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11.09.10 - Transalpine Run

... ein Missverständnis

Etappe 2: St. Ulrich am Pillersee – Kitzbühel
33,20 Kilometer, 1810 Höhenmeter im Aufstieg, 1907 Höhenmeter im Abstieg, 2 Gipfel (1535m, 1736m),

Zeitlimits: V1 = 2,5 Std., V2 = 5,5 Std.
wir: 6:50h

Start war um 8 Uhr, also hieß es, spätestens um 5.30 Uhr aufstehen, sich lauffertig richten, den Laufrucksack packen und das gesamte restliche Zeug in die Sporttasche packen, die Tasche abgeben, um dann rechtzeitig beim Frühstück zu sein. Dazu kam noch der Kampf, sprich das Warten, bis eine Toilette frei war, bei vielleicht 180 Personen und etwa 6 Toiletten ein echtes Geduldspiel.
Gegen 7.15 Uhr ging man dann zum Start, musste dort erst seine Pflichtausrüstung vorweisen, wie lange Hose, Jacke und Rettungsdecke und wurde dann erst in den Startblock gelassen. Die Schnellen vom Vortag waren im Block A und starteten um acht Uhr, die Langsameren im Block B 10 Minuten später.

Elanvoll liefen wir los, wurden aber kaum 15 Minuten später abrupt gebremst – ein Stau! Der breite Weg mündete in einem schmalen Pfad und es dauerte nahezu 15 Minuten, bis wir endlich weiter konnten. Auch dann noch ging es nur langsam weiter. Ich sah aber kein Problem, hatten wir doch heute 10 Stunden bis zum Zielschluss um 18 Uhr.

In einem engen, wildromantischen Tal ging es dann hoch, steil und auf schmalen Pfaden. Nach weiteren 1:15h hatten wir die ersten 700 m Höhe gewonnen und es ging 7 km abwärts bis zur ersten Verpflegungsstelle (V1), an der wir dann einen Schock erlebten:

„Ihr wisst, dass ihr nach dem Zeitlimit hier angekommen seid, ihr seid aus dem Rennen!“ so wurden wir empfangen, vom Rennleiter und Streckenchef, wie ich später erfuhr. Meine erste Reaktion war ungläubiges Lachen: „Das ist ja Unfug, wir sind noch gut drauf und laufen ganz sicher weiter!“

Tatsächlich hatten wir bis hierher 2:50h gebraucht, das Zeitlimit aber war mit 2:30h angegeben. Er erklärte dann noch, dass man wegen des Staus das Zeitlimit um 15 Minuten verlängert hätte, aber das sei das Äußerste. Wegen fünf Minuten sollten wir aus dem Rennen fallen! Eine emotionale Diskussion führte nicht weiter, essen konnte ich vor Aufregung überhaupt nichts und so machten wir uns ohne Erlaubnis auf den Weg. Zusammen mit uns waren noch einige andere Teams hier gebremst worden, die sich aber nicht wehrten und dann mit dem Auto zum Ziel gefahren wurden.

Aufgewühlt, zornig, niedergeschlagen und mit finsteren Gedanken liefen wir weiter, erhöhten unser Tempo und überholten nach 40 Minuten das erste Team, das noch im Rennen war. Weitere folgten, und 14 km, 1.100 Hm später und ohne fotografiert zu haben, erreichten wir V2 noch innerhalb des offiziellen Limits. Wir hatten also die gesamte verlorene Zeit wieder eingeholt. Trotzdem waren das wahrlich keine vergnüglichen Stunden.

Die restlichen Kilometer bis ins Ziel gingen nur noch abwärts und nach insgesamt 6:30h waren wir gegen 14.40 Uhr im Ziel. Ich war geladen! Warum schreiben die auf ihrer Homepage dass täglich um 18 Uhr Zielschluss sei, machen dann aber solche Zwischenzeiten?

 
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Am Abend versuchte ich dann mit der Rennleitung zu reden, musste aber warten, bis die ganze abendliche Show – Siegerehrung, Vorstellung der Sponsoren, Blabla, Briefing, Musik, Bilder des Tages und Video des Tages – beendet war. Gegen 21.30 Uhr konnte ich dann meine Argumente vorbringen, wurde darüber aufgeklärt, dass die Zwischenzeiten nach „Internationalen Regeln“ festgelegt wurden und streng einzuhalten seien. Man würde aber die Sache noch besprechen und am nächsten Morgen würden wir Bescheid bekommen. Starten könnten wir aber auf jeden Fall, das sei immer möglich, nur ob wir noch in der Wertung seien, müsse man klären.

Mit dieser Auskunft gingen wir dann in unser Hotel; Kitzbühel war der einzige Ort, an dem es kein Camp gab und die Teilnehmer sich vorab ein Hotel suchen mussten. Unsere Sporttaschen waren ins Hotel geliefert worden und wurden dort auch am nächsten Morgen wieder abgeholt.

Etappe 3: Kitzbühel – Neukirchen am Großvenediger
46,90 Kilometer, 2252 Höhenmeter im Aufstieg, 2130 Höhenmeter im Abstieg, 2 Gipfel (1938m, 2029m),

Zeitlimits: V1 = 2,5 Std., V2 = 5 Std., V3 = 8 Std.
wir: 9:54h

Heute war Start um 7 Uhr, also standen wir kurz vor 5 Uhr auf, packten unsere Taschen, richteten uns lauffertig, stellten die Taschen vor dem Hotel ab und frühstückten. Danach gingen wir zum Start und fragten als Erstes nach der Entscheidung. Der Daumen zeigte aufwärts und uns fiel ein Stein vom Herzen, wir waren wieder in der Wertung.

Heute gab es drei Startblocks A, B und C und natürlich waren wir in C. Wieder, wie auch an allen weiteren Tagen, wurde unser Laufgepäck kontrolliert, vor allem nach den langen Hosen, einer Jacke und der Rettungsdecke gefragt. Um 7 Uhr wurde Block A gestartet und wenige Minuten später waren dann wir auf der Strecke.

Waren wir gestern noch locker gestartet, hatten wir heute von Anfang an Druck. Drei Verpflegungs-stellen gab es, die erste musste nach 2:30h erreicht sein. Das musste zu schaffen sein, vielleicht sogar noch einen Puffer herauslaufen? Von Anfang an ging es hoch, teilweise auf der Strecke des berühmten Hahnenkamm-Skirennens. Alles war ordentlich zu laufen/gehen und so hatten wir die 10,4 km und +982 Hm tatsächlich in 1:58h geschafft – ein Puffer also von 30 Minuten.
Wir gönnten uns aber keine Pause, aßen und tranken schnell etwas um dann sofort weiter zu hasten. Wieder waren die Wege gut, es ging noch etwas weiter hoch (225 Hm) und dann nur noch abwärts (500 Hm, 14,8 km). Hurra, wir hatten unseren Puffer auf 40 Minuten ausgebaut.

Auf den nächsten 3,7km ging es 600 m hoch, steil, extrem steil, schmale Pfade, auf denen teilweise noch Schnee lag. Weiter, weiter, keine Zeit verlieren! Es folgten unglaubliche acht Kilometer auf einem Hochmoor, sumpfige, schmierige, schmale Wege, garniert mit Steinen, stetes Auf und Ab. Die Uhr rückte unerbittlich vorwärts, die Wege wurden nicht besser und V3 war nach drei Stunden immer noch nicht in Sicht. Der Druck wurde immer größer, wir verzweifelten beinahe und sahen uns bereits wieder mit der Zeitüberschreitung konfrontiert.

Endlich kam die Station in Sicht und 3 Minuten vor dem Limit kamen wir, 8 Stunden nach dem Start, an V3 an. Der komplette Zeitpuffer aus V2 war weggeschmolzen.

Die restlichen 9,8 Kilometer waren dann kein Problem mehr, gingen sie doch nur noch bergab und man hatte ja Zeit bis Zielschluss um 18 Uhr, also noch drei Stunden. Was für ein bodenloser Blödsinn. Da muss man hetzen bis zur Erschöpfung um danach im Bummeltempo die restlichen paar Kilometer machen zu können. Wer hat sich diesen unmenschlichen Blödsinn eigentlich ausgedacht? Ach ja, stimmt, die „Internationalen Regeln“ geben das vor! Toll! Wer das wohl glaubt?

 
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Nach 9:54h waren wir im Ziel, eine Stunde vor Zielschluss und bald danach im Camp. Gute, warme Duschen, genügend Platz in der Halle, aber nur eine Toilette für Männer und eine für Frauen! Das Gedränge am folgenden Morgen war da vorprogrammiert. Irgendwie aber waren wir bereits abgestumpft und Bill konnte sogar noch scherzen: „Ich warte nur darauf, dass wir in ein Camp kommen, in dem es überhaupt kein Klo mehr gibt.“ Ganz ausschließen wollte das keiner von uns.

 

Informationen: Transalpine Run
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