Chimay, das ist eine beschauliche Kleinstadt im Südwesten Belgiens, und ein Bier. Beides, und auch der Trail, sind hübsch anzusehen, lieblich, vor allem aber dann etwas Besonderes, wenn man sich Zeit nimmt für die Region.
Lohnt es sich, fast vier Stunden Fahrt von Düsseldorf bis ganz ans Ende Belgiens auf sich zu nehmen? Einmal bis Charleroi und dann links ab in die Grenzregion zu Frankreich. Es lohnt sich vor allem dann, wenn man sich die Region auch jenseits des Laufs anschaut. Die Städte sind wirklich nett und nicht zu überfrachtet, es gibt einige sehr interessante Höhlen (z.B. die Neptungrotten), und vor allem gutes Essen und Trinken.
Die Zeit hatte ich leider nicht, sondern musste wieder einmal an einem noch freien Samstag einen Lauf finden, der mir Punkte für UTMB bringt. Trailrun.be hatte wieder mal das richtige Angebot, ein sehr familienfreundliches: Mit 11, 24, 34 du 50 km ist für jeden etwas dabei, außer vielleicht für die ganz ernsthaften Ultraläufer. Dazu hat man bei den 50 km dann auch nur knapp 1.200 Höhenmeter, so dass meine Uhr nach dem Lauf statt wie sonst üblich „Überbelastung“ auch nur „Formerhalt“ anzeigt. Ich war aber auch mal wieder nicht besonders motiviert unterwegs. Der Tag war eigentlich viel zu schön, um sich anzustrengen.
Die Organisation ist top, allerdings muss man auch 75 Euro mitbringen. Neben den Verpflegungsstationen bei 11, 25 und 41 km sind dann noch ein Bier und eine Medaille im Paket mit dabei. Trotzdem haben sich fast 200 Leute auf die lange Strecke begeben, noch einmal 700 auf die anderen. Es war also einiges los in dieser doch sehr ländlichen und sonst sehr ruhigen Gegend.
Der Lauf verläuft nicht durch die Stadt Chimay, wie man vermutet hätte, sondern südlich davon in Ost-West-Richtung. Die ersten und letzten Kilometer sind zwischen den verschiedenen Strecken gleich, so dass man, wenn man einen schlechten Tag hat, auch gut abkürzen könnte. Auf der langen Strecke gehen die ersten und die letzten 10 km relativ gerade durch den Wald, ohne größere Steigungen, die Kilometer dazwischen sind entsprechend dynamischer. An fünf bis sechs Stellen tun Stöcke ganz gut, so dass am besten einen Köcher dabeihat, oder ganz auf Stöcke verzichtet, wofür sich etwa 80% der Läufer entschieden haben.
Zwar liegt in diesem interessanteren Teil auch der Fluss L’Eau Noire, dieser ist jedoch deutlich kleiner und schneidet kein so tiefes Tal wie man das sonst von Flüssen in Belgien kennt. Der steilste Abschnitt ist dem entsprechend auch nicht ins Flusstal hinunter, sondern an einem Hang mit einer Mountainbike-Strecke. Zweimal rauf und runter, beides ging natürlich nicht besonders schnell. Allerdings war ich froh, zu Fuß und nicht mit dem Rad unterwegs zu sein. Das sind schon ganz andere Geschwindigkeiten plus größere Sprünge, die mich nicht wirklich gereizt hätte. Glücklicherweise waren an dem Tag aber auch keine Radfahrer unterwegs, so dass man ohne Verletzungen davonkam.
Verletzungen gab es eigentlich nur, wenn man die Füße nicht anständig gehoben hat und das Wurzelwerk im Wald zum Stolperstein wurde. Die Strecke war zwar in keiner Weise spektakulär, weder läuferisch noch touristisch, aber man musste dennoch sehr auf den Weg achten. Und der war wirklich sehr abwechslungsreich, eben gerade nicht die breiten Wanderwege, wie man sie in NRW etwa aus dem Bergischen Land kennt, sondern wirklich etwas von allem. Und sehr naturnah, kaum Berührung mit den kleinen Dörfern der Umgebung.
Die Temperaturen waren übrigens auch sehr angenehm. Morgens zum Start um 8 Uhr zwar noch 5 °C und etwas Sonne, dann bis 23 °C, aber man lief ja 90% der Zeit geschützt im Wald. Die Bachdurchquerungen waren auch ganz nett. Da meine Socken und Schuhe immer recht schnell getrocknet sind, war das kühle Wasser für mich eine ganz genüssliche Abkühlung der müden Waden. Viele andere Läufer haben aber eher versucht, gerade keine nassen Füße zu bekommen.
500 m vor dem Ziel hat es mich dann doch noch erwischt und ich bin tatsächlich einmal böse gestolpert. Zieleinlauf also mit blutigem Knie und in einer nicht ganz so tollen Stimmung, wie es der Lauf eigentlich verdient hätte. Beim Chimay Trappistenbier gab es eine längere Schlange, schlicht deshalb, weil man in Belgien auch nach einem Lauf das Bier langsam zapft und in Gläsern statt Plastikbechern oder Flaschen serviert, was einfach dauert. Schmeckt aber sehr gut. Die Medaille war auch etwas Besonderes – mit Doppelfunktion als Flaschenöffner. Schon praktisch, wenn Ort, Name des Laufes und Name der Brauerei übereinstimmen.
Meine Empfehlung also, falls jemand einmal in der Region ist oder ein Wochenende dort verbringen kann, nicht nur den Lauf machen, sondern sich etwas weiter umsehen. Belgien ist immer für einen Kurzurlaub gut. Das merkt man übrigens auch an den Waldhütten und den kleineren dekorierten Bereichen entlang der Strecke, etwa ein Abschnitt mit allen möglichen Holzschnitzereien entlang des Weges: Gerade für Kinder wird in der Region einiges geboten.