen gelohnt. Die Kombination mit dem Trailcamp am selben Ort verdoppelt die Freude.

 

Informationen: Saslong Halbmarathon
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