Florian Jäger ist wieder da. Sein zweites Buch wurde jetzt im Arete Verlag veröffentlicht. In „Zwischenläufe“ erzählt er von der poetischen Wildheit des Laufens.
Wie in seinem ersten Buch „Im Rhythmus des Laufens“ sind es einzelne Geschichten in abgeschlossenen Kapiteln. Dieses Mal geht es aber nicht ein einziges Mal um Wettkämpfe oder darauf gezieltes Training. Für den laufenden und studierten Psychologen und Literaten geht es um das freie und lustvolle Laufen an sich. Die Inspiration dazu erhielt Florian Jäger auch aus seinem Lieblingslaufbuch: „Lauf und Wahn“ von Günter Herburger. „Die Zwischenläufe sind das, was zwischen den großen Läufen und festen Plätzen liegt: das Beiläufige, das Verbindende – die Sätze zwischen den großen Behauptungen.“
So läuft der viel herumkommende Autor Florin Jäger an verschiedenen Orten und erzählt davon auf wunderbare Weise von dem Verbindenden des Laufens mit den verschiedensten Erscheinungen und Gedankengängen des bewussten oder vielmehr des aus dem Unbewussten bewusstwerdenden Lebens. Über äußere Wahrnehmungen erschließt sich ihm sein Inneres.
Das beschreibt er kunstvoll, phantastisch und auch spannend, wenn er am Teltowkanal laufend über ein Knistern die Entstehung von Energie verspürt, wenn er den Ätna hochlaufend das Laufen gedanklich versprachlicht, wenn er im eingrenzenden Nebel Beiruts laufend den Drang nach Befreiung, wenn er auf den Trainingspfaden in Iten die Demokratisierung des Laufens erfährt.
Einen Hauch wissenschaftlich wird es, wenn Florian Jäger über Komplizenschaft und Synchronisation im Schreiben wie im Laufen sinniert. Träumerisch wird es, wenn er auf elsässischen Trails ins Mittelalter läuft und daraus auftauchend Wald wird. Schöne Wortspiele entwickelt er in gedanklicher Sprache, wenn er im Regen in der Stadt Bergen läuft und resümiert: „Zwischen den Regenbergen in Regen-Bergen den Regen bergen.“ Schließlich bringt er sein freies Draufloslaufen mit der Assoziierung des Vagabundierens auf den Punkt: „Laufen ist Vagabundieren ist moderne Wanderschaft.“
Jedem Kapitel ist ein schwarz-weißes Foto vorangestellt. In einem abschließenden Interview, geführt vom ehemaligen Chefredakteur der Zeitschrift „Laufzeit“ Christian Bruneß, erklärt Florian Jäger seine Motivationen und seine Ziele. Für die „Laufzeit“ schreibt Florian Jäger seit 2021 seine Kolumne „Zwischenläufe.“
Fazit:
Mit psychologisch analytischer Methodik läuft Florian Jäger seine Wege und gewinnt dabei philosophische Erkenntnisse. Das Schöne daran ist, dass das nicht wissenschaftlich schwer, sondern unterhaltsam und locker geschieht. Für alle, die ein besonderes Laufbuch lesen oder verschenken wollen, sind die poetisch wilden „Zwischenläufe“ eine klare Kaufempfehlung.
Zwischenläufe: Von der poetischen Wildheit des Laufens Taschenbuch
Taschenbuch, 152 Seiten, Arete Verlag, 18 Euro
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