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16.10.11 - Wolfgangseelauf

Der Jubiläumslauf rund um den Wolfgangsee

Autor: Klaus Duwe

Es ist ein eigenartiges Gefühl. Irgendwie stehe ich neben mir und kann die Atmosphäre nicht so richtig genießen. Gäbe es heute den ersten Salzkammergut Marathon nicht, wäre alles in Ordnung. So aber fehlt mir was. Erst ein kräftiger Hustenanfall erinnert mich daran, dass es vielleicht besser wäre, überhaupt nicht zu laufen. Danach ist die Welt wieder in Ordnung.

Ich habe gestern schon viele Läuferinnen und Läufer beobachtet und gewinne auch heute wieder den Eindruck, als wären hier überproportional viele sogenannte „Ambitionierte“ am Start. Massenweise wird sich warmgelaufen, nervös umher gerannt, da noch ein Schluck aus der Pulle genommen oder ein Riegel verdrückt und zur Uhr geschaut. Fast alle treten trotz der Kälte in „kurz“ an, oben und unten. Genau genommen kann ich nur drei Genussläufer erkennen: die Berlinerin Monika Ramisch im Dirndl, Siegfried Sauer im Lederhosen-Imitat und mit Tiroler Hut und mich selbst, dick eingepackt in langer Hose, Jacke und Mütze und mit Fotoapparat.  Ich bin mal gespannt, ob ich nach ein paar Kilometern überhaupt noch jemand vor die Linse kriege.

Es wird in zwei Blocks gestartet. Zuerst die ganz Schnellen. Der Zugang zum „Elite“-Block ist offensichtlich nicht kontrolliert. Umso erstaunlicher ist es, dass sich kaum jemand da rein mogelt. Alleine wegen der Zeit ist das auch nicht nötig, denn man läuft mit dem Champion-Chip. Noch einmal  tritt Franz Zimmermann vor das Läufervolk und lässt sich feiern. Er stellt heute so manchen Promi, darunter immerhin Skiflug-Weltmeister „Goldi“ Goldberger, Jungfrau-Sieger Markus Hohenwarter und die Kenia-Asse, in den Schatten. Zu recht.

 
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Dann geht es los. Ich hab’s befürchtet, das hier ist kein Marathon, das ist ein Sprint. Die vielen Zuschauer entlang des Seeufers stacheln an. Nach 3 km beginnt zunächst noch gemächlich dann steil der Aufstieg zum Falkenstein. Ich sehe eine lange Läuferschlange vor und eine kurze hinter mir. Es wird marschiert. Wer jetzt noch rennt, trägt eine gelbe Marathon-Nummer.  „Marathonläufer!“ wird nach vorne gerufen, damit man Platz macht und die Jungs nicht ausbremst. Das klappt nicht immer. Mir tut das leid. Man sollte den Marathon nächstes Mal mindestens eine halbe Stunde früher starten. 

 
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Ein Blick zurück und es ist klar, wir sind in einer traumhaft schönen Landschaft. Der See glitzert, die umliegenden Berge erscheinen schemenhaft im dunstigen Sonnenlicht, die Bäume sind schon leicht herbstlich gefärbt.  250 Höhenmeter sind es hinauf zum Falkenstein, dem Knackpunkt der Strecke, zu dem  es keine Alternative gibt. Etliche Zuschauer sind den Läufern vorausgeeilt und begrüßen sie jetzt lautstark.

Dort, wo einst der Heilige Wolfgang mit seinem Stab gegen einen Stein stieß und so die noch heute sprudelnde Quelle entstand, ist der Anstieg zu Ende. Fast eben läuft man zur Kirche am Falkenstein (km 5/20), die an der Stelle errichtet wurde, wo in den Aushöhlungen der Felswand der Heilige Wolfgang fünf Jahre quartiert haben soll.

Ihr werdet es euch denken, nach besagtem Heiligen sind sowohl der Ort als auch der See benannt. 976 fand der Missionar und Bischof von Regensburg im Kloster Mondsee Zuflucht. Eigenhändig soll er die erste Kirche genau dort erbaut haben, wohin der ein Beil schleuderte. Neben dem erwähnten Quellwunder werden ihm weitere Wundertaten nachgesagt. Im Mittelalter war St. Wolfgang einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Europa.

Wir laufen den Pilgerweg praktisch in genau umgekehrter Richtung, denn er führt von St. Gilgen hinauf zum Falkenstein und dann hinunter nach St. Wolfgang. Einen anderen direkten Landweg als über den senkrecht zum See abfallenden Berg gibt es nicht.  Der Weg hinunter zum Seeufer bei St. Gilgen ist viel steiler als unser Aufstieg von St. Wolfgang aus. Trotzdem schleppten die Pilger als Buße auch noch massenweise Steine mit sich, die sie oben ablegten. Gegenüber der Kapelle sieht es deshalb wie auf einem Steinbruch aus.

 
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Wir haben jetzt  einen herrlichen Blick auf den See, dessen Ufer wir wenig später beim 300 Jahre alten Gasthof Fürberg (km 6/21) erreichen. Die Fürbergbucht zählt zu den schönsten Plätzen am Wolfgangsee und der schmale, sonnige Uferweg nach St. Gilgen  (km 9/24) zu den schönsten Abschnitten des Laufes.  Anna Maria Walburga Pertl ist in St. Gilgen  geboren. Kenn ihr nicht? Sie ist die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart.  Vor ihrem Elternhaus ist die nächste Labestation.
Helmut Kohl kennt ihr – Stichwort Bundeskanzler. Nein, er ist nicht hier geboren. Aber er ist Ehrenbürger von St. Gilgen, weil er so oft Urlaub hier machte und das immer in den Nachrichten erwähnt wurde.  Von St. Gilgen gibt es eine Seilbahn auf das Zwölferhorn (1522 m), einem kleinen Skigebiet.

 
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Wir sind jetzt am Südufer und schauen hinüber zur senkrecht abfallenden Felswand des Falkensteins und zum Schafberg (1782 m). Deutlich ist die Himmelspforthütte erkennbar, leicht erreichbar mit der Schafbergbahn, einer Zahnradbahn von 1893, die noch heute mit  Dampfloks betrieben wird. 

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