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01.06.14 - Höllwand-Marathon (RennsteigQuerung)

Drei Berge und 44 Kilometer

Hörselberg – Kahlenberg


Mit Mario Jäger gehe ich den ersten Anstieg an, der uns auf den Großen Hörselberg (484 Meter) führen wird. Zuerst verläuft der Kurs noch dezent auf Betonplatten, doch am Waldrand biegen wir halblinks ab, die Steigung nimmt gehörig zu. Ich weiß nicht, ob 150 Höhenmeter bis zur Spitze reichen werden, aber es dauert eine Zeitlang, bis wir oben am Turm aus dem Wald herausmarschieren. Mit Laufen ist es da nicht weit her. Der Jakobsweg führt hier herauf, und wer noch ein paar Kilometer dran hängen will, kann ja in der Zukunft den Pilgerweg durchwandern. „Ich bin dann mal (länger) weg,“ wird es heißen, denn das Ziel ist ja in Santiago de Compostela.

 
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Oben auf dem Kammweg ist die Aussicht großartig und weiträumig nach Süden zum Thüringer Wald. Ich glaube sogar, den Inselsberg mit seinen Sendeanlagen zu erkennen. Ein paar Meter weiter, dann erreichen wir das Hörselberghaus, das bereits um 1890 vom Thüringerwald-Verein erbaut wurde. Heute wird das Gebäude als Vereinsheim und als Gaststätte benützt, der Wanderer kann also einkehren.

Einkehren können wir auch, denn die Tankstelle für die Läufer hat geöffnet. „Immer gerade aus bleiben auf dem Kammweg“, so werden wir weitergeleitet. Carola Gasa läuft auf mich auf und geht dann nach vorne. Ein schöner Trail wartet dann auf  die Teilnehmer, der zuerst noch flach, dann brutal bergab führt. Mario zeigt mit dann noch kurz vor dem Gefälle den ehemaligen Trassenverlauf der früheren Autobahn 4.

Wegweiser zeigen später in Richtung Venushöhle, Tannhäuserhöhle und Jesusbrünnlein. Während die Höhlen im Bereich des Gipfels sind, sehe ich den Wegweiser zum Jesusbrünnlein unten am Waldrand. Aber vermutlich müsste ich wieder hochsteigen, um den Brunnen zu sehen, lasse es dann aber bleiben.

Durch Wiesen und Felder laufen wir immer weiter hinunter und treffen in Schönau auf den Gasthof „Zapfengrund“, wo man im Heu-Hotel übernachten kann. Die Ortsstraße bringt uns über Kahlenberg nach Wutha-Farnroda. An den markanten Kreuzungen hilft uns hier ebenfalls die Feuerwehr. Wir unterqueren die Bahnlinie und dann schickt uns ein weiterer Floriani-Jünger auf der Eisenacher Straße zum dortigen Feuerwehrhaus, wo wir wieder Aqua kredenzt bekommen.

 

Hoch zum Rennsteig


Nach einer kurzen Stippvisite in einem Industriegebiet führt uns die Bahnhofstraße leicht bergan. Linkerhand sehen wir Farnroda, das etwa 1500 Bewohner zählt und das ein guter Ausgangspunkt zum Thüringer Wald und zum Hörselberg darstellt. Am Ende der Bahnhofstraße weisen mich zwei Quadfahrer nach rechts. Auf mein „Kann ich mich mitfahren?“ höre ich nur Gelächter und ein „das würde dir so passen.“

 

 
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Ein Betonplattenweg lässt mich später fast zum Wanderer werden. Dafür ist das Schwarzvieh sehr neugierig, steht in einer Reihe am Weidezaun und beobachtet die Läuferprozession. Später sind sich drei Sportler vor mir uneins über den weiteren Weg. Denn der Pfeil aus Sägespänen ist ungenau. Links oder rechts? Die Vorderleute entscheiden sich dann für rechts, was richtig ist, denn in meiner Pfadfindertugend erkenne ich an einer Stelle im losen Sand die Spuren der Biker. 200 Meter weiter auf dem Kurs schindet dann ein Feuerwehrler sein fast historisches Feuerwehrfahrzeug eine Steigung hoch und kommt uns entgegen. Der Motor jault in höchsten Tönen und der Mann am Steuer grinst bis über beide Ohren.

Später tauchen wir in den Wald ein, ein Schild avisiert den Rennsteig in vier Kilometern. Die Wegbeschaffenheit ist vorbildlich, befestigt, breit und nur mäßig steigend, es kann noch gelaufen werden.  Meine Rettung ist schließlich der Bierweg, wo, namensgerecht, mein Wasser das Gras und ich das Bier bekomme, ein Rhöner Export Spezial. Der Helfer braucht ein Feuerzeug, um die Flasche aufzubekommen. Wahrscheinlich bin ich der Erste, der nach Gerstensaft verlangt. Ein nachfolgender Läufer lässt sich von mir zu einem Schluck einladen. Bis die Flasche geleert ist, sind zwei Gegner auf und davon. Noch 19 Kilometer. Jetzt kommt der Rennsteig, so lese ich kurz zuvor auf einem Hinweisschild.

Nach rund 15 Minuten Jogging am Berg erreiche ich den Rennsteig. Eigentlich habe ich gedacht, dass man vom Rennsteiglauf her noch Hinterlassenschaften der Teilnehmer findet. Doch der Weg ist sauber, kein Müll ist zu sehen.

Am Jubelhain (551 Meter) tangieren wir die sogenannte Wartburgleitung. Von hier wurde gegen Ende 1800 eine Wasserleitung zur Wartburg gebaut, kurz danach versorgen uns die Feuerwehrleute aus Etterwinden. Weiterhin recht gefällig laufen wir über Ascherbrück (552 Meter) zum Hubertushaus vorbei, einer Wirtschaft mitten im Wald. Und hier verlassen wir den Rennsteig.

 

Auf dem Pummpälzweg


Am Norwegerkreuz verlassen wir Thüringens Wanderweg Nummer 1, der Pummpälzweg führt uns nun hinab. Breite Forststaßen machen das Sporteln leicht. Links, dann wieder rechts, immer schön abwechselnd bekommen wir die Höhenmeter zurück. Ein Läufer geht vor mir langsam hinunter. Auf meine Frage, ob er was braucht, entgegnet er, dass er schon unten war, dann lief er wieder hoch, sein Rad war verschwunden und sein Kompagnon auf und davon. Sehr schnell vergehen die Restkilometer, denn, jetzt schon wieder auf den Wiesen, werden noch zehn Kilometer angezeigt und die FFW Waldfisch wird uns in Kürze versorgen.

 

 
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Ein dutzend Zuschauer machen Stimmung, als ich zu Fotografieren anfange. „Heut kommt jeder bei mir dran“. Lediglich die zwei Frauen, die gerade Kartoffeln schälen, sind etwas schüchtern. Rund 300 Höhenmeter sind wir jetzt heruntergelaufen. Und viele Wanderwege haben wir berührt, wie z. B. den Uhrenweg, Sallmannshäuser Rennsteigweg und Triniusweg.

Ein paar Worte zum Pummpälzweg muss ich auch noch loswerden: Der führt nämlich von Eisenach über Ruhla, Kissel nach Bad Salzungen und ist 28 Kilometer lang. Im Jahr 2002 wurde er vom damaligen Ministerpräsident Bernhard Vogel eröffnet. Der Pummpälz ist ein Kobold aus der Thüringer Sagenwelt. Er soll Wanderern aufgelauert haben, sich an deren Rücken gekrallt haben, um sich tragen zu lassen. Wer das nicht gescheit machte, der bekam ein paar deftige Watschen. Gut, dass er mich in Ruhe gelassen hat.

Es sind noch sechs Kilometer zu laufen, da sehe ich in einiger Entfernung eine Läufergruppe, es könnte der Schlussteil des Keltenlaufes über zehn Kilometer sein. An der Tankstelle im Moorgrund kann ich auflaufen. Es ist eine Läufergruppe, mit der ein Mann seinen Junggesellenabschied feiert. Im Ziel soll die Läuferbraut warten. Des wird a gfundenes Fressn für den Fotografen.

 

Ran an den letzten Berg


Recht schattenlos nähern wir uns schließlich dem letzten Berg, dem Hecker Stieg. Rund 100 Höhenmeter sind die letzte Prüfung. Bei einem kleinen Unterstand stehen zwei Walkerinnen und lassen sich Getränke reichen. Der Fotograf, nicht scheu, frägt: „Was gibt’s für uns?“ Und während man mir ein Isogetränk mit Vitaminen und Mineralstoffen aufschwatzen will, hat meine Nase Witterung aufgenommen, was sich dann als „Hugo“ herausstellt. „Alkohol ist nicht gut für Läufer,“ höre ich noch. Stimmt. Aber es gibt Ausnahmen. Prost. Die Frauen lachen, ich ziehe weiter.

 

 
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Beim Hecker Stieg sind die letzten Höhenmeter geschafft. Ich habe mein Tempo verlangsamt, Zeit an der Tankstelle liegengelassen und so kann noch ein Marathoni auf Sichtweite heranlaufen. Nichts da, beim Abstieg auf dem Stadtweg kann ich es rollenlassen. Das Schlussgefälle tut allen Muskeln weh.

Unten an der Landstrasse ist es noch 1 Kilometer zum Ziel. Die Strecke führt über die Werra, in den Puschkinpark und nach weiteren Metern durchlaufe ich das Zielband am Keltenbad. Gleich nach dem Einlauf wird ein Papierstreifen abgerissen und mir überreicht. Ich bin Neunter in 4.31 Stunden und werde sogar Klassensieger bei den M50ern.

 

Impressionen im Ziel in Bad Salzungen


Die lustige Läufertruppe mit dem Junggesellen hat wohl am Hugo-Ausschank etwas länger gebraucht und kommt später, als erwartet. Dann ist beim Zieleinlauf das Hallo bei den Angehörigen aber groß. Und einen Kasten Läuferbier für originell gekleidete 10er-Teams werden die sich auch noch holen.

 

 
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Kurz vor der Siegerehrung werde ich neugierig, was es denn mit der Keltendusche auf sich hat. Ganz einfach, ein Wasserschlauch und eine Gartenspritze im Freien. Gewöhnungsbedürftig. Kältedusche wäre der bessere Name.

Die Siegerehrung findet dann stilgerecht mit einer Keltenfürstin statt. Fast jeder wird ausgezeichnet und darf aufs Treppchen, erhält Medaille und Urkunde. Nachdem alle Marathonis geehrt sind, versammeln sich die Laufprotagonisten zu einem Gruppenbild.

 

Fazit:


Der Marathon mit 44 Kilometer fordert zwar guten Trainingszustand, aber die Natur, die Berge und Wälder sind jede Mühe wert. Die 4,5 Stunden zwischen Hörselberg, Rennsteig und Bad Salzungen waren sehr erholsam für mich. Ich würde mir mehr Teilnehmer bei der Rennsteigquerung wünschen, denn für Naturliebhaber und Trailläufer ist der Kurs wie geschaffen.

Ergebnisse Frauen:
1. Gasa, Carola; SV Mihla; 04:24:23
2. Otto, Steffi 04:38:55;
3. Baars, Ulrike; WKF Bergfried 91 Dresden; 04:51:54
4. Koch, Heike; TSSC Erfurt; 05:02:07

Ergebnisse Männer:
1. Sperl, Benjamin; RunnersPoint Runningteam; 03:05:50
2. Hoppe, Hans-Jörg; 03:33:13
3. Marquardt, Christian; Team Ultrasports/LAC Rudolstadt; 03:34:33
4. Heß, Torsten; LG Rippershausen; 03:45:20
5. Schmalz, Frank; Alea Sanitas Powerteam mit Biss; 03:46:30
6. Hasenstein, Mario; Feuerwehr Gotha-Siebleben ;04:14:02
6. Klöpfel, Jürgen; LAC Rudolstadt; 04:14:02
8. Thoma, Manfred; LG Rippershausen 04:16:27
9. Lautner, Anton; marathon4you.de; 04:31:06
10. Ostrowski, Jörg; LG Hamm; 04:32:15

25 Teilnehmer

 

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Informationen: Höllwand-Marathon (RennsteigQuerung)
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