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11.09.10 - Transalpine Run

... ein Missverständnis

Etappe 6: Sand in Taufers – St. Vigil
39,70 Kilometer, 1512 Höhenmeter im Aufstieg, 1193 Höhenmeter im Abstieg, 1 Gipfel (2275m),

Zeitlimits: V1 = 1,5 Std., V2 = 3,5 Std., V3 = 6,5 Std.
wir: 6:56h

Jawoll, heute würde es wieder reichen! Das Höhenprofil zeigte es eindeutig. Die ersten 21,5 Kilometer waren flach, erst gegen Ende ging es 200 m hoch. Der Weg führte durch Bruneck und in der Tat brauchten wir bis zu V2 nur 2:44h, was einen Puffer von 45 Minuten bedeutete. Nun ging es zwar 1.300 m hoch bis zum Kronplatz (2.275m), die Wege aber waren gut und so stürmten wir den Berg. Nach 11 Kilometern hatten wir dann V3 erreicht, 45 Minuten vor dem Zeitlimit. Auch die restlichen 7,5 Kilometer abwärts (-860 Hm) waren kein Problem – hurra!

 
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Um 13.56 Uhr waren wir im Ziel, nicht ganz 7 Stunden hatten wir gebraucht. Nicht schlecht für unsere Verhältnisse, aber heute waren die Wege gut, nur ganz wenige Pfade. Leider aber würde es so am nächsten Tag nicht weiter gehen

Etappe 7: St.Vigil – Niederdorf im Pustertal
42,195 Kilometer, 1963 Höhenmeter im Aufstieg, 1990 Höhenmeter im Abstieg, 2 Gipfel

Zeitlimits: V1 = 2,5 Std., V2 = 6 Std., V3 = 7/7,5/8,5 Std.
wir: (V3 8:33), aus Wertung genommen, weiter gelaufen 9:31h

Für heute hatte die „Internationale Norm“ vorgesehen, dass man die 8,8 km mit +700 Hm und – 900 Hm von V2 nach V3 in einer Stunde laufen müsse. Selbst dem Steckenchef kam das ein wenig zu knapp vor und daher verlängerte er um eine halbe Stunde. Mir, aber auch allen anderen war klar, dass auch das nicht ausreichen würde. Also galt es wieder genügend Puffer bis V2 herauszulaufen.
Heute würden wir im Pustertal ankommen und einen Teil bereits in den Dolomiten laufen. Ich war gespannt, kannte ich doch dieses Gebirge nur von Bildern und da sah es ziemlich brüchig aus.

Aber los, Druck, hetzen und bei V1 (11,9km, +317Hm) hatten wir tatsächlich 40 Minuten Puffer herausgelaufen – gut so, das könnte reichen! Also gleich weiter Richtung V2. Leider aber waren da ein Gipfel (Forcella Sora Forno, 2380m) zu überwinden (+900 Hm) und ein Abstieg zu meistern (-890 Hm).

Das Wetter war herrlich, so wie man es in Südtirol erwartet und frohgemut stiegen wir auf. Viele Teams schwächelten heute, so dass wir jede Menge hinter uns ließen. Leider aber ging es auch wieder abwärts, wir passierten seilgesicherte Abschnitte, miserable Wege, steil, gespickt mit großen Stufen – kurz, viele überholten uns wieder und an V2 war unser Puffer auf 20 Minuten geschrumpft. Verflucht, das war wohl wieder nicht zu schaffen.

Wir ließen uns nicht verdrießen und gingen den nächsten Anstieg energisch an. Die Wege aber waren nicht geeignet Tempo zu machen und als es dann endlich zur Sache ging, wurde es nicht einfacher, teilweise empfand ich den schmalen Geröllpfad als sehr gefährlich. Ein Stolpern und man fand sich 20 Meter oder mehr weiter unten.

Dann aber waren wir oben, einige lagen noch hinter uns und es ging an den Abstieg. Zuerst noch passabel, dann aber kamen wir an eine steile, ewig lange Geröllhalde, auf der es in Serpentinen abwärts ging; Tempo machen war hier nicht möglich. Nach 1:18h Abstieg kamen wir an V3 an. Natürlich zu spät, obwohl man das Limit nochmals um 45 Minuten verlängert hatte. Wir aber kamen erst 18 Minuten danach an. Wie immer also gingen wir ohne Startnummer die restlichen 7,3 km ins Ziel und kamen dort, wie jeden Tag, lange vor dem Zielschluss an.

 
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Etappe 8: Niederdorf im Pustertal – Sexten
33,40 Kilometer, 1269 Höhenmeter im Aufstieg, 1123 Höhenmeter im Abstieg, 1 Gipfel (2405),

Zeitlimits: V1 = 2,5 Std., V2 = 5,5 Std.
wir: 6:19h

Auf der letzten Etappe würde es hoffentlich entspannter zugehen. Wir waren im Pustertal, mitten in den Dolomiten, wieder hatten wir wolkenlosen, stahlblauen Himmel, als wir um 8 Uhr zur letzten Etappe starteten.

Obwohl das Höhenprofil und die Durchgangszeiten machbar aussahen, beeilten wir uns. Allerdings merkten wir auch, dass der Körper nicht mehr so wollte wir er sollte. Vielen anderen aber ging es noch viel schlechter. Sie hatten bisher dem Druck Stand gehalten, hatten die Zeitlimits auch meist erreicht und mussten heute dem Tribut zollen. Ganz ungewohnt liefen wir also mitten im Feld, erreichten V1 auch deutlich vor dem Limit.

Dann ging es hoch zur Dreizinnenhütte (2.505 m), vorbei an den majestätischen Drei Zinnen. Der Weg war bestens, ein wunderbar gepflegter Wanderweg. Abwärts wurde es dann wieder etwas anspruchsvoller, aber wir kamen trotzdem nur 2 Minuten nach der Sollzeit bei V2 an. Heute war das aber kein Problem mehr und wir durften, wie auch noch manche hinter uns, die letzte Etappe noch regulär beenden.

 
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Fazit

Was soll ich sagen? So weit wie Grace, die bei der Heimfahrt sagte, dass sie versucht, den Lauf so schnell wie möglich zu vergessen, würde ich nicht gehen. Es gab trotz des immensen täglichen Zeitdrucks doch noch auch schöne Momente. Vor allem die Strecke ist zu erwähnen. Perfekt ausgesucht, perfekt ausgeschildert – besser geht es wirklich nicht – sehr anspruchsvoll, und für einen schnelleren Läufer wie unser Team auch im Limit und ohne Druck zu schaffen.
Auch die Organisation war prima, alles stimmte und für die teilweise miserablen Hallen kann man sie ja kaum kritisieren. Abendessen und Frühstück waren sehr ordentlich, teilweise hervorragend. Der Transport der Taschen funktionierte bestens.

Auch so Kleinigkeiten wie ein Verpflegungstisch vor dem Camp mit Nüssen, Obst, Wasser, Iso, der abends aufgebaut und erst am nächsten Morgen abgebaut wurde, zeigen, dass die Organisatoren ihr Handwerk verstehen. Das Brimborium, das Tamtam, das man jeden Abend erleben durfte/musste war zwar nichts für uns, viele aber fanden das toll.

Auch muss man erwähnen, dass die Teilnehmer für einen Ultralauf ganz ungewöhnlich waren: jung, sehr viele Frauen, alle sehr dynamisch, stylisch und diese Zielgruppe hat man ganz offensichtlich im Blickpunkt mit der Veranstaltung. So ein alter Ultrahaudegen wie ich ist da fehl am Platze.

Was aber ganz und gar nicht stimmt, ist der vollkommen unnötige und durch nichts zu rechtfertigende Zeitdruck. Da werden nach wirklichkeitsfremden Vorgaben Durchgangszeiten errechnet, die nur zwei Parameter kennen: 7 km/Stunde horizontal, 500 Hm/Stunde vertikal. Diese Berechnungsgrundlagen stülpt man über jede Strecke, und vergisst dabei, dass die Wegebeschaffenheit eine große Rolle spielt und dass es abwärts auch einen Unterschied macht, ob man auf Asphalt läuft oder einen schmalen Gebirgspfad, der womöglich noch nass oder gar mit Schnee bedeckt ist.

Für die guten Läufer vorne sind die zeitlichen Vorgaben kein Problem, auch das Mittelfeld kommt damit klar. Im hinteren Viertel oder Fünftel jedoch wird ein Druck aufgebaut, der dazu führt, dass manche über ihre Grenzen gehen. Von den gestarteten 273 Teams sind 16 ganz und 75 teilweise (ein Partner) ausgefallen. Die Verletzungsgefahr steigt, man hält keine Standards mehr ein, sondern hetzt nur noch der Zeit hinterher.

Warum das alles? Damit man werbewirksam sagen kann, dass man den härtesten Ultra-Traillauf Europas ausrichtet. Ok, wenn man das will, dann sollte man das aber auf der Homepage auch deutlich sagen und nicht irreführende Vokabel benutzen wie „Zielschluss 18 Uhr“ oder „auch für Nordic Walker geeignet“.

Was mich auch sehr negativ berührt hat, war der emotionslose Umgang der Schlussläufer mit unserem Team. Auch wenn wir nicht in der Norm der gewünschten stromlinienförmigen Läufer genügt haben, ein Wort der Aufmunterung wäre da manchmal wohltuend gewesen, und nicht diese sachliche, emotionale Kälte.

Kurz gesagt: Das war eine Veranstaltung von Profis für standardisierte Läufer und keine von Läufern für Läufer – unsere Teilnahme war ein Missverständnis, das ganz sicher nicht wieder vorkommen wird.

Trotzdem alles Gute für den nächsten TränsÄlpain Ran im kommenden Jahr.

Startgeld

1.230 Euro pro Team beinhaltet folgende Leistungen:
• Kartensatz Route mit Roadbook
• Pasta Party in jedem Etappenort
• Verpflegung (Energieriegel, Früchte, Sportgetränke) an den Kontrollpunkten und am  Etappenziel
• T-Shirt
• 2 Sporttaschen (82x38x36 cm)
• Finisher-Shirt und Urkunde (nur für Teilnehmer, die alle Etappen Start/Ziel gelaufen sind)
• Kostenloser Gepäcktransport von Etappenort zu Etappenort
• 1 Woche kostenfreies Parken im Startort Ruhpolding

Weitere Kosten

• Bei Übernachtung im Camp 19 Euro pro Nacht, incl. Frühstück, zusätzlich 1 Nacht in Ruhpolding und 1 Nacht in Sexten, zusammen also 8 Übernachtungen macht 152 Euro (Übernachtung im Hotel muss man auf eigene Faust organisieren)
• in Kitzbühel wurde kein Camp angeboten, also ca. 40..50 Euro für Hotel
• 40 Euro  Bustransfer am von Sexten zurück nach Ruhpolding.
Übernachtung im Hotel muss man auf eigene Faust organisieren

Strecke

Ostroute: In acht Etappen von Ruhpolding über die Nord-, Zentral-, bis nach Sexten in den Südalpen, insgesamt 309 km und 13.500 Hm.

 

Informationen: Transalpine Run
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