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13.04.14 - Viking Keep on running

Stand Up (For The Champions)

„Genial, so muss es sein!“, lacht ein erschöpfter Läufer im Ziel.  Showeffekte gehören hier einfach dazu! Einmal im Rampenlicht stehen. 55,2 Kilometer, 1.810 Höhenmeter an drei Tagen. Jeder der sich gewagt hat, es bis ins Ziel geschafft hat, der ist ein Sieger - auch ohne zu gewinnen. Sportmoderator Sven Simon ruft alle Finisher auf die Bühne, alle tragen das begehrte Finisher-Shirt und jubeln stolz und glücklich. Auch den Zuschauern scheint es zu gefallen, sie fotografieren und applaudieren. Spätestens jetzt will nächstes Jahr jeder dabei sein! 


Was zuvor geschah


Der zunehmende Mond steht im Zeichen der Jungfrau. Mysteriöse Dinge geschehen an diesem Freitagabend in Alzenau.  Der kleine Ort erzittert  lustvoll unter dem Wummern der Bässe auf dem Marktplatz.

Hektisches Herumgerenne und die Stimme des Moderators über die Boxen prägen die abendliche Kulisse. Schon jetzt in der Dämmerung wirkt die Stadt mit ihrer Burg düster und unheimlich.

Alle zehn Sekunden flitzt eine nur spärlich bekleidete Gestalt über Treppen und Bäche. Die Schatten reflektieren sich gespenstisch in den verwinkelten Gassen.

 

 
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Ein explosiver Auftakt


Ich habe schweißnasse Hände. Ob es nun an dem feuchten Aprilwetter liegt oder ob damit mein Unbehagen zum Ausdruck kommt, kann ich nicht sagen. Zweieinhalb Kilometer rennen auf  „Teufel-komm-raus“ gleicht einer Folter und gehört nicht zu meiner Stärke.

Die Athleten stehen in Reih’ und Glied, aus der Gruppe wartender Läufer schießt ein anderer katapultmäßig los. Ein durchtrainierter Body, graumeliertes Haar und ein drei-Tage-Bart. Gibt es mehr Zeichen von attraktiver Männlichkeit? Gibt es nach Meinung dieses Läufers, der sein Äußeres komplettiert durch das Tragen eines straff sitzenden Supermann Jerseys. Lässig überholt er gerade einen schmächtigen Konkurrenten noch vor der ersten Kurve. Die actionreiche Verfolgungsjagd hat begonnen. Mit jedem weiteren Countdown geht an Läufer auf die Strecke, wenige Sekunden später ist er schon spurlos verschwunden.

Fünf, vier, drei, zwei, eins, los! Es ist kurz vor 20:00 Uhr als ich im sofort ausgelösten Adrenalinrausch meinem Vordermann hinterherrase. Ich rieche noch sein Aftershave, die Dämmerung hat ihn bereits verschluckt. Das Jagdfieber ist bei ausnahmslos allen Teilnehmern geweckt. Anders als bei einem Nachtwächterspaziergang ist das Tempo verdammt hoch. Die Euphorie setzt nun ungeahnte Kräfte frei. Alles geht so leicht.

 
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Ich springe über im Weg liegende Baumstämme und einem Bach, laufe Treppen hoch und woanders wieder runter, erklimme den steilen Hang bis zur Burgmauer, lache in eine Kamera und seile mich an anderer Stelle wieder ab. Bedauerlicherweise sind dem Gefühl von Leichtigkeit nur wenige Sekunden vergönnt.

Das Strohfeuer erlischt bereits nach Kilometer eins. Laktat schießt in meine Arme und Beine, wie in Zeitlupe vergehen die letzten tausend Meter. Lange, so denke ich mir, werde ich diesen Hammer-Sprint nicht durchhalten und schon laufe ich strahlend durchs Ziel.

Seit meiner ersten Erfahrung von KEEP ON RUNNIG, damals noch im saarländischen St. Wendel, sind einige Jahre vergangen. Am Ende des dreitägigen  Trail-Events war ich einfach nur dankbar und stolz, überhaupt im Ziel zu sein. Völlig neue Erfahrungen und Eindrücke waren wichtiger als auch nur die geringste Chance auf irgendwas.

Aber jetzt, tausende Lauf- und Erfahrungskilometer später, sieht die Sache doch anders aus. Könnte ich vielleicht morgen meine Altersklasse gewinnen? Ein Schalk, sitzt mir nicht nur im Nacken, der hat sich dort längst festgebissen.
Bereits beim Auftakt des 2. VIKING KEEP ON RUNNIG  liege ich knapp zwei Minuten hinter meiner Altersklassenkonkurrentin. Die schnellste meiner AK sprintete die mit Hindernissen gespickte zweieinhalb Kilometerrunde in nur 10:08 Minuten und erhielt dafür kein Leadertrikot (!). Denn beim diesjährigen VIKING KEEP ON RUNNIG, so erfahre ich, werden Altersklassen mit weniger als 15 Startern nicht gewertet und somit fallen wir acht Damen nun in die nächst jüngere Altersklasse. Das bedeutet für einige von uns Jahresschritte von über zehn Jahren.

Während begleitet von Jubelstürmen die Tagessieger und die Gesamtführenden (fast) jeder Alterskategorie auf der Bühne ihr Leadertrikot überstreifen und Sponsorenpreise überreicht werden, entwickelt sich in meinem Kopf ein dumpfes Gefühl. Die Siegesfeier dauert an, es ist nicht meine. Es folgt ein Aufprall auf den Boden der Realität.

Aber genug der Sentimentalitäten! Charmant präsentiert und informiert uns Helmut, der Streckenchef, beim anschließenden Streckenbriefing über die Besonderheiten der Strecke, den Zeitplan und die Cut-Off-Zeiten für die morgige „Königsetappe“. Die Bilder des Tages sorgen noch für staunende Gesichter und einiges Gelächter.

 

Informationen: Viking Keep on running
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